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DIE GOTTESFRAGE HEUTE - von Prof. Dr. Joseph Schumacher

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oder wie er sie sich zusammenreimt. Anders als die Offenbarungsreligionen, das Judentum und<br />

das Christentum, sind die Religionen, soweit sie nicht Anleihen oder Elemente aus den Offenbarungsreligionen<br />

enthalten, menschliche Fiktion, Produkte des menschlichen Intellektes.<br />

In der natürlichen Theologie können wir gleichsam nur die äußeren Umrisse Gottes erreichen,<br />

können wir nur zu Gott vordringen, sofern er das Ziel unseres natürlichen Strebens ist. Aber der<br />

Gott der Naturordnung ist ja gleichzeitig der Gott der übernatürlichen Heils- und Erlösungsordnung,<br />

der übernatürlichen Gnadenordnung und umgekehrt, und immer ist es so, dass die Gnade<br />

auf der Natur aufbaut. Durch die Offenbarung wird die natürliche Gotteserkenntnis überhöht. Sie<br />

ist das Substrat, auf dem die Offenbarung aufbaut. Dabei ist bereits das rationale Nachdenken<br />

über Gott faktisch <strong>von</strong> der Gnade umfangen in all seinen Stadien, und das rationale Nachdenken<br />

über Gott erfährt somit auch seine Unterstützung durch Gott. Das ist jedoch die Innenseite der<br />

Wirklichkeit, die transempirisch und <strong>von</strong> daher nur den Augen des Glaubens zugänglich ist,<br />

weshalb wir mit solchen Überlegungen die philosophische Ebene bereits verlassen haben.<br />

Die philosophische Spekulation über die Gottesfrage bezeichnen wir auch wohl als Theologie,<br />

genauer muss es jedoch heißen natürliche Theologie oder Metaphysik. Denn normalerweise<br />

denken wir, wenn wir <strong>von</strong> Theologie sprechen, an die Offenbarungstheologie, an die übernatürliche<br />

Theologie.<br />

Theologie ist vom Wortsinn her Logos Abschnittswechsel <strong>von</strong> Gott, (Fortlaufend) das heißt vernünftige Rede über Gott, ein vor<br />

der Vernunft zu verantwortendes und verantwortetes Sprechen über Gott. Das wird leicht<br />

vergessen angesichts des Vielerlei der Fragen, mit denen sich die Theologie als Wissenschaft<br />

beschäftigt und beschäftigen muss. Vergessen wird das aber auch da, wo immer man die<br />

Theologie zur Anthropologie umkehrt oder umfunktioniert. Damit soll nicht in Abrede gestellt<br />

werden, dass die Theologie und die Anthropologie eng zusammenhängen, und zwar deshalb, weil<br />

der Mensch ein, wie es die Schrift sagt, Bild und Gleichnis Gottes ist.<br />

Wenn wir die Theologie als vernünftiges Sprechen <strong>von</strong> Gott verstehen, denken wir dabei<br />

zunächst an Gott, sofern er sich offenbart hat („Deus inquantum revelatus“). Wenn wir <strong>von</strong><br />

Theologie sprechen, denken wir im Allgemeinen nicht an die natürliche Theologie, sondern an

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