0.1 Titelbild - Alfred Toepfer Stiftung F.V.S.
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Menschen<br />
Transformation in ein Kunstwerk und<br />
die Bewertung durch den Kunstbetrieb<br />
als ein ästhetisches und auch monetär<br />
wertvolles Objekt bis hin zur Rezeption<br />
durch den Betrachter und den Erwerb<br />
durch den Käufer. Diesen Prozess in<br />
seiner Gänze mit den Mitteln der Entscheidungstheorie<br />
zu verstehen, ist das<br />
Vorhaben, dem sich Tröndle mit seinen<br />
Projekten widmet. Der nächste Baustein<br />
dazu wird die Untersuchung zur Frage<br />
Eine Teilnehmerin von eMotion mit Datenhandschuh<br />
vor einem Werk von On Kawara<br />
„Wie wird Kunst?“ sein.<br />
Eine Entscheidung, über die mancher<br />
Protagonist des Ausstellungsbetriebs<br />
wohl lieber nicht besonders viel mehr<br />
wissen möchte, ist diejenige des Museumsbesuchers,<br />
wie lange er welches Bild<br />
betrachtet und warum. Zwar sind Untersuchungen<br />
zur Wanderung des Blicks<br />
bei der Betrachtung eines Einzelkunstwerks<br />
wie etwa der Nofretete-Büste<br />
schon längst Allgemeingut. Für ganze<br />
Ausstellungen gilt das jedoch nicht,<br />
zumal wenn subtilere Besucherreaktionen<br />
gemessen werden. Im Kunstmuseum<br />
St. Gallen wurden die Besucher der<br />
Ausstellung „11 : 1 (+ 3). Elf Sammlungen<br />
für ein Museum“ in den Sommermonaten<br />
zu Teilnehmern einer „psychogeographischen<br />
Kartierung“. Das<br />
Nationalforschungsprojekt eMotion<br />
hatte sich vorgenommen, die Wirkung<br />
des Museums empirisch und experimentell<br />
zu untersuchen; an der Spitze<br />
des interdisziplinären Forschungsteams<br />
steht Martin Tröndle. Die Museumsbesucher<br />
werden mit Messgeräten ausgerüstet,<br />
die ihre Wegstrecke in der Ausstellung<br />
nachzeichnen und emotionale<br />
Aktivität anhand von Schweiß- und<br />
Blutdruckmessungen registrieren.<br />
Durch die Veränderung der Ausstellung,<br />
etwa das Umhängen der Bilder, hoffen<br />
die Initiatoren Aussagen über die Auswirkungen<br />
kuratorischer Entscheidungen<br />
auf das Besucherverhalten machen<br />
zu können. Tröndles Ansatz der Entscheidungsanalyse<br />
kommt hier also<br />
gleich mehrfach zur Anwendung, fügt<br />
sich allerdings gleichzeitig mit den<br />
beiden anderen Schwerpunkten seiner<br />
Arbeit zusammen.<br />
Da ist zum einen wiederum die Kunstforschung,<br />
für die er übrigens auch seit<br />
1. September 2009 eine Juniorprofessur<br />
an der Zeppelin Universität Friedrichshafen<br />
innehat. An eMotion wirken nicht<br />
nur Psychologen, Soziologen und Programmierer<br />
zusammen, auch der Medienkünstler<br />
Steven Greenwood und<br />
der Klangexperte Chadrasekhar Ramakrishnan.<br />
Sie werden die Ergebnisse<br />
des Projekts als visuelle und akustische<br />
Netzwerkmagazin 12|08<br />
12<br />
<strong>Alfred</strong> <strong>Toepfer</strong> <strong>Stiftung</strong> F.V.S. www.toepfer-fvs.de