"Schutzausrüstung" (Deutsch) (PDF | 4.9 MB) - Amprion
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Technischer Bericht<br />
Netzstörung mit<br />
Versorgungsunterbrechung<br />
am 2. September 2004
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag den 2. September 2004 2<br />
Inhaltsverzeichnis:<br />
1 ZUSAMMENFASSUNG .....................................................................................3<br />
2 STÖRUNGSABLAUF ........................................................................................6<br />
2.1 Netzzustand vor Fehlereintritt ............................................................................................ 6<br />
2.1.1 Betriebsmitteleinsatz (Kraftwerke in Betrieb) .................................................................... 7<br />
2.1.2 Lastaufteilung vor der Störung ......................................................................................... 8<br />
2.2 Netzwiederaufbau..............................................................................................................10<br />
2.3 Zeitliche Abfolge der Ereignisse im Rahmen der Stromstörung ......................................10<br />
2.4 Informationsfluss zwischen RWE und CEGEDEL .............................................................12<br />
3 TECHNISCHE ANALYSE DER EREIGNISSE.................................................. 14<br />
3.1 Entwicklung der Netzsituation unmittelbar vor der Störung ............................................14<br />
3.2 Auslösung der Saar-Nord-Leitung ....................................................................................14<br />
3.3 Auslösung der Osburg-Leitung.........................................................................................19<br />
3.3.1 Beschreibung der Schutzgeräte ..................................................................................... 19<br />
3.3.2 Schutzanregung durch Leistungspendelungen auf der Osburg-Leitung .......................... 20<br />
3.3.3 Auslösung der Osburg-Leitung durch Schutzüberfunktion .............................................. 22<br />
3.4 Auslösung der Kondelwald-Leitung..................................................................................23<br />
3.4.1 Schutzreaktionen/Aufzeichnungen ................................................................................. 23<br />
3.5 Erster Wiederzuschaltversuch ..........................................................................................27<br />
3.5.1 Stromflüsse/Spannungsverlauf ...................................................................................... 27<br />
3.5.2 Kraftwerk Vianden und Osburg-Leitung beim Einschaltversuch...................................... 29<br />
3.6 Zweiter Wiederzuschaltversuch ........................................................................................29<br />
3.7 Maßnahmen seitens CEGEDEL zur Sicherung der Versorgung .......................................31<br />
3.7.1 Kontakte zu RWE .......................................................................................................... 31<br />
3.7.2 Noteinspeisung über SOTEL ......................................................................................... 31<br />
3.7.3 Kontakte zu TWINerg..................................................................................................... 32<br />
3.7.4 Wiederherstellung der Normalschaltung zwischen CEGEDEL und SOTEL..................... 32<br />
3.8 Wiederversorgung der CEGEDEL .....................................................................................33<br />
3.9 Wiederversorgung des Raumes Trier / Eifel......................................................................34<br />
4 EINHALTUNG DER (N-1)-SICHERHEIT .......................................................... 36<br />
5 EINGELEITETE SOFORTMAßNAHMEN UND WEITERE KONSEQUENZEN .. 38<br />
6 ANLAGEN....................................................................................................... 39
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag den 2. September 2004 3<br />
1 Zusammenfassung<br />
Am Donnerstag, den 2. September 2004, kam es um 16:51 Uhr im Höchstspannungsnetz<br />
der RWE Transportnetz Strom GmbH zu einer Netzstörung mit anschließender<br />
Versorgungsunterbrechung. Betroffen waren Gebiete in Rheinland-Pfalz sowie die öffentliche<br />
Stromversorgung von Luxemburg (siehe Abbildung 1).<br />
Betroffenes Gebiet<br />
Abbildung 1 : Darstellung des von der Netzstörung betroffenen Gebietes<br />
Nach Auswertung der Daten und umfassender Analyse konnten zwei voneinander<br />
unabhängige Ereignisse als Ursache der Störung ermittelt werden. Zunächst kam es in der<br />
220 kV-Leitung (kV = Kilovolt) „Saar-Nord“ von Diefflen nach Trier an einem etwa zehn<br />
Kilometer langen Leitungsabschnitt in der Nähe von Merzig (Saarland) zu einem Kurzschluss<br />
zwischen zwei Leiterseilen („2-poliger Fehler"), dessen Ursache nicht ermittelt werden<br />
konnte. Hinzu kam eine Überfunktion eines Schutzgerätes der 220 kV-Leitung „Osburg“ von<br />
Uchtelfangen nach Trier in der Station Trier-Quint, die zur Auslösung der Osburg-Leitung<br />
führte. Die Ursache der Überfunktion, bei der das Schutzgerät nach Anregung infolge einer
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 4<br />
Leistungspendelung nicht wieder in den Ruhezustand zurückfiel, sondern die Leitung<br />
abschaltete, konnte trotz eingehender Laboruntersuchungen nicht geklärt werden.<br />
Da zum Zeitpunkt der Störung längerfristig geplante Wartungsarbeiten am 380/220-kV-<br />
Netzkuppeltransformator 41 in der Station Niederstedem in der Nähe von Bitburg<br />
stattfanden, kam es nach Ausfall der beiden Leitungen zu einer Überlast auf der letzt<br />
verbliebenen 220 kV-Leitung „Kondelwald“ von Weißenthurm nach Niederstedem, die<br />
daraufhin ebenfalls auslöste.<br />
Damit war das 220-kV-Netz in der Region Trier und in Luxemburg spannungslos und die<br />
Stromversorgung unterbrochen. Insgesamt betrug die ausgefallene Leistung auf deutschem<br />
Gebiet ca. 380 Megawatt (MW) und in Luxemburg ca. 480 MW.<br />
Die im Rahmen der Störungsaufklärung durchgeführte Analyse der Lastsituation zeigt, dass<br />
sich das Netz mit insgesamt drei zur Verfügung stehenden 220 kV-Leitungen auch bei<br />
ausgeschaltetem Transformator unmittelbar vor Eintritt der Störung am 2. September 2004<br />
um 16:51 Uhr in einem (n-1)-sicheren Zustand befand. Dies bestätigen sowohl die On-line<br />
Berechnungen als auch die Aufzeichnungen.<br />
Um 17:23 Uhr war nach der Zuschaltung der Kondelwald-Leitung die Störung des<br />
Höchstspannungsnetzes wieder behoben. Um 17:43 Uhr wurde die Osburg-Leitung wieder<br />
zugeschaltet. Nach Inspektion der Saar-Nord-Leitung, die keinen optischen Befund ergab,<br />
wurde diese gegen 21:13 Uhr wieder ans Netz geschaltet. Damit waren alle 220-kV-<br />
Leitungen wieder unter Spannung und die Normalschaltung des 220-kV-Netzes wieder<br />
hergestellt.<br />
Die Versorgung der Verteilungsnetze war in Luxemburg auf Grund eines anderen<br />
Schutzkonzeptes bereits mit der Behebung der Störung im Höchstspannungsnetz um 17:23<br />
Uhr wiederhergestellt. Die Verteilungsnetztransformatoren in Trier und in der Eifel wurden ab<br />
17:23 Uhr schrittweise wieder zugeschaltet. Dies geschah zum Teil manuell mit Hilfe der<br />
Ortssteuerungen in den Umspannanlagen. Die vollständige Wiederversorgung aller Kunden<br />
war gegen 21:24 Uhr abgeschlossen.<br />
CEGEDEL und RWE Transportnetz Strom haben nach Analyse des Störungsablaufs keine<br />
konzeptionellen oder betrieblichen Mängel in der Netzführung festgestellt. Die Störung gibt<br />
dennoch dazu Veranlassung, die Sicherheitsreserven und die betriebliche Flexibilität in der
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 5<br />
betroffenen Netzregion mit Hilfe der auf Grund des prognostizierten Lastzuwachs in<br />
Luxemburg bereits geplanten Maßnahmen möglichst zeitnah zu erhöhen. Daher wird die<br />
geplante Netzverstärkung durch einen weiteren Netzkuppeltransformator in Niederstedem<br />
mit hoher Priorität weitergeführt. Darüber hinaus wird durch CEGEDEL auch geprüft,<br />
inwieweit eine veränderte Netztopologie durch Kopplung der Netze von CEGEDEL und<br />
SOTEL in Luxemburg zu einer weiteren Erhöhung der Versorgungssicherheit beitragen<br />
kann.<br />
Die Analyse des Netzwiederaufbaus zeigte, dass sich in einer solchen Situation die<br />
automatische Spannungsregelung mit Hilfe der Stufung von Transformatoren im Hinblick auf<br />
Wiedereinschaltprozesse zeitverzögernd auswirken kann. Um ein Durchlaufen der<br />
Stufensteller mit automatischer Endabschaltung zukünftig zu umgehen, werden die<br />
Fernsteuerfunktionen dahingehend erweitert, die automatische Trafostufung im Bedarfsfall<br />
blockieren zu können.
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 6<br />
2 Störungsablauf<br />
2.1 Netzzustand vor Fehlereintritt<br />
Vor dem Fehlereintritt wurde die Stromversorgung in der Region um Trier und Luxemburg<br />
(Netzgruppe Trier) über folgende 220-kV-Leitungen sichergestellt:<br />
• Saar Nord-Leitung von Diefflen (Saarland) nach Trier<br />
• Osburg-Leitung von Uchtelfangen (Saarland) nach Quint<br />
• Kondelwald-Leitung von Weissenthurm (Rheinland-Pfalz) nach Niederstedem<br />
Eine weitere Möglichkeit zur Versorgung der Netzgruppe Trier, eine Einspeisung über den<br />
380/220-kV-Transformator Trafo 41 in Niederstedem, stand vor dem Fehlereintritt nicht zur<br />
Verfügung, da dieser in der Zeit vom 30.08.2004 bis einschließlich 10.09.2004 auf Grund<br />
längerfristig geplanter Instandhaltungsarbeiten planmäßig außer Betrieb war. Während<br />
dieser geplanten Freischaltung war dort die 380/220-kV-Netzkupplung geöffnet.<br />
O<br />
Weißenthurm<br />
W<br />
Metternich<br />
O<br />
Soonwald<br />
W<br />
SD<br />
2b<br />
Biblis<br />
1a<br />
O<br />
Kugelberg<br />
W<br />
SD<br />
421<br />
WEISSENTHURM<br />
211<br />
212<br />
1000<br />
+60°<br />
E 4,8kA<br />
1p<br />
SD<br />
Nette-O<br />
Tr.21<br />
Bandstahl<br />
Tr.22<br />
BANDSTAHL<br />
21 22<br />
KOBLENZ<br />
411<br />
Kelsterbach-W<br />
Neuwied-N<br />
NEUWIED<br />
211 212<br />
21<br />
BÜRSTADT<br />
Windesheim<br />
Roxheim-N<br />
41 42<br />
1000<br />
+60°<br />
45<br />
SD<br />
600<br />
21<br />
a/b<br />
21<br />
22<br />
1a<br />
2b<br />
Anilin<br />
3c<br />
4d<br />
28 29<br />
C 808<br />
Weingarten<br />
Roxheim-S<br />
NIEDERHAUSEN<br />
BASF W 210<br />
SD<br />
Enz-N<br />
BAULER<br />
SD<br />
Vianden 2b<br />
Vianden 1a<br />
Vianden 3c<br />
Vianden 4d<br />
Kondelwald<br />
Eifel<br />
WENGEROHR<br />
22<br />
21<br />
O<br />
Niederstedem<br />
W<br />
41<br />
Planmäßig ausser Betrieb<br />
1000<br />
NIEDERSTEDEM<br />
-60°<br />
TRIER<br />
21<br />
21<br />
22<br />
VIANDEN<br />
3/4/5 1/2 10 6/7 8/9<br />
O<br />
Selhausen<br />
W<br />
Roost - Bauler - S<br />
O<br />
Heisdorf-Trier-S<br />
21<br />
21<br />
a<br />
b<br />
QUINT<br />
Saar-N<br />
Heisdorf-Quint-N<br />
1a<br />
Dill.Hütte<br />
2b<br />
Nalbach<br />
W<br />
Obergr.<br />
DILLINGER HÜTTE<br />
DIEFFLEN<br />
SAARWELLINGEN<br />
OBERGRABEN<br />
21 22 22<br />
21<br />
O<br />
Uchtelfangen<br />
W<br />
O<br />
N<br />
S<br />
22<br />
Pfalz<br />
OTTERBACH<br />
21<br />
22<br />
21 22 23 24<br />
22 23<br />
25 A 727 21<br />
27<br />
W 235<br />
Bürstadt<br />
24<br />
Otterbach-N<br />
21<br />
22<br />
21<br />
HO<strong>MB</strong>URG<br />
ST. BARBARA<br />
Otterbach-S<br />
Osburg<br />
23<br />
S<br />
Ensdorf<br />
N<br />
ENSDORF<br />
SD<br />
3<br />
21<br />
22 23<br />
St. Avold<br />
Weiher<br />
-2b<br />
WEIHER<br />
C<br />
Barbara<br />
211<br />
421<br />
UCHTELFANGEN<br />
411<br />
412<br />
1000<br />
-60°<br />
SD<br />
Vigy-2-S<br />
Vigy-1-N<br />
VIGY<br />
KN21<br />
KN22<br />
KN21<br />
KN22<br />
W<br />
KN21<br />
KN22<br />
ST. AVOLD<br />
FLEBOUR<br />
ROOST<br />
HEISDORF<br />
220 kV 380 kV<br />
Abbildung 2: Netztopologie vor Störungsbeginn (Quelle: RWE)<br />
Darüber hinaus bestand die Möglichkeit, im Bedarfsfall zur Gewährleistung der (n-1)-<br />
Sicherheit die oben genannten 220-kV-Leitungen durch eine direkte Einspeisung in die
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 7<br />
Netzregion aus dem Kraftwerk Vianden zu entlasten. Diese Einspeisung in die<br />
Umspannanlage Niederstedem war vertraglich vereinbart.<br />
Die Versorgung Luxemburgs erfolgte vor dem Fehlereintritt über folgende 220-kV-Leitungen<br />
aus dem Höchstspannungsnetz der RWE:<br />
• Leitung von Trier nach Heisdorf<br />
• Leitung von Quint nach Heisdorf<br />
• Leitung von Bauler nach Flebour<br />
• Leitung von Bauler nach Roost<br />
Die Netztopologie des Höchstspannungsnetzes dieser Region vor Eintritt der Störung zeigt<br />
Abbildung 2.<br />
2.1.1 Betriebsmitteleinsatz (Kraftwerke in Betrieb)<br />
Die Netzgruppe Trier wurde vor dem Fehlereintritt wie folgt versorgt (vgl. Abbildung 2):<br />
In den Umspannanlagen Weissenthurm und Uchtelfangen bestand jeweils eine Einspeisung<br />
aus der 380-kV-Ebene mittels eines Netzkuppeltransformators von 1000 MVA Nennleistung.<br />
In die 220-kV-Anlage Uchtelfangen speiste das Kraftwerk Weiher (Nennwirkleistung: 640<br />
MW) eine Leistung von 583 MVA ein. In die Anlage Ensdorf, die in die Doppelleitung<br />
zwischen Uchtelfangen und Diefflen eingeschleift ist, speiste das Kraftwerk Ensdorf<br />
(Nennwirkleistung: 300 MW) zusätzlich eine Leistung von 210 MVA ein.<br />
Zum Zeitpunkt des Fehlereintritts waren im Kraftwerk Vianden eine Maschine im<br />
Pumpbetrieb und sechs Maschinen im Phasenschieberbetrieb 1 . Es befand sich keine<br />
Maschine im Generatorbetrieb.<br />
1 Mit Phasenschieberbetrieb wird die Betriebsweise einer Maschine bezeichnet, bei der der Generator<br />
zur Spannungsstützung Blindleistung (induktiv oder kapazitiv) erzeugt.
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 8<br />
Im Einzelnen befanden sich die Maschinen des Kraftwerks Vianden um 16:51 Uhr in<br />
folgenden Betriebszuständen:<br />
Auf der Leitung 1a: M1 in Betriebsbereitschaft<br />
M2 in Phasenschieber mit 57 MVAr<br />
M10 im Stillstand (Inbetriebnahme des neuen Trafos)<br />
Auf der Leitung 2b: M3 im Pumpbetrieb mit 68 MW; 53 MVAr<br />
M4 im Phasenschieber mit 58 MVAr<br />
M5 im Phasenschieber mit 43,5 MVAr<br />
Auf der Leitung 3c: M6 im Phasenschieber mit 52 MVAr<br />
M7 im Phasenschieber mit 62 MVAr<br />
Auf der Leitung 4d: M8 im Phasenschieber mit 46 MVAr<br />
M9 in Betriebsbereitschaft<br />
Das Kraftwerk Vianden hat daher in Niederstedem direkt eine Blindleistung von 217 MVAr<br />
eingespeist. Über die Anlage Bauler, wo die Leitung Vianden 2b (Maschinen 3, 4 und 5)<br />
eingeschleift ist, bezog das Kraftwerk Vianden eine Wirkleistung in Höhe von 68 MW aus<br />
dem Netz und erzeugte eine Blindleistung in Höhe von 58 + 43,5 – 53 = 48,5 MVAr induktiv.<br />
2.1.2 Lastaufteilung vor der Störung<br />
Vor Störungseintritt wurden angesichts des Betriebsmittelzustandes und der Lastsituation<br />
folgende Leistungsflüsse auf den zur Versorgung der Netzgruppe Trier zur Verfügung<br />
stehenden Leitungen gemessen (Angaben aus dem SCADA-System der RWE):<br />
Leitung Saar-Nord:<br />
Strom = 630 A; Spannung = 233 kV. Dies entspricht einer<br />
Scheinleistung von 254,2 MVA bei einer Wirkleistung von<br />
254,0 MW.<br />
Leitung Osburg:<br />
Strom = 775 A; Spannung = 243 kV. Dies entspricht einer<br />
Scheinleistung von 326,2 MVA bei einer Wirkleistung von<br />
323,0 MW.<br />
Leitung Kondelwald:<br />
Strom = 591 A; Spannung = 238 kV. Dies entspricht einer<br />
Scheinleistung von 243,6 MVA bei einer Wirkleistung von<br />
242,2 MW.
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 9<br />
Auf den Übergabeleitungen von RWE zur CEGEDEL wurden vor dem Fehlereintritt folgende<br />
Leistungsflüsse gemessen (Quelle: CEGEDEL; Aufzeichnungen auf digitalem<br />
Messwertschreiber LEM; Abbildungen siehe Anhang 1):<br />
Leitung Trier – Heisdorf:<br />
Strom = 375 A, Spannung = 232 kV. Dies entspricht einer<br />
Scheinleistung von 150 MVA bei einer gemessenen<br />
Wirkleistung von 148,4 MW<br />
Leitung Quint – Heisdorf:<br />
Strom = 412 A; 445 A, 450 A, Spannung = 232 kV. Dies<br />
entspricht einer Scheinleistung von 175 MVA bei einer<br />
gemessenen Wirkleistung von 171,4 MW<br />
Leitung Bauler – Flebour:<br />
Strom = 315 A, Spannung = 234 kV. Dies entspricht einer<br />
Scheinleistung von 127 MVA und einer gemessenen<br />
Wirkleistung von 94 MW.<br />
Leitung Bauler – Roost:<br />
Strom = 240 A, Spannung = 233 kV. Dies entspricht einer<br />
Scheinleistung von 96,5 MVA bei einer gemessenen<br />
Wirkleistung von 64 MW.<br />
Dies ergibt in Summe eine bezogene Scheinleistung von 550 MVA. Der gesamte<br />
Wirkleistungsbezug in Luxemburg betrug demnach 477,8 MW. Die gemessenen Daten<br />
entsprechen den Aufzeichnungen im zentralen Leitstellensystem der CEGEDEL von 16:50<br />
Uhr (SCADA-System, siehe Tabelle) und werden auch durch die nachträglich durchgeführten<br />
Lastflussberechnungen bestätigt.<br />
Leitung Wirkleistung Blindleistung Scheinleistung<br />
Trier – Heisdorf 152 MW 18 MVAr 153,1 MVA<br />
Quint – Heisdorf 179,5 MW 41 MVAr 184,1 MVA<br />
Bauler – Flebour 85,5 MW 78 MVAr 115,7 MVA<br />
Bauler – Roost 65 MW 65 MVAr 91,9 MVA<br />
Gesamt: 482,0 MW 202 MVAr 526,8 MVA<br />
Tabelle 1:<br />
Leistungsflüsse auf den Übergabeleitungen von RWE zur CEGEDEL<br />
Die Unterschiede zwischen den Messwerten des SCADA– und des LEM-Systems der<br />
CEGEDEL sind in Messungenauigkeiten begründet.
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 10<br />
2.2 Netzwiederaufbau<br />
Um 17:23 Uhr konnte die Kondelwald-Leitung erfolgreich wieder zugeschaltet werden.<br />
Dadurch war die Störung des Höchstspannungsnetzes wieder behoben; sämtliche 220-kV-<br />
Anlagen standen wieder unter Spannung. Gleichzeitig war damit auch die Versorgung in<br />
Luxemburg wieder hergestellt. Um 17:43 Uhr wurde auch die Osburg-Leitung über die<br />
Ortssteuerung wieder in Betrieb genommen.<br />
Danach wurden die Verteilungsnetztransformatoren der RWE Netzgruppe Trier, die zuvor<br />
vom Übertragungsnetz getrennt worden waren, sukzessive wieder zugeschaltet. Dies<br />
geschah zum Teil manuell mit Hilfe der Ortssteuerungen in den Umspannanlagen. Diese<br />
schrittweise Wiederversorgung war gegen 21:24 Uhr abgeschlossen (siehe dazu ausführlich<br />
Kap. 3.9).<br />
Nach Inspektion der Saar-Nord-Leitung, die keinen augenscheinlichen Befund ergab, wurde<br />
diese gegen 21:13 Uhr wieder ans Netz geschaltet. Damit waren alle 220-kV-Leitungen<br />
wieder unter Spannung und die Normalschaltung wieder hergestellt.<br />
2.3 Zeitliche Abfolge der Ereignisse im Rahmen der Stromstörung<br />
In der nachstehenden Tabelle ist der Ablauf der Störung und der Wiederherstellung der<br />
Versorgung zeitlich geordnet zusammengefasst (Erläuterungen siehe Kap. 3):<br />
Zeit Ereignis Bemerkungen<br />
16:35 Uhr Anstoss der zyklischen<br />
Ergebnis: ohne Befund<br />
Netzsicherheitsrechnung (SIRE) in der<br />
Hauptschaltleitung Brauweiler (HSL)<br />
16:39 Uhr Inbetriebnahme einer Pumpe im Pumpleistung: 68 MW<br />
Kraftwerk Vianden; parallel vier<br />
Maschinen im Phasenschieberbetrieb<br />
16:44 Uhr Inbetriebnahme von zwei weiteren<br />
Maschinen in den Phasenschieberbetrieb<br />
im Kraftwerk Vianden<br />
Stützung der 220-kV<br />
Netzspannung und Reduzierung<br />
der Leitungsströme<br />
16:51:11 Uhr Auslösung der Saar-Nord-Leitung<br />
beiderseits in Diefflen und in Trier<br />
Kurzschluss mit zweipoligem<br />
Fehler; Auslösung in Schnellzeit<br />
(0,1 s)
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 11<br />
Zeit Ereignis Bemerkungen<br />
16:51:15 Uhr Auslösung der Osburg-Leitung einseitig<br />
in Quint<br />
Auslösung in rückwärtsgerichteter<br />
Endzeit (2,6 s)<br />
16:51:24 Uhr Auslösung der Kondelwald-Leitung in<br />
Weißenthurm<br />
Auslösung nach<br />
Überstromanregung<br />
Ab 16:51:24 Uhr Trennung der RWE Netzgruppe Trier<br />
und des Netzes der CEGEDEL vom<br />
Verbundnetz; Trennung der Maschinen<br />
des Kraftwerks Vianden vom Netz<br />
Netzzusammenbruch und<br />
Versorgungsunterbrechung in<br />
Luxemburg und im Großraum<br />
Trier<br />
16:53:06 Uhr Auf telephonische Anfrage von<br />
CEGEDEL wurde diese über die<br />
Versorgungsunterbrechung informiert<br />
16:57:51 Uhr Wiedereinschaltung der Kondelwald-<br />
Leitung<br />
Wiederversorgung des<br />
spannungslosen Gebietes<br />
16:57:58 Uhr Versuch zur Wiedereinschaltung der<br />
Osburg-Leitung<br />
Erfolglos wegen Störung der<br />
Fernsteuereinrichtung<br />
16:58:00 Uhr Hochfahren der Maschine 3 des<br />
Kraftwerks Vianden aus dem Stillstand<br />
Zweck: Entlastung der<br />
Kondelwald-Leitung<br />
Ab 16:58:00 Uhr Hochstufen der Verteilnetztransformatoren<br />
durch automatische Spannungsregelung<br />
in der Netzgruppe Trier<br />
Stufung erfolgt auf 20-kV Seite<br />
der 110/20-kV Verteilnetztransformatoren<br />
17:00:58 Uhr Auslösung der Bauler-Roost-Leitung in Ursache bisher ungeklärt<br />
Bauler<br />
17:01:07 Uhr Auslösung der Kondelwald-Leitung in<br />
Niederstedem<br />
Ursache: Unterspannungs– und<br />
Überstromanregung<br />
17:02:00 Uhr Abschaltung der Maschine 3 des KW<br />
Vianden in Niederstedem nach<br />
erfolglosem Synchronisierungsversuch<br />
17:03:28 Uhr Versuch zur Wiederzuschaltung der<br />
Kondelwald-Leitung<br />
Erfolglos; sofortige Auslösung<br />
durch Unterspannungs– und<br />
Überstromanregung<br />
Ab 17:03:28 Uhr Vorbereitung des Netzes für<br />
sukzessiven Netzwiederaufbau<br />
Sekundärseitiges Abschalten der<br />
Verteilnetztransformatoren der<br />
RWE Netzgruppe Trier
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 12<br />
Zeit Ereignis Bemerkungen<br />
17:07:06 Uhr Zuschaltung eines Netzteils der<br />
CEGEDEL an das Netz der SOTEL<br />
Versorgung von ca. 100 MW im<br />
Netz der CEGEDEL aus Belgien<br />
17:23:34 Uhr Wiederzuschaltung der Kondelwald-<br />
Leitung nach Abschalten des<br />
Verteilnetzes<br />
Unterspannungsetzen des<br />
spannungslosen 220-kV-Netzes;<br />
dadurch Wiederversorgung des<br />
verbleibenden Netzes von<br />
Luxemburg<br />
Ab 17:23:34 Uhr Sukzessive Zuschaltung der<br />
Verteilnetztransformatoren der RWE<br />
z. T. manuelle Zuschaltung mit<br />
Hilfe der Ortsteuerungen<br />
Netzgruppe Trier<br />
17:43:35 Uhr Zuschaltung der Osburg-Leitung Zuschaltung mit Hilfe der<br />
Ortsteuerung in Quint<br />
Ab 17:45:00 Uhr Begehung der Saar-Nord-Leitung Inaugenscheinnahme der Leitung<br />
mit dem Ziel der Ermittlung<br />
der Ursache für den Kurzschluss<br />
und des Ausschlusses einer<br />
mechanischen Beschädigung<br />
20:06:23 Uhr Schaltung zur Rückführung des von<br />
Belgien belieferten Teils des CEGEDEL<br />
Herstellung der Normalschaltung<br />
in Luxemburg<br />
Netzes zum RWE-Netz.<br />
21:13:00 Uhr Zuschaltung der Saar-Nord-Leitung Nach erfolgter Kontrolle ohne<br />
Befund<br />
Bis ca. 21:24 Uhr Inbetriebnahme aller Verteilnetztransformatoren<br />
der RWE Netzgruppe Trier<br />
Abschluss der<br />
Wiederversorgung aller Kunden<br />
2.4 Informationsfluss zwischen RWE und CEGEDEL<br />
Nach Auslösung der Kondelwald-Leitung um 16:51 Uhr wurde das in Abbildung 1<br />
dargestellte Gebiet spannungslos. Da kein Fehler im Netz der CEGEDEL vorlag, lief in der<br />
Netzleitzentrale in Heisdorf eine große Anzahl von sekundären Fehlermeldungen auf.<br />
Alarmmeldungen blieben jedoch aus, da mit der Spannungslosigkeit keine Abschaltung von<br />
220-kV-Netzelementen im Netz der CEGEDEL verbunden war.<br />
Auf Anfrage der CEGEDEL-Schaltleitung in Heisdorf um 16:53:06 Uhr wurde diese durch die<br />
Hauptschaltleitung der RWE Transportnetz Strom in Brauweiler über die
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 13<br />
Versorgungsunterbrechung informiert. Dabei wurde auf ein Problem im 220-kV-Netz der<br />
RWE Transportnetz Strom verwiesen. RWE Transportnetz Strom sagte zu, der CEGEDEL<br />
schnellstmöglich wieder Spannung vorzugeben.<br />
Zwischen 16:59:41 Uhr und 17:00:36 Uhr bestätigte RWE Transportnetz Strom auf Anfrage<br />
der CEGEDEL-Schaltleitung, dass die Kondelwald-Leitung nach dem ersten<br />
Wiedereinschaltversuch wieder unter Spannung sei und RWE Transportnetz Strom die<br />
notwendigen Maßnahmen träfe, um das Netz weiter zu stabilisieren.<br />
Zwischen 17:32:19 Uhr und 17:34:36 Uhr informierte RWE Transportnetz Strom CEGEDEL<br />
über die erfolgreiche Wiederversorgung.
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 14<br />
3 Technische Analyse der Ereignisse<br />
3.1 Entwicklung der Netzsituation unmittelbar vor der Störung<br />
Die Netzgruppe Trier einschließlich Luxemburgs wurde über das 220-kV-Netz der RWE<br />
Transportnetz Strom versorgt, das auf Grund der fehlenden Einspeisung durch den<br />
380/220-kV-Netzkuppeltransformator 41 in Niederstedem höher als üblich ausgelastet war.<br />
Die um 16:35 Uhr durch die Hauptschaltleitung Brauweiler der RWE Transportnetz Strom<br />
(HSL) durchgeführte Netzsicherheitsrechnung (SIRE) ergab keinen sicherheitsrelevanten<br />
Befund (kein sog. I-Befund, vgl. Kap. 4). Dies bedeutet, dass festgelegte<br />
Sicherheitsabstände zum maximal zulässigen Betriebsstrom in der RWE-Netzgruppe Trier<br />
zu diesem Zeitpunkt nicht unterschritten wurden; das Netz befand sich in einem (n-1)-<br />
sicheren Zustand. Die weitere Analyse der zu diesem Zeitpunkt bestehenden Netzsituation<br />
ergab darüber hinaus, dass die Zuschaltung einer Pumpturbine im Kraftwerk Vianden (68<br />
MW) möglich war, ohne betrieblich zulässige Grenzwerte zu überschreiten, da zeitnah zwei<br />
weitere Maschinen in Vianden zur Netzstützung in den Phasenschieberbetrieb genommen<br />
wurden, um die durch die Pumpturbine verursachte zusätzliche Strombelastung im 220-kV-<br />
Netz zu kompensieren. Zudem war mit dem Ende der werktäglichen Arbeitszeit ein<br />
deutlicher Rückgang der Netzlast zu erwarten.<br />
Unter Berücksichtigung dieser Gegebenheiten wurde um 16:39 Uhr nach erteilter Freigabe<br />
durch die HSL auf Anforderung des Kraftwerksbetreibers die Pumpturbine 3 in Vianden ans<br />
Netz genommen. Um 16:44 Uhr wurden zusätzlich auf Anforderung des Schaltingenieurs der<br />
HSL zwei weitere Maschinen in den Phasenschieberbetrieb genommen.<br />
Der sich nach diesen Maßnahmen um 16:45 Uhr einstellende Netzzustand wurde im<br />
Rahmen der zyklischen Archivierung erfasst und gespeichert. Dieser Datensatz bildet die<br />
Grundlage für die weitere technische Analyse.<br />
3.2 Auslösung der Saar-Nord-Leitung<br />
Um 16:51 Uhr löste die Saar-Nord-Leitung gleichzeitig in den Umspannanlagen Diefflen und<br />
Trier aus. Die Aufzeichnungen zeigen einen zweipoligen Kurzschluss ohne Erdberührung<br />
zwischen den Phasen L2 und L3 (siehe Abbildung 5). Die Zeit des Störungseintrittes laut<br />
Aufzeichnung der Störschreiber in den Schutzgeräten war 16:51:10.921 Uhr. Die Auslösung
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 15<br />
erfolgte in der ersten Zeitstufe mit 100 Millisekunden Verzögerung (= Fehlerdauer) nach 150<br />
Millisekunden (50 Millisekunden = Schaltereigenzeit). Die Aufzeichnungen der digitalen<br />
Störschreiber verdeutlichen den zeitlichen Verlauf der Störung sowie die Anregungen der<br />
Schutzgeräte in den Umspannanlagen Diefflen und Trier.<br />
Trigger<br />
02.09.2004<br />
16:03:01.503<br />
I/A<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
0,05 0,10 0,15 0,20 0,25 0,30 0,35<br />
t/s<br />
-10<br />
Strom I1 L1 Strom I2 L2 Strom I3 L3<br />
I/A<br />
0<br />
-1<br />
0,05 0,10 0,15 0,20 0,25 0,30 0,35<br />
t/s<br />
-2<br />
-3<br />
Strom IE N<br />
Strom IE.par<br />
U/V<br />
75<br />
50<br />
25<br />
0<br />
-25<br />
-50<br />
0,05 0,10 0,15 0,20 0,25 0,30 0,35<br />
t/s<br />
-75<br />
Spannung U1E L1 Spannung U2E L2 Spannung U3E L3<br />
Spannung UNE N<br />
AWE : LS-Antr. bereit EXT<br />
DIST : Anregung I>> L1<br />
DIST : Anregung I>> L2<br />
DIST : Anregung I>> L3<br />
DIST : Anregung U< L1<br />
DIST : Anregung U< L2<br />
DIST : Anregung U< L3<br />
DIST : Anregung Z< L1<br />
DIST : Anregung Z< L2<br />
DIST : Anregung Z< L3<br />
GRUND: Generalanregung<br />
GRUND: Anregung L1<br />
GRUND: Anregung L2<br />
GRUND: Anregung L3<br />
GRUND: Anregung N<br />
DIST : Erdanregung<br />
DIST : Fehler vorwärts / LS<br />
DIST : Fehler rückwärts/ SS<br />
GRUND: Aus Meldung 1. L1<br />
GRUND: Aus Meldung 1. L2<br />
GRUND: Aus Meldung 1. L3<br />
GRUND: Aus Kommando 1. L1<br />
GRUND: Aus Kommando 1. L2<br />
GRUND: Aus Kommando 1. L3<br />
AWE : nicht bereit<br />
AWE : Pausenzeit läuft<br />
AWE : Sperrzeit läuft<br />
AWE : Unterbr. Sch.f.mldg.<br />
AWE : blockiert<br />
0,05 0,10 0,15 0,20 0,25 0,30 0,35<br />
t/s<br />
Abbildung 3: Aufzeichnung des Störschreibers der Saar-Nord-Leitung in der Station Diefflen (Quelle:<br />
RWE)
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 16<br />
Trigger<br />
27.04.2004<br />
08:54:04.151<br />
I/A<br />
2,5<br />
0,0<br />
-2,5<br />
0,025 0,050 0,075 0,100 0,125 0,150 0,175 0,200 0,225 0,250 0,275 0,300<br />
t/s<br />
-5,0<br />
Strom I1 L1 Strom I2 L2 Strom I3 L3<br />
I/A<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
0,025 0,050 0,075 0,100 0,125 0,150 0,175 0,200 0,225 0,250 0,275 0,300<br />
t/s<br />
Strom IE N<br />
Strom IE.par<br />
U/V<br />
75<br />
50<br />
25<br />
0<br />
-25<br />
-50<br />
0,025 0,050 0,075 0,100 0,125 0,150 0,175 0,200 0,225 0,250 0,275 0,300<br />
t/s<br />
-75<br />
Spannung U1E L1 Spannung U2E L2 Spannung U3E L3<br />
Spannung UNE N<br />
AWE : LS-Antr. bereit EXT<br />
DIST : Anregung I>> L1<br />
DIST : Anregung I>> L2<br />
DIST : Anregung I>> L3<br />
DIST : Anregung U< L1<br />
DIST : Anregung U< L2<br />
DIST : Anregung U< L3<br />
DIST : Anregung Z< L1<br />
DIST : Anregung Z< L2<br />
DIST : Anregung Z< L3<br />
GRUND: Generalanregung<br />
GRUND: Anregung L1<br />
GRUND: Anregung L2<br />
GRUND: Anregung L3<br />
GRUND: Anregung N<br />
DIST : Erdanregung<br />
DIST : Fehler vorwärts / LS<br />
DIST : Fehler rückwärts/ SS<br />
GRUND: Aus Meldung 1. L1<br />
GRUND: Aus Meldung 1. L2<br />
GRUND: Aus Meldung 1. L3<br />
GRUND: Aus Kommando 1. L1<br />
GRUND: Aus Kommando 1. L2<br />
GRUND: Aus Kommando 1. L3<br />
AWE : nicht bereit<br />
AWE : Pausenzeit läuft<br />
AWE : Sperrzeit läuft<br />
AWE : Unterbr. Sch.f.mldg.<br />
AWE : blockiert<br />
0,025 0,050 0,075 0,100 0,125 0,150 0,175 0,200 0,225 0,250 0,275 0,300<br />
t/s<br />
Abbildung 4: Aufzeichnung des Störschreibers der Saar-Nord-Leitung in der Station Trier (Quelle:<br />
RWE)
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 17<br />
Bei den in Diefflen und Trier installierten Schutzgeräten handelt es sich um digitale Geräte<br />
mit einem Anregewert von jeweils 1.500 A.<br />
Auf den grenzüberschreitenden Leitungen zwischen CEGEDEL und RWE wurden während<br />
der Fehlerdauer von 100 ms folgende anteilige Fehlerströme und Spannungseinbrüche<br />
gemessen (siehe dazu auch graphische Darstellung in Anlage 2):<br />
Auf der Leitung Heisdorf - Trier:<br />
In Phase L1: Strom (375 A) 400 A; Spannungseinbruch auf (231 kV) 211 kV<br />
In Phase L2: Strom (375 A) 758 A; Spannungseinbruch auf (231 kV) 160 kV<br />
In Phase L3: Strom (375 A) 1200 A; Spannungseinbruch auf (231 kV) 202 kV<br />
Auf der Leitung Heisdorf - Quint:<br />
In Phase L1: Strom (445 A) 492 A; Spannungseinbruch auf (231 kV) 211 kV<br />
In Phase L2: Strom (405 A) 392 A; Spannungseinbruch auf (231 kV) 160 kV<br />
In Phase L3: Strom (410 A) 437 A; Spannungseinbruch auf (231 kV) 202 kV<br />
Auf der Leitung Flebour - Bauler:<br />
In Phase L1: Strom (320 A) 415 A; Spannungseinbruch auf (234 kV) 215 kV<br />
In Phase L2: Strom (320 A) 441 A; Spannungseinbruch auf (234 kV) 168 kV<br />
In Phase L3: Strom (300 A) 367 A; Spannungseinbruch auf (234 kV) 207 kV<br />
Auf der Leitung Roost - Bauler:<br />
In Phase L1: Strom (245 A) 323 A; Spannungseinbruch auf (234 kV) 212 kV<br />
In Phase L2: Strom (235 A) 383 A; Spannungseinbruch auf (234 kV) 162 kV<br />
In Phase L3: Strom (240 A) 360 A; Spannungseinbruch auf (234 kV) 206 kV<br />
Anhand der Aufzeichnungen der Schutzgeräte, die unterschiedliche Anregezeiten aufweisen,<br />
konnte der Schadensort auf der 59 Kilometer langen Leitung auf einen zehn Kilometer<br />
langen Leitungsabschnitt in der Nähe von Merzig (Saarland) eingegrenzt werden (ca. neun<br />
Kilometer von Diefflen, ca. 40 Kilometer von Trier).<br />
Trotz mehrfacher intensiver Sichtprüfung der Leitung, u. a. auch im Rahmen einer<br />
Leitungsbefliegung mit Hubschrauber und einer Befahrung der Leitung mit einem<br />
Leiterfahrwagen, ergab sich bislang kein Hinweis auf die Ursache der Überbrückung der<br />
beiden Leiterseile durch einen Lichtbogen. Brandspuren, erschmolzenes Fremdmaterial oder
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 18<br />
Risse in der Aluminiumummantelung der beiden betroffenen Phasen L2 und L3, wie sie für<br />
einen Kurzschluss typisch sind, konnten nicht festgestellt werden.<br />
L3<br />
L2 Abstand 5,5m<br />
L1<br />
Abbildung 5: Schematischer Aufbau der Leitung bei Merzig mit Anordnung der Phasen<br />
Beschädigungen der Leitung wurden nicht festgestellt und sind nach Inbetriebnahme der<br />
Leitung noch am Tage der Stromstörung ohne Reparatur als Ursache des Kurzschlusses<br />
auch auszuschließen. Da es sich um einen zweipoligen Fehler zwischen den Phasen L2 und<br />
L3 handelt (siehe Abbildung 5), ist zudem ein Erdschluss, also ein Stromfluss zwischen<br />
einem Leiterseil und der Erde z.B. über einen eventuell zu nah an die Leitung<br />
herangewachsenen Baum, als Schadensursache ebenfalls auszuschließen.<br />
Nach Überprüfung der Wetterdaten auf Basis von Angaben des <strong>Deutsch</strong>en Wetterdienstes<br />
zum fraglichen Zeitpunkt können auch Witterungseinflüsse durch Blitz oder Wind als<br />
Ursache des Kurzschlusses ausgeschlossen werden.<br />
RWE hat am 10.9.2004 Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt, nachdem mehrere<br />
gleichlautende Zeugenaussagen eingingen, die auf eine Fremdeinwirkung an der Leitung in<br />
der Nähe des Mastes 8 bei Merzig schließen ließen. Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken hat<br />
am 17.11.2004 die Ermittlungen ergebnislos eingestellt. Eine Dritteinwirkung konnte danach<br />
nicht nachgewiesen werden.
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 19<br />
3.3 Auslösung der Osburg-Leitung<br />
3.3.1 Beschreibung der Schutzgeräte<br />
Schutzgeräte dienen dazu, Personen und Netzelemente vor zu hohen Strömen z.B. in Folge<br />
von Kurzschlüssen zu schützen. Je nach Auslegung des Netzelementes wird dazu am<br />
Schutzgerät ein Überstrom-Anregewert eingestellt. Bei Überschreiten dieses Anregewertes<br />
wird das Schutzgerät zunächst angeregt; ein Zeitmessglied beginnt zu laufen. Ob das<br />
Schutzgerät danach die Leitung auslöst oder nicht, hängt vom Verlauf des Stroms innerhalb<br />
eines bestimmten Zeitraums – 2,0 Sekunden bei gerichteter Anregung, 2,6 Sekunden bei<br />
ungerichteter Anregung – ab. Fällt der Strom vor Erreichen der Endzeit unter einen<br />
gerätetypischen Rückfallwert, fällt das Schutzgerät ab und die Leitung löst nicht aus.<br />
Unterschreitet der Strom nach der Schutzanregung bis zum Erreichen der eingestellten<br />
Endzeit den Rückfallwert nicht, ergeht vom Schutzgerät ein Auslösebefehl an den<br />
Leistungsschalter; die Leitung wird abgeschaltet.<br />
Das in Quint zum Zeitpunkt der Störung installierte Schutzgerät für die Osburg-Leitung war<br />
ein elektromechanisch-analoges Modell vom Typ AEG SD324. Der eingestellte Anregewert<br />
dieses Gerätes und damit die kurzfristig zulässige Strombelastung der Osburg-Leitung war<br />
1.500 Ampere (A). Der Rückfallwert für die Stromanregung beträgt bei dem o.g. Gerätetyp<br />
85 % des Anregewertes. Nach Überschreiten dieses Wertes muss der Strom danach<br />
innerhalb von 2,0 Sekunden (bzw. nach 2,6 Sekunden bei ungerichteter Anregung) unter den<br />
Rückfallwert von 0,85 * 1.500 A = 1.275 A fallen, damit der Schutz nicht auslöst.<br />
Die nach der Störung und dem Austausch des Gerätes von RWE Rhein-Ruhr Netzservice<br />
durchgeführte Laborprüfung des Schutzgerätes (siehe Anhang 4) zeigte auf, dass der in der<br />
Fehlersimulation ermittelte, tatsächliche Anregewert 1.440 A betrug und somit um 60 A unter<br />
dem eingestellten Wert von 1.500 A lag. Im Labor wurde darüber hinaus ein tatsächlicher<br />
Rückfallwert von 1.242 A ermittelt (siehe Anhang 4, Kapitel 6).<br />
Bei dem in Uchtelfangen am anderen Ende der Osburg-Leitung installierten Schutzgerät<br />
handelt es sich um ein digitales Modell vom Typ Alsthom, Typ P 437. In Uchtelfangen war<br />
der Überstrom-Anregewert ebenfalls auf 1.500 A eingestellt. Der Rückfallwert beträgt bei<br />
diesem Gerätetyp 95% vom Anregewert, lag also im relevanten Fall bei 1.425 A.
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 20<br />
Als analog-mechanisches Schutzgerät besaß das Schutzgerät in Quint im Gegensatz zu<br />
dem digitalen Gerät in Uchtelfangen keine Störaufzeichnung. Die Rekonstruktion und<br />
Analyse des Störungsverlaufs stützt sich daher insbesondere auf folgende zur Verfügung<br />
stehende Quellen:<br />
• Informationen aus dem Leitsystem der HSL,<br />
• Aufzeichnungen der vorhandenen digitalen Schutzgeräte und Störschreiber und<br />
• Aufzeichnungen der Stromverläufe in Luxemburg.<br />
3.3.2 Schutzanregung durch Leistungspendelungen auf der Osburg-Leitung<br />
Unmittelbar nach der Auslösung der Saar-Nord-Leitung wurde durch das dynamische<br />
Verhalten der nahe gelegenen Kraftwerke Ensdorf und Weiher eine Leistungspendelung mit<br />
einer Frequenz von ca. 1 Hz, d.h. einer Periodendauer der Pendelung von 1 Sekunde,<br />
angeregt. Diese Pendelung wirkte sich auf den Stromverlauf auf der Osburg-Leitung aus.<br />
Der Strom auf dieser Leitung pendelte hierdurch um den neuen stationären Wert des<br />
Betriebsstroms, der sich auf der Leitung nach Änderung der Netztopologie durch Ausfall der<br />
Saar-Nord-Leitung im eingeschwungenen Zustand eingestellt hätte.<br />
Eine solche dynamische Pendelung um einen stationären Wert führt konzeptgemäß nicht zu<br />
einer Auslösung von Schutzgeräten, weil vor dem Ablauf der ungerichteten Endzeit von 2,6<br />
Sekunden der Strom bei einer Frequenz von 1 Hz mehrmals unter die Rückfallgrenze läuft<br />
und der Schutz daher auch nach einer möglicherweise durch die Pendelung bedingten<br />
Anregung sicher zurückfallen muss.
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 21<br />
Beginn Abschaltvorgang Saar-Nord<br />
Fehlereintritt Saar-Nord-Ltg.<br />
Stromanstieg auf I L1 = 1.480 A<br />
Stromanstieg auf I L2 = 1.440 A<br />
Stromanstieg auf I L3 = 1.440 A<br />
Ende Abschaltvorgang Saar Nord<br />
Abbildung 6: Pendelstrom auf der Osburg-Leitung, Messwerte des digitalen Schutzgerätes in der<br />
Station Uchtelfangen (Quelle: RWE)<br />
Der Strom auf der Osburg-Leitung erreichte infolge der eintretenden Lastflussverlagerung<br />
innerhalb von 0,15 Sekunden nach Fehlereintritt auf der Saar-Nord-Leitung seinen neuen<br />
stationären Wert von 1.212 A. Auf Grund der Leistungspendelung hielt der Anstieg des<br />
Strom in der ersten Halbwelle der Pendelung jedoch weiter an und erreichte in den Phasen<br />
L1, L2 und L3 ca. 0,325 Sekunden nach Fehlereintritt bei Ende der Aufzeichnungen folgende<br />
Werte (siehe Abbildung 6):<br />
I L1 = ca. 1.480 A -> I L1max = ca. 1512 A<br />
I L2 = ca. 1.440 A -> I L2max = ca. 1468 A<br />
I L3 = ca. 1.440 A -> I L3max = ca. 1468 A<br />
Mit Überschreiten des tatsächlichen Anregewertes von 1.440 A während der ersten<br />
Halbwelle der Pendelung regte das Schutzgerät in Quint an. Dies geschah 0,4 Sekunden<br />
nach Fehlereintritt auf der Saar-Nord-Leitung bzw. 0,25 Sekunden nach Ende des<br />
Abschaltvorgangs der Saar-Nord-Leitung auf dem Höhepunkt der ersten Halbwelle (Dauer
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 22<br />
des Abschaltvorgangs der Saar-Nord: 0,15 Sekunden = 0,1 Sekunde Fehlerdauer + 0,05<br />
Sekunden Schaltereigenzeit). Bei einer Auslösezeit von 2,6 Sekunden nach ungerichteter<br />
Anregung – der Schutz auf der Osburg-Leitung in Quint registrierte einen Stromfluss in<br />
Rückwärtsrichtung (Richtung Quint) – und einer Schaltereigenzeit von 0,04 Sekunden des<br />
Schutzgerätes in Quint erfolgte die Auslösung der Osburg-Leitung 3,04 Sekunden nach<br />
Fehlereintritt auf der Saar-Nord-Leitung. Diese Zeiten werden durch die Aufzeichnungen der<br />
CEGEDEL bestätigt.<br />
Zum gleichen Zeitpunkt regte auch das Schutzgerät in der Gegenstation Uchtelfangen an,<br />
fiel jedoch nach Unterschreiten seines Rückfallwertes in der zweiten, negativen Halbwelle<br />
konzeptgemäß wieder ab.<br />
3.3.3 Auslösung der Osburg-Leitung durch Schutzüberfunktion<br />
Innerhalb von 2,6 s nach Anregung durch den infolge der Netzpendelung erhöhten Strom<br />
löste das Schutzgerät in Quint die Osburg-Leitung einseitig aus.<br />
In den Laboruntersuchungen wurde ein tatsächlicher Stromrückfallwert von 1.242 A ermittelt.<br />
Dies bedeutet, dass bei Unterschreiten dieses Stromes auf der Osburg-Leitung der Schutz<br />
hätte zurückfallen müssen. Obwohl diese Stromstärke in der Theorie sowohl stationär (1.212<br />
A) als auch während der negativen Halbwellen der Netzpendelung unterschritten wurde,<br />
blieb die Anregung stehen und der Schutz löste die Osburg-Leitung nach Erreichen der<br />
Endzeit aus (Schutzüberfunktion). Eine von RWE Transportnetz Strom durchgeführte<br />
dynamische Simulation dieser Vorgänge auf Basis der berechneten und gemessenen<br />
Ströme zeigt den Verlauf des Stromes auf der Osburg-Leitung. Insbesondere zeigen die<br />
Simulationsergebnisse in Abbildung 7, dass der im Labor festgestellte Rückfallwert des<br />
Schutzgeräts mehrfach unterschritten wurde.<br />
Die praktische Auswertung der Störschriebaufzeichnung ergab einen Stromanstieg in Phase<br />
L1 auf einen Maximalwert von etwa 1512°A. Die Aufgrund der Aufzeichnungen ermittelte<br />
Scheitelwert-Amplitude des Pendelstromes auf der Osburg-Leitung betrug etwa 278 A. Der<br />
Minimalwert des Pendelstromes fiel somit auf 1234 A was in etwa dem gemessenen<br />
Abfallwert von 1242 A entspricht. Ob dieser Abfallwert tatsächlich unterschritten wurde bleibt<br />
Aufgrund von möglichen Messungenauigkeiten, Ablesefehlern und Modell-Ungenauigkeiten<br />
der theoretischen Berechnungen offen.
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 23<br />
In den Laboruntersuchungen (siehe Anlage 4) wurde versucht, die Schutzüberfunktion zur<br />
Ermittlung ihrer Ursache nachzubilden. In Laborversuchen funktionierte das Schutzgerät<br />
ordnungsgemäß und fiel nach Anregung bei Unterschreiten des Rückfallwertes von 1.242 A<br />
konzeptgemäß wieder ab. Relevante Schäden wurden am Schutzgerät nicht festgestellt. Das<br />
Schutzgerät wurde regelmäßig im Zwei-Jahres-Rhythmus nach dem Stand der Technik<br />
gewartet. Die letzte Wartung im Februar 2003 ergab keinen Befund.<br />
Schutzanregung<br />
Strom auf der 220-kV-Osburg-Leitung<br />
I in kA<br />
1<br />
Rückfallwert unterschritten<br />
1.440 A<br />
1.242 A<br />
1s<br />
-1<br />
Abschaltung 220-kV-<br />
Saar-Nord-Leitung<br />
Abschaltung 220-kV-<br />
Osburg-Leitung<br />
Abbildung 7: Simulation des Stromes auf der 220-kV-Osburg-Leitung nach Auslösung der 220-kV-<br />
Saar-Nord-Leitung (Quelle: RWE)<br />
3.4 Auslösung der Kondelwald-Leitung<br />
Nach Auslösung der Osburg-Leitung in Quint lag der (n-2)-Fall vor. Dieser wird nach den<br />
Sicherheitsstandards im UCTE-Verbundnetzbetrieb (vgl. UCTE Operational Handbook; VDN<br />
Transmission Code 2003) im Rahmen der Systemführung netztechnisch nicht besichert.<br />
Durch die auf Grund des (n-2)-Falles eintretende Überlast nach Ausfall der Saar-Nord- und<br />
der Osburg-Leitung löste die noch verbliebene Kondelwald-Leitung wegen Überlast<br />
konzeptgemäß aus.<br />
3.4.1 Schutzreaktionen/Aufzeichnungen
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 24<br />
Die Aufzeichnungen der Schutzgeräte der Kondelwald-Leitung in den Anlagen<br />
Weissenthurm und Niederstedem zeigen den Verlauf der Störung.<br />
Trigger<br />
02.09.2004<br />
16:51:13.974<br />
I/A<br />
2<br />
0<br />
-2<br />
0,05 0,10 0,15 0,20 0,25 0,30 0,35 0,40 0,45 0,50 0,55 0,60 0,65 0,70<br />
t/s<br />
-4<br />
Strom I1 L1 Strom I2 L2 Strom I3 L3<br />
U/V<br />
50<br />
0<br />
-50<br />
0,05 0,10 0,15 0,20 0,25 0,30 0,35 0,40 0,45 0,50 0,55 0,60 0,65 0,70<br />
t/s<br />
-100<br />
Spannung U1E L1 Spannung U2E L2 Spannung U3E L3<br />
Spannung UNE N<br />
SV : Empfang EXT<br />
ZUKS : Aus Meldung<br />
DIST : Meßbereich erweitert<br />
NOT : wirksam<br />
DIST : Aus Meldung<br />
NOT : Anregung<br />
DIST : Anregung I>> L1<br />
DIST : Anregung I>> L2<br />
DIST : Anregung I>> L3<br />
DIST : Anregung U< L1<br />
DIST : Anregung U< L2<br />
DIST : Anregung U< L3<br />
DIST : Anregung Z< L1<br />
DIST : Anregung Z< L2<br />
DIST : Anregung Z< L3<br />
GRUND: Generalanregung<br />
GRUND: Anregung L1<br />
GRUND: Anregung L2<br />
DIST : t3 abgelaufen<br />
DIST : t4 abgelaufen<br />
DIST : t5 abgelaufen<br />
GRUND: Gen. Aus Meldung 1<br />
GRUND: Aus Meldung 1. L1<br />
GRUND: Aus Meldung 1. L2<br />
GRUND: Gen. Aus Kommando<br />
GRUND: Aus Kommando 1. L1<br />
GRUND: Aus Kommando 1. L2<br />
GRUND: Aus Kommando 1. L3<br />
SV : Senden<br />
0,05 0,10 0,15 0,20 0,25 0,30 0,35 0,40 0,45 0,50 0,55 0,60 0,65 0,70<br />
t/s<br />
Abbildung 8: Aufzeichnung des Störschreibers der Kondelwald-Leitung in der Station Weissenthurm<br />
(Quelle: RWE)
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 25<br />
Abbildung 9: Aufzeichnung des Störschreibers der Kondelwald-Leitung in der Station Niederstedem<br />
(Quelle: RWE)<br />
Nach Auslösung der Kondelwald-Leitung wurde das Netz der CEGEDEL sowie die über das<br />
Verteilungsnetz an die Umspannanlagen in Trier, Quint und Wengerohr angeschlossenen<br />
Verbraucher nicht mehr aus dem Verbundnetz mit Energie versorgt. Die im<br />
Phasenschieberbetrieb befindlichen Turbinen in Vianden waren ohne mechanisches<br />
Antriebsmoment. Sie gaben ihre Rotationsenergie in das Netz ab und wurden abgebremst.<br />
Daraus resultieren der Frequenzabfall sowie die Ausschwingvorgänge in Strom und<br />
Spannung, die von den LEM-Messgeräten im Netz der CEGEDEL aufgezeichnet wurden.<br />
Die Maschinen trennten sich durch Unterfrequenz- bzw. Unterspannungsschutz schließlich<br />
vom Netz und wurden in den Stillstand gefahren. Das Kraftwerk Vianden wurde nach dieser<br />
Auslösung durch den Generator Lohmühle im Inselbetrieb versorgt. Diese Vorgänge liefen<br />
ohne Beschädigung für die Maschinen des Kraftwerks Vianden ab.
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 26<br />
Abbildung 10: Spannungsverlauf beim Auslaufen der Maschinen in Vianden (Quelle: CEGEDEL)<br />
Abbildung 11: Frequenzabfall nach Abschaltung der Kondelwald-Leitung (Quelle: CEGEDEL)
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 27<br />
3.5 Erster Wiederzuschaltversuch<br />
Um 16:57 Uhr wurde ein zunächst erfolgreicher Zuschaltversuch mit der Kondelwald-Leitung<br />
unternommen. Bedingt durch einen Fehler in der Fernsteuereinrichtung in der Anlage Quint<br />
löste vor erfolgreicher Inbetriebnahme der Osburg-Leitung und der Synchronisierung einer<br />
Maschine in Vianden die Kondelwald-Leitung auf Grund der hohen Last durch<br />
Unterimpedanzanregung wieder aus. Damit war der Raum Trier und Luxemburg erneut<br />
spannungslos.<br />
3.5.1 Stromflüsse/Spannungsverlauf<br />
Beim Einschalten stieg die Spannung in der Anlage Heisdorf auf etwa 217 kV. Bedingt durch<br />
den Einschaltstrom und den ansteigenden Laststrom fiel die Spannung langsam ab. Nach 3<br />
Minuten 18 Sekunden war die Spannung bis auf 172 kV abgefallen, und die Kondelwald-<br />
Leitung wurde durch die Schutzgeräte erneut abgeschaltet.<br />
Infolge der schwachen Anbindung über die Kondelwald-Leitung trat hier ein<br />
Spannungszusammenbruch auf. Durch die automatische Stufung der in die Mittelspannung<br />
einspeisenden Transformatoren wird die sekundärseitige Spannung annähernd konstant<br />
gehalten. Sobald ein Spannungsrückgang in der 220/110-kV-Ebene durch diese<br />
Transformatorregelung für die Mittelspannung kompensiert wird, steigt der Strom im<br />
220/110-kV-Netz an. Durch diesen höheren Strom nimmt der Spannungsabfall im<br />
vorgelagerten Netz bei schwacher Netzanbindung in besonders hohem Maß zu, so dass die<br />
Transformatorregelung unmittelbar erneut aktiviert wird. Dieser Prozess geht mit sinkender<br />
Spannung und steigendem Strom einher und wiederholt sich, bis der Strom auf der<br />
einspeisenden Leitung den Schutzanregewert übersteigt, und die Leitung ausgelöst wird<br />
(siehe Abbildungen 12 und 13). Durch die Verzögerung in den Spannungsreglern und<br />
hierdurch bedingt auch in Folge des verzögerten Stromanstiegs ist die Abschaltung erst nach<br />
3:18 Minuten erfolgt.<br />
Bedingt durch die niedrige Spannung im 220-kV-Netz haben die automatischen<br />
Spannungsregler der 220/65-kV-Transformatoren im Netz der CEGEDEL sowie die 110/20-<br />
kV-Transformatoren der RWE die Stufensteller in die Endpositionen geregelt (automatische<br />
Spannungsregelung).
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 28<br />
Abbildung 12: Spannungsverlauf in Heisdorf nach dem ersten Wiedereinschaltversuch (Quelle:<br />
CEGEDEL)<br />
Abbildung 13: Stromverlauf auf der Leitung Heisdorf - Quint nach dem ersten<br />
Wiedereinschaltversuch (Quelle: CEGEDEL)
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 29<br />
3.5.2 Kraftwerk Vianden und Osburg-Leitung beim Einschaltversuch<br />
Unmittelbar nach erfolgreicher Einschaltung der Kondelwald-Leitung wurde um 16:57 Uhr ein<br />
Einschaltbefehl für die Osburg-Leitung gegeben, um das betroffene Gebiet über zwei<br />
Leitungen zu versorgen. Dieser Zuschaltversuch konnte bedingt durch eine fehlerhafte<br />
Verbindung in der Fernsteuereinrichtung der Osburg-Leitung in der Anlage Quint nicht<br />
ausgeführt werden. Die Fernsteuereinrichtung wird bei einer etwaigen Spannungslosigkeit<br />
der Umspannanlage über eine Batterie gepuffert. Diese Batterie war, wie die<br />
Untersuchungen vor Ort ergaben, an die Fernsteuereinrichtung unvollständig<br />
angeschlossen, so dass die konzeptgemäße Notversorgung der Steuereinrichtung mit<br />
Gleichspannung nicht gegeben war. Eine zyklische Überprüfung und Wartung der Batterie im<br />
Rahmen des Notversorgungskonzeptes ist vorgesehen und wurde durchgeführt. Die<br />
Simulation des spannungslosen Anlagenzustandes ist jedoch im Rahmen der zyklischen<br />
Wartungsarbeiten bei RWE nicht vorgeschrieben.<br />
In Vianden wurde zur Erhöhung der Einspeisung in die Netzgruppe Trier um 16:58 Uhr die<br />
Maschine 3 in den Generatorbetrieb gefahren. Bevor diese Maschine synchronisiert und auf<br />
die Netzgruppe zugeschaltet werden konnte, um somit die Kondelwald-Leitung über<br />
Niederstedem zu unterstützen, löste in Weissenthurm der Schutz die Kondelwald-Leitung<br />
bereits wieder aus.<br />
3.6 Zweiter Wiederzuschaltversuch<br />
Ein nochmaliger Zuschaltversuch der Kondelwald-Leitung um 17:03 Uhr blieb erfolglos.<br />
Weil sich bei diesem Einschaltversuch die Stufensteller der Transformatoren bereits in der<br />
Endstellung befanden, floss sofort ein erhöhter Strom auf der Kondelwald-Leitung, der zu<br />
einer Überstromanregung des Schutzes und zur Abschaltung der Leitung führte. Bedingt<br />
durch die kurze Zeit der Zuschaltung konnten weder die verfügbaren Maschinen in Vianden<br />
noch die Osburg-Leitung in Quint zugeschaltet werden.<br />
Auf der Leitung Heisdorf - Quint stellte sich ein Strom von 426 A ein. Dieser Wert lag über<br />
dem Strom von 325 A, der unmittelbar vor dem Abschalten während des ersten<br />
Zuschaltversuchs gemessen wurde. Infolge des hohen Stromes Folglich löste der
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 30<br />
Leitungsschutz nach Überstromanregung die Leitung nach Ablauf der Endzeit von 2 s wieder<br />
aus.<br />
Abbildung 14: Stromverlauf auf der Leitung Heisdorf - Quint beim zweiten Einschaltversuch<br />
(Quelle: CEGEDEL)<br />
Die Spannung erreichte in der Anlage Heisdorf nur 171 kV.<br />
Abbildung 15: Spannungsverlauf in Heisdorf beim zweiten Einschaltversuch (Quelle: CEGEDEL)
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 31<br />
3.7 Maßnahmen seitens CEGEDEL zur Sicherung der Versorgung<br />
3.7.1 Kontakte zu RWE<br />
Um 16:51:21 löste die Kondelwald-Leitung aus und das besagte Netzgebiet wurde<br />
spannungslos.<br />
Da mit der Spannungslosigkeit keine Abschaltung im Netz der CEGEDEL verbunden war,<br />
erfolgte hier keine direkte Alarmmeldung.<br />
Um 16:53:06 bis 16:53:32, hat der diensthabende Techniker vom Dispatching in Heisdorf in<br />
Brauweiler nach der Ursache der Spannungslosigkeit nachgefragt.<br />
Er wurde über eine Versorgungsunterbrechung, ausgelöst durch ein Problem im 220-kV-<br />
Netz der RWE informiert. RWE kündigte an der CEGEDEL schnellstmöglich wieder<br />
Spannung vorzugeben.<br />
Um 16:59:41 bis 17:00:36 erfolgte nach dem ersten Wiedereinschaltversuch eine Nachfrage<br />
bei RWE wobei ihm bestätigt wurde, dass Spannung anlag und RWE dabei ist das Netz<br />
weiter zu stabilisieren.<br />
Um 17:32:19 bis 17:34:36 erfolgte ein Anruf von RWE in dem über die erfolgreiche<br />
Wiederversorgung der CEGEDEL berichtet wurde. Angaben zur Fehlerursache konnten zu<br />
diesem Zeitpunkt nicht gemacht werden.<br />
3.7.2 Noteinspeisung über SOTEL<br />
Um 16:56:12 Uhr (Dauer 57 Sekunden) rief die CEGEDEL-Schaltleitung SOTEL an, um<br />
kurzfristig eine Noteinspeisung aus dem Netz der SOTEL/ELIA in einen Teil des CEGEDEL-<br />
Netzes zu erreichen und somit zumindest teilweise die Versorgung Luxemburgs<br />
wiederherzustellen. SOTEL sagte zu, diese Noteinspeisung intern zu prüfen.<br />
Um 17:02:47 Uhr (Dauer 7 Minuten 2 Sekunden) fragte die CEGEDEL-Schaltleitung bei<br />
SOTEL nach, ob die Noteinspeisung schon genehmigt wäre. SOTEL war zu diesem<br />
Zeitpunkt bereit, eine Leistung von 100 MW zur Verfügung zu stellen. Die entsprechenden<br />
Schalthandlungen zur Herstellung der Noteinspeisung von 100 MW über das SOTEL-Netz<br />
aus dem Netz des belgischen Übertragungsnetzbetreibers ELIA wurden noch während des<br />
Telefongesprächs durchgeführt.
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 32<br />
Die Zuschaltung eines Teils des CEGEDEL-Netzes im Rahmen der Noteinspeisung erfolgte<br />
über die Leitung vom Kraftwerk TWINerg nach Schifflingen. Zu diesem Zwecke wurde um<br />
17:07:06 Uhr in der Anlage TGV-TWINerg der Leistungsschalter in Richtung Schifflingen<br />
geschlossen. Somit war die Anlage OXYLUX der CEGEDEL (CFL und Teile von<br />
Esch/Alzette) nach etwa 16 Minuten wieder versorgt.<br />
Zwischen 17:10 Uhr und 17:11 Uhr wurden in Schifflingen die 220/65kV Transformatoren<br />
zugeschaltet. Damit waren nach etwa 20 Minuten die Anlagen Esch/Alzette, Bascharage,<br />
Biff, Lamadelaine, Paafewee, Woiwer, Sanem WSA, Galvalange, Dudelange, Riedgen,<br />
Trefilarbed, Bettembourg und SIDOR wieder versorgt. Anschliessend wurde um 17:14:21<br />
Uhr über Bascharage die Luxguard Bascharage und TDK zugeschaltet.<br />
3.7.3 Kontakte zu TWINerg<br />
Zwischen 17:11:07 Uhr und 17:12:02 Uhr erkundigte sich die Leitstelle der TWINerg,<br />
nachdem sie bemerkt hatte, dass an der Noteinspeisung die Spannung fehlte, bei der<br />
CEGEDEL-Schaltleitung, wer für die Notversorgung des Kraftwerks zuständig sei. CEGEDEL<br />
informierte TWINerg über den Zusammenbruch der Stromversorgung im gesamten<br />
Netzgebiet der CEGEDEL.<br />
Das Kraftwerk TWINerg, welches in der Normalschaltung in das belgische Netz einspeist,<br />
speiste bereits mit Nennleistung ein und hätte keine zusätzliche Energie in das Netz der<br />
CEGEDEL einspeisen können. Bedingt durch die höhere Aussentemperatur und somit der<br />
Temperatur der Luftzufuhr war im Laufe des Nachmittags die maximal erzeugbare Leistung<br />
etwas geringer als in der Nacht.<br />
3.7.4 Wiederherstellung der Normalschaltung zwischen CEGEDEL und SOTEL<br />
Nachdem das Netz der RWE Transportnetz Strom wieder sicher zugeschaltet war, wurde der<br />
von SOTEL gespeiste Bereich wieder auf das Netz der RWE Transportnetz Strom zurück<br />
geschaltet. Hierzu wurde um 20:05:58 Uhr nach eingehenden Korrekturen des<br />
Phasenwinkels zwischen beiden Netzen in Schifflingen die Parallelschaltung beider Netze<br />
eingeschaltet. Um 20:06:23 Uhr wurde in der Anlage TWINerg durch Öffnen des Schalters in<br />
Richtung Schifflingen der Parallelbetrieb wieder aufgehoben. Somit waren alle Kunden von<br />
CEGEDEL wieder aus dem Netz der RWE Transportnetz Strom versorgt.
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 33<br />
3.8 Wiederversorgung der CEGEDEL<br />
Um 17:23 Uhr wurde über die Kondelwald-Leitung die Anlage Niederstedem und darüber<br />
Luxemburg wieder unter Spannung gesetzt. Die Osburg-Leitung wurde um 17:43 Uhr wieder<br />
zugeschaltet, so dass dann auch eine Versorgung Luxemburgs über die Leitung Quint-<br />
Heisdorf möglich war.<br />
Durch das niedrige Spannungsniveau, das sich beim ersten Einschaltversuch einstellte,<br />
liefen die Stufensteller der Transformatoren in Richtung Endstellung. Bedingt durch die<br />
teilweise fehlende Last bei den Kunden einerseits und der Endposition der Stufensteller<br />
andererseits hätte es bei der endgültigen Wiederversorgung durch RWE mit der<br />
betriebsüblichen Spannung zu Spannungsüberhöhungen im Netz der CEGEDEL kommen<br />
können. Dieser Effekt wurde kompensiert, indem RWE zunächst nur eine Spannung von 210<br />
kV vorgab, welche anschliessend langsam auf 225 bis 230 kV angehoben wurde. Die<br />
Spannungsregler sämtlicher Transformatoren haben durch ihre automatische<br />
Schnellschaltung die Spannung ordnungsgemäß ausgeregelt.
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 34<br />
3.9 Wiederversorgung des Raumes Trier / Eifel<br />
Für die Wiederversorgung des Raumes Trier und Luxemburg wurde in der Zeit ab 17:03 Uhr<br />
das 220-kV-Netz für die Wiederzuschaltung vorbereitet. Dazu wurden gemäß dem<br />
Netzwiederaufbaukonzept der RWE Transportnetz Strom die 220/110-kV-Transformatoren,<br />
die in die 110-kV-Triergruppe einspeisen, abgeschaltet. Damit konnte die Last des 220-kV-<br />
Netzes für die Wiederzuschaltung verringert werden, was eine erfolgreiche sukzessive<br />
Zuschaltung der spannungslosen 220-kV-Netzteile ermöglichte. Im unterlagerten Netz wurde<br />
damit begonnen, Teile der 110-kV-Netzgruppe mit benachbarten 110-kV-Netzgruppen zu<br />
kuppeln. Des Weiteren mussten die 110/20-kV-Transformatoren, nachdem deren<br />
Spannungsregler diese bedingt durch die niedrige Spannung im 220-kV-Netz in die<br />
Endposition geregelt hatten, gemäß Netzwiederaufbaukonzept von Hand und vor Ort in den<br />
Umspannanlagen wieder in die Normalstellung zurückgeregelt werden.<br />
Die Wiederzuschaltung der Verteilnetztransformatoren und damit die Wiederversorgung der<br />
Kunden erfolgte gemäß folgender Tabelle (Quelle: RWE).<br />
Station Feld bzw. Abgang Last<br />
[MW]<br />
Uhrzeit der<br />
Wiederversorgung<br />
Blankenrath Trafo 11 3,6 17:28<br />
Sohren Trafo 11 5,0 17:28<br />
Sohren Trafo 12 1,9 17:28<br />
Quint Eigenbedarf 1,0 18:50<br />
Moselstahlwerk Trafo 11 12,0 18:50<br />
Moselstahlwerk Trafo 12 a/b 1,0 18:50<br />
Saarburg Trafo 11 2,0 18:53<br />
Saarburg Trafo 12 5,5 18:53<br />
Wengerohr Trafo 13 4,0 19:06<br />
Wengerohr Trafo 12 31,3 19:06<br />
Niederstedem Eigenbedarf 1,0 19:06<br />
Sinspelt Trafo 11 1,5 19:14<br />
Sinspelt Trafo 12 2,3 19:14<br />
Laufeld Trafo 11 4,0 19:24<br />
Morbach Trafo 11 5,2 19:25<br />
Morbach Trafo 12 22,3 19:25<br />
Grüneberg Trafo 11 0,2 19:30<br />
Grüneberg Trafo 12 1,5 19:30<br />
Bekond Trafo 11 6,8 19:41<br />
Bekond Trafo 12 5,5 19:41<br />
Bitburg Trafo 11 16,7 19:43<br />
Bitburg Trafo 12 5,5 19:43<br />
Bernkastell Trafo 11 1,0 19:54<br />
Grosslittgen Trafo 11 2,9 19:54
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 35<br />
Station Feld bzw. Abgang Last<br />
[MW]<br />
Uhrzeit der<br />
Wiederversorgung<br />
Bernkastell Trafo 12 7,0 19:54<br />
Tobiashaus Trafo 11 5,2 19:55<br />
Welschbillig Trafo 11 2,8 19:58<br />
Welschbillig Trafo 12 2,4 19:58<br />
Keltenweg (SWT) Trafo 12 14,0 20:00<br />
Tarforst Trafo 11 k.A. 20:00<br />
Tarforst Trafo 12 7,5 20:00<br />
Keltenweg (SWT) Trafo 11 k.A. 20:00<br />
Beilingen Trafo 11 7,1 20:09<br />
Beilingen Trafo 12 5,4 20:09<br />
Kyllburg Trafo 11 3,9 20:10<br />
Ehrang (SWT) Trafo 11 13,6 20:15<br />
Ehrang (SWT) Trafo 12 10,0 20:15<br />
Kuhnenstr. (SWT) Nord (Trafo 12) 7,4 20:15<br />
Kuhnenstr. (SWT) Süd (Trafo 11) 14,0 20:15<br />
Hermeskeil Trafo 11 4,5 20:16<br />
Hermeskeil Trafo 12 2,1 20:16<br />
Mandern Trafo 11 3,0 20:18<br />
Mandern Trafo 12 3,2 20:18<br />
Gusterath Trafo 11 1,0 20:19<br />
Gusterath Trafo 12 2,7 20:19<br />
Wintrich Trafo 12 k.A. 20:25<br />
Wintrich Trafo 11 4,8 20:25<br />
Konz Trafo 11 4,4 20:59<br />
Konz Trafo 12 7,8 20:59<br />
Thalfang Trafo 11 5,6 21:01<br />
Trier Trafo 12 9,8 21:19<br />
Trier Trafo 13 14,5 21:19<br />
Trier Trafo 11 k.A. 21:19<br />
Detzem Trafo 11 1,0 21:24<br />
Nach eingehender Kontrolle der Saar-Nord-Leitung, die ohne augenscheinlichen Befund<br />
blieb, wurde diese um 21:13 Uhr mit Erfolg zugeschaltet. Die Wiederversorgung des Raumes<br />
Trier in der nachgelagerten Verteilnetzebene war gegen 21:24 Uhr abgeschlossen.
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 36<br />
4 Einhaltung der (n-1)-Sicherheit<br />
Im UCTE Verbundnetzbetrieb wird allgemein als Sicherheitsstandard das (n-1)-Kriterium<br />
angewendet (vergl.: UCTE Operational Handbook; VDN TransmissionCode 2003). Dieses<br />
Prinzip besagt, dass ein einzelnes Netzelement ausfallen darf, ohne dass durch diesen<br />
Ausfall der sichere Betrieb und die Versorgung des ganzen Netzes gestört wird. Das Prinzip<br />
wird weltweit angewendet und entspricht dem Stand der Technik zur Wahrung einer<br />
ausreichenden Versorgungssicherheit.<br />
Für die (n-1)-Sicherheit sind die stationären Betriebsströme auf den verbleibenden<br />
Netzelementen im Falle eines Ausfalls eines beliebigen Betriebsmittels maßgebend. Anhand<br />
der zum Störungszeitpunkt vorhandenen Lasten und Einspeisungen wurde für die Osburg-<br />
Leitung bei Ausfall der Saar-Nord-Leitung ein stationärer Stromfluss von 1.212 A berechnet<br />
(RWE-Lastflussberechnung mit dem archivierten Datensatz von Donnerstag, 02.09.2004,<br />
16:45 Uhr). Dieser Wert stimmt mit den Messungen des Schutzgeräts in Uchtelfangen nach<br />
Auslösung der Saar-Nord-Leitung überein (siehe Abb. 6). Dieser Wert ist sowohl geringer als<br />
der eingestellte Rückfallwert der Osburg-Leitung von 1.275 A, als auch niedriger als der<br />
tatsächliche Rückfallwert von 1.242 A. Die Berechnungen und die Messung des<br />
Schutzgeräts in Uchtelfangen belegen somit, dass sich das Netz bezüglich des Ausfalls der<br />
Saar-Nord-Leitung im (n-1)-sicheren Zustand befand.<br />
Auch bei der zweiten berechneten Variante, dem Ausfall der höher belastbaren Osburg-<br />
Leitung, ergibt sich keine Verletzung der (n-1)-Sicherheit.<br />
Die Simulation für den Ausfall des Einspeisetransformators in Uchtelfangen zeigt ebenfalls<br />
unkritische Ergebnisse, weil bereits durch die Einspeisung der beiden Kraftwerke Ensdorf<br />
und Weiher die Last der 220-kV-Gruppe größtenteils gedeckt werden kann. Auch die<br />
Ausfallberechnungen für den Transformator in Weissenthurm ergeben unkritische<br />
Ergebnisse.<br />
Damit ist anhand der relevanten Ausfallsimulationen nachgewiesen, dass die betriebliche<br />
(n-1)-Sicherheit für die 220-kV-Netzgruppe Trier vor Fehlereintritt bezüglich der relevanten<br />
Ausfallszenarien - insbesondere bezüglich des Ausfalls der Saar-Nord-Leitung - gegeben<br />
war. Eine dynamische Betrachtung kann unterbleiben, da bei einem stationären
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 37<br />
Betriebsstrom unterhalb des Rückfallwertes eben dieser im Zuge von Netzpendelungen<br />
innerhalb der zweiten Halbwelle der Pendelung unterschritten wird.<br />
Die Ergebnisse dieser nachträglichen Berechnungen zur (n-1)-Sicherheit werden auch durch<br />
die Ergebnisse der in der HSL regelmäßig durchgeführten Online-Sicherheitsrechnungen<br />
(SIRE) bestätigt. Im Rahmen dieser Rechnungen wird die Einhaltung festgelegter<br />
Sicherheitsabstände überprüft, die noch zu den Grenzen der (n-1)-Sicherheit bestehen. Die<br />
SIRE ermittelt den aktuellen Systemzustand (Topologie, Einspeisungen von Wirk- und<br />
Blindleistung), lässt dann in einer Simulation alle Netzelemente einzeln nacheinander<br />
„ausfallen“ und berechnet anschließend mit Hilfe einer Lastflussrechnung jeweils den Strom<br />
auf den verbleibenden Stromkreisen. Diese simulierten Lastflusswerte (Wirkleistung,<br />
Blindleistung, Strom und Spannung) werden dann mit einer Liste der im SCADA-System<br />
gesetzten Grenzwerte verglichen. Ein sog. spezifischer I-Befund erfolgt, wenn nach einem<br />
simulierten Ausfall eines Betriebsmittels auf einem der verbleibenden Netzelemente ein<br />
Strom auftritt, der größer als der im SCADA-System hinterlegte jeweilige Grenzwert ist.<br />
Dieser Wert liegt unterhalb des maximal zulässigen Betriebsstroms und signalisiert als<br />
Frühwarnindikator die Unterschreitung eines festgelegten Reserveabstands zu den<br />
zulässigen Betriebsgrenzen des Netzes und damit zur (n-1)-Sicherheit. Ein I-Befund stellt<br />
somit eine Warnung für den betriebsführenden Ingenieur der HSL dar, dass die Leitung zwar<br />
noch im sicheren Bereich aber mit geringeren verbleibenden Reserven betrieben wird. Im<br />
Fall eines I-Befundes obliegt es der Netzführung, die aktuelle Netzsituation zu bewerten und<br />
ggf. vorbeugende Maßnahmen zur Wahrung der Netzsicherheit und Vergrößerung der<br />
Reserven zu veranlassen.<br />
Im Fall der Osburg-Leitung beträgt dieser max. zulässige Betriebsstrom 1.275 A, während<br />
der im SCADA-System gesetzte Grenzwert für einen I-Befund bereits bei 1.200 A liegt.<br />
Während die um 16:35 Uhr angestoßene SIRE keinen I-Befund ergab, hätte die nächste,<br />
zyklisch um 16:50 Uhr angestoßene SIRE auf der Basis des von 16:45 Uhr archivierten<br />
Datensatzes einen I-Befund für die Osburg-Leitung wegen geringfügiger Überschreitung des<br />
Grenzwertes ergeben (Überschreitung des o.g. Grenzwertes um 12 A). Diese<br />
Unterschreitung des Sicherheitsabstandes wäre für die HSL Anlass gewesen, geeignete<br />
Maßnahmen zur Vergrößerung der Sicherheitsreserven zu ergreifen, z.B. eine Veränderung<br />
des Maschineneinsatzes im Kraftwerk Vianden einzuleiten. Gleichwohl wurde auch ohne<br />
diese Maßnahmen das (n-1)-Kriterium nicht verletzt.
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 38<br />
5 Eingeleitete Sofortmaßnahmen und weitere Konsequenzen<br />
Auf Grund der Analyse des Störungsablaufs und des Netzwiederaufbaus wurden folgende<br />
Sofortmaßnahmen eingeleitet und weitere Untersuchungen veranlasst:<br />
• RWE Transportnetz Strom tauschte das betreffende Schutzgerät in Quint als<br />
Sofortmaßnahme umgehend nach der Störung gegen ein digitales Schutzgerät aus.<br />
• Der geplante zusätzliche Netzkuppeltransformator in Niederstedem, mit dessen<br />
Installation bereits im August 2004 begonnen wurde, wird entsprechend des<br />
verabschiedeten Netzkonzeptes vorrangig installiert. Neben der langfristigen<br />
Sicherstellung des prognostizierten Lastzuwachses in Luxemburg wird zudem eine<br />
grössere betriebliche Flexibilität des Netzbetriebs erreicht.<br />
• Auf Initiative des Wirtschaftsministeriums in Luxemburg wurde eine Arbeitsgruppe<br />
beauftragt zu untersuchen, ob sich eine signifikante Verbesserung der<br />
Versorgungssicherheit durch die Zusammenschaltung des Netzes der CEGEDEL mit<br />
den Nachbarnetzen ergäbe. Diese Arbeitsgruppe untersucht ebenfalls, ob die<br />
gegenseitige Störungsaushilfe von SOTEL und CEGEDEL verbessert werden kann.<br />
• Das automatische Stufen der Transformatoren kann in geschwächten bzw. hoch<br />
belasteten Netzen die Gefahr eines Spannungszusammenbruches erhöhen. Es wird<br />
untersucht, wie ein Blockieren der Stufenschalter von zentraler Stelle realisiert<br />
werden kann, um einem möglichen Spannungszusammenbruch vorzubeugen.<br />
• Aufbauend auf die während der Störung gesammelten Erfahrungen wurden die<br />
bereits bestehenden, RWE-internen Kommunikations- und Abstimmungsprozesse<br />
erweitert und intensiviert.<br />
• Weitere Erfahrungen wie z.B. der teilweise Zusammenbruch der Mobilfunknetze<br />
während der Störung haben RWE Transportnetz Strom zu einer Überprüfung der<br />
Kommunikationstechnologie in Störungsfällen geführt.
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 39<br />
6 Anlagen<br />
Anlage 1:<br />
Anlage 2:<br />
Anlage 3:<br />
Anlage 4:<br />
Leistungsflüsse auf den Übergabeleitungen von RWE zur CEGEDEL<br />
(Aufzeichnungen der digitalen Messwertschreiber LEM)<br />
Anteilige Fehlerströme und Spannungseinbrüche auf den Leitungen zwischen<br />
CEGEDEL und RWE<br />
Bericht über den Einsatz des Kraftwerks Vianden<br />
RWE: Bericht der Laborprüfung des Schutzgerätes „Osburg-Leitung“
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 40<br />
Anlage 1:<br />
Leistungsflüsse auf den Übergabeleitungen von RWE zur CEGEDEL<br />
(Aufzeichnungen der digitalen Messwertschreiber LEM) 2<br />
Leitung Trier – Heisdorf:<br />
Abbildung 1: Scheinleistung auf der Leitung Trier – Heisdorf<br />
Abbildung 2:<br />
Wirkleistung auf der Leitung Heisdorf - Trier<br />
2 Zeit in Diagrammen ist unsynchronisiert; Angabe in UCT
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 41<br />
Leitung Quint – Heisdorf:<br />
Abbildung 3: Scheinleistung auf der Leitung Heisdorf - Quint<br />
Abbildung 4:<br />
Wirkleistung auf der Leitung Heisdorf - Quint
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 42<br />
Leitung Bauler – Flebour:<br />
Abbildung 5: Scheinleistung auf der Leitung Bauler - Flebour<br />
Abbildung 6:<br />
Wirkleistung auf der Leitung Bauler - Flebour
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 43<br />
Leitung Bauler – Roost:<br />
Abbildung 7: Scheinleistung auf der Leitung Bauler - Roost<br />
Abbildung 8:<br />
Wirkleistung auf der Leitung Bauler - Roost
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 44<br />
Anlage 2:<br />
Anteilige Fehlerströme und Spannungseinbrüche auf den Leitungen zwischen<br />
CEGEDEL und RWE<br />
Abbildung 9: Kurzschlussströme auf der Leitung Heisdorf - Trier<br />
Abbildung 10: Kurzschlussströme auf der Leitung Heisdorf - Quint
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 45<br />
Abbildung 11: Kurzschlussströme auf der Leitung Flebour - Bauler<br />
Abbildung 12: Kurzschlussströme auf der Leitung Roost - Bauler
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 46<br />
Anlage 3:<br />
Bericht über den Einsatz des Kraftwerks Vianden<br />
SOCIETE ELECTRIQUE DE L’OUR Vianden, den 07.09.04<br />
Centrale de Vianden<br />
3109-3/FA<br />
Bericht betr. Störung im RWE-Netz am 02.09.2004<br />
Zum Zeitpunkt der Störung am 02.09.04 um 16:51 befanden sich die Maschinen des<br />
Kraftwerks Vianden in folgenden Betriebszuständen :<br />
Auf der Leitung 1a: M 1 in Betriebsbereitschaft<br />
M 2 im Phasenschieberbetrieb 57 MVAr<br />
M 10 (im Stillstand, Inbetriebnahme des neuen Trafos)<br />
Auf der Leitung 2b: M 3 im Pumpbetrieb 68 MW, 53 MVAr<br />
M 4 im PH- Betrieb 58 MVAr<br />
M 5 im PH-Betrieb 43,5 MVAr<br />
Auf der Leitung 3c: M 6 im PH-Betrieb 52 MVAr<br />
M 7 im PH-Betrieb 62 MVAr<br />
Auf der Leitung 4d: M 8 im PH-Betrieb 46 MVAr<br />
M 9 in Betriebsbereitschaft<br />
Um 16:45 waren auf Anweisung der Systemführung Netze aus Brauweiler auf den Leitungen<br />
1a Maschine 2 und auf der Leitung 4d Maschine 8 in den Phasenschieber angefahren<br />
worden.<br />
Maschine 3 wurde um 16:51:14,836 durch Unterfrequenz bei 49,6 Hz in den Stillstand<br />
gefahren (normales Abstellen). Zusätzlich gab es einen normalen Abstellbefehl um<br />
16:51:19,333 durch Spannungsrückgang (70% Un, 0,5 sec verzögert, gilt nur für<br />
Pumpbetrieb).<br />
Die Maschinen 2, 4, 5, 6, 7, 8 wurden um 16:51:19,742 durch Spannungsrückgang in den<br />
Stillstand abgestellt. Die 4 220 kV Leitungen waren zu diesem Zeitpunkt spannungslos.<br />
Wenige Minuten nach der Störung teilte der 2te Schaltingenieur aus Brauweiler mit , dass<br />
demnächst die 220 kV Leitungen wieder unter Spannung wären, und fragte ob auf der<br />
Leitung 2b eine Turbine zur Verfügung gestellt werden könnte.
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 47<br />
Der 1te Schaltwärter hat daraufhin den Maschinisten der Kaverne über die<br />
Personenrufanlage aufgefordert, Maschine 3 wieder betriebsklar zu machen.<br />
Um 17:02 war Maschine 3 wieder betriebsklar und wurde in TU-Betrieb angefahren. Um<br />
17:04 war der Generator auf Spannung, das Parallelschaltgerät schaltete aber nicht , da zu<br />
diesem Zeitpunkt die 220 kV Spannung nicht mehr vorhanden war.<br />
Auf Anweisung des 2ten Schaltingenieurs wurde daraufhin die Maschine wieder abgestellt.<br />
Um 17:25 wurde die Maschine 3 in PH-Betieb gefahren, um 17 :28 in TU-Betrieb mit 100<br />
MW. Um 17:30 wurde auch die Maschine 7 in TU-Betrieb 100 MW gefahren.<br />
Zum Zeitpunkt der Störung versorgten die beiden Maschinen in Lohmühle das 6-kV<br />
Eigenbedarfsnetz mit voller Leistung. Der 13,8/6 kV Leistungsschalter der<br />
Eigenbedarfseinspeisung löste um 16:51:15,151 durch Unterfrequenz aus.<br />
Die beiden Maschinen in Lohmühle übernahmen die Eigenbedarfsversorgung des Kraftwerks<br />
ohne Probleme. Zusätzlich wurden aus Sicherheitsgründen die beiden Hausmaschinen<br />
angefahren.<br />
Um 22:21 wurde die Eigenbedarfseinspeisung wieder auf die Leitung 2b geschaltet.<br />
SOCIETE ELECTRIQUE DE L’OUR<br />
Centrale de Vianden<br />
Gezeichnet<br />
Fernand Zanter<br />
Francis Angelsberg
Technischer Bericht zu der Netzstörung vom Donnerstag, den 2. September 2004 48<br />
Anlage 4:<br />
RWE: Bericht der Laborprüfung des Schutzgerätes „Osburg-Leitung“
RWE Rhein-Ruhr<br />
Netzservice GmbH<br />
Technik Center Sekundärtechnik<br />
Benennung: Prüfbericht der Schutzeinrichtung SD324 Tafel Nr. 670<br />
220-kV-Osburg Leitung. Station Quint<br />
Bemerkung:<br />
Verfasser:<br />
Abteilung:<br />
Dateiname:<br />
Dokumentenart:<br />
Udo Wolter / Markus Witzki / Kr.<br />
ERMN-H-BST<br />
NSPB0016A_SD324_Quint_Osburg_LTG.doc<br />
Prüfbericht<br />
Verteiler: H. Vanzetta ETE-S<br />
H. Niepel ERMN-H<br />
Unterschriften:<br />
Verfasser: Datum:<br />
Teamleiter: Datum:<br />
H-BST: Datum:<br />
Dateiname / Ausgabe Datum Verfasser / Abteilung Status Seiten<br />
NSPB0016A_Quint_Osburg_LTG.doc 15.09.2004 Wolter, Witzki / H-BST gültig 12<br />
Hr<br />
Abschlussbericht Anlage 4.doc Seite 1 von 12 15.09.2004
Inhaltsverzeichnis<br />
0. Einleitung.........................................................................................................................3<br />
1. Prüfmittel .........................................................................................................................4<br />
2. Schutzeinrichtung...........................................................................................................4<br />
3. Staffelkurve......................................................................................................................4<br />
4. Prüfung ............................................................................................................................5<br />
4.1 Überstrom Anregung ................................................................................................5<br />
4.2 Impedanzen..............................................................................................................5<br />
4.3 Zeiten........................................................................................................................6<br />
4.4 Unterimpedanzanregung ..........................................................................................6<br />
4.5 Richtungsempfindlichkeit..........................................................................................6<br />
5. Richtungsentscheid........................................................................................................7<br />
5.1 Funktionsweise.........................................................................................................7<br />
5.2 Prüfungen .................................................................................................................8<br />
5.2.1 Betriebsmessung vorwärts ...................................................................................8<br />
5.2.2 Betriebsmessung rückwärts................................................................................10<br />
6. Fehlersimulation ...........................................................................................................11<br />
6.1 Zweipoliger Fehler Saar-Nord.................................................................................11<br />
6.2 Auslösung Osburg-Leitung .....................................................................................11<br />
7. Fazit................................................................................................................................12<br />
Abschlussbericht Anlage 4.doc Seite 2 von 12 15.09.2004
0. Einleitung<br />
Auf Grund des Ablaufs der Störung 722A_Saar-Nord am 2.09.2004 ist eine Fehlfunktion<br />
der Schutzeinrichtung der Osburg-Leitung in der Station Quint nicht gänzlich auszuschließen.<br />
Daher wurde das betreffende Schutzgerät im Technik Center Sekundärtechnik (ERMN-<br />
H-BST) einer eingehenden Prüfung unterzogen.<br />
Unter den vorgegebenen Laborbedingungen wird die Schutzeinrichtung mit statischen Prüfgrößen<br />
beaufschlagt. Mit den zur Verfügung stehenden Sekundärprüfeinrichtungen sind keine<br />
dynamischen Prüfungen an elektromechanischen Schutzeinrichtungen möglich.<br />
Es wurden folgende Prüfungen durchgeführt:<br />
- Einstellwerte der Staffelkurven<br />
- Fehlersimulation Saar-Nord (statische Prüfgrößen)<br />
- Auslösung Osburg-Leitung (statische Prüfgrößen)<br />
Bei dieser Prüfung wurden die Erfahrungswerte der häufigsten technologischen Fehler berücksichtigt.<br />
Diese sind:<br />
- Toleranzprobleme durch Alterung der Meßsysteme<br />
- Das Fehlverhalten von mechanischen Elementen (Anrege- und Rückfallverhalten außerhalb<br />
der Toleranzgrenzen)<br />
- Fehlerhaftes Messverhalten durch Windungsschlüsse<br />
Abschlussbericht Anlage 4.doc Seite 3 von 12 15.09.2004
1. Prüfmittel<br />
Sekundär-Prüfeinrichtung : SIEMENS 7VP4900-0 dreiphasig<br />
Impedanzmessgerät : Spitzenberger & Spies<br />
Oszilloskop : Tektronix TDF 340A<br />
2. Schutzeinrichtung<br />
Elektromechanische Leitungsschutztafel: SD 324 Tafel Nr. 670<br />
- Distanzschutz AEG SD 324LN<br />
- Z-Anregung einpolig AEG Z13SK<br />
- Z-Anregung zweipolig AEG Z13SHK<br />
Baujahr Schutztafel 1978<br />
Baujahr Distanzschutz 1976<br />
3. Staffelkurve<br />
Abschlussbericht Anlage 4.doc Seite 4 von 12 15.09.2004
4. Prüfung<br />
Stromwandler : 1200/2<br />
Spannungswandler : 220000/100<br />
Raumtemperatur<br />
: ϑ = 24° C<br />
4.1 Überstrom Anregung<br />
I L1<br />
I L2<br />
I L3<br />
I ∑<br />
Sollwert<br />
Istwert<br />
Anregung<br />
Istwert<br />
Rückfall<br />
sek. 2,5 A 2,46 A 2,10 A<br />
prim. 1500 A 1476 A 1260 A<br />
sek. 2,5 A 2,47 A 2,10 A<br />
prim. 1500 A 1482 A 1260 A<br />
sek. 2,5 A 2,47 A 2,07 A<br />
prim. 1500 A 1482 A 1242 A<br />
sek. 0,5 A 0,48 A 0,46 A<br />
prim. 300 A 288 A 276 A<br />
Rückfallverhältnis Abweichung<br />
0,853 1,6 %<br />
0,850 1,2 %<br />
0,838 1,2 %<br />
0,958 4,0 %<br />
4.2 Impedanzen<br />
Prüfung bei einer Phasenverschiebung von β = 75°<br />
Sollwert<br />
Istwert<br />
L1 – L2<br />
Istwert<br />
L2 – L3<br />
Istwert Abweichung<br />
L3 – L1 L1–L2 L2–L3 L3-L1<br />
Z 1 10,6 Ω 11,0 Ω 10,6 Ω 10,7 Ω 3,7% 0% 0,7%<br />
Z 1' 14,0 Ω 14,3 Ω 14,1 Ω 14,0 Ω 2,1% 0,7% 0%<br />
Z 2 14,0 Ω 14,0 Ω 14,0 Ω 14,1 Ω 0% 0% 0,7%<br />
Z 3 20,0 Ω 20,1 Ω 20,4 Ω 20,1 Ω 0,5% 2% 0,5%<br />
Sollwert<br />
Istwert<br />
L1<br />
Istwert<br />
L2<br />
Istwert<br />
Abweichung<br />
L3 L1 L2 L3<br />
Z 1 (80 %) 9,54 Ω 9,9 Ω 9,5 Ω 10,0 Ω 3,7% 0,4% 4,6%<br />
Z 1 (140 %) 12,72 Ω 13,2 Ω 12,5 Ω 12,8 Ω 3,7% 1,7% 0,6%<br />
Anmerkung: Bei einphasiger Prüfung wird lediglich das Übergreifen im Summenstrompfad<br />
(Automatische – Wieder - Einschaltung) geprüft, da es sich um die gleichen<br />
Anregesysteme handelt, wie bei der zweiphasigen Prüfung.<br />
Abschlussbericht Anlage 4.doc Seite 5 von 12 15.09.2004
4.3 Zeiten<br />
Sollwert Istwert Schleppzeiger Abweichung<br />
t 1 0,1 s 0,05 s --<br />
t 2 0,335 s 0,32 s 0,3 s 4,5%<br />
t 3 0,7 s 0,69 s 0,7 s 1,5%<br />
t 4 gerichtete Endzeit 2,0 s 2,02 s 2,0 s 1,0%<br />
t 5 ungerichtete Endzeit 2,6 s 2,61 s 2,7 s 0,4%<br />
4.4 Unterimpedanzanregung<br />
Z13sk Unterer Durchstoßpunkt (bei Spg. 0 V)<br />
Sollwert<br />
Istwert<br />
Anregung<br />
Istwert<br />
Rückfall<br />
Rückfallverhältnis<br />
Abweichung<br />
I L1 0,5 A 0,56 A 0,31 A 0,553 12%<br />
I L2 0,5 A 0,57 A 0,37 A 0,649 14%<br />
I L3 0,5 A 0,54 A 0,36 A 0,666 8%<br />
Z13shk Unterer Durchstoßpunkt (bei Spg. 0 V)<br />
Sollwert<br />
Istwert<br />
Anregung<br />
Istwert<br />
Rückfall<br />
Rückfallverhältnis<br />
Abweichung<br />
I L1 – L2 0,5 A 0,51 A 0,40 A 0,784 2,0%<br />
I L2 – L3 0,5 A 0,50 A 0,42 A 0,840 0%<br />
I L3 – L1 0,5 A 0,52 A 0,42 A 0,807 4,0%<br />
4.5 Richtungsempfindlichkeit<br />
Sollbereich<br />
Istwert<br />
L1 30 – 100 mV 69 mV<br />
L2 30 – 100 mV 0 V<br />
L3 30 – 100 mV 80 mV<br />
Abschlussbericht Anlage 4.doc Seite 6 von 12 15.09.2004
5. Richtungsentscheid<br />
Im Abschnitt 4.5 ist zu erkennen, dass die Richtungsempfindlichkeit in der Phase L2<br />
0V beträgt. Daraus resultiert ein dauernder Richtungsentscheid in rückwärts.<br />
5.1 Funktionsweise<br />
Die prinzipielle Wirkungsweise der Richtungsbestimmung ist in Abb. 1 dargestellt. Dabei sind<br />
U U und U I spannungs- und stromproportionale Meßgrößen, die miteinander geometrisch addiert<br />
und subtrahiert werden.<br />
U U ⇒ Spannung der nicht fehlerbetroffenen Phasen<br />
U I ⇒ Fehlerstrom<br />
Das Richtungsglied vergleicht in einer Gleichrichterbrückenschaltung die Amplitude der resultierenden<br />
Zeiger ⎜U U + U I ⎜ und ⎜U U - U I ⎜. Da die Amplitude des Summen- oder Differenzvektors<br />
von der Phasenlage der Meßgrößen U U und U I abhängig ist, kann der Richtungsentscheid<br />
von der Größe des Phasenwinkels β abhängig gemacht werden. Wenn sich der Fehler<br />
in Vorwärtsrichtung befindet, ist der Winkel β betragsmäßig stets kleiner als 90°.<br />
Hierbei ist die Amplitude des Summenvektors ⎜U U + U I ⎜ größer als der des Differenzvektors<br />
⎜U U - U I ⎜. Der vororientierte Richtungskontakt bleibt somit geschlossen. Liegt der Fehler in<br />
Rückwärtsrichtung, so ist der Phasenwinkel β betragsmäßig stets größer als 90°. In diesem<br />
Fall ist die Amplitude des Summenvektors ⎜U U + U I ⎜ kleiner als die des Differenzvektors.<br />
Das Richtungsglied öffnet seinen Kontakt, sodass eine Auslösung gesperrt wird.<br />
(Quellennachweis: AEG-Mitteilung)<br />
UI´<br />
UU+UI<br />
UU<br />
UI´<br />
UU-UI<br />
β<br />
UI<br />
Abb.: 1 β < 90°<br />
Abschlussbericht Anlage 4.doc Seite 7 von 12 15.09.2004
5.2 Prüfungen<br />
Nachdem in Abschnitt 4.5 ein Fehlverhalten des Richtungsgliedes N S festgestellt werden<br />
konnte , wurde mit Hilfe eines Oszilloskopes der Versuch einer qualitativen (Charakteristik der<br />
Signale) Analyse unternommen. Dazu wurden am Gerät die Anschlusspunkte identifiziert,<br />
die das Ergebnis des Vergleichs aus Summen- und Differenzvektor bilden.<br />
5.2.1 Betriebsmessung vorwärts<br />
Die erste Messung wurde mit Betriebsgrößen in Vorwärtsrichtung (Speiserichtung Leitung)<br />
aufgenommen (Abb. 2 und 3).<br />
Richtungsrelais NR<br />
Richtungsrelais NS<br />
Abb.: 2<br />
Prüfgrößen<br />
Strom<br />
Spannung<br />
Richtung<br />
L1=L2=L3= 1 A<br />
L1=L2=L3= 57 V<br />
vorwärts<br />
Abschlussbericht Anlage 4.doc Seite 8 von 12 15.09.2004
Richtungsrelais NT<br />
Richtungsrelais NS<br />
Abb.: 3<br />
Prüfgrößen<br />
Strom<br />
Spannung<br />
Richtung<br />
L1=L2=L3= 1 A<br />
L1=L2=L3= 57 V<br />
vorwärts<br />
Das am Richtungsrelais N S anliegende Signal zeigt eine signifikante Differenz zu den Signalen<br />
an den Richtungsrelais N R und N T . Dies führt zu einem Ausschlag des Richtungsrelais in<br />
Rückwärtsrichtung.<br />
Abschlussbericht Anlage 4.doc Seite 9 von 12 15.09.2004
5.2.2 Betriebsmessung rückwärts<br />
Die zweite Messung wurde mit Betriebsgrößen in Rückwärtsrichtung (Speiserichtung Sammelschiene)<br />
aufgenommen (Abb. 4).<br />
Richtungsrelais NR<br />
Richtungsrelais NS<br />
Abb.: 4<br />
Prüfgrößen<br />
Strom<br />
Spannung<br />
Richtung<br />
L1=L2=L3= 1 A<br />
L1=L2=L3= 57 V<br />
rückwärts<br />
Das am Richtungsrelais N S anliegende Signal zeigt ebenso, wie das Signal am Richtungsrelais<br />
N R einen Ausschlag des Richtungsrelais in Rückwärtsrichtung. Damit kann qualitativ<br />
nachgewiesen werden, dass die sinusartige Charakteristik des Signals zu einem Rückwärtsentscheid<br />
führt.<br />
Abschlussbericht Anlage 4.doc Seite 10 von 12 15.09.2004
6. Fehlersimulation<br />
6.1 Zweipoliger Fehler Saar-Nord<br />
Da die Schutzeinrichtung ALSTOM P437 der Osburg-Leitung in der Station Uchtelfangen auf<br />
den zweipoligen Fehler Saar-Nord angeregt hat, konnten die Störfalldaten ausgelesen werden.<br />
Diese Daten wurden der Schutzeinrichtung SD324 in umgekehrter Richtung zugeführt.<br />
Die Richtungsumkehr war durch die Speiserichtung von Uchtelfangen nach Quint vorgegeben.<br />
Prüfgrößen<br />
Strom L1 = 1,56 A (936 A); L2 = 1,15 A (691 A); L3 = 1,45 A (873 A)<br />
Spannung L1 = 62 V; L2 = 48V; L3 = 48 V<br />
Richtung rückwärts<br />
Verhalten der Schutzeinrichtung : keine Anregung<br />
6.2 Auslösung Osburg-Leitung<br />
Für die zweite Fehlersimulation wurden der Schutzeinrichtung SD324 folgende Prüfgrößen<br />
zugeführt.<br />
Prüfgrößen<br />
Strom L1 = 2,4 A (1440 A); L2 = 2,4 A (1440 A); L3 = 2,4 A (1440 A)<br />
Spannung L1 = 20 V; L2 = 20 V; L3 = 20 V<br />
Richtung rückwärts<br />
Verhalten der Schutzeinrichtung : Anregung und Auslösung in 2,6 s (ungerichtete Endzeit)<br />
Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Spannungen L1, L2, L3 bis zum Ansprechen der<br />
Schutzeinrichtung reduziert wurden.<br />
Prüfgrößen<br />
Strom L1 = 2,4 A (1440 A); L2 = 2,4 A (1440 A); L3 = 2,4 A (1440 A)<br />
Spannung L1 = 50 V; L2 = 50 V; L3 = 50 V<br />
Richtung vorwärts<br />
Verhalten der Schutzeinrichtung : Anregung und Auslösung in 2,0 s (gerichtete Endzeit)<br />
Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Spannungen L1, L2, L3 bis zum Ansprechen der<br />
Schutzeinrichtung reduziert wurden.<br />
Abschlussbericht Anlage 4.doc Seite 11 von 12 15.09.2004
7. Fazit<br />
Die Untersuchung der Schutzeinrichtung SD324 ergab, dass Toleranzprobleme durch Alterung<br />
der Meßsysteme nicht feststellbar waren.<br />
Ein eindeutiges Fehlverhalten des Richtungsgliedes in der Phase L2 wurde hingegen nachgewiesen.<br />
Darüber hinaus bleibt jedoch festzuhalten, dass während der Impedanzprüfungen<br />
mit entsprechendem Richtungsentscheid kein Fehlverhalten festgestellt werden konnte.<br />
Die Untersuchung in Punkt 4.1 zeigt ein Rückfallverhältnis von 0,85. Damit hätte die Anregung<br />
im Fehlerfall Osburg-Leitung bei einem Strom von 1242A wieder zurückfallen müssen.<br />
Warum bei der Unterschreitung des Rückfallwertes von 1242 A um ca. 150 A die Anregung<br />
im Störungsablauf nicht zurückgefallen ist, konnte im Labor nicht nachgewiesen werden.<br />
Das Fehlverhalten von mechanischen Elementen (Anrege- und Rückfallverhalten außerhalb<br />
der Toleranzgrenzen) konnte unter Laborbedingungen nicht reproduziert werden.<br />
Ein fehlerhaftes Messverhalten durch Windungsschlüsse konnte nicht festgestellt werden.<br />
Trotz der vorliegenden Untersuchungsergebnisse ist eine Überfunktion während des Ablaufs<br />
wie in der Störung 722A nicht auszuschließen.<br />
Abschlussbericht Anlage 4.doc Seite 12 von 12 15.09.2004