0.1 Titelbild - Alfred Toepfer Stiftung F.V.S.
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Netzwerkmagazin 12|08<br />
Tröndle wollte sich bewusst nicht zu<br />
früh auf den von vielen Unwägbarkeiten<br />
bestimmten Weg festlegen und entschloss<br />
sich , seine künstlerische Ausbildung<br />
um ein Studium der Kulturwissenschaften<br />
und des Kulturmanagements<br />
in Ludwigsburg zu ergänzen.<br />
Dass er dort eine Passion fand, die derjenigen<br />
des Musizierens zumindest<br />
gleichkommt, das merkt jeder Gesprächspartner,<br />
der sich von Tröndle die<br />
Stationen und Forschungsprojekte auf<br />
seinem Weg seither berichten lässt. Mit<br />
ebenso breiten wie in die Tiefe gehenden<br />
Kenntnissen, vor allem aber mit<br />
Leidenschaft für eine präzise und gegenüber<br />
Neuerungen aufgeschlossene<br />
geistige Durchdringung des Kulturschaffens<br />
und -vermittelns fügt er Projekte<br />
wie Bausteine zusammen, die am<br />
Schluss im besten Falle in eine umfassende<br />
Kunsttheorie münden. Das Interdisziplinäre<br />
ist dabei sein stetiger Begleiter.<br />
In der Überschreitung scheinbar fest<br />
gemauerter Kategorien hat auch sein<br />
erstes größeres Projekt nach dem Studium<br />
seinen Ursprung. Die Biennale Bern,<br />
die er zusammen mit Stephan Schmidt<br />
gründete, hat sich mittlerweile als spartenübergreifendes<br />
Festival für zeitgenössische<br />
Kunst etabliert. Ihre Entstehung<br />
verdankt sich der Vorgabe des<br />
schweizerischen Gesetzgebers, der den<br />
Hochschulen ausnahmslos vorschrieb,<br />
fortan forschend tätig zu sein. Die<br />
Kunsthochschulen sahen sich dabei mit<br />
dem Problem konfrontiert, dass nicht<br />
Menschen<br />
etwa z. B. die kunsthistorische Forschung<br />
gemeint war, sondern sie vielmehr<br />
aufgefordert wurden, Wissenschaft<br />
mit den Mitteln des Künstlers zu<br />
betreiben. Diese Methode der Kunstforschung<br />
hat in den letzten Jahren enorme<br />
Fortschritte gemacht; als Tröndle und<br />
Schmidt sich damit befassten, mussten<br />
sie hingegen noch viele neue Wege<br />
beschreiten. Die Ergebnisse wurden<br />
schließlich 2001 in der ersten Biennale<br />
Bern präsentiert.<br />
Tröndle wandte sich anschließend seiner<br />
Dissertation zu, in der er sich ausführlich<br />
mit dem Thema des Entscheidens<br />
im Kulturbetrieb befasste. Das<br />
Werk ist der Praxis verpflichtet, die es<br />
sich zum Gegenstand wählt, analysiert<br />
diese aber in einer methodisch stringenten<br />
Weise anhand einer abstrakten<br />
Theorie zur Entstehung und Durchsetzung<br />
von Entscheidungen in den Organisationen<br />
der Kultur. Bis heute verfolgt<br />
Tröndle diesen Ansatz weiter, der Entscheidungen<br />
zum maßgeblichen Untersuchungsgegenstand<br />
erklärt. Er selbst,<br />
geprägt durch systemtheoretische Vorstellungen,<br />
erläutert sein Erkenntnisinteresse<br />
so: „Wie werden systemrationale<br />
Entscheidungen gefällt, also Entscheidungen,<br />
die einer bestimmten Systemlogik<br />
entsprechen und zwar nur dieser<br />
Systemlogik? Ich versuche, diese spezifischen<br />
Systemlogiken des Kulturbetriebs<br />
freizulegen.“ Am Ende seines Ansatzes<br />
steht eine Analyse der Entscheidungen<br />
durch die gesamte Kette hindurch: Von<br />
der Schaffung des Werkes über seine<br />
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<strong>Alfred</strong> <strong>Toepfer</strong> <strong>Stiftung</strong> F.V.S.<br />
www.toepfer-fvs.de