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Netzwerkmagazin 12|08 Die Kunst(, zu) vermitteln Zur künstlerischen Forschung mit Martin Tröndle Menschen Mit Erfahrung, wissenschaftlich motiviertem Engagement und Witz leitet Dr. Martin Tröndle Concerto 21. Die Sommerakademie für Aufführungskultur und Musikmanagement der Alfred Toepfer er Stiftung F.V.S., die jüngst wieder im Seminarzentrum Gut Siggen stattt- fand. Das Netzwerkmagazin magazin, , in dem vergangenes Jahr schon sein Beitrag zu der Frage „Wie kommt das neue in die Kultur?“ zu lesen war, porträtiert den Kunstwissenschaftler und seine Projekte, die über die Bestrebungen nach einer Modernisierung des bürgerlichen Konzerts weit hinausgehen. hen. Dass soziale Ereignisse bestimmten Konventionen und Riten folgen, ist ein Befund, der die lateinische Messe mit dem Breakdance Battle verbindet. Auch das klassische Konzert folgt weitgehend festen Regeln, die sich Ende des 19. Jahrhunderts in der noch heute gültigen Form etabliert haben. Man kann in dieser Verfestigung den Endpunkt eines historischen Ziels in der Entwicklung der Aufführungstradition „klassischer“ Musik entdecken, an dem sie ihre höchstmögliche Verfeinerung erreicht hat, die das Werk in gleichsam sakraler Weise feiert und ihm unbedingten Raum bietet. Dann allerdings liegt es nicht fern, angesichts der statistischen Erhebungen zur Besucherzahl und - struktur der Konzerte zu befürchten, dass dieser Höhe- gleichzeitig ein Schlusspunkt ist. Ändert sich an diesen Kennzahlen nämlich nichts, dann wird das bürgerliche Konzertwesen schon die nächsten Jahrzehnte nicht in der heutigen Ausdehnung überleben, sondern zur Randkultur in wenigen Metropolen schrumpfen. Martin Tröndle Dieser Niedergangsvision begegnen zahlreiche Orchester und größere Ensembles schon seit einiger Zeit mit Programmen, die unter der Überschrift „Education“ oder „Audience Development“ darauf ausgerichtet sind, Interes- 9 Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. www.toepfer-fvs.de
Menschen sierte mit den Strukturen des Konzerts und der Musik vertraut zu machen und sie an die beschriebene Tradition heranzuführen. Diese — verdienstvolle — Arbeit reicht dem Kulturwissenschaftler Martin Tröndle nicht. „Man muss das Konzert verändern, um es zu erhalten. Denn die Krise der klassischen Musik ist keine Krise der Musik, sondern eine ihrer Aufführungskultur.“ So schreibt er in dem von ihm herausgegebenen und jüngst erschienenen Sammelband „Das Konzert“, der vor allem die Beiträge zweier Tagungen versammelt, von denen eine im Mai 2008 unter dem Titel „Auf der Suche nach dem Publikum“ von der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. veranstaltet wurde. Covern massentauglicher Sampler lächeln und deren Repertoire sich wie die Playlist weichgespülter „Klassik“- Radioprogramme liest. Eine Beschäftigung mit dem Publikum, seiner Struktur und seinen Wünschen, einer ihm angepassten Inszenierung von Musik und entsprechender Öffentlichkeitsarbeit ist aber dennoch notwendig und bildet daher den Lehrstoff der Akademie. Nicht der ernsthafte Umgang mit dem Werk steht zur Disposition, sondern der Rahmen, in dem dieser präsentiert wird. Netzwerkmagazin 12|08 Das Engagement für eine Fortentwicklung des Konzertwesens und seiner Aufführungskultur ist seitdem ein Anliegen Tröndles, das er als Leiter von Concerto 21. weiterverfolgt. Diese „Sommerakademie für Aufführungskultur und Musikmanagement“, die im Juli und August zum zweiten Mal im Seminarzentrum Gut Siggen stattfand, geht über einen Anstoß zu neuen Formen des Konzertierens allerdings hinaus. In Kooperation mit dem Deutschen Musikrat möchte die Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. vielmehr umfassend junge Künstler und Ensembles auf die Selbstständigkeit in einem veränderten Umfeld vorbereiten. Dabei geht es nicht um möglichst Umsatz steigernde Popularisierung, deren hochgestylte Protagonisten mittlerweile seit Jahren von den Vortrag im Grünen bei Concerto 21. Die Verbindung von Management und Musik, von Ökonomie und Kultur, das ist eine Leitlinie, die auch den Lebenslauf von Martin Tröndle bestimmt. Schon während seiner Schulzeit in Donaueschingen, einer Hochburg der zeitgenössischen Musik, übte er für das Ziel einer Karriere als Gitarrist und erhielt außerdem mit 18 Jahren Kompositionsunterricht. Konsequenterweise folgte auf das Abitur ein Studium der Musik, das er in Bern abschloss und in Luzern in der Konzertklasse weiterführte. Das Lebensziel des professionellen Musikers stand bis dahin indes noch nicht fest; 10 Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. www.toepfer-fvs.de
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