Integrierte Verdichtungskontrollen bei dynamischen ... - TERRA-Mix
Integrierte Verdichtungskontrollen bei dynamischen ... - TERRA-Mix
Integrierte Verdichtungskontrollen bei dynamischen ... - TERRA-Mix
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Integrierte</strong> <strong>Verdichtungskontrollen</strong> <strong>bei</strong> <strong>dynamischen</strong><br />
Verdichtungsverfahren<br />
Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Dietmar Adam<br />
Institut für Geotechnik, Forschungsbereich Grundbau, Boden- und Felsmechanik,<br />
TU Wien, Karlsplatz 13, A-1040 Wien, Österreich<br />
Dipl.-Ing. Ivan Paulmichl<br />
Geotechnik Adam ZT GmbH<br />
Wiener Straße 66-72/15/4, A-2345 Brunn am Gebirge, Österreich<br />
Dipl.-Ing. Dr.techn. Fritz Kopf<br />
Vienna Consulting Engineers Holding GmbH<br />
Hadikgasse 60, A-1140 Wien, Österreich<br />
Dipl.-Ing. Peter Erdmann<br />
FAYAT BOMAG<br />
Hellerwald, D-56154 Boppard, Deutschland<br />
1 Einleitung<br />
In den letzten Jahren wurden an der TU Wien in Zusammenar<strong>bei</strong>t mit Unternehmen aus<br />
der Wirtschaft im Rahmen von Forschungs- und Entwicklungsar<strong>bei</strong>ten integrierte<br />
<strong>Verdichtungskontrollen</strong> <strong>bei</strong> <strong>dynamischen</strong> Verdichtungsverfahren weiterentwickelt bzw.<br />
gänzlich neue Ansätze erar<strong>bei</strong>tet. In diesem Beitrag soll ein Überblick über<br />
<strong>Verdichtungskontrollen</strong>, die auf der <strong>dynamischen</strong> Interaktion zwischen Verdichtungsgerät<br />
und Boden beruhen, gegeben werden. Ausgehend von der Flächendeckenden<br />
Dynamischen Verdichtungskontrolle (FDVK) <strong>bei</strong> Walzen werden neue Konzepte für die<br />
Dynamische Intensivverdichtung (DYNIV) und die Impulsverdichtung vorgestellt.<br />
Den vorgestellten Konzepten ist gemein, dass sie das Verdichtungsgerät auch als<br />
Messgerät einsetzen. Diese in das dynamische Verdichtungsgerät integrierten<br />
<strong>Verdichtungskontrollen</strong> haben den Vorteil, dass ihre Messwerte bereits während des<br />
Verdichtungsprozesses vorliegen. Damit ist es möglich, unmittelbar auf die Messwerte zu<br />
reagieren und durch deren Interpretation die Ar<strong>bei</strong>tsmethode zu optimieren. Dem relativ<br />
geringen Messaufwand steht somit ein großer und unmittelbar nutzbarer<br />
Informationsgewinn gegenüber.<br />
Bei der Bodenverdichtung mittels dynamischer Walzen kann die Tragfähigkeit des<br />
Untergrundes und ihre Verbesserung durch den Verdichtungserfolg mit der<br />
Flächendeckenden Dynamischen Verdichtungskontrolle (FDVK) gemessen und<br />
dokumentiert werden. Die dynamisch erregte Walze und der bear<strong>bei</strong>tete Untergrund bilden<br />
ein schwingendes Interaktionssystem mit wechselnden Kontaktbedingungen, wo<strong>bei</strong> der<br />
Messwert zur Beurteilung der Bodentragfähigkeit aus dem gemessenen<br />
Bewegungsverhalten der Walze ermittelt wird. Diese ermittelten Messwerte können in der
Walze mit entsprechender Hardware aufgezeichnet und als Hilfe für den Fahrer<br />
unmittelbar angezeigt werden. Später können die Messdaten dann an einem PC nochmals<br />
bear<strong>bei</strong>tet und für die Baustellendokumentation aufbereitet werden. In diesem Beitrag<br />
werden unterschiedliche Methoden der Messwertermittlung vorgestellt sowie die<br />
möglichen Wege der numerischen Simulation aufgezeigt. Anhand von Ergebnissen aus<br />
numerischen Simulationen werden die FDVK-Messgrößen miteinander verglichen.<br />
Die Dynamische Intensivverdichtung (DYNIV) ist eine Verdichtungsmethode, welche<br />
die dynamische Verdichtung des behandelten Untergrundes durch wiederholte Schläge<br />
mittels herabfallenden Fallgewichtes vorsieht. Bislang wurden zur Verdichtungskontrolle<br />
und der Optimierung der Verdichtungsmethode statische Versuche angewandt. Mit<br />
Baustellenmessungen wird die prinzipielle Möglichkeit einer <strong>dynamischen</strong><br />
Verdichtungskontrolle gezeigt, deren theoretische Grundlagen anhand von numerischen<br />
Parameterstudien mit Hilfe der Randelementmethode entwickelt wurden.<br />
Beim Impulsverdichter fällt ein Gewicht geringerer Masse als <strong>bei</strong> der DYNIV auf eine am<br />
zu verdichtenden Boden stehende Verdichtungsplatte. Durch die relativ hohe<br />
Schlagfrequenz wird trotzdem eine erhebliche Verdichtungsenergie in den Boden<br />
eingetragen. Ein System der Verdichtungskontrolle, welches die dynamische Antwort des<br />
Untergrundes auf die Verdichtungsimpulse nutzt, ist derzeit noch nicht entwickelt. Deshalb<br />
erfolgt eine automatische Dokumentation von Verdichtungsparametern, die in weiterer<br />
Folge zur Beurteilung der Baugrundeigenschaften bzw. als Entscheidungshilfe für die<br />
Beendigung der Verdichtung <strong>bei</strong> jedem Verdichtungspunkt herangezogen werden.<br />
2 Flächendeckende Dynamische Verdichtungskontrolle (FDVK) mit<br />
dynamisch angeregten Walzen<br />
2.1 Dynamisch angeregte Walzen<br />
In dynamisch angeregten Walzen kommen vibrierende oder oszillierende Erreger zum<br />
Einsatz, die aus einer oder mehreren Erregerwellen bestehen. Für die dynamische<br />
Verdichtung von Untergründen sind die <strong>dynamischen</strong> Kräfte aus den Erregersystemen im<br />
Zusammenspiel mit den statischen Lasten aus dem Gewicht der Maschinen entscheidend.<br />
Durch die dynamische Anregung erfährt die Oberfläche des Untergrundes eine Vielzahl<br />
von Impulsen, wodurch Druck- und Scherwellen in das Material eingeleitet werden und die<br />
Bodenpartikel in Schwingung versetzt werden. Dadurch wird die innere Reibung des<br />
Materials herabgesetzt und somit eine Partikelumlagerung im Zusammenspiel mit dem<br />
statischen Gewicht der Partikel erleichtert, sodass der Porengehalt sinkt und die Dichte<br />
ansteigt.<br />
Die Bandage, der Verdichtungskörper einer Vibrationswalze, wird durch rotierende<br />
Unwuchtmassen, die an einer Welle in der Bandagenachse befestigt sind, angeregt<br />
(Abb. 1, links oben). Diese rotierende Masse versetzt die Bandage in eine kreisförmige<br />
Bewegung. Die Verdichtung geschieht hauptsächlich durch die Übertragung von Druckund<br />
Scherwellen in den Untergrund in Kombination mit der statischen Auflast der<br />
Maschine. Die maximale resultierende Kraft zwischen Bandage und Boden tritt in nahezu<br />
vertikaler Richtung auf.
Die Reaktion des Untergrundes beeinflusst maßgeblich die Schwingung der Bandage in<br />
ihrer Amplitude und Schwingform. Viele Untersuchungen haben gezeigt, dass die<br />
Bandage einer Vibrationswalze in unterschiedlichen Zuständen ar<strong>bei</strong>tet, abhängig von den<br />
Walzen- und Bodenparametern. Da<strong>bei</strong> werden fünf unterschiedliche Betriebszustände<br />
unterschieden, die in (Abb. 1, rechts) dargestellt sind. Entscheidend da<strong>bei</strong> ist die<br />
Wechselwirkung und der Kontakt zwischen Bandage und Boden sowie die Periodizität der<br />
Bandagenbewegung im Vergleich zur Anregung [ADAM, D., 1996, KOPF, 1999, KRÖBER,<br />
1988].<br />
Ständiger Kontakt tritt nur <strong>bei</strong> geringen Bodensteifigkeiten (geringer Verdichtungsgrad)<br />
oder kleinen Bandagenamplituden auf. Steigt die Bodensteifigkeit weiter an, so kommt es<br />
zunächst zum sog. Abheben, dem am häufigsten auftretenden Betriebszustand. Bei einem<br />
weiteren Anwachsen der Untergrundsteifigkeit tritt das Springen der Bandage auf. Der<br />
Unterschied der <strong>bei</strong>den Zustände liegt lediglich in der Periodizität der Bewegung der<br />
Bandage. Als besondere Form des Springens kann das sog. Taumeln der Bandage<br />
auftreten, <strong>bei</strong> der eine Drehung der Bandage um die Fahrtrichtungsachse der Maschine<br />
der vertikalen Bewegung der Bandage überlagert ist. Eine weitere Steigerung der<br />
Bodensteifigkeit führt zu einem chaotischen Verhalten der Bandage, <strong>bei</strong> dem die Maschine<br />
nur noch sehr schwer zu beherrschen ist.<br />
Abb. 1: Verschiedene Walzen-Erregersysteme (links) und Betriebszustände der<br />
Bandage einer Vibrationswalze<br />
Eine stufenlose Einstellbarkeit und damit Regelbarkeit der Unwuchtexzentrizität kann für<br />
einen Kreiserreger durch zwei gleichlaufende Unwuchtmassen, deren Lage zueinander<br />
einstellbar ist, bewerkstelligt werden. Dieses Funktionsprinzip ist in der Entwicklung der<br />
Firma AMMANN, der sog. ACE-Walze, umgesetzt. In der Bandage einer Vario-Walze,<br />
einer Entwicklung der Firma BOMAG, befinden sich zwei gegenlaufende<br />
Unwuchtgewichte, die die Bandage in einen gerichtete Schwingung versetzen (Abb. 1,<br />
links unten). Die komplette Erregereinheit lässt sich verdrehen, so dass die Richtung der<br />
Erregung stufenlos von horizontal bis vertikal eingestellt werden kann. Der vertikale Anteil<br />
der <strong>dynamischen</strong> Erregung trägt wesentlich mehr Verdichtungsenergie in den Boden ein<br />
als der horizontale Anteil. Steht der Erreger vollständig oder nahezu in vertikaler Richtung,<br />
so ist die Verdichtungswirkung mit einem Kreiserreger zu vergleichen. Bei sehr flacher<br />
oder horizontaler Stellung ist das Verdichtungsverhalten vergleichbar mit einer<br />
Oszillationsbandage, auch wenn das Bewegungsverhalten nicht gleich ist.
Selbstregelnde Walzen sind Geräte, die ihre veränderlichen Walzenparameter<br />
automatisch an die Untergrundverhältnisse anpassen. Ziel ist es, den<br />
Verdichtungsvorgang zu optimieren und trotz reduzierter Anzahl der Walzenübergänge<br />
eine gleichmäßige und tiefreichende aber dennoch materialschonende Verdichtung zu<br />
erreichen. Mit den VARIOCONTROL-Walzen der Firma BOMAG und den ACE-Walzen der<br />
Firma AMMANN sind zwei selbstregelnde Systeme auf dem Markt, die nach<br />
unterschiedlichen Regelkriterien die Walzenerregung auf den zu verdichtenden<br />
Untergrund einstellen. Bei den VARIOCONTROL-Walzen wird durch die Regelung<br />
vermieden, dass der Betriebszustand Springen auftritt. Als zusätzliches Regelkriterium<br />
kann auch eine Obergrenze für die eingeleitete Verdichtungskraft eingestellt werden.<br />
2.2 Flächendeckende Dynamische Verdichtungskontrolle (FDVK)<br />
Die Flächendeckende Dynamische Verdichtungskontrolle (FDVK) mit dynamisch<br />
angeregten Walzen ist eine walzenintegrierte Methode, mit der der Verdichtungserfolg<br />
ar<strong>bei</strong>tsintegriert gemessen und dokumentiert wird, basierend auf der Messung der<br />
Wechselwirkung zwischen Bandage und Untergrund [ADAM, D., 1996, KOPF, 1999].<br />
Werden die Walzenparameter (Fahrgeschwindigkeit, schwingende Masse, Erregerkraft<br />
und –richtung sowie –frequenz, statische Auflast) konstant gehalten, so sind Änderungen<br />
im Bewegungsverhalten der Bandage eindeutig wechselnden Untergrundverhältnissen<br />
zuzuordnen. Dieser Effekt wird zur Bestimmung des Verdichtungszustandes des Bodens<br />
genutzt. Die Bandage dient da<strong>bei</strong> als Messwerkzeug, dessen Bewegungsverhalten mittels<br />
eines Sensors erfasst und in einer Prozessoreinheit verar<strong>bei</strong>tet wird, so dass der<br />
Verdichtungswert auf einem Anzeigegerät dargestellt und auch abgespeichert wird. Durch<br />
einen Geschwindigkeitssensor oder ein GPS-System wird der jeweilige Ort zu den<br />
berechneten Verdichtungsmesswerten ermittelt und zugeordnet (Abb. 2).<br />
Abb. 2:<br />
Vibrationswalze mit integriertem FDVK-System<br />
Das Compactometer der schwedischen Firma Geodynamik war das erste am Markt<br />
erhältliche FDVK-System, das breite Anwendung fand. Zur Gewinnung der Messgröße<br />
CMV (compactometer value) werden die an der Lagerschale der Bandage in vertikaler<br />
Richtung gemessenen Beschleunigungssignale im Frequenzraum analysiert [THURNER]<br />
Der dimensionslose CMV-Wert ist proportional der Amplitude der ersten Oberschwingung<br />
bezogen auf die Amplitude <strong>bei</strong> Erregerfrequenz (Abb. 3), (Gleichung 1). Die Variablen<br />
Faktor 1 und Faktor 2 sind generell mit 300 und 100 festgelegt.<br />
CMV<br />
a(2.<br />
0)<br />
Faktor1<br />
<br />
a(<br />
)<br />
0<br />
a(0,5.<br />
0<br />
)<br />
RMV Faktor2<br />
<br />
(1 a,b)<br />
a(<br />
)<br />
0
Beim Übergang zum Sprungbetrieb verdoppelt sich die Periode des<br />
Beschleunigungssignals. Deshalb ist Sprungbetrieb im Frequenzbereich an der Existenz<br />
eines Wertes ungleich Null <strong>bei</strong> der halben Erregerfrequenz zu erkennen. Der RMV-Wert<br />
(resonance meter value) dokumentiert diesen Betriebszustand. Dies ist wichtig, da sich<br />
das Messwertniveau der FDVK-Messung <strong>bei</strong>m Wechsel des Betriebszustandes vom<br />
Abheben zum Springen signifikant ändert.<br />
Abb. 3:<br />
Bandagenbeschleunigungen im Frequenzbereich dargestellt<br />
Das FDVK-System Terrameter der Firma Bomag analysiert die Bandagenbeschleunigung,<br />
ebenfalls gemessen an der Lagerschale, im Zeitbereich [KRÖBER, 1999]. Für dieses<br />
Messsssystem existieren zwei verschiedene Messwerte, welche aus dem<br />
Ar<strong>bei</strong>tsdiagramm (Abb. 4) ermittelt werden können. Der Omega-Wert ist die ursprüngliche<br />
Messgröße, welche in den letzten Jahren durch den Messwert E vib abgelöst wurde.<br />
Aus der schwingenden Masse, multipliziert mit der gemessenen Beschleunigung abzüglich<br />
der bekannten Erregerkraft, kann die Bodenkontaktkraft ermittelt werden. Durch doppelte<br />
Integration des Beschleunigungssignals wird der Schwingweg berechnet. Mit<br />
Bodenkontaktkraft und Schwingweg kann ein Ar<strong>bei</strong>tsdiagramm erstellt werden.<br />
Abb. 4: Ar<strong>bei</strong>tsdiagramm der schwingenden Bandage mit eingezeichneten<br />
Hilfsgrößen für die Berechnung des Omega- und des E vib -Wertes<br />
Wird nun die Fläche unter dem Ar<strong>bei</strong>tsdiagramm aus Schwingweg z und<br />
Bodenkontaktkraft F (schraffierte Fläche in Abb. 4) über zwei Erregerperioden T ermittelt,<br />
erhält man die in den Untergrund eingebrachte Verdichtungsar<strong>bei</strong>t. Diese ist proportional<br />
zum dimensionslosen FDVK-Messwert Omega. Der Wert Faktor 3 in Gleichung 2 hat die<br />
Einheit 1/(N.m), ist geräteabhängig und bringt den Omega-Wert auf eine dimensionslose<br />
Größe zwischen 0 und 1000; er findet in der folgenden Auswertung keine
Berücksichtigung, weshalb eine Omega-proportionale Größe im Folgenden in N.m pro<br />
zweifacher Unwuchtumdrehung angegeben wird.<br />
Omega Faktor<br />
3<br />
<br />
<br />
2T<br />
<br />
F z dt<br />
1<br />
Die Steigung der Ar<strong>bei</strong>tslinie in der Belastungsphase als Sekante durch definierte Punkte<br />
(F/z 1 in Abb. 4) ist die Grundlage für die FDVK-Messgröße E vib [N/m²], der sich nach<br />
Gleichung (3) rekursiv errechnet.<br />
F<br />
z<br />
1<br />
Evib<br />
2 a <br />
<br />
3<br />
2<br />
<br />
(2 a)<br />
Evib<br />
2 (1 ) <br />
2,14<br />
0,5 ln(<br />
2<br />
<br />
(1 ) 16<br />
( mb<br />
me<br />
mr<br />
) g ( d<br />
Die Firma AMMANN bietet mit den ACE-Walzen (Ammann Compaction Expert)<br />
selbstregelnde Walzenzüge mit integriertem Messgerät an.<br />
Der Messwert k B [N/m] ergibt sich im Kontaktbetrieb zu [ANDEREGG, 2004]:<br />
)<br />
/ 2)<br />
<br />
<br />
2<br />
<br />
( me<br />
e Vario)<br />
cos( )<br />
k <br />
<br />
B<br />
( mb<br />
me<br />
)<br />
, (4)<br />
<br />
A(<br />
z1<br />
) <br />
wo<strong>bei</strong> A<br />
( z 1 )<br />
die Amplitude des Schwingweges und den Phasenwinkel des Schwingweges<br />
(Abb. 5, links) bezeichnet.<br />
<br />
<br />
<br />
(2)<br />
(3)<br />
Abb. 5: Links: Erregerkraft und Schwingweg der schwingenden Bandage mit<br />
eingezeichneten Hilfsgrößen für die Berechnung des k B -Wertes im Kontaktbetrieb. Rechts:<br />
Ar<strong>bei</strong>tsdiagramm der schwingenden Bandage mit eingezeichneten Hilfsgrößen für die<br />
Berechnung des k B -Wertes <strong>bei</strong> Kontaktverlust<br />
Bei periodischem Kontaktverlust wird der k B -Wert nach folgender Formel ermittelt:<br />
k<br />
B<br />
F<br />
<br />
( z<br />
1 0)<br />
( mb<br />
me<br />
mr<br />
)<br />
A<br />
( z1<br />
)<br />
g<br />
, (5)<br />
wo<strong>bei</strong>, wie in (Abb. 5, rechts) dargestellt, F( z 1 0)<br />
die Bodenkontaktkraft am Umkehrpunkt,<br />
( mb<br />
me<br />
mr<br />
) g die statische Bandagenlast und A<br />
( z 1 )<br />
die Amplitude der<br />
Bandagenbewegung am Umkehrpunkt sind.<br />
Durch die Ermittlung der FDVK-Werte während der Verdichtungsfahrt, ihre Speicherung<br />
und direkte Darstellung, entweder über einen Monitor oder mit Hilfe eines Druckers, wird
dem Walzenfahrer unmittelbar eine Information über den Verdichtungszustand des von<br />
ihm bear<strong>bei</strong>teten Untergrundes gegeben, so dass er sein Ar<strong>bei</strong>tsergebnis deutlich<br />
verbessern kann. Es wird zwischen einer bahngebundenen Ar<strong>bei</strong>tsweise, <strong>bei</strong> der die<br />
Baustelle in Felder und Bahnen unterteilt wird, und einer GPS-basierten Vorgehensweise,<br />
<strong>bei</strong> der die jeweilige Walzenposition mit Hilfe eines an der Walze angebrachten GPS-<br />
Systems ermittelt und zugeordnet wird, unterschieden (vgl. Abb. 6). In <strong>bei</strong>den Fällen<br />
können die aktuellen Messwerte online in der Walze auf einem Bildschirm dargestellt und<br />
später am PC zur Auswertung und Dokumentation bear<strong>bei</strong>tet und aufbereitet werden.<br />
a)<br />
b)<br />
Abb. 6: Aufzeichnung und Darstellung der FDVK-Messwerte am Beispiel der<br />
BOMAG-Verdichtungsmesstechnik; a) bahngebundenes Messen und Aufzeichnen, b)<br />
GPS-basiertes Messen und Aufzeichen; jeweils links Darstellung der Baustelle, in der<br />
Mitte die Ansicht auf den Messmonitor in der Walze und rechts die Aufar<strong>bei</strong>tung der<br />
Messdaten am PC zur Erstellung der Dokumentation<br />
2.3 Numerische Simulation der Verdichtung mit <strong>dynamischen</strong> Walzen und der<br />
Flächendeckenden Dynamischen Verdichtungskontrolle (FDVK)<br />
Zur Untersuchung des Bewegungsverhaltens von dynamisch angeregten Walzen und<br />
darauf basierend auch der FDVK bieten sich mehrere unterschiedliche Verfahren an. Die<br />
erste Möglichkeit zur Beschreibung der <strong>dynamischen</strong> Effekte ist ein semianalytischer<br />
Ansatz nach [WOLF, 1994], der auf einem sogenannten Konus-Ansatz (siehe Abb. 7) zur<br />
Beschreibung des elastisch-isotropen Halbraumes unter dem Verdichtungswerkzeug, der<br />
sog. Bandage, basiert. Dieses Verfahren liefert mathematische Zusammenhänge, die<br />
numerisch gelöst werden können. Der Vorteil dieser Methode liegt in der einfachen<br />
Umsetzbarkeit und in den kurzen Rechenzeiten, so dass es sich besonders für<br />
Parameterstudien (siehe auch [ADAM, D., 1996, KOPF, 1999]) und somit auch für<br />
Untersuchungen und Vergleiche von FDVK-Messwerten (siehe auch [KOPF, ERDMANN,<br />
2005]) eignet.
Abb. 7: Skizze: Walzenbandage auf elastisch isotropem Halbraum. Näherungsweise<br />
Betrachtung als Einmassenschwinger, dessen Parameter über die Betrachtung des<br />
Halbraumes als Konus [WOLF, 1994] ermittelt werden<br />
Abb. 8: Verlauf der FDVK-Messgrößen aus Simulationsberechnungen von<br />
unterschiedlich stark angeregten Vibrationswalzen auf homogenem Untergrund variabler<br />
Steifigkeit. Jeweils rechts: Legende mit Wertebereich und Farbzuordnung [KOPF,<br />
ERDMANN , 2005]
Ein niedriger E-Modul repräsentiert da<strong>bei</strong> einen weichen, unverdichteten Untergrund, eine<br />
Steigerung des E-Moduls simuliert den Verdichtungsfortschritt. Die Diagramme zeigen<br />
deutlich, dass die verschiedenen FDVK-Werte <strong>bei</strong> Veränderung der Untergrundsteifigkeit<br />
unter gleichen Randbedingungen unterschiedlich Verläufe aufzeigen.<br />
Die vier Darstellungen in Abb. 8 ermöglichen einen objektiven Vergleich der<br />
unterschiedlichen FDVK-Messgrößen. Es wird deutlich, dass es keinen FDVK-Messwert<br />
gibt, der völlig unabhängig von der Größe der <strong>dynamischen</strong> Anregung<br />
(Abminderungfaktor) ist. Bei E vib - und k B -Werten ist diese Abhängigkeit nicht so stark<br />
ausgeprägt wie <strong>bei</strong> CMV- und Omega-Werten, da erstere speziell für Walzen mit<br />
veränderlicher bzw. selbstregelnder dynamischer Erregung entwickelt wurden. Vor dem<br />
Hintergrund, dass <strong>bei</strong> FDVK-Messungen für die Abnahme eines Erdbauwerkes in<br />
Österreich die Walzenparameter nicht geändert werden dürfen (schon wegen der<br />
Auswirkungen der Veränderung der Messtiefe <strong>bei</strong> geschichteten Aufbauten), sind die<br />
„alten“ Messgrößen CMV und Omega weiterhin für derartige Messungen geeignet.<br />
Für die richtige Wahl der Einstellung für alle Messfahrten ist die Kenntnis der<br />
Messwertniveaus und der Lage der Betriebszustandswechsel von großem Interesse, denn<br />
der Einfluss des Betriebszustandes auf die FDVK-Messwerte ist in jedem Fall zu<br />
berücksichtigen. Er ist für die unterschiedlichen FDVK-Messgrößen in Abb. 8 ersichtlich.<br />
Sieht man sich z.B. den Verlauf des CMV-Wertes <strong>bei</strong> einem Vario-Faktor von 0,8 an, so ist<br />
ein Anstieg des Messwertes zwischen einem E-Modul von 5 bis 18 MN/m² nur kaum zu<br />
erkennen. Dort ist aber der Betriebszustandswechsel von Kontakt zu Abheben (grüne<br />
Linie) und <strong>bei</strong> weiter zunehmender Bodensteifigkeit steigt der CMV-Wert nun stetig an. Bei<br />
einem E-Modul von ca. 55 MN/m² beginnt die Walze jedoch zu springen, und der<br />
Messwert fällt plötzlich ab, stabilisiert sich <strong>bei</strong> ca. 65 MN/m² auf relativ geringem Niveau<br />
und steigt abermals mit zunehmender Bodensteifigkeit an, bis <strong>bei</strong> ca. 125 MN/m² der<br />
nächste Wechsel des Betriebszustandes (rote Linie) erreicht ist, ab dem er gänzlich seine<br />
Aussagekraft verliert.<br />
Auf diese Weise eignen sich die Diagramme zur Beurteilung der Stärken und Schwächen<br />
der einzelnen FDVK-Messgrößen, ihrer Sensibilität in unterschiedlichen Bereichen der<br />
Bodensteifigkeit und der <strong>dynamischen</strong> Erregung (Abstand der Iso-Linien) und ihrer<br />
Empfindlichkeit gegenüber Variation der Erregung (je steiler die Iso-Linien gegen die<br />
x-Achse gerichtet sind, desto „unempfindlicher“ ist die Messgröße). Die „ideale<br />
Messgröße“ würde sich durch äquidistante, senkrechte Iso-Linien über den gesamten<br />
Bereich auszeichnen. Sieht man sich die Evolution der FDVK-Messwerte vom CMV-Wert<br />
bis zu den E vib - und k B -Werten an, so ist ersichtlich, dass man sich auf dem richtigen Weg<br />
befindet.<br />
3 <strong>Integrierte</strong> Verdichtungskontrolle <strong>bei</strong> der Dynamischen Intensivverdichtung<br />
3.1 Dynamische Intensivverdichtung<br />
Die Dynamische Intensivverdichtung gehört sicher zu den ältesten Methoden der<br />
Bodenverdichtung. Da<strong>bei</strong> wird ein Fallgewicht angehoben und auf den Untergrund fallen<br />
gelassen, welcher dadurch verdichtet wird. Die durch das Anheben des Fallgewichtes
aufgebrachte potentielle Energie wird im freien Fall in kinetische Energie umgewandelt, die<br />
<strong>bei</strong>m Aufprall auf den Untergrund zur <strong>dynamischen</strong> Bodenverdichtung zur Verfügung<br />
steht. Diese archaische Verdichtungsmethode wurde in den 1960er-Jahren vom<br />
französischen Ingenieur Menard wieder entdeckt, mit dem Aufkommen von leistungs- und<br />
widerstandsfähigeren Baugeräten weiterentwickelt, optimiert und so zu neuen<br />
Anwendungsgrenzen geführt.<br />
Das Prinzip der Stoßverdichtung beruht auf der Aufbringung von Stößen auf die<br />
Oberfläche eines zusammendrückbaren Untergrundes, um die zu verbessernden<br />
Schichten im Untergrund der Tiefe nach zu verdichten und zu konsolidieren. Die Stöße<br />
werden da<strong>bei</strong> durch ein Fallgewicht mit einer Masse von 10 bis 40 t, welches mit<br />
speziellen Hubgeräten gehoben und aus Höhen von 5 bis 40 m fallen gelassen wird,<br />
erzeugt.<br />
Menard machte das Verfahren weltweit unter dem Namen „Dynamische Konsolidation“<br />
(Dynamic Consolidation, DC) bekannt, da es ihm gelang, auch feinkörnige Böden zu<br />
verdichten. Der <strong>bei</strong> diesen Böden auftretende Konsolidationsvorgang prägte den Namen.<br />
Mit diesem Verfahren lassen sich aber auch grobkörnige Böden verdichten, weshalb im<br />
wissenschaftlichen Sprachgebrauch der Begriff „Heavy Tamping“ verwendet wird.<br />
Abb. 9: Unterschiedliche Trägergeräte für die dynamische Intensivverdichtung. Links:<br />
Raupenkran, mittig: „Tripode“ (40 t, 40 m Fallhöhe), rechts: „Giga-Maschine“ (200 t, 20 m<br />
Fallhöhe)<br />
Bei der Dynamischen Intensivverdichtung wird der Untergrund in einem festgelegten<br />
Raster mit mehreren definierten Schlägen auf jeden Verdichtungspunkt behandelt.<br />
Gegebenenfalls wird nach einem bestimmten Zeitraum die gesamte Fläche, z.B. mit einem<br />
versetzten Raster, abermals verdichtet. Eine abschließende Oberflächenbehandlung kann<br />
mit speziellen Fallgewichten erfolgen.<br />
Die Vorgangsweise ist von den örtlichen Gegebenheiten abhängig und kann je nach<br />
Mächtigkeit der zu verbessernden Bodenschichte(n), deren Materialeigenschaften und<br />
Zustand (Kornverteilung, Kornform, Wassergehalt, Wasserdurchlässigkeit,<br />
Lagerungsdichte, Verdichtungsfähigkeit, etc.) und dem gewünschten Verdichtungserfolg<br />
variieren.
Folgende Parameter stehen zur Verfahrensauslegung und -optimierung zur Verfügung:<br />
- Fallgewicht (Masse, Geometrie),<br />
- Fallhöhe,<br />
- Anordnung der Verdichtungspunkte (Rastermaß),<br />
- Anzahl der Schläge je Verdichtungspunkt,<br />
- Bear<strong>bei</strong>tungsreihenfolge der Verdichtungspunkte (räumlich, zeitlich).<br />
Auf die Oberfläche des zu verdichtenden Baugrundes wird <strong>bei</strong> feinkörnigem Boden oder<br />
hohem Grundwasserstand grobes Material in einer Schichtstärke von 0,5 bis 2,0 m als<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplanum, Lastverteilungsschicht sowie Dränageschicht aufgebracht. Die zu<br />
bear<strong>bei</strong>tende Fläche wird dann schachbrettartig in Felder mit einer Kantenlänge von ca.<br />
dem Dreifachen des Durchmessers der Fallgewichte (d.h. Quadrate von 5 x 5 bis 10 x 10<br />
Meter) eingeteilt. Das Fallgewicht wird mehrmals in die Mitte des ersten Feldes<br />
fallengelassen (i.d.R. 5 bis 10 Schläge). Danach wird der Kran zum nächsten Feld<br />
umgesetzt und der Vorgang dort wiederholt. Die entstehenden Krater sind mit<br />
anstehendem Material oder Fremdmaterial zu verfüllen, bevor ein erneuter Übergang<br />
erfolgt. Bei großen erforderlichen Einwirktiefen und locker gelagerten Böden mit großer<br />
Mächtigkeit sollte der Verdichtungsvorgang im gleichen Raster wiederholt werden. Bei<br />
begrenzter Mächtigkeit der zu verbessernden Bodenschicht und begrenzten<br />
Tiefenwirkungen ist ein versetztes Raster zu empfehlen.<br />
Die zeitliche Reihenfolge der Bear<strong>bei</strong>tung wird durch den Abbau des<br />
Porenwasserüberdrucks bestimmt. Der Anstieg des Porenwasserdrucks infolge der<br />
kurzzeitigen Stoßbelastung ist auf den Kompressions- und Schervorgang im Boden<br />
zurückzuführen. Die bodenmechanisch erforderliche Wartezeit zwischen zwei<br />
Schlagphasen liegt zwischen 1 bis 2 Wochen; praktisch wird diese Zeitspanne jedoch<br />
durch den Bauablauf bestimmt. Der Ar<strong>bei</strong>tsprozess wird so lange fortgesetzt, bis eine den<br />
Erfordernissen entsprechende Bodenverbesserung eingetreten ist. Der letzte Übergang<br />
(„Bügeln“) wird in der Regel mit einem eigens dafür konstruierten Fallgewicht mit geringer<br />
Energie je Schlag und kleinem Rastermaß ausgeführt, um die obersten Bodenschichten<br />
zu verdichten, ohne die bereits verdichteten tiefer liegenden Schichten zu erfassen.<br />
Die bodenmechanische Wirkungsweise des Verfahrens beruht <strong>bei</strong> bindigen Böden auf<br />
folgenden Effekten:<br />
- kurzzeitige Bodenverflüssigung <strong>bei</strong>m Aufprall des Fallgewichts (Impulslast) und<br />
Strukturzerstörung,<br />
- innere Verspannung der Bodenschichten,<br />
- Erhöhung der Durchlässigkeit durch spontane Rissbildung in bindigen Böden.<br />
Von maßgebender Bedeutung für den Wirkungsgrad der Methode sind vor allem Luft- und<br />
Gaseinschlüsse im Boden.
Die erreichbaren Einwirktiefen lassen sich mit der Gleichung<br />
wo<strong>bei</strong> die Variablen folgendermaßen definiert sind:<br />
H Verdichtungstiefe (Einflusstiefe) [m] ,<br />
c Geschwindigkeits-Dämpfungsfaktor [ ]<br />
(z.B. c = 1 , wenn für h ein freier Fall angesetzt wird) ,<br />
H<br />
c m h abschätzen,<br />
<br />
Bodendämpfungsfaktor [ ] (0,3-1,0); z.B. =0,7 für einen heterogenen Boden,<br />
m Fallmasse [t] ,<br />
h Fallhöhe [m] .<br />
Abb. 10: Dynamische Verdrängung: wiederholte Verfüllung des mit Fallgewicht<br />
hergestellten Einschlagskraters mit grobem, gebrochenem Material zur Herstellung von<br />
„Steinsäulen“ im weichen, bindigen Untergrund. (zu beachten: Rissbild im Ar<strong>bei</strong>tsplanum)<br />
Ein wesentlicher Bestandteil des Verfahrens sind die begleitenden Messungen. Neben<br />
den üblichen Erkundungen des Untergrundes (Bohrung, Schurf, Sonde etc.) werden im<br />
Vorfeld der Verdichtung Versuche mit der Pressiometersonde nach Menard durchgeführt.<br />
Auf einem Kalibrierfeld finden unter Variation der Verdichtungsparameter<br />
Probeverdichtungen statt, deren Effizienz durch wiederholte Pressiometerversuche und<br />
Nivellements dokumentiert wird. Auf diese Weise wird eine auf die örtlichen Verhältnisse<br />
abgestimmte und optimierte Vorgangsweise festgelegt, die dann auf das gesamte Baulos<br />
angewendet wird. Zur Qualitätskontrolle wird der Verdichtungserfolg nach Beendigung der<br />
Ar<strong>bei</strong>ten stichprobenartig im gesamten bear<strong>bei</strong>teten Bereich mittels Pressiometersonde<br />
dokumentiert. Der große Nachteil des Pressiometerversuches, nur in horizontaler Richtung<br />
einen Modul messen zu können, kommt <strong>bei</strong> der Kontrolle der <strong>dynamischen</strong><br />
Intensivverdichtung nicht stark zum tragen, da durch die Plastifizierung bzw.<br />
Bodenverflüssigung <strong>bei</strong>m Aufschlag des Fallgewichtes die vertikalen und die horizontalen<br />
Steifigkeitseigenschaften weitgehend „homogenisiert“ werden.
3.2 <strong>Integrierte</strong> Verdichtungskontrolle<br />
Die messbare Beschleunigung des Fallgewichtes ist proportional zur Kraft, die in den<br />
Boden übertragen wird. Diese Bodenkontaktkraft ist die Summe jener Kräfte, die der<br />
Boden (Feststoff-Wasser-Luft) <strong>bei</strong> der <strong>dynamischen</strong> Intensivverdichtung als Reaktionskraft<br />
dem Fallgewicht entgegensetzen kann. Somit gehen sämtliche <strong>bei</strong> der Intensivverdichtung<br />
auftretenden bodenpysikalischen Phänomene (Bodenverdichtung, Bodenverdrängung,<br />
Bodenverflüssigung, Porenwasserüberdrücke, erhöhte Wasserdurchlässigkeit durch<br />
spontane Rissbildung, grundbruchartiges lokales Versagen, Massenträgheitskräfte,<br />
gegebenenfalls asymmetrische Mantelreibungskräfte, plastische und elastische<br />
Deformationen, etc.) in den Verlauf dieser Kraft ein, so dass sie <strong>bei</strong> der primären<br />
Stoßbelastung für die Bestimmung eindeutiger, charakteristischer Werte zur<br />
Verdichtungskontrolle ungeeignet scheint.<br />
Anders verhält es sich <strong>bei</strong>m Ausschwingverhalten des Fallgewichtes nach einem Stoß. Die<br />
Zuwachsrate der plastischen Deformationen und die Phänomene aus Verdichtungs-,<br />
Bruch-, und Versagensmechanismen sind zu diesem Zeitpunkt bereits abgeklungen, so<br />
dass in erster Nährung elastisches Ausschwingverhalten unter erhöhtem<br />
Porenwasserüberdruck angenommen werden kann.<br />
Abb. 11 zeigt einen gemessenen Ausschwingvorgang, aus dem einige dynamische<br />
Kenngrößen abzuleiten sind. Die Messungen des Ausschwingvorganges lassen<br />
brauchbare Bodenkennwerte zur <strong>dynamischen</strong> Verdichtungskontrolle erwarten und geben<br />
den Anlass zu den theoretischen Überlegungen und numerischen Simulationen.<br />
100<br />
Maximalbelastung<br />
Beschleunigung [m/s²]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
Fall<br />
Aufprall<br />
erneutes<br />
Abheben<br />
Gleitphase<br />
Ausschwingvorgang<br />
20<br />
Erdbeschleunigung<br />
0<br />
0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7<br />
Zeit [s]<br />
Abb. 11: Dynamischer Ausschwingvorgang eines 16,5 t-Fallgewichtes nach dem<br />
Aufprall aus 1 m Fallhöhe auf einen unbehandelten Untergrund
Es ist möglich, aus gemessenen Fallgewichtsbeschleunigungen <strong>bei</strong>m Ausschwingvorgang<br />
die gedämpfte Eigenkreisfrequenz D<br />
und das Lehr’sche Dämpfungsmaß eines<br />
ersatzweise angenommenen viskos gedämpften Einmasseschwingers zu ermitteln:<br />
<br />
D<br />
2<br />
1<br />
<br />
Es lässt sich daraus auch die zugehörige ungedämpfte Eigenkreisfrequenz berechnen.<br />
Bei der Dynamischen Intensivverdichtung wird der Untergrund nicht nur an seiner<br />
Oberfläche belastet. Mit zunehmender Schlaganzahl fällt das Fallgewicht in ein immer<br />
tiefer werdendes Loch, dessen Wände erfahrungsgemäß meist nahezu senkrecht stehen<br />
bleiben. Die <strong>dynamischen</strong> Verhältnisse werden durch diese Änderung der Geometrie<br />
beeinflusst.<br />
Zur numerischen Behandlung dieses Problems wird die Randelementmethode (Boundary<br />
Element Method, BEM) gewählt, die für diese Berechnungen in idealer Weise geeignet ist.<br />
Bei der verwendeten rotationssymmetrischen Geometrie des Problems ist nur mehr der<br />
Rand der Rotationsebene mit Linienelementen zu diskretisieren. Da<strong>bei</strong> kommt der große<br />
Vorteil der Randelementmethode zu tragen, dass jene Elemente, die an den elastisch<br />
isotropen Halbraum grenzen, als „halbunendliche“ Elemente definiert werden können, und<br />
so der Halbraum mit seinen <strong>dynamischen</strong> Eigenschaften in der Berechnung berücksichtigt<br />
wird.<br />
(6)<br />
Abb. 12: Skizze des Berechnungsmodells für die Simulation der <strong>dynamischen</strong><br />
Intensivverdichtung mit der Randelementmethode<br />
Ebenso wie <strong>bei</strong>m gemessenen Ausschwingvorgang des Fallgewichtes wird auch <strong>bei</strong> den<br />
berechneten Übertragungsfunktionen zur Auswertung das Ersatzsystem eines viskos<br />
gedämpften Einmasseschwingers herangezogen. In Abb. 13 ist ein typischer Verlauf einer<br />
mit der BEM berechneten Übertragungsfunktion dargestellt. Bei diesem komplexen<br />
Frequenzgang ist der Realteil der Verschiebungsamplitude des Fallgewichtes rot, der<br />
Imaginärteil blau und der Absolutbetrag grün eingezeichnet.
1,0E-04<br />
( g ) p q g g<br />
Verschiebung z des Fallgewichtes Re{z}, Im{z}, Abs{z} [m]<br />
8,0E-05<br />
6,0E-05<br />
z stat = 0,0419 mm<br />
4,0E-05<br />
2,0E-05<br />
8,7 Hz 9,4 Hz<br />
0,0E+00<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50<br />
-2,0E-05<br />
-4,0E-05<br />
Resonanz<br />
a p,max = 1,958 • z stat<br />
BEM = 0,265<br />
Re{z} Realteil der Verschiebungsamplitude<br />
Im{z} Imaginärteil der Verschiebungsamplitude<br />
Abs{z} Absolutbetrag der Verschiebungsamplitude<br />
ungedämpfte Eigenfrequenz des ersatzweise angenommenen Einmasseschwingers<br />
<strong>bei</strong>m Vorzeichenwechsel des Realteiles Re{z}<br />
-6,0E-05<br />
Erregerfrequenz [Hz]<br />
Abb. 13:<br />
Beispiel einer mittels BEM berechneten Übertragungsfunktion<br />
Aus dem Frequenzgang kann das Lehr’sche Dämpfungsmaß des gedämpften<br />
Einmasseschwingers einfach aus dem Verhältnis der maximalen Amplitude zur statischen<br />
Verformung berechnet werden. Der Vorzeichenwechsel des Realteiles der<br />
Übertragungsfunktion findet <strong>bei</strong> der Eigenkreisfrequenz des ungedämpften Systems <br />
statt, welcher auf diese Art leicht zu ermitteln ist.<br />
Mittels der numerisch gefundenen Zusammenhänge kann für eine gegebene<br />
Fallgewichtsgeometrie und –masse eine praxisgerechte Methode hergeleitet werden mit<br />
deren Hilfe ohne komplizierte Berechnungen aus den Schwingungsgrößen (Frequenz und<br />
Dämpfung), Bodenkenngrößen (E-Modul und Querdehnzahl) bestimmt werden können<br />
[KOPF, F., PAULMICHL, I.: 2005].<br />
Dazu sind unter Verwendung der nachfolgenden Messschriebe und Diagramme nur mehr<br />
vier Schritte notwendig:<br />
8,0<br />
7,0<br />
6,0<br />
Tper = 0,122 s<br />
fD = 7,96 Hz<br />
= 0,220<br />
Tper = 0,072 s<br />
fD = 13,9 Hz<br />
Tper = 0,068 s<br />
fD = 14,7 Hz<br />
Tper = 0,059 s<br />
fD = 17,1 Hz<br />
= 0,097 = 0,088 = 0,167<br />
Beschleunigung des Fallgewichtes [m/s²]<br />
5,0<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
6,604<br />
1,621<br />
0,880<br />
0,504<br />
0,174<br />
0,0<br />
0,367<br />
0,493<br />
0,565<br />
0,633<br />
0,692<br />
-1,0<br />
-2,0<br />
0,325 0,375 0,425 0,475 0,525 0,575 0,625 0,675 0,725<br />
Zeit [s]<br />
Abb. 14: 1. Schritt: Ermittlung der gedämpften Eigenfrequenz und der Dämpfung aus<br />
dem gemessenen Ausschwingvorgang
Lehr´sches Dämpfungsmaß [ ]<br />
0,1 0,2 0,3 0,4 0,5<br />
0,0<br />
0,5<br />
Eindringtiefe T des Fallgewichtes T [m]<br />
1,0<br />
1,5<br />
2,0<br />
2,5<br />
3,0<br />
3,5<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
4,0<br />
Abb. 15: 2. Schritt: Ermittlung der Querdehnzahl aus der abgebildeten Abhängigkeit<br />
des Lehr’schen Dämpfungsmaßes von der bekannten Eindringtiefe des Fallgewichtes und<br />
der Querdehnzahl<br />
14<br />
12<br />
Grundeigenfrequenz [Hz]<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
Für Eindringtiefe des Fallgewichtes T = 0<br />
Das Fallgewicht steht auf der Oberfläche des Halbraumes<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
0<br />
0 8 16 24 32 40 48 56 64<br />
E-Modul [MN/m²]<br />
Abb. 16: 3. Schritt: Ermittlung des E-Modules des Untergrundes für den theoretischen<br />
Fall, dass das Gewicht nicht in den Boden eingedrungen ist sondern auf der Oberfläche<br />
des Halbraumes platziert ist
Abminderungsfaktor [ ]<br />
0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0<br />
0,0<br />
0,5<br />
1,0<br />
Eindringtiefe T des Fallgewichtes [m]<br />
1,5<br />
2,0<br />
2,5<br />
3,0<br />
3,5<br />
4,0<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
4,5<br />
5,0<br />
Abb. 17: 4. Schritt: Korrektur des in Schritt 3 ermittelten E-Moduls zur<br />
Berücksichtigung der tatsächlichen Eindringtiefe des Fallgewichtes in den Boden<br />
Der in dieser Ar<strong>bei</strong>t entwickelte theoretische Lösungsweg, aus Schwingungsmessungen<br />
am Fallgewicht während der <strong>dynamischen</strong> Intensivverdichtung Bodenkennwerte ermitteln<br />
zu können, ist ein neuer Ansatz, eine begleitende dynamische Kontrolle des Verfahrens<br />
durch Baustellenmessungen zu entwickeln. Die Vorteile einer solchen<br />
Verdichtungskontrolle wären mannigfaltig. So könnte vor allem <strong>bei</strong> heterogenen<br />
Verhältnissen jeder einzelne Verdichtungspunkt optimal behandelt werden. Es wäre z.B.<br />
möglich, dass ab einer gewissen Schlaganzahl die Bodensteifigkeit nicht mehr zunehmen<br />
und die Querdehnzahl sich dem Wert 0,5 annähern würde, was ein Indikator dafür wäre,<br />
dass durch Wassersättigung keine Bodenverdichtung sondern lediglich eine Verdrängung<br />
stattfindet. Ein Weiterar<strong>bei</strong>ten an anderer Stelle und Abwarten, bis sich die<br />
Porenwasserüberdrücke abgebaut haben, wäre eine Möglichkeit, vor Ort rasch auf diese<br />
Phänomene zu reagieren.<br />
Derzeit ist die Messtechnik (vor allem die Energieversorgung) noch nicht in der Lage den<br />
auftretenden Beschleunigungen auf Dauer standzuhalten und eine Kabelverbindung zum<br />
Sensor am Fallgewicht ist selbstverständlich nicht praxistauglich. Die standardmäßige<br />
Anwendung der vorgestellten Methode ist somit erst an eine Weiterentwicklung in der<br />
Messtechnik verbunden.
4 Dokumentation der Verdichtungsparameter <strong>bei</strong> der Impulsverdichtung<br />
4.1 Impulsverdichter<br />
Das Prinzip der Impulsverdichtung besteht darin, dass ein Fallgewicht mit einer definierten<br />
Masse (Fallmasse: 5 t, 7 t, 9 t oder 12 t) mit hoher Schlagfrequenz aus einer bestimmten<br />
Höhe (≤ 1,2 m) mehrmals auf eine Stahlplatte (Durchmesser: 1,5 m), den sog.<br />
Verdichtungsfuß, fallengelassen wird. Die Platte bleibt da<strong>bei</strong> in ständigem Kontakt mit dem<br />
zu verdichtenden Untergrund, weshalb eine sichere und effiziente Energieeintragung<br />
möglich ist. Auf diese Weise wird der Untergrund <strong>bei</strong> jedem Aufschlag des Fallgewichtes<br />
lokal dynamisch verdichtet. Der durch die Verdichtung entstandene Krater wird mit<br />
geeignetem Material (z. B. grob- oder gemischtkörniges Material mit den geforderten<br />
Eigenschaften hinsichtlich Durchlässigkeit, Scherfestigkeit etc.) aufgefüllt und dieses wird<br />
folglich wiederum mit dem Fallgewicht verdichtet. Durch Wiederholung dieser<br />
Vorgangsweise entsteht in den oberflächennahen Bereichen ein verdichteter Pfropfen, der<br />
mit jedem Stoß tiefer in den zu verbessernden Boden eindringt bzw. eine Durchmischung<br />
des verfüllten Materials mit dem anstehenden Boden bewirkt. So entstehen schlussendlich<br />
Säulen aus einem Gemisch aus Boden und Füllmaterial. Der Boden wird damit bis in<br />
Tiefen von rund 4,5 bis 7 m [ADAM et al., 2010] verdichtet bzw. verbessert. Auf diese Art<br />
erfolgt zusätzlich eine Homogenisierung des Untergrundes.<br />
Abb. 18: Impulsverdichter: Aufbau des Verdichtungsgerätes (li.) und Ar<strong>bei</strong>tsschritte <strong>bei</strong><br />
der Impulsverdichtung – Beispiel (re.)
Da die Anordnung bzw. die Rasterausteilung der Verdichtungspunkte von den tatsächlich<br />
angetroffenen Bodenarten sowie den zukünftigen Bauwerkslasten und Anforderungen an<br />
Setzungen und Setzungsdifferenzen abhängt, erfolgt generell eine Anpassung des<br />
Rasters und der Fallhöhe des Fallgewichts unter Berücksichtigung der örtlichen<br />
Randbedingungen.<br />
Vor Beginn der Verdichtungsar<strong>bei</strong>ten wird zu diesem Zwecke, im Allgemeinen in<br />
Abstimmung mit einem Sachverständigen für Geotechnik (Grundbau und<br />
Bodenmechanik), ein Probefeld in-situ angelegt. Diese dient einerseits dem Nachweis der<br />
Eignung des vorgeschlagenen Konzeptes und andererseits zur Optimierung des Ablaufes<br />
der Impulsverdichtung.<br />
Da<strong>bei</strong> wird üblicherweise folgendermaßen vorgegangen:<br />
Bestimmung der Tiefenwirkung<br />
Die Bestimmung der Tiefenwirkung erfolgt auf dem Probefeld in Abhängigkeit von der<br />
Bodenart mittels Leichten (DPL), Mittelschweren (DPM) oder Schweren<br />
Rammsondierungen (DPH) oder Drucksondierungen (CPT). Die Sondierungen vor und<br />
nach der Verdichtung werden miteinander verglichen und daraus die Tiefenwirkung<br />
abgeleitet. Insbesondere <strong>bei</strong> feinkörnigen Böden ist auf den Einfluss von<br />
Porenwasserdrücken zu achten.<br />
Festlegung der Herstellungsparameter<br />
Folgende Herstellungsparameter werden für die Impulsverdichtung festgelegt, <strong>bei</strong>spielhaft<br />
werden dazu typische Zahlenwerte angegeben:<br />
- Fallgewicht: z.B. 9 t<br />
- Durchmesser des Verdichtungsfußes: 1,5 m<br />
- Fallhöhe der Fallmasse: ≤ 1,2 m (vorzugsweise z.B. 1,0 m)<br />
- Verdichtungsraster:<br />
o Grundraster: z.B. 2,5 m x 2,5 m (1 bis 2 Übergänge)<br />
o Sekundärraster: z.B. 2,5 m x 2,5 m, diagonal versetzt (1 Übergang)<br />
- Seitlicher Überstand des Verdichtungsbereiches von z.B. 2,5 m (gemessen vom<br />
Umriss der Bodenplatte bis zur Außenkante des äußersten Verdichtungspunktes).<br />
Festlegung des Ar<strong>bei</strong>tsablaufes<br />
Anhand der Ergebnisse der Probeverdichtung wird ein für den Boden sowie die<br />
Anforderungen typischer Ar<strong>bei</strong>tsablauf für die Impulsverdichtung festgelegt. Folgendes<br />
Beispiel soll einen derartigen Ar<strong>bei</strong>tsablauf veranschaulichen:<br />
- Aushub bis zum vorgesehenen Voraushubplanum
- Herstellung des Ar<strong>bei</strong>tsplanums durch Schüttung einer Schicht aus grob- bzw.<br />
gemischtkörnigem Schüttmaterial, Verdichtung mit einer Vibrationswalze; minimaler<br />
Abstand zum Grundwasser ca. 1 m.<br />
- 1. Übergang auf den diagonal versetzten Punkten des Grundrasters<br />
- 1. Übergang auf den übrigen, ebenso diagonal versetzten Punkten des Grundrasters<br />
- Verfüllen der Verdichtungskrater mit geeignetem Zugabematerial<br />
- Verdichtung mit einer Vibrationswalze<br />
- ev. 2. Übergang auf den diagonal versetzten Punkten des Grundrasters<br />
- ev. 2. Übergang auf den übrigen, ebenso diagonal versetzten Punkten des<br />
Grundrasters<br />
- ev. Verfüllen der Verdichtungskrater mit dem vorgesehenen Zugabematerial<br />
- ev. Verdichtung mit einer Vibrationswalze<br />
- abschließender Übergang auf dem Sekundärraster („Finishen“)<br />
- ggf. Verfüllen der Verdichtungskrater mit dem vorgesehenen Zugabematerial<br />
- Verdichtung mit einer Vibrationswalze<br />
4.2 Verdichtungskontrolle durch Dokumentation der Verdichtungsparameter<br />
Da für die Impulsverdichtung noch kein voll integriertes Verdichtungskontrollsystem zur<br />
Verfügung steht wie für dynamische Walzen bzw. die Dynamische Intensivverdichtung,<br />
erfolgt eine automatische Dokumentation von Verdichtungsparametern, die in weiterer<br />
Folge zur Beurteilung der Baugrundeigenschaften bzw. als Entscheidungshilfe<br />
(„Abbruchkriterien“) für die Beendigung der Verdichtung <strong>bei</strong> jedem Verdichtungspunkt<br />
herangezogen werden.<br />
Dokumentation der Herstellungsparameter<br />
Zur Unterstützung werden von einem automatischen Datenerfassungssystem, das auf<br />
dem Gerät installiert ist, die wesentlichen Daten während der Verdichtung aufgezeichnet<br />
und dokumentiert. Neben Informationen über die Baustelle sind das die folgenden 10<br />
Parameter (vgl. Abb. 19):<br />
- 1, 2: Kürzel und Nummerierung der Fläche<br />
- 3, 4: Datum & Zeit der Durchführung der Verdichtung <strong>bei</strong> jedem Verdichtungspunkt<br />
- 5: Schlagzahl pro Verdichtungspunkt („Blow Total“)<br />
- 6: Setzung letzter Schlag („Final Set“)<br />
- 7: Gesamtsetzung (Krater- bzw. Trichtertiefe) („Final Depth“)<br />
- 8: Eingebrachte Gesamtverdichtungsenergie je Verdichtungspunkt<br />
- 9: Mittlere Fallhöhe des Fallgewichtes pro Schlag<br />
- 10: Stop Code
Von der Fa. <strong>TERRA</strong>-MIX wurde ein weiterer, sehr wertvoller Parameter eingeführt, die<br />
GPS-basierte Bestimmung des Standort des Verdichtungsfußes nach jedem Umstellen<br />
von einem Verdichtungspunkt zum nächsten.<br />
Abb. 19:<br />
Datenerfassungssysteme in der Fahrerkabine des Impulsverdichters<br />
Abbruchkriterien<br />
Die dokumentierten Parameter werden zur Ermittlung der Abbruchkriterien herangezogen.<br />
Die Verdichtung wird unter Berücksichtigung folgender Abbruchkriterien durchgeführt, die<br />
im Vorfeld festgelegt und auf einem Probefeld verifiziert bzw. optimiert werden:<br />
- Abbruchkriterium 1: Gesamtsetzung (Krater- bzw. Trichtertiefe) z.B. > 80 cm<br />
- Abbruchkriterium 2: Schlagzahl pro Verdichtungspunkt z.B. > 50<br />
- Abbruchkriterium 3: Setzung letzter Schlag z.B. < 10 mm<br />
Bei Kratertiefen von z.B. festgelegten 45 cm erfolgt ein 2. und ggf. ein 3. Übergang mit<br />
dem Impulsverdichter.<br />
Abb. 20 zeigt den Vorgang von der GPS-basierten Festlegung der Verdichtungspunkte<br />
(linkes Bild) bis zur Dokumentation der Abbruchkriterien (rechtes Bild). Anhand der<br />
unterschiedlichen Farben und Zahlenwerte in den Kreisen, welche die Verdichtungspunkte
darstellen, sind die gesetzten Verdichtungsmaßnahmen zu erkennen (Die Zahlenwerte in<br />
den Kreisen geben die Setzung <strong>bei</strong>m letzten Schlag (sog. „Final Set“) an; mit den Farben<br />
Blau, Grün, Gelb und Rot werden die für die einzelnen Verdichtungspunkte zahlenmäßig<br />
ausgewiesenen Final Sets zudem farblich abgestuft, von „niedrig“ (Farbe Blau) bis „hoch“<br />
(Farbe Rot), um den Verdichtungserfolg „flächendeckend“ zu visualisieren.).<br />
Abb. 20: Impulsverdichtung: festgelegte Verdichtungspunkte (li.) und Darstellung der<br />
dokumentierten Abbruchkriterien (re.)<br />
Folgende positive Effekte werden zufolge der Anwendung der Impulsverdichtung erzielt<br />
und insbesondere durch die Dokumentation der Herstellungsparameter im Zuge der<br />
Impulsverdichtung aufgezeigt und optimiert:<br />
- Die Optimierung der Herstellungsparameter (Masse und Geometrie des<br />
Fallgewichtes, Fallhöhe, Rastermaße) erfolgt bereits zu Beginn der Ar<strong>bei</strong>ten auf
einem Probefeld unter Berücksichtigung der vom Gerät während der Verdichtung<br />
dokumentierten Parameter. Damit ist eine optimale Anpassung der<br />
Impulsverdichtung sowohl in technischer als auch in bauzeitlicher Hinsicht auf die<br />
örtlich vorgefundenen Untergrundverhältnisse (Bodenaufbau,<br />
Grundwasserverhältnisse) und baulichen Randbedingungen möglich.<br />
- Ein besonders gleichmäßiges Setzungsverhalten ist <strong>bei</strong> Anwendung der<br />
Impulsverdichtung unter Zugrundelegung der objektivierten Abbruchkriterien zu<br />
erwarten.<br />
- Es findet durch die Impulsverdichtung eine Bodenverdichtung bzw. untergeordnet<br />
eine Bodenverdrängung statt, sodass eine deutliche Volumenverringerung des zu<br />
verbessernden Bodens erzielt wird. Das entsprechende Volumen wird durch<br />
geeignetes Zugabematerial (z. B. grob- bzw. gemischtkörniges Schüttmaterial) in<br />
der Art ergänzt, dass durch weitere Übergänge eine Pfropfenbildung bzw.<br />
Durchmischung mit dem anstehenden Boden erfolgt. Anhand der dokumentierten<br />
Parameter können unnötige Übergänge, die nur noch eine Bodenverdrängung<br />
bewirken, vermieden werden.<br />
- Eine Verbesserung der Verdichtungswirkung und Beschleunigung der<br />
Konsolidation in Bodenschichten mit geringerer Durchlässigkeit (schluffige Böden)<br />
erfolgt durch die Volumenreduktion. Langzeitsetzungen können damit auf ein<br />
Minimum reduziert werden, Konsolidationszeiten deutlich verringert.<br />
5 Zusammenfassung<br />
Bei der <strong>dynamischen</strong> Verdichtung mittels Walzen ist die Flächendeckende Dynamische<br />
Verdichtungskontrolle (FDVK) als integrierte <strong>Verdichtungskontrollen</strong> bereits Stand der<br />
Technik. Die Betriebszustände der Walzenverdichtung beeinflussen die Messwerte<br />
unterschiedlich und müssen für eine sinnvolle Anwendung berücksichtigt werden.<br />
Die Auswertung von Baustellenmessungen der Dynamischen Intensivverdichtung<br />
(DYNIV) hat gezeigt, dass der Ausschwingvorgang eines Fallgewichtes auf dem<br />
Untergrund nur in grober Nährung jenem eines viskos gedämpften Einmasseschwingers<br />
oder eines idealisierten Fallgewichtes auf linear elastisch homogenem Halbraum<br />
entspricht. So ist die Tendenz zu erkennen, dass der Ausschwingvorgang durch steigende<br />
Frequenz <strong>bei</strong> abnehmendem Dämpfungsmaß gekennzeichnet ist. Darauf ist <strong>bei</strong> künftigen<br />
Messungen besonderes Augenmerk zu legen. Als Kritikpunkt ist die Beschränkung der<br />
Grundlagen für die Auswertung auf homogene Eigenschaften des Bodens zu nennen.<br />
Diese Vorgangsweise ist aber <strong>bei</strong> den meisten <strong>Verdichtungskontrollen</strong> gängige Praxis und<br />
führt gewöhnlich zu vernünftigen und gut interpretierbaren Ergebnissen. Selbstverständlich<br />
haben eine Schichtung des Untergrundes und die lokale Bodenverbesserung einen<br />
entscheidenden Einfluss auf die Messwerte und die daraus abgeleiteten Kenngrößen.<br />
Diese beziehen sich eben auf einen dynamisch möglichst äquivalenten homogenen<br />
Halbraum und gewährleisten somit die Vergleichbarkeit.
Für die Impulsverdichtung steht zurzeit noch kein System wie für die FDVK bzw. die<br />
Dynamische Intensivverdichtung zur Verfügung. Optimierung und Kontrolle der<br />
Impulsverdichtung erfolgen durch die Dokumentation der Herstellungsparameter,<br />
insbesondere durch folgende Maßnahmen bzw. Einhaltung der im Folgenden<br />
angegebenen Kriterien:<br />
- Festlegung der Herstellungsparameter, wie Geometrie des Fallgewichtes, Fallhöhe,<br />
Raster, Ar<strong>bei</strong>tsablauf und Anzahl der Übergänge etc.,<br />
- Einhaltung der Abbruchkriterien,<br />
- GPS-gesteuerte Verdichtung mit ar<strong>bei</strong>tsintegrierter Dokumentation der<br />
Herstellungsparameter für jeden Punkt,<br />
- Zusätzlich wird die Durchführung von Leichten, Mittelschweren und Schweren<br />
Rammsondierungen (DPL, DPM und DPH) bzw. von Drucksondierungen (CPT) vor<br />
und nach der Impulsverdichtung empfohlen. Für bindige Bodenschichten ist<br />
vorrangig die Leichte Rammsonde DPL einzusetzen, für nichtbindige in erster Linie<br />
die Schwere Rammsonde DPH.<br />
Mit dieser Form des Qualitätsmanagements besteht die Möglichkeit, örtliche<br />
Inhomogenitäten des Untergrundes klar zu erkennen und die Impulsverdichtung gezielt<br />
anzupassen. Im Bedarfsfall werden zusätzliche Verdichtungsübergänge ausgeführt.<br />
<strong>Integrierte</strong> <strong>Verdichtungskontrollen</strong> <strong>bei</strong> <strong>dynamischen</strong> Verdichtungsverfahren bieten dort, wo<br />
sie bereits in der Praxis als Stand der Technik eingesetzt werden, mannigfaltige Vorteile,<br />
sodass die Weiterentwicklung bzw. Neuentwicklung für weitere Verdichtungsmethoden<br />
eine praxisrelevante und zukunftsträchtige Aufgabe ist.<br />
6 Schrifttum<br />
ADAM, C., FALKNER, F.-J., ADAM, D., PAULMICHL, I., FÜRPASS, J.: Dynamische<br />
Bodenverdichtung mit dem Impulsverdichter. Projekt Nr. 815441/13026 – SCK/KUG,<br />
Endbericht für die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), 184 S., 2010<br />
ADAM, D.: Flächendeckende Dynamische Verdichtungskontrolle (FDVK) mit<br />
Vibrationswalzen. Dissertation, Technische Universität Wien, 1996<br />
ADAM, D., PAULMICHL, I.: Impact Compactor – an innovative dynamic compaction device for<br />
soil improvement. Tagungsband 8th International Geotechnical Conference, (4. und 5. Juni<br />
2007, Slovak University of Technology, Bratislava, Slowakei), S. 183-192, 2007<br />
ANDEREGG, R.: Intelligent Compaction with Vibratory Rollers. Transportation Research<br />
Board TRB 2004 Annual Meeting, CD-ROM., 2004<br />
ERDMANN, P.: Simulation von Verdichtungsvorgängen in Böden mit Hilfe der Finite-<br />
Elemente-Methode. Tagungsband der 1.Commercial Vehicle Technology Konferenz,<br />
Kaiserslautern, Deutschland, 2010
ERDMANN, P.: Compaction simulation of road building materials using EDEM. Vortrag im<br />
Rahmen der EDEM-Userconference <strong>bei</strong> DEM-Solutions, Edinburgh, Schottland, August<br />
2009<br />
KOPF, F.: Flächendeckende Dynamische Verdichtungskontrolle (FDVK) <strong>bei</strong> der<br />
Verdichtung von Böden durch dynamische Walzen mit unterschiedlichen Anregungsarten.<br />
Dissertation, Technische Universität Wien, 1999<br />
KOPF, F., ERDMANN, P.: Numerische Untersuchungen der Flächendeckenden Dynamischen<br />
Verdichtungskontrolle. Österreichische Ingenieur- und Architekten-Zeitschrift (ÖIAZ), 150.<br />
Jahrgang, Heft 4-5/2005, S. 126, 2005<br />
KOPF, F., PAULMICHL, I.: Die dynamische Intensivverdichtung (DYNIV) –<br />
Verdichtungskontrolle mittels dynamischer Messungen. Österreichische Ingenieur- und<br />
Architekten-Zeitschrift (ÖIAZ), 150. Jahrgang, Heft 4-5/2005, S. 149, 2005<br />
KRÖBER, W.: Untersuchung der <strong>dynamischen</strong> Vorgänge <strong>bei</strong> der Vibrationsverdichtung von<br />
Böden. Dissertation, Technischen Universität München, 1988<br />
KRÖBER, W.: Vario-Control und FDVK im Erdbau – schwierige Verdichtungsaufgaben<br />
sicher und wirtschaftlich gelöst. Tagungsband: „Wachstum durch Innovation, Braunlage,<br />
Deutschland“, 24-26. Februar 1999<br />
PAULMICHL, I., FÜRPASS, J.: Mitteltiefe Verdichtung mit dem Impulsverdichter – Fall<strong>bei</strong>spiele<br />
aus der Praxis. Tagungsband der 7. Österreichische Geotechniktagung des<br />
Österreichischen Nationalkomitees der International Society for Soil Mechanics and<br />
Geotechnical Engineering (ISSMGE) und des ÖIAV, Austria Center Vienna, 21. – 22.<br />
Jänner 2009<br />
THURNER, H.: Verfahren und Vorrichtung zur Beurteilung des Verdichtungsgrades <strong>bei</strong>m<br />
Verdichten einer Unterlage mit einem vibrierenden Verdichtungsgerät. Offenlegungsschrift<br />
2710811. Deutsches Patentamt, Aktenzeichen P 27 10 811.8.<br />
WOLF, J.P.: Foundation Analysis Using Simple Physical Models, Prentice-Hall, Inc.,<br />
Englewood Cliffs, N.J, 1994