0.1 Titelbild - Alfred Toepfer Stiftung F.V.S.

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

Netzwerkmagazin 12|08 Einschüchterung, nämlich die Ritualisierung des Museumsbesuchs, hat viele Gründe. Dazu gehört die Scheu, Wissenslücken zu offenbaren und nachzufragen. Ein Beispiel: Das Museum, das wie selbstverständlich davon ausgeht, dass der Betrachter eines barocken Gemäldes bei der schlichten Kennzeichnung „Amor und Psyche“ die dahinter stehende Handlung der griechischen Mythenwelt kennt, verfehlt in der Regel die Realität der Besucher. Dann aber bleibt das Werk faktisch gänzlich kommentarlos. Die ausgestellte Kunst wird häufig dennoch wirken, aber ein Lernort entsteht auf diese Weise nicht. Viele Museen haben die Problematik längst erkannt und versuchen, mit speziellen Angeboten und Programmen oder durch die Neukonzeption ihrer Ausstellungen darauf zu reagieren. Trotzdem ist das „ideale Museum“ noch weit entfernt, in dem, wie Nils Jockel betont, auch keine speziellen Abteilungen für Kinder mehr notwendig wären: „Ein gutes Museum ist bereits an sich so spannend, dass es auch von Kindern erlebt werden kann.“ Für transferierbar hält er die Idee des Hubertus-Wald- Kinderreichs allerdings nicht, sondern plädiert vielmehr dafür, aus den Besonderheiten und dem Stil heraus eigene Antworten und Konzepte für die Museumspädagogik zu finden. Berücksichtigen muss man dabei auch, dass nicht jede Ausstellung ein „Hands-on“- Konzept erlaubt. Die Designobjekte des Museums für Kunst und Gewerbe sind Thema nicht unersetzlich, historische Exponate dagegen müssen zwingend vor dem Publikum geschützt werden. Trotzdem ist Innovation auch unter anderen Umständen möglich, wenn sie andere Wege geht. Die Forschungen von Dr. Martin Tröndle sind ein Beispiel dafür, wie auf ernsthafte Weise das Erlebnis Museum wahrnehmungspsychologisch und kulturwissenschaftlich hinterfragt werden kann (Seite 9). Häufig bleiben Initiativen, die die Öffnung des Museums für neue Besuchergruppen bezwecken, dagegen an der Oberfläche. Die mittlerweile bundesweit etablierten „Langen Nächte der Museen“ etwa setzen auf den Event-Charakter. Wie viel damit für das Museum als Bildungseinrichtung gewonnen ist, bleibt die Frage. Die Erkenntnis, dass museumspädagogische Fragen nicht nur Kinder betreffen und außerdem nicht mit PR verwechselt werden dürfen, stand auch am Anfang des Fellowships für Kulturinnovation von Dr. Carolin Kollewe, das die Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. von 2007 bis 2009 förderte. Zu den Projekten, die sie bei den Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen verwirklichte, gehörte eine Untersuchung zu der Frage, welche museumspädagogischen Anforderungen ältere Menschen stellen und wie diese berücksichtigt werden können. Das Ergebnis: Spezielle Angebote für Senioren schrecken eher ab, denn die negative Konnotation des Alterns in unserer Gesellschaft hat zur Folge, dass viele Besucher sich nur un- 25 Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. www.toepfer-fvs.de
Thema gern dieser Gruppe zurechnen. Ausnahmen gelten selbstverständlich für Besucher mit eingeschränkter Mobilität oder in Details, wie etwa bei der Uhrzeit des Museumsbesuchs, die aufgrund der Beiträge von Frau Kollewe nun mit einer neuen Mittagsführung berücksichtigt wird. Die übrigen Forderungen, die von Besuchern höherer Altersgruppen erhoben werden, kommen allen zugute: Eine höhere Nutzerfreundlichkeit, klare Ausschilderung, Sitzgelegenheiten in den Ausstellungsräumen, Serviceorientierung. Betrachtet man diese Ergebnisse auch im Licht der Erfahrungen aus der Kinderpädagogik, so liegt die Schlussfolgerung nahe, dass ein auf das Publikum abgestimmtes und gut konzipiertes Museum weniger Spezialangebote für bestimmte Altergruppen benötigt, sondern vielmehr von vornherein intergenerativ angelegt ist. Die dennoch notwendige Differenzierung kann sich dann von dieser Grundannahme aus entwickeln. So beschäftigen sich mit dem Thema der kulturellen Bildung für SeniorInnen schon jetzt verschiedene Initiativen, darunter das Institut für Bildung und Kultur e.V. in Nordrhein- Westfalen. Der gemeinnützige Verein koordiniert unter anderem das Europäische Zentrum für Kultur und Bildung im Alter („KUBIA“). Und gute Konzepte für den Museumsnachwuchs bleiben zukünftig ein wichtiges Thema, wie das Beispiel der Masterarbeit der Alfred- Toepfer-Stipendiatin Katarzyna Warpas zeigt. Eine Zusammenfassung ihrer Ergebnisse können Sie in diesem Netzwerkmagazin finden. lo Netzwerkmagazin 12|08 LINKS UND LITERATUR www.garten-der-dinge.de Das Hubertus-Wald-Kinderreich des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg www.ses-sachsen.de Die Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen www.ibk-kultur.de Das Institut für Bildung und Kultur e.V. 26 Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. www.toepfer-fvs.de
Seite 1 und 2: NETZWERK magazin In dieser Ausgabe
Seite 3 und 4: Editorial Sehr geehrte, liebe Mitgl
Seite 5 und 6: Inhalt Horizonte erweitern 27 Kompl
Seite 7 und 8: Kurz gemeldet Abpfiff beim Auswärt
Seite 9 und 10: Kurz gemeldet Bewerbungsverfahren u
Seite 11 und 12: Menschen sierte mit den Strukturen
Seite 13 und 14: Menschen Transformation in ein Kuns
Seite 15 und 16: Menschen schaften, beispielsweise d
Seite 17 und 18: Thema wie bei der Rhythmusübung, m
Seite 19 und 20: Thema Der Hamburger Max-Brauer-Prei
Seite 21 und 22: Thema bewerb zur Werteerziehung an
Seite 23 und 24: Thema Ihre Stiftungszwecke verfolgt
Seite 25: Thema im Klingenden Museum Gegenst
Seite 29 und 30: Projekte falt von Expressionismus,
Seite 31 und 32: Projekte Kann es, bezogen auf den H
Seite 33 und 34: Projekte Auf- und Abbaus an anderen
Seite 35 und 36: Projekte gezogen werden? AW: In uns
Seite 37 und 38: Projekte nen vier Jahren aufgebaut
Seite 39 und 40: Projekte NM: Ist die Kooperation de
Seite 41 und 42: Texte publik gemacht Stauffenberg w
Seite 43 und 44: Texte publik gemacht sitionell eing
Seite 45 und 46: Texte publik gemacht kehrt das Vers
Seite 47 und 48: Texte publik gemacht Leuschners, da
Seite 49 und 50: Texte publik gemacht Feldzug, der m
Seite 51 und 52: Texte publik gemacht Modern museum
Seite 53 und 54: Texte publik gemacht an exhibition
Seite 55 und 56: Texte publik gemacht Netzwerkmagazi
Seite 57 und 58: Links 15. Oktober 2009 — Eröffnu
Seite 59 und 60: Links Ploteus Die EU-Kommission fas
Seite 61 und 62: Ihre Anregungen und Kritik Was kön

0.1 Titelbild - Alfred Toepfer Stiftung F.V.S.

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?