CHEMIE - Institut für Hochbau und Technologie

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CHEMIE für Bauingenieure o. Univ. Prof. Dr. techn. Dr. h.c. Ulrich SCHNEIDER Institut für Hochbau und Technologie Forschungsbereich für Baustofflehre, Werkstofftechnologie und Brandsicherheit INSTITUT für HOCHBAU & TECHNOLOGIE Forschungsbereich für Baustofflehre, Werkstofftechnologie und Brandsicherheit CHEMIE

<strong>CHEMIE</strong><br />

<strong>für</strong> Bauingenieure<br />

o. Univ. Prof. Dr. techn. Dr. h.c. Ulrich<br />

SCHNEIDER<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Hochbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Technologie</strong><br />

Forschungsbereich <strong>für</strong> Baustofflehre, Werkstofftechnologie<br />

<strong>und</strong> Brandsicherheit<br />

INSTITUT <strong>für</strong> HOCHBAU & TECHNOLOGIE<br />

Forschungsbereich <strong>für</strong> Baustofflehre, Werkstofftechnologie<br />

<strong>und</strong> Brandsicherheit<br />

<strong>CHEMIE</strong>


Das Buch zur<br />

Vorlesung….<br />

6. Auflage<br />

INSTITUT <strong>für</strong> HOCHBAU & TECHNOLOGIE<br />

Forschungsbereich <strong>für</strong> Baustofflehre, Werkstofftechnologie<br />

<strong>und</strong> Brandsicherheit<br />

<strong>CHEMIE</strong>


4. Vorlesung<br />

Teil 2<br />

4.2 Korrosion <strong>und</strong> Korrosionsschutz der<br />

übrigen nichtmetallischen <strong>und</strong><br />

anorganischen Baustoffe<br />

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4.2.1 Einleitung<br />

Natursteine werden verwendet zur Verkleidung von<br />

Hausfassaden, zum Pflastern von Straßen <strong>und</strong> Plätzen, zur<br />

dekorativen Gestaltung von Innenräumen, z.B. als Treppen<br />

<strong>und</strong> Bodenbelag, <strong>und</strong> in zunehmendem Maße als gebrochener<br />

Betonzuschlag.<br />

Für die Verwendung von Natursteinen als Außenbauteile ist<br />

in erster Linie ihr Verhalten in der Atmosphäre, d.h. die<br />

Witterungsbeständigkeit (Diaphtherese) maßgebend.<br />

Diese ergibt sich aus ihrer chemischen <strong>und</strong> biologischen<br />

Beständigkeit.<br />

Beide hängen ab von der stofflichen Zusammensetzung <strong>und</strong><br />

dem Steingefüge.<br />

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Bei der stofflichen Zusammensetzung lässt sich im<br />

Wesentlichen unterschieden zwischen:<br />

• kieselsäuregeb<strong>und</strong>enem Gestein mit einer guten<br />

Beständigkeit <strong>und</strong><br />

• kalkgeb<strong>und</strong>enem Gestein mit geringer Beständigkeit.<br />

Das Steingefüge ergibt sich aus der Schichtung bzw.<br />

Porosität <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen Wasseraufnahme.<br />

Je dichter das Steingefüge, desto geringer ist die<br />

Wasseraufnahme <strong>und</strong> desto höher ist die Steinfestigkeit<br />

bzw. Witterungsbeständigkeit.<br />

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Eine gute Beständigkeit besitzen im<br />

Allgemeinen von den:<br />

• Eruptivgesteinen:<br />

Basalt, Diabas, Porphyrarten, Andesit, Trachyt,<br />

Granit, Syenit, Gabbro <strong>und</strong> Dorit;<br />

• Sedimentgesteinen:<br />

dichter Kalkstein <strong>und</strong> quarzgeb<strong>und</strong>ener Sandstein,<br />

Grauwacke;<br />

• metamorphen Gesteinen:<br />

Dachschiefer, Marmor, Quarzit, Gneis.<br />

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Dagegen besitzen weniger gute bis geringe<br />

Beständigkeit von den:<br />

• Eruptivgesteinen:<br />

die Basalte, die als sogenannte „Sonnenbrenner“<br />

vorliegen <strong>und</strong> bei längerer Lagerung an der Luft<br />

zerfallen;<br />

• Sedimentgesteinen:<br />

die sonstigen Kalksteine <strong>und</strong> die nicht quarzgeb<strong>und</strong>enen<br />

Sandsteine;<br />

• metamorphen Gesteinen:<br />

verwitterte Gneise <strong>und</strong> Glimmerschiefer.<br />

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4.2.2 Korrosion bzw. Verwitterung von Natursteinen<br />

Die Korrosion (Diaphtherese) der Natursteine erfolgt wie<br />

bereits erwähnt durch Witterungseinflüsse. Eine Gefährdung<br />

ergibt sich aufgr<strong>und</strong> der Gefügestruktur (Porosität) <strong>und</strong><br />

chemischen Zusammensetzung.<br />

Die Porosität bedingt eine unterschiedliche Wassersaugfähigkeit.<br />

Dabei sind Steine mit einem feinporigen<br />

Kapillarnetz stärker gefährdet als grobporige Steingefüge<br />

(z.B.: Travertin).<br />

Eine Schichtung (häufig bei Sandsteinen) bedeutet<br />

bevorzugte Verwitterung eingelagerter Ton-, Mergel- <strong>und</strong><br />

Glimmerbestandteile in den Feinschichten. Wichtig ist deshalb<br />

eine lagerhafte Verarbeitung der Steine.<br />

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Im Hinblick auf die chemische Zusammensetzung<br />

(Bindemittelgehalt) sind besonders gefährdet tonige,<br />

mergelige <strong>und</strong> kalkhaltige Sandsteine, ebenso wie solche mit<br />

einem hohen Anteil an amorphen Kieselgel.<br />

Höhere Gehalte an Glimmer <strong>und</strong> Chlorit, wie bei manchen<br />

Graniten, führen zu Aufspaltungen <strong>und</strong> Abblätterungen.<br />

Die Verwitterung der Natursteine erfolgt fast ausschließlich<br />

unter Beteiligung des Wassers, allein schon durch:<br />

Auswaschen <strong>und</strong> Erweichen sowie Schwinden,<br />

Quellen <strong>und</strong> Frost.<br />

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Frostschäden treten auf bei vollständiger Durchfeuchtung des<br />

Bauteils, wenn das gefrierende Eis um etwa 9% größeres Volumen<br />

gegen die umschließenden Porenwände bilden muss. Der Eisdruck<br />

kann unter diesen Umständen theoretisch zwischen 200 <strong>und</strong> 300<br />

N/mm² erreichen.<br />

Natursteine unterliegen weiterhin der Zerstörung durch die im<br />

Folgenden genannten Angriffsarten:<br />

• lösender Angriff, hauptsächlich von H 2 CO 3 <strong>und</strong> HNO 3<br />

verursacht,<br />

• treibender Angriff <strong>und</strong> sprengender Angriff von H 2 SO 4 <strong>und</strong><br />

kristallisierten Salzen hervorgerufen,<br />

• biologischer Angriff, durch Ammoniak- oder Nitritoxidanten<br />

verursacht.<br />

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Die auffälligsten aller Schadensformen sind die<br />

feuchtigkeitsbedingten Salzausblühungen.<br />

Wasserlösliche Salze aus Stein <strong>und</strong> Fuge gelangen an die<br />

Oberfläche, das Wasser verdunstet, die Salze kristallisieren<br />

aus.<br />

Zwar handelt es sich zunächst nur um optische Schäden;<br />

die Salze im Mauerwerk sind jedoch als hydrophile Zentren<br />

Ursache von Feuchtezonen.<br />

Die teilweise reversible Aufnahme <strong>und</strong> Abgabe von<br />

Kristallwasser erfolgt unter erheblicher Volumensveränderung.<br />

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Dies führt nicht nur an der Oberfläche zu Salzschäden.<br />

Im Inneren entstehen Kristallisationsdrücke, die<br />

Gefügesprengungen verursachen.<br />

Verstärktes Eindringen von Wasser ist die Folge.<br />

Die Feuchtezonen werden immer größer <strong>und</strong> bieten einen<br />

idealen Nährboden <strong>für</strong> Mikroorganismen.<br />

Ergebnisse eines solchen Schadensverlaufs sind: Zerstörung<br />

der schützenden Anstriche, Risse im Gestein, Verrottung der<br />

Gesteine.<br />

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Weiterhin treten auf: Mauerwerksschäden mit Putzabplatzungen durch<br />

Frost- Tau- Belastungen, verb<strong>und</strong>en mit Absandungen, Abmehlungen <strong>und</strong><br />

Absprengungen von Fugen- <strong>und</strong> Steinoberflächen (Abb. 4.2-1).<br />

Schließlich tritt sogar ein Festigkeitsverlust ein.<br />

Der wesentliche Schadensverursacher ist somit die Feuchtigkeit bzw. das<br />

Wasser, ohne das sowohl die natürlichen als auch die<br />

immissionsbedingten Zerstörungen mineralischer Baustoffe erheblich<br />

langsamer verlaufen.<br />

Die gravierendsten Bauschäden , die durch Wasser indirekt verursacht<br />

werden, sind eine Folge der Zerstörung mineralischer Bindemittel im Stein<br />

oder in den Fugen. Kalk, Ton, Mergel <strong>und</strong> silikatische Bindemittel der<br />

Natursteine werden durch Wasser ausgelaugt. Der Stein sandet ab.<br />

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Abb.4.2-1: Beispiel: Mauerwerksschäden durch „abgesandeten“ Stein<br />

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Hierbei spielen Umwandlungen der Bindemittel durch natürliche<br />

<strong>und</strong> künstliche Umwelteinflüsse eine erhebliche Rolle.<br />

Im Folgenden sind einige wichtige Reaktionen wiedergegeben:<br />

• 1) CaCO 3 + CO 2 + H 2 O → Ca(HCO 3 ) 2<br />

Kalkgeb<strong>und</strong>ene Natursteine werden unter dem Einfluss von<br />

kohlensauren Wässern <strong>und</strong> CO 2 durch Bildung löslicher<br />

Hydrogenkarbonate ausgelaugt.<br />

• 2) Ca(HCO 3 ) 2 + Na 2 SO 4 → 2NaHCO 3 + CaSO 4<br />

In Gegenwart leicht löslicher Alkalisulfate, die heute in weit größeren<br />

Mengen in Ziegeln vorhanden sind als früher, kommt es bereits ohne<br />

Luftverunreinigungen zu Gipsbildung.<br />

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• 3) CaSO 4 + 2H 2 O → CaSO4 . 2H 2 O<br />

Durch Aufnahme von Kristallwasser kommt es zu hohen Sprengdrücken.<br />

• 4) 2NaHCO 3 → Na 2 CO 3 + H 2 O + CO 2<br />

Durch Abgabe von CO 2 <strong>und</strong> Wasser entsteht weniger lösliches<br />

Natriumcarbonat, das ausblüht.<br />

• 5) Na 2 CO 3 + SO 2 + ½O 2 → Na 2 SO 4 + CO 2<br />

Als Folge der Umweltbelastung wird möglicherweise in einer mehrstufigen<br />

Reaktion durch Einwirkung von SO 2 unter dem katalytischen<br />

Einfluss von Stickoxiden Natriumsulfat gebildet.<br />

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• 6) Na 2 SO 4 + 10H 2 O Na 2 SO .<br />

4 10H 2 O<br />

THENARDIT<br />

GLAUBERSALZ<br />

Es kommt zu Kristallisationsdrücken durch reversible<br />

Kristallwasseraufnahme <strong>und</strong> -abgabe (hygroskopisches<br />

Verhalten) unter Bildung von Glaubersalz bzw. Thenardit.<br />

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Natriumsulfat ist deshalb besonders gefährlich <strong>und</strong> damit<br />

eines der bauschädlichsten Salze, weil die reversible<br />

Aufnahme von Kristallwasser in der wärmeren Jahreszeit zu<br />

ständigen Kristallisationswechseln führt. Oberhalb 32°C gibt<br />

Natriumsulfat das gesamte Kristallwasser ab, während unter<br />

32°C bis zu 10 Mol Kristallwasser aufgenommen werden.<br />

Diese Kristallisationswechsel sind weitaus gefährlicher als die<br />

Frost- Tau- Beanspruchungen im Winter. Deshalb wird auch<br />

zur Prüfung der Witterungsbeständigkeit seit einiger Zeit der<br />

Kristallisationstest den früher üblichen Frost- Tau-<br />

Wechselbeanspruchungen vorgezogen, oder beide<br />

Belastungsarten werden kombiniert.<br />

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Tabelle 4.2-1: Die wichtigsten bauschädlichen Salze <strong>und</strong> ihr<br />

häufigstes Vorkommen<br />

Zusammensetzung Name Vorkommen<br />

MgSO 4<br />

.<br />

7H 2<br />

O Bittersalz, Magnesiumsulfat Naturstein<br />

CaSO .<br />

4<br />

2H 2<br />

O Gips, Calciumsulfat Beton, Putz, Ziegel- <strong>und</strong><br />

Natursteinmauerwerk<br />

Na 2<br />

SO 4<br />

.<br />

10H 2<br />

O Glaubersalz, Natriumsulfat Ziegel- <strong>und</strong> Natursteinmauerwerk<br />

3CaO . Al 2<br />

O 3.<br />

3CaSO 4.<br />

32H 2<br />

O Ettringit, Trisulfat Beton<br />

Mg(NO 3<br />

) 2<br />

.<br />

6H 2<br />

O<br />

Ca(NO 3<br />

) 2<br />

.<br />

4H 2<br />

O<br />

5Ca(NO 3<br />

) 2.<br />

4NH 4<br />

NO 3.<br />

10H 2<br />

O<br />

CaCl 2<br />

.<br />

6H 2<br />

O<br />

NaCl<br />

Na 2<br />

CO 3<br />

.<br />

10H 2<br />

O<br />

K 2<br />

CO 3<br />

Magnesiumnitrat<br />

Calciumnitrat<br />

Kalksalpeter<br />

Calciumchlorid<br />

Kochsalz, Natriumchlorid<br />

Soda, Natriumkarbonat<br />

Pottasche, Kaliumkarbonat<br />

Toilettenanlagen <strong>und</strong> Stallungen<br />

Tausalze<br />

Natursteinflächen, die mit<br />

Wasserglas behandelt wurden<br />

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Im Prinzip lässt sich Natursteinzerstörung durch<br />

Salzbildung wie folgt beschreiben:<br />

a) Salz kristallisiert aus einer übersättigten Lösung in einer<br />

Pore aus. In diesem Sinne ist die Wirkung von NaCl oder<br />

K 2 CO 3 aufzufassen.<br />

Beispiele <strong>für</strong> die Größe des Kristallisationsdruckes geben<br />

die nachfolgenden Übersichten in Tabelle 4.2-2 <strong>und</strong><br />

Tabelle 4.2-4.<br />

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Tabelle 4.2-2: Kristallisationsdruck einiger bauschädlicher Salze<br />

+) c/cS = Wert <strong>für</strong> die Übersättigung der Lösung, z.B. bedeutet c/c S<br />

= 10 eine 10fache<br />

Übersättigung der Lösung in den Kapillaren<br />

Chem. Zusammen- Mol- Kristallisationsdruck (N/mm²) bei<br />

setzung des Salzes volu- c/c s<br />

+)<br />

= 2 c/c s<br />

= 10<br />

men 0 °C 50°C 0°C 50°C<br />

CaSO .<br />

4<br />

½H 2<br />

O 46 33,5 39,8 112 132,5<br />

CaSO 4<br />

.<br />

2H 2<br />

O 55 28,2 33,4 93,8 111<br />

MgSO 4<br />

.<br />

7H 2<br />

O 147 10,5 12,5 35 41,5<br />

MgSO 4<br />

.<br />

6H 2<br />

O 130 11,8 14,1 39,5 49,5<br />

MgSO 4<br />

.<br />

1H 2<br />

O 57 27,2 32,4 91 107,9<br />

Na 2<br />

SO 4<br />

.<br />

10H 2<br />

O 220 7,2 8,3 23,4 27,7<br />

Na 2<br />

SO 4<br />

53 29,2 34,5 97 115<br />

NaCl 28 55,4 65,4 184,5 219<br />

Na 2<br />

CO 3<br />

.<br />

10H 2<br />

O 199 7,8 9,2 25,9 30,8<br />

Na 2<br />

CO 3<br />

.<br />

7H 2<br />

O 154 10 11,9 33,4 36,5<br />

Na 2<br />

CO 3<br />

.<br />

1H 2<br />

O 55 28 33,3 93,5 110,9<br />

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Tabelle 4.2-3: Kristallisationsdrücke einiger Hydratbildungsreaktionen in N/mm²<br />

Rel.<br />

Luftfeuchte<br />

CaSO 4<br />

.<br />

0,5H 2<br />

O zu<br />

CaSO 4<br />

.<br />

2H 2<br />

O<br />

[%] 0°C 20°C 60°C 10°<br />

C<br />

Umwandlung von<br />

MgSO 4<br />

.<br />

6H 2<br />

O zu<br />

MgSO 4<br />

.<br />

7H 2<br />

O<br />

20°C 30°C 10°<br />

C<br />

Na 2<br />

CO 3<br />

.<br />

H 2<br />

O zu<br />

Na 2<br />

CO 3<br />

.<br />

7H 2<br />

O<br />

20°C 30°C<br />

100 219 175,5 92,6 14,6 11,7 9,2 93,8 61,1 43<br />

80 - - - - - - 63,7 28,4 9,4<br />

70 160 114,5 25,4 9,7 6,8 4,0 - - -<br />

60 - - - - - - 24,3 - -<br />

50 107,2 57,5 0 5,0 1,9 0 - - -<br />

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Tabelle 4.2-4: Möglichkeiten der Hydratbildung einiger bauschädlicher Salze<br />

+)<br />

In Gegenwart von MgSO 4 , CaCl 2 usw. ist der Übergang bereits ab 10° C <strong>und</strong> ab<br />

60-80% rel. Luftfeuchte möglich<br />

MgSO 4<br />

.<br />

7H 2<br />

O MgSO 4<br />

.<br />

6H 2<br />

O MgSO 4<br />

.<br />

1H 2<br />

O<br />

CaSO 4<br />

.<br />

2H 2<br />

O<br />

CaSO 4<br />

.<br />

½H 2<br />

O<br />

Na 2<br />

SO 4<br />

.<br />

10H 2<br />

O Na 2<br />

SO 4<br />

Mg(NO 3<br />

) 2<br />

.<br />

6H 2<br />

O<br />

Mg(NO 3<br />

) 2<br />

.<br />

2H 2<br />

O<br />

Ca(NO 3<br />

) 2<br />

.<br />

4H 2<br />

O Ca(NO 3<br />

) 2<br />

.<br />

3H 2<br />

O Ca(NO 3<br />

) 2<br />

CaCl 2<br />

.<br />

6H 2<br />

O CaCl 2<br />

.<br />

2H 2<br />

O CaCl 2<br />

Na 2<br />

CO 3<br />

.<br />

10H 2<br />

O Na 2<br />

CO 3<br />

.<br />

7H 2<br />

O Na 2<br />

CO 3<br />

.<br />

1H 2<br />

O<br />

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) Ähnlich wirkt das Kristallwachstum, das von einer<br />

porösen Oberflächenschicht ausgeht. Darauf haftende<br />

dichtere Schichten werden abgesprengt, z.B. bei<br />

Putzmörtel, Sandsteinen <strong>und</strong> Beton, Ziegelmauerwerk<br />

usw. werden Krusten <strong>und</strong> filmartige Anstriche von den<br />

nadeligen Kristallen abgehoben:<br />

• Disspersionsanstriche auf Putzen,<br />

• Mineral-Silikatfarbenanstriche auf Ziegel,<br />

• Terrakoten <strong>und</strong> Sandsteinen<br />

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c) Eine Reihe löslicher Salze vermag mit oder ohne<br />

Hydratwasser zu kristallisieren:<br />

Dabei werden Wassermoleküle in das Kristallgitter unter<br />

starker Zunahme des Kristallvolumens eingebaut<br />

(siehe Hydratation).<br />

Schäden treten dann auf, wenn der Wechsel zwischen der<br />

kristallfreien Form <strong>und</strong> einer oder mehrerer Hydratstufen<br />

bei normalen Temperaturbedingungen abläuft.<br />

Derartige Schäden sind an Natursteinen besonders häufig,<br />

wobei die jeweiligen Übergangstemperaturen <strong>für</strong> das<br />

chemische Gleichgewicht zu beachten sind.<br />

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Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass die Zerstörungsmechanismen<br />

nicht so einfach sind, wie es die genannten<br />

Reaktionsfolgen erscheinen lassen mögen. Es wäre sicher<br />

falsch anzunehmen, ohne Mauerfeuchtigkeit fände keine<br />

Zerstörung statt.<br />

Die „trockene“ Steinoberfläche enthält stets mehrere<br />

Moleküllagen Wasser <strong>und</strong> kann erhebliche Mengen SO 2 aus<br />

der Luft adsorbieren, das in Gegenwart von Wasser zu<br />

schwefeliger Säure führt, die an der Steinoberfläche teilweise<br />

zu Sulfiden neutralisiert sowie teilweise zu Schwefelsäure <strong>und</strong><br />

ihre Salzen oxidiert wird.<br />

Letztlich kommt somit dem Wasser eine Schlüsselrolle bei der<br />

Zerstörung mineralischer Baustoffe zu.<br />

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4.2.3 Korrosion durch biologischen Angriff<br />

In jüngster Zeit wird dem Problem des biologischen Angriffs auf<br />

Natursteine erhebliche Bedeutung zugemessen.<br />

Eine große Zahl verschiedener Bauwerke, die aus zementgeb<strong>und</strong>enen<br />

Baustoffen, Kalk- oder Sandstein bestehen, sind durch bakterielle<br />

Steinschäden mittlerweile in ihrer Bausubstanz so stark geschädigt, dass<br />

Renovierungen dringend erforderlich sind.<br />

Neben Tiefbauten, wie großen unterirdischen Abwasserkanälen, sind in<br />

jüngster Zeit vor allem <strong>Hochbau</strong>ten betroffen.<br />

Zu ihnen zählen neben historischen Baudenkmälern, wie z.B. der<br />

Kölner Dom <strong>und</strong> der Stephans Dom, Brücken, Straßen, Hochhäuser <strong>und</strong><br />

Konstruktionen unserer Zeit.<br />

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Ursächliche Faktoren des Steinzerfalls sind in diesem Fall<br />

biologische <strong>und</strong> vor allem mikrobiologische Prozesse.<br />

Mikroorganismen, insbesondere Bakterien, sind<br />

morphologisch wenig differenziert, zeigen aber im Gegensatz<br />

zu höhere Organismen eine geradezu enorme<br />

stoffwechselphysiologische Varianz.<br />

So kennt man eine Gruppe weit verbreitet vorkommender<br />

Bakterien, die chemolithoautotrop, d.h. das diese Organismen<br />

die Fähigkeit haben, mit reduzierten anorganischen<br />

Verbindungen oder Ionen als Wasserstoff- bzw.<br />

Elektonendonatoren (-spender) zu wachsen.<br />

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Hierzu gehören u.a.:<br />

• Ammoniakoxidanten, die Ammonium zu Nitrit oxidieren,<br />

• Nitritoxidanten, die Nitrit zu Nitrat umwandeln.<br />

Ammoniak- <strong>und</strong> Nitritoxidanten werden zur Gruppe der Nitrifikanten<br />

zusammengefasst.<br />

Neben diesen Bakterien sind schwefeloxidierende Bakterien der Gattung<br />

Thiobacillus weit verbreitet. Diese ebenfalls lithoautotrop wachsenden<br />

Organismen sind in der Lage, reduzierte Schwefelverbindungen, wie<br />

Sulfide, molekularen Schwefel oder Thiosulfat, zu Schwefelsäure zu<br />

oxidieren. Beiden Bakteriengruppen, den<br />

• Nitrifikanten <strong>und</strong><br />

• Thiobacillen,<br />

ist gemeinsam, dass das Endprodukt ihres lithotropen Stoffwechsels eine<br />

starke Mineralsäure ist.<br />

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Die Biochemie des Stoffwechsels der zwei genannten<br />

Gattungen unterscheidet sich hinsichtlich der zur<br />

Energiegewinnung verwendeten anorganischen Substrate.<br />

Die Oxidation des Ammoniaks bei den Nitrifikanten läuft in<br />

drei Reaktionsschritten ab,<br />

• wobei zunächst Ammoniak zu Hydroxylamin (NH 2 OH)<br />

oxidiert wird.<br />

• Anschließend erfolgt durch Oxidation des Hydroxylamins<br />

über Nitroxyl zu Nitrit der eigentliche Energiegewinn <strong>für</strong> die<br />

Zelle.<br />

• Schlüsselenzym dieser Reaktion ist die<br />

Hydroxylaminoxidreduktase (Reduktase des Hydroxylamins).<br />

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Der qualitative Ablauf der oben genannten Reaktion, die Nitritbildung, ist<br />

in der folgenden Gleichung stark vereinfacht dargestellt, insbesondere<br />

wird auf die daran beteiligten Enzyme (hier durch X symbolisiert) nicht<br />

eingegangen:<br />

NH 3 + X + O 2 → NO 2- + XH 2 + H +<br />

Die bakterielle Nitritoxidation bzw. Nitratbildung lässt sich summarisch<br />

durch die Gleichung:<br />

NO 2- + 0,5O 2 → NO 3<br />

-<br />

ausdrücken. Allerdings stammt das bei der Oxidation vom Nitrit<br />

aufgenommene Sauerstoffatom nicht aus dem Sauerstoff der Luft,<br />

sondern aus dem Wasser.<br />

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Thiobacillen gewinnen demgegenüber ihre Energie durch<br />

Oxidation reduzierter Schwefelverbindungen. Als Stoffwechselprodukt<br />

entsteht Sulfat.<br />

Da auf Teilreaktionen hier nicht näher eingegangen werden<br />

soll, sind die folgende Gleichungen nur als eine summarische<br />

Aufzeichnung möglicher Reaktionen zu verstehen:<br />

S 2- + 2 O 2 → SO 4<br />

2-<br />

S + H 2 O + 1,5 O 2 → SO 4 2- + 2 H +<br />

S 2 O 3<br />

2-<br />

+ H 2 O +2 O 2 → 2SO 4<br />

2-<br />

+ 2 H +<br />

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Bei den genannten lithotrop wachsenden Bakterien ist der<br />

Energiegewinn aus der Substratoxidation gering.<br />

Folglich wachsen alle lithotropen Organismen sehr langsam<br />

<strong>und</strong> wenig effizient, wobei der Substratumsatz <strong>und</strong> somit<br />

die Säureproduktion sehr hoch sind.<br />

Allerdings sind sowohl Nitrifikanten als auch Thiobacillen<br />

ubiquitär, d.h. sie sind in der Natur praktisch überall<br />

anzutreffen, <strong>und</strong> ihr Auftreten ist immer mit einer<br />

Säureproduktion verb<strong>und</strong>en.<br />

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Mikrobiologische Untersuchungen haben ergeben, dass säurebildende<br />

Bakterien (Thiobacillen) an den Innenwänden von Abwasserrohren <strong>und</strong><br />

auch im Abwasser selbst vorkommen.<br />

Insbesondere lassen sich an Stellen starker Korrosion Zellzahlen bis zu<br />

10 8 Zellen/mg Protein nachweisen, wobei neben der Arten:<br />

• T. neapolitanus,<br />

• T. intermedius <strong>und</strong><br />

• T. novellus vor allem<br />

• T. thiooxidans zahlenmäßig dominiert.<br />

T. thiooxidans ist als acidophiles Bakterikum bekannt, das in einem pH-<br />

Bereich zwischen 1,0 <strong>und</strong> 2,0 optimal wächst.<br />

Wie die Untersuchungen in Hamburger Abwassersammlern gezeigt<br />

haben, ist es als Indikatorbakterium <strong>für</strong> starke Korrosion anzusehen.<br />

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Abbildung 4.2-1 zeigt den Schwefelkreislauf, wie er sich in<br />

Abwassertransportleitungen einstellt.<br />

Während im Abwasser <strong>und</strong> in den Schlammablagerungen reduktive<br />

Stoffwechselprozesse von Mikroorganismen <strong>für</strong> die Bildung von flüchtigen<br />

Schwefelverbindungen sorgen, werden diese Verbindungen oberhalb des<br />

Abwasserspiegels durch chemische Reaktion in molekularen Schwefel<br />

umgewandelt, der sich auf den Innenwänden der Rohre niederschlägt.<br />

Thiobacillen oxidieren den molekularen Schwefel zu Schwefelsäure, der<br />

die Korrosion auslöst.<br />

Reduktive Stoffwechselprozesse von Bakterien sorgen vornehmlich in<br />

langsam fließenden Abwässern <strong>für</strong> die Bildung von flüchtigen<br />

Schwefelverbindungen (H 2 S).<br />

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Abb. 4.2-1: Schematische Darstellung eines Querschnittes durch eine<br />

großformatige teilgefüllte Abwassertransportleitung<br />

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Auch die heterogen wachsende, im Abwasser ständig<br />

vorkommenden Pseromonaden <strong>und</strong> Enterobakterien tragen zur<br />

Entstehung gasförmiger Schwefelverbindungen bei, indem sie<br />

beim Proteinabbau Schwefelwasserstoff freisetzen.<br />

In Gegenwart von Luftsauerstoff sind gasförmige<br />

Schwefelverbindungen wie Schwefelwasserstoff nicht beständig,<br />

so dass durch chemische Oxidation molekularer Schwefel<br />

entstehen kann, der wiederum nach Ablagerung auf den<br />

Innenwänden der Abwasserrohre von Thiobacillen zu<br />

Schwefelsäure oxidiert wird.<br />

Schwefelsäure greift die Bindemittel des Betons an.<br />

Es entsteht schwer lösliches Calciumsulfat, das an stark<br />

korrodierten Stellen als weiße Masse deutlich sichtbar aus der<br />

Wand herausquillt.<br />

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An bestimmten <strong>Hochbau</strong>ten sind ebenfalls entsprechende<br />

mikrobiologische Untersuchungen durchgeführt worden.<br />

Untersuchungen an korrodierten Innenwänden von<br />

Kühltürmen haben ergeben, dass säurebildende Bakterien<br />

auch hier vorkommen.<br />

Allerdings unterscheidet sich die Bakterienflora in ihrer<br />

Zusammensetzung deutlich von derjenigen, die an<br />

Korrosionsstellen in Abwasseranlagen anzutreffen ist.<br />

An <strong>Hochbau</strong>ten treten schwefelsäurebildende Bakterien nur<br />

selten <strong>und</strong> in geringer Anzahl auf.<br />

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Demgegenüber konnten nitrifizierende Bakterien stellenweise<br />

in hoher Zahl nachgewiesen werden.<br />

An den Innenwänden von Kühltürmen wurden Zellzahlen<br />

nitroxidierender Bakterien bestimmt, die mit 10 4 Zellen/mg<br />

Protein etwa einh<strong>und</strong>ertfach höher lagen als z.B. im<br />

Erdboden, dem natürlichen Biotop dieser Organismen.<br />

Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass Nitrifikanten auf<br />

<strong>Hochbau</strong>ten wie Kühltürmen gute Lebensbedingungen finden.<br />

Welche Ursachen hier<strong>für</strong> verantwortlich sind, ist gegenwärtig<br />

noch nicht bekannt.<br />

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Nitrifikanten kommen auch auf Baudenkmälern aus Sandstein<br />

wie dem Kölner Dom vor, wo sie stellenweise im Vergleich zu<br />

heterophoben Bakterien, Pilzen, Algen <strong>und</strong> anderen<br />

Mikroorganismen in großer Zahl vertreten sind.<br />

Nitrifizierende Bakterien leben aber nicht nur auf der<br />

Gesteinsoberfläche, sondern sie gehören zu einer<br />

endolithischen Flora von Mikroorganismen, die auch in Tiefen<br />

von mehreren Zentimetern auzutreffen ist.<br />

Zwar lassen sich diese Bakterien mit verschiedenen Methoden<br />

indirekt nachweisen, doch können Aussagen über tatsächliche<br />

Zellzahlen nur auf der Basis aufwendiger Untersuchungen,<br />

d.h. allgemeine Angaben sind nicht möglich.<br />

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Eine direkte Methode zum Nachweis von Zellzahlen ist die<br />

Elektronenmikroskopie.<br />

Nach entsprechender Fixierung <strong>und</strong> Einbettung werden<br />

Ultradünnschnitte von dem zu untersuchenden<br />

Gesteinsmaterial angefertigt <strong>und</strong> elektronenmikroskopisch<br />

untersucht.<br />

Es hat sich gezeigt, dass die Zellen nicht frei im Gestein,<br />

sondern eingebettet in einer Schleimkapsel vorliegen.<br />

Derartige Schleimkapseln, die auch Glycocalyx genannt<br />

werden, bieten den Organismen Schutz, z.B. vor<br />

Austrocknung <strong>und</strong> der Einwirkung von Giften.<br />

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Gleichzeitig begünstigen sie die Adhäsion an dem<br />

Gesteinsmaterial.<br />

Durch den Angriff der mikrobiell gebildeten Salpetersäure<br />

erfolgt ein Abfall des pH-Wertes unter 5.<br />

Geb<strong>und</strong>enes Calcium im Bindemittel des Gesteins wird in<br />

lösliches Calciumnitrat überführt <strong>und</strong> ggf. ausgewaschen.<br />

Dadurch kommt es zu einem hohen Substanzverlust.<br />

Wertvolle Bausubstanz ist ggf. zu konservieren. Dazu sind die<br />

in Frage kommenden Flächen zu reinigen <strong>und</strong> entsprechend<br />

vorzubehandeln. Im Folgenden werden chemische Aspekte<br />

dieser Maßnahmen betrachtet.<br />

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4.2.4 Reinigen von Natursteinen <strong>und</strong> anderen Baustoffen<br />

Die Fassadenreinigung von Staub, Ruß <strong>und</strong> dergleichen sollte stets<br />

an kleinen Musterflächen ausprobiert werden, um die wirksamste<br />

Methode bestimmen zu können. Folgende Möglichkeiten sind<br />

bekannt:<br />

• Reinigung mit Wasser<br />

a) Kaltwasserreinigung (drucklos)<br />

b) Heißwasserreinigung bzw. Dampfstrahlbehandlung (Druckverfahren)<br />

Wichtig ist dabei die Festlegung der Einwirkungszeit. Sie ist abhängig<br />

vom Baustoff <strong>und</strong> dauert einige St<strong>und</strong>en. Die Wasserreinigung ist eine<br />

vergleichsweise schonende Methode <strong>und</strong> deshalb anderen Verfahren<br />

vorzuziehen.<br />

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• Reinigung mit Kohlensäureschnee:<br />

Die Fassaden werden mit CO 2 -Partikeln<br />

(gefrorene Kohlensäure) von ca. 1 bis 3 mm Durchmesser<br />

abgestrahlt. Die Reinigung ist viel schonender als das<br />

Sandstrahlen, aber schärfer als die Kaltwasserreinigung.<br />

• Chemische Reinigung:<br />

Sie sollte erst dann probiert werden, wenn die vielfach<br />

erfolgreiche Wasserreinigung versagt.<br />

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• Reinigung mit Säuren<br />

Bei Naturstein <strong>und</strong> Beton werden verwendet: Salzsäure,<br />

Flußsäure <strong>und</strong> organische Säuren, wie Ameisensäure,<br />

Amidosulfonsäure usw..<br />

Folgendes Reinigungsschema gilt dabei stets:<br />

Vornässen, wichtig zur Tränkung des<br />

Kapillarporensystems,<br />

Absäuern mit der verdünnten Säure,<br />

Nachwaschen, notwendig zum Abwaschen des angelösten<br />

Schmutzes <strong>und</strong> zur Entfernung des<br />

Säurebildungsüberschusses.<br />

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Der Nachteil einer Säurebehandlung liegt in der Gefahr der Salzbildung<br />

(besonders durch Chloride) sowie in der oberflächlichen Steinzerstörung<br />

durch Bindemittelverlust. Vor einer Flußsäurebehandlung von<br />

Natursteinoberflächen ist dringend zu warnen.<br />

Folgende Reaktionen können sich dabei abspielen:<br />

CaCO 3<br />

+ 2HF → CaF 2<br />

+ H 2<br />

O + CO 2<br />

SiO 2<br />

+ 4HF → SiF 4<br />

+ 2H 2<br />

O<br />

Bindemittelzerstörung. CaF 2<br />

nur als<br />

feinkristallines Pulver zwischen den<br />

Sandkörnern. Im Höchstfall<br />

Verdichtung der Oberfläche,<br />

Krustenbildung<br />

Anlösen der silikatischen<br />

Bestandteile.<br />

Die Reaktion der Flußsäure kann deshalb auch als „chemisches<br />

Sandstrahlen“ aufgefasst werden.<br />

1kg reine HF kann etwa 750g SiO 2 zerstören <strong>und</strong> 2500g CaCO 3 .<br />

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Zusätzlich können mit Flußsäure bei eisenhaltigen Steinen<br />

tiefbraune Oberflächen entstehen durch Zersetzung der<br />

nachfolgend genannten Eisenflouride zu Fe 2 O 3 .aq:<br />

FeF 3 (grün)<br />

FeF 3<br />

.<br />

4,5H 2 O (farblos bis weiß)<br />

FeF 3<br />

.<br />

3H 2 O (anfänglich fast weiß)<br />

Aus den genannten Gründen ist eine Oberflächenreinigung<br />

von Beton nur mit 3%iger Ameisensäure zu empfehlen, alle<br />

anderen Säurereinigungsverfahren sind auf Gr<strong>und</strong> der<br />

hohen Aggressivität bzw. Materialauflösung bedenklich.<br />

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• Reinigung mit stark alkalisch wirkenden Laugen<br />

Das Verfahren wird besonders bei kalkhaltigen Untergründen<br />

empfohlen; dabei ist nach folgendem Schema vorzugehen:<br />

Vornässen<br />

Reinigungsauftrag<br />

Nachwaschen<br />

Neutralisieren<br />

Nachwaschen<br />

Das Verfahren besitzt folgende Nachteile:<br />

Es ist viel komplizierter als die Säurereinigung.<br />

Die Gefahr des Säureüberschusses oder -unterschusses bei der<br />

Neutralisation auf der Steinoberfläche ist immer gegeben.<br />

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Damit verbleiben aber immer bauschädliche Salze auf der<br />

Steinoberfläche, denn ein Laugenrückstand reagiert mit<br />

Luft-CO 2 gemäß:<br />

2NaOH + CO 2 → Na 2 CO 3 + H 2 O<br />

während ein Säureüberschuss zu Bindemittelverlusten führt.<br />

Die alkalische Reinigung ist deshalb abzulehnen, da sie<br />

gegenüber der sauren Reinigung keine Vorteile bietet.<br />

Die Reinigung von Natursteinen <strong>und</strong> anderen Baustoffen mit<br />

speziellen Chemikalien ist in Tabelle 4.2-5 zusammenfassend<br />

dargestellt.<br />

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Tabelle 4.2-5: Reinigung von Baustoffen mit speziellen Chemikalien<br />

Art des<br />

Reingungsmittels<br />

Handelsform<br />

Wirksame Bestandteile<br />

Fettlösend Emulsion Netzmittel, entsprechend<br />

denen herkömmlicher<br />

Reinigungsmittel<br />

Wirkungsweise<br />

Emulgieren Schmutzteilchen im<br />

Waschwasser<br />

Wirksam bei<br />

harzartigen<br />

<strong>und</strong> fettartigen<br />

Stoffen<br />

Metallsalz<br />

(krustenlösend)<br />

Pasten<br />

komplexbildende<br />

Chemikalien z.B. EDTE<br />

(s. Abschnitt analytische<br />

Chemie)<br />

Auftragen wie Fleckenpaste.<br />

Verunreinigungen werden<br />

herausgelöst,<br />

Flecken von<br />

Metallsalzen<br />

Teerlösend<br />

Lösung<br />

bzw.<br />

Paste<br />

Organische Lösungsmittel,<br />

in in hochdisperser<br />

Kieselsäure angeteigt<br />

wandern mit dem Lösungsmittel<br />

in die Paste. Getrocknete<br />

Reinigungspaste als Haut nach<br />

einigen Tagen abziehen<br />

Teerflecken<br />

Rostlösend<br />

(zur<br />

Säurereinigung<br />

zu zählen)<br />

Lösung<br />

Oxalsäure <strong>und</strong><br />

Phosphorsäure bzw. deren<br />

Salze<br />

lösend <strong>und</strong> komplex-bildend<br />

Rostflecken<br />

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• Mechanische Reinigung<br />

Nur bei Versagen jeder anderen Reinigungsart in Betracht zu ziehen.<br />

Am gebräuchlichsten sind das<br />

• Sandstrahlen <strong>und</strong> das<br />

• Abflämmen.<br />

Mechanische Verfahren bedingen stets einen erheblichen Substanzverlust<br />

and der Oberfläche <strong>und</strong> sind nur bei glatten Steinflächen zu verantworten.<br />

Sein einziger Vorteil: es werden keine Chemikalienrückstände im Stein<br />

hinterlassen.<br />

Eine steinmetzmäßige Bearbeitung gestalteter Oberflächen birgt in sich<br />

die Gefahr einer völligen Verfälschung des Kunstwerkes.<br />

Betonoberflächen sind diesbezüglich weniger empfindlich, weil die<br />

Abtragung durch Auftorkretierung ersetzt werden kann.<br />

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4.2.5 Steinkonservierung<br />

Maßnahmen gegen Natursteinverwitterung sind:<br />

Auswahl <strong>und</strong> Einsatz widerstandsfähiger Natursteine,<br />

Beschränkung des Feuchtigkeitszutritts,<br />

schonende Behandlung bei der Gewinnung <strong>und</strong><br />

Bearbeitung,<br />

Fugen dort anordnen, wo sich kein Wasser ansammeln<br />

kann,<br />

Anker <strong>und</strong> Klammern nur aus nichtrostendem oder<br />

rostgeschütztem Stahl.<br />

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Stark verwitterte Steinoberflächen müssen konserviert<br />

werden, um den fortschreitenden Zerfall nachhaltig zu<br />

Stillstand zu bringen. Eine Steinkonservierung, besser<br />

Steinkonsolidierung, bedeutet im wesentlichen die Zufuhr<br />

neuen Bindemittels in ausreichender Steintiefe.<br />

Zum besseren Verständnis <strong>für</strong> diese Aufgabe soll das Schema<br />

einer weit fortgeschrittenen Natursteinzerstörung im<br />

Querschnitt betrachtet werden.<br />

In Abbildung 4.2-2 ist die Festigkeitsaufnahme der einzelnen<br />

Schichten gegen den Steinquerschnitt aufgetragen, vor <strong>und</strong><br />

nach erfolgter Steinkonservierung.<br />

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Abb. 4.2-2: Querschnitt einer verwitterten Natursteinrandzone mit<br />

Festigkeitsprofil vor <strong>und</strong> nach erfolgter Konservierung<br />

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Bei der Steinkohlekonservierung ist eine nahezu gleich hohe<br />

Festigkeit über den gesamten Steinquerschnitt anzustreben,<br />

daher ist eine ausreichende Eindringtiefe des neuen<br />

Bindemittels unabdingbar.<br />

Falsch ist dagegen lediglich eine Festigkeitserhöhung in der<br />

äußeren Randschicht gleichbedeutend mit einer<br />

Krustenbildung <strong>und</strong> einem starken Porenverschluss dieser<br />

Schicht.<br />

Die sich in der dahinter befindlichen mürben Schicht<br />

sammelnde Feuchte macht den Schaden durch Frost- Tau-<br />

Wechsel <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen Absprengung der<br />

äusseren Schale nur noch schlimmer.<br />

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Das nachfolgende Ablaufschema der Steinkonservierung ist<br />

unbedingt einzuhalten, da jeder Naturstein seine<br />

besonderen Eigenschaften besitzt.<br />

a.) Schadensanalyse:<br />

• Feststellung des Schadenumfangs<br />

• Bestimmung der betroffenen Bauteile<br />

• Ermittlung der verwendeten Gesteinsart<br />

• Entnahme von Proben (soweit erforderlich)<br />

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.) Steinanalyse:<br />

• Bestimmung der Wasseraufnahme<br />

• Salzgehalt<br />

• Verwitterungstiefe<br />

• Bindemittelart<br />

• Konservierungsmittelaufnahme<br />

• Eindringtiefe des Konservierungsmittels<br />

• Reduzierte Wasseraufnahme<br />

• Salzsprengtest nach DIN 52111<br />

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c.) Festlegung der Gegenmaßnahmen:<br />

Reinigung<br />

1. Konservierung = Steinergänzung<br />

2. Konservierung = Farbangleichung<br />

3. Steinschutz = Hydrophobierung<br />

d) Überprüfung durch bauchemische <strong>und</strong><br />

bauphysikalische Messungen<br />

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Tabelle 4.2-6 fasst die bisher bekannten<br />

Konservierungsverfahren <strong>und</strong> deren Eignungen<br />

zusammen.<br />

Dabei sind auch einige praktisch untaugliche Methoden<br />

aufgeführt, die von angeblich fachk<strong>und</strong>igen<br />

Steinsanierern immer wieder ins Gespräch gebracht<br />

werden.<br />

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Tabelle 4.2-6: Übersicht über bekannte Steinkonservierungsverfahren<br />

Nr. Verfahren Ablaufende Reaktionen Beurteilung des Verfahrens<br />

1 Leim <strong>und</strong><br />

Gelantine<br />

2 Wasserglasanstrich<br />

oder<br />

Tränkung<br />

(Physikalische) Verklebungen<br />

der Sandkörner<br />

K 2<br />

SiO 3<br />

.aq+CO 2<br />

→SiO 2.<br />

aq+K 2<br />

CO 3<br />

Wirkung nur kurzfristig, da<br />

Verklebung leicht wasserlöslich,<br />

abzulehnen!<br />

Lösung wenig viskos (dickflüssig)<br />

nur geringe Eindringtiefe,<br />

schädliche Krustenbildung. Kein<br />

nennenswerter Umsatz mit CaCO 3<br />

möglich, Reaktion durch das<br />

eingeschlossene K 2<br />

CO 3<br />

bei<br />

Wasserzutritt leicht umkehrbar.<br />

Starke Oberflächenverunreinigung<br />

(Krusten), Verfärbungen durch<br />

Eisenverbindungen - abzulehnen!<br />

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Fortsetzung Tabelle 4.2-6: Übersicht über bekannte Steinkonservierungsverfahren<br />

3 Flußsäure<br />

<strong>und</strong> Fluate<br />

4 Leinöl <strong>und</strong><br />

Mohnöl<br />

5 Barytwasser+<br />

Harnstoff<br />

(Lewin-<br />

Methode)<br />

2Ca(OH) 2<br />

+MgSiF 4<br />

→2CaF 2<br />

+MgF 2<br />

+SiO 2<br />

+2H 2<br />

O<br />

Ca(OH) 2<br />

+2HF →CaF 2<br />

+H 2<br />

O<br />

SiO2+4HF →SiF 4<br />

+2H 2<br />

O<br />

Verharzungsprodukte verkleben<br />

den verwitterten Stein -<br />

Kunststeinbildung<br />

Ba(OH) 2<br />

+CO 2<br />

→BaCO 3<br />

+H 2<br />

O<br />

(CO 2<br />

aus der<br />

Harnstoffzersetzung)<br />

Anwendung auf Betonflächen<br />

denkbar, auf Natursteinoberflächen<br />

Zerstörung von Bindemittel <strong>und</strong><br />

Quarzkorn - abzulehnen!<br />

Wirkung nur auf die Steinoberfläche<br />

beschränkt, lediglich Krustenbildung.<br />

Behinderung weiterer Oberflächenbehandlungen<br />

- abzulehnen!<br />

Harnstoff zersetzt sich zumindest im<br />

normalen Temperaturbereich nicht<br />

mit Barytwasser, auch nicht nach<br />

Monaten. Das sich nur theoretisch<br />

bildende Bariumkarbonat ist leicht<br />

säuerlich - völlig untaugliche<br />

Methode<br />

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Fortsetzung Tabelle 4.2-6: Übersicht über bekannte Steinkonservierungsverfahren<br />

6 MOS-Verfahren<br />

(Anwendung von<br />

Metalsalzlösungen)<br />

7 Organische Harze<br />

(Acryl-Epoxidharz)<br />

CaCl 2<br />

+H 2<br />

O+CO 2<br />

→CaCO 3<br />

+2HCl<br />

←<br />

Verwitterter Stein + organisches<br />

Harz = Kunststein<br />

Theoretisch <strong>und</strong> praktisch<br />

möglich ist allein der<br />

Reaktionsablauf von rechts<br />

nach links. CaCl 2<br />

als<br />

Endprodukt zersetzt sich<br />

niemals unter der Einwirkung<br />

der schwächeren<br />

Kohlensäure.- Völlig<br />

untaugliche Methode!<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich geeignet.<br />

Voraussetzung: genügend tief<br />

im Stein injizierbar - nicht<br />

immer gegeben.<br />

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Fortsetzung Tabelle 4.2-6: Übersicht über bekannte Steinkonservierungsverfahren<br />

8 Kieselsäureester Si(OR) 4<br />

+4H 2<br />

O → SiO 2<br />

.aq+4ROH<br />

ROH = Alkohol<br />

Ergänzung des Bindemittels<br />

durch anorganisches Material.<br />

Hohe Bindemittelabscheidung.<br />

Es entstehen keine<br />

schädlichen Nebenprodukte!<br />

Eindringungsvermögen in den<br />

Stein sehr gut. Wichtig ist die<br />

Zufuhr in ausreichender<br />

Menge <strong>und</strong> genügender Tiefe,<br />

da aus 1 Mol Ester nur 1 Mol<br />

SiO 2<br />

entstehen kann.<br />

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Ein Steinkonservierungsmittel muss eine Reihe<br />

von Eigenschaften besitzen, die sich wie folgt<br />

zusammenfassen lassen:<br />

• Abscheidung von neuem, möglichst<br />

witterungsbeständigem Bindemittel, wobei mineralische<br />

Bindemittel bevorzugt sind<br />

• gute Eindringtiefe in den Naturstein, mindestens bis zum<br />

unverwitterten Kern des Steins<br />

• keine Krustenbildung, sondern Aufbau eines<br />

gleichmässigen Festigkeitsprofils über den Querschnitt<br />

des Natursteins<br />

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• keine Bildung farblicher Veränderung der<br />

Natursteinoberfläche<br />

• keine Veränderungen oder negative Beeinträchtigungen<br />

wichtiger bauphysikalischer Daten des Steins; dies gilt<br />

insbesondere <strong>für</strong> die Wasserdampfdurchlässigkeit, das<br />

thermische <strong>und</strong> hygroskopische Verhalten<br />

• Reduktion der Wasser- <strong>und</strong> Schadstoffaufnahme.<br />

Diese Anforderungen werden nach dem heutigen<br />

Wissensstand am besten von Steinfestigungspräparaten<br />

auf der Basis von organischen Harzen <strong>und</strong><br />

Kieselsäureestern erfüllt.<br />

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Bei der Herstellung hochfester Oberflächen werden als<br />

organische Harze im Wesentlichem Epoxiharze mit<br />

Füllstoffen gemagert <strong>und</strong> mit Injektionsgeräten in die<br />

Natursteine eingepresst.<br />

Da Epoxiharze durch allmähliche Vergilbung eine farbliche<br />

Veränderung der Steinoberfläche bedingen, wird meist in<br />

einem zweiten Konservierungsschritt mit Acrylharzmonomeren<br />

die der Steinoberfläche benachbarte Schicht<br />

getränkt. Das aushärtende PMMA (Polymethylmetacrylat)<br />

zeigt unter Witterungseinfluss keine Verfärbung.<br />

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Transportierbare Natursteinbauteile, die weder an der Statik<br />

noch am Wasserhaushalt des Bauwerkes beteiligt sind, werden<br />

einer Vakuumbehandlung unterzogen.<br />

Das gereinigte <strong>und</strong> getrocknete Bauteil wird in einem<br />

Tränkbehälter evakuuiert, anschließend vollständig mit<br />

monomeren niedrigviskosem PMMA durch Untertauchen<br />

getränkt.<br />

Nachdem der Stein sich vollgesogen hat, wird der<br />

Monomerenüberschuss aus dem Behälter bei gleichbleibendem<br />

Überdruck abgelassen, so dass der im Stein verbleibende<br />

Monomerenüberschuss nur mehr polymerisieren kann. Der<br />

abgelassene Monomerenüberschuss ist wiederverwendbar.<br />

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Die bei der Polymerisation auftretende Volumensschwindung lässt<br />

im Harz geschlossene Schwindblasen entstehen, da ein vorher der<br />

Monomerenflüssigkeit zugesetzter Haftvermittler die Ablösung vom<br />

Stein verhindert. Nach einer notfalls erforderlichen leichten<br />

Oberflächennachbehandlung kann das konservierte Bauteil wieder<br />

eingebaut werden.<br />

Die Anwendung von Kieselsäureester als Steinersatz <strong>und</strong><br />

Steinfestigungspräparat hat sich ebenfalls bewährt.<br />

Verwendet wird der weniger toxische Ethylester, seine niedrige<br />

Viskosität gestattet das Eindringen in sehr feine Kapillaren.<br />

Voraussetzung dazu sind ein trockener <strong>und</strong> saugfähiger Stein <strong>und</strong><br />

Temperaturen von 8°C bis 20°C.<br />

Ausreichende Materialzufuhr (lange Kontaktzeit) ermöglicht<br />

Eindringtiefen bis zu 10 cm.<br />

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Transportable Steinfiguren gestatten das Anlegen von<br />

Kompressen. Im Stein zersetzt sich der Ester unter dem<br />

Einfluss des zugegebenen neutralen Katalysators in Kieselgel<br />

SiO 2 .aq <strong>und</strong> flüchtigen Ethylalkohol. Schädliche Nebenprodukte<br />

entstehen nicht.<br />

Die Produkte reagieren nach folgender Gleichung:<br />

Si(OR) 4 + 4H 2 O<br />

Kat.<br />

SiO 2 .aq + 4ROH + 2H 2 O<br />

H 2 O<br />

ROH = Alkohol<br />

SiO .<br />

2 aq = Kieselgel<br />

Si(OR) 4 = Kieselsäureester<br />

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Sie scheiden dabei als neues Bindemittel rein mineralisches<br />

Kieselgel im Porensystem des Steins ab.<br />

Die bei der Verwitterung herausgelösten Bindemittelanteile<br />

werden durch dieses Kieselgel ersetzt. Je nach Wirkstoffgehalt<br />

können unterschiedliche Mengen an Kieselgel<br />

ausgeschieden werden.<br />

Für viele Steinarten hat sich ein Wirkstoffgehalt von 75% als<br />

besonders geeignet erwiesen. Dabei werden ca. 350g<br />

Kieselgel pro Kilogramm Fertigungsmittel abgeschieden.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der niedrigen Viskosität <strong>und</strong> Molekularität werden<br />

hervorragende Eindringtiefen erreicht, die bei extrem porösen<br />

Steinen bis zu 10 <strong>und</strong> 20 cm betragen können.<br />

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Es gelingt deshalb mit Steinkonservierungsmitteln auf der<br />

Basis von Kieselsäureestern das neue Bindemittel Kieselgel<br />

genau dort abzuscheiden, wo der verwitterte Stein ein neues<br />

Bindemittel benötigt.<br />

Da bei diesem Verfahren eine Gesamtporenfüllung nicht<br />

möglich ist, weil immer nur eine dem Wirkstoffgehalt<br />

entsprechende Menge Bindemittel abgeschieden wird,<br />

verbleibt nach der Verfestigung ein poröses System, das<br />

wasserdampf- <strong>und</strong> gasdurchlässig ist.<br />

Der einzige Nachteil, den Konservierungsmittel auf<br />

Kieselsäureesterbasis besitzen ist der, dass die Wasser- <strong>und</strong><br />

Schadstoffaufnahme nicht wesentlich reduziert werden.<br />

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Es müssen deshalb zusätzliche Maßnahmen durch<br />

hydrophobierende Ausrüstung getroffen werden, d.h. den<br />

endgültigen Steinschutz erreicht man durch eine<br />

nachträgliche Hydrophobierung der Steinoberfläche.<br />

Vor allem sind dies Bauteile <strong>und</strong> Fassaden, die mit<br />

Regenwassser beaufschlagt werden. Am besten bewährt<br />

haben sich höher alkylierte Silane (Propyl- <strong>und</strong> Butylsilane).<br />

Wegen deren Giftigkeit <strong>und</strong> Flüchtigkeit werden daraus die<br />

niedermolekularen Siloxane <strong>und</strong> hochmolekulare<br />

Silikonharze hergestellt.<br />

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Diese Stoffe besitzen eine ausreichend gute<br />

Alkalibeständigkeit.<br />

Sie werden als Lösung (5%ig bei Silikonharz, etwa 40%ig bei<br />

Silan) in Alkohol, Benzin usw. auf den trockenen Stein<br />

aufgebracht. Wichtig ist auch hier eine ausreichende<br />

Materialmenge, um eine Randschicht von einigen Millimetern<br />

Tiefe hydrophobieren zu können.<br />

Am besten katalysieren alkalisch reagierende Oberflächen die<br />

Vernetzung. Haupteinsatzgebiet ist deshalb auch die<br />

Hydrophobierung von Beton- <strong>und</strong> Zementoberflächen.<br />

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Die Hydrophobierung der vorgenannten Stoffe verliert nach<br />

einigen Jahren an Wirksamkeit.<br />

Zur Vorbereitung der Natursteinkonservierung wird häufig<br />

empfohlen, das in Frage stehende Bauwerk zu entsalzen.<br />

Vorab muss dann geklärt werden, welche physikalischen oder<br />

bauchemischen Gründe da<strong>für</strong> sprechen, das Bauwerk zu<br />

entsalzen.<br />

Der mögliche Nachschub an Salzlösung des Mauerwerks ist<br />

soweit zu unterbinden, als eine sichere horizontale <strong>und</strong><br />

vertikale Feuchtisolierungen gegeben sein müssen. Wird nicht<br />

isoliert, so ist eine Entsalzung wegen des dann<br />

weitergehenden Wassertransportes längerfristig gesehen<br />

ohnehin sinnlos, da ständig neues Salz nachgeliefert wird.<br />

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Übliche Reaktionsmittel <strong>für</strong> die Entsalzung sind z.B. Salze der<br />

Flourkieselsäure, wie PbSiF 6 oder K 2 SiF 6 , die z.B. mit<br />

Ca-Ionen zu unlöslichen CaF 2 oder CaSiF 6 regieren, oder<br />

Wasserglas, welches unlösliche, voluminöse Verbindungen<br />

<strong>und</strong>efinierter Art ergibt.<br />

Dabei besteht jedoch das Problem darin, die in Lösung<br />

vorliegenden Reaktionsmittel überhaupt in entsprechenden<br />

Mengen <strong>und</strong> Tiefen in das Bauwerk einzubringen, d.h. die<br />

Wirksamkeit der Maßnahme ist ggf. begrenzt <strong>und</strong> fast nicht<br />

kontrollierbar.<br />

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Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine Entsalzung von<br />

Bauwerken möglich ist, wobei die Sulfate <strong>und</strong> Chloride im<br />

Mauerwerk als unlösliche Verbindungen nach folgendem<br />

Schema ausgefällt werden:<br />

SO 4<br />

2-<br />

+ PbSiF 6<br />

→ PbSO 4<br />

+ SiF 4<br />

+ 2F -<br />

2Cl - + PbSiF 6<br />

→ PbCl 2<br />

+ SiF 4<br />

+ 2F -<br />

SiF 4<br />

+ 2H 2<br />

O → SiO 2<br />

+ 4HF<br />

Ca 2+ + 2F - → CaF 2<br />

2Ca(OH) 2<br />

+ 4HF → 2CaF 2<br />

+ 4H 2<br />

O<br />

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Es ist insbesondere zu beachten, dass die Behandlung mit<br />

Bleihexafluorosilicat einen bestimmten Anteil an<br />

Calciumhydroxid voraussetzt. Wobei die Wirkung der<br />

Entsalzung, genauer gesagt Salzumwandlung, ausschließlich<br />

von der Eindringtiefe der Tränkung abhängt.<br />

Bei der „Entsalzung“ werden somit lösliche Salze in unlösliche<br />

Salze überführt, d.h. die Stoffe werden lediglich immobilisiert<br />

<strong>und</strong> einem weiteren Transport entzogen.<br />

Sie verbleiben aber im Mauerwerk. Insoweit ist auch die<br />

Begriffsbildung „Entsalzung“ irreführend.<br />

Dieses führt in der Praxis häufig zu Missverständnissen.<br />

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4.2.6 Gasbeton, Faserzement, Mörtel, Kalksandstein<br />

Den vier genannten Baustoffen ist gemeinsam, dass ihr<br />

erhärtetes Bindemittel entweder aus Zementstein gebildet<br />

oder ihm chemisch sehr verwandt ist (Calciumsilikatstein).<br />

Das Bindemittel in diesen Baustoffen reagiert mit Schadstoffen<br />

in gleicher Weise wie Beton.<br />

Unterschiede ergeben sich vor allem aus der unterschiedlichen<br />

Dichte der Baustoffe.<br />

Infolge seiner großen Porosität hat Gasbeton eine geringe<br />

Beständigkeit gegen angreifende Wässer, Böden <strong>und</strong> Gase;<br />

seine Stahlarmierungen müssen deshalb zusätzlich gegen<br />

Korrosion geschützt werden.<br />

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Faserzement (früher: Asbest-Zement) ist infolge seiner<br />

geringen Porosität gegenüber angreifenden Medien<br />

beständiger, jedoch praktisch nur im Rahmen, der von der<br />

DIN 4030 begrenzt wird.<br />

Armierungen <strong>und</strong> Befestigungen bedürfen eines besonderen<br />

Schutzes. Faserzementleitungen lassen sich durch Impfen mit<br />

Phosphaten (Na 2 HPO 4 ) <strong>und</strong> die dadurch bewirkte Bildung von<br />

schwerlöslichem Ca 3 (PO 4 ) 2 weitgehend gegen kalklösende<br />

Kohlensäure schützen.<br />

Bei den Mauermörteln unterscheidet man je nach Bindemittel<br />

zwischen Luftkalkmörtel, hydraulischem Kalkmörtel,<br />

hochhydraulischem Kalkmörtel, Kalkzementmörtel,<br />

Zementmörtel.<br />

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Die Porosität der Mörtel ist unterschiedlich <strong>und</strong> damit auch<br />

die Geschwindigkeit des Angriffs von Schadstoffen.<br />

Während Mörtel mit Zement <strong>und</strong> hochhydraulischem Kalk in<br />

ihrem erhärteten Bindemittel weitgehend dem Zementstein<br />

entsprechen <strong>und</strong> die Reaktion angreifender Stoffe mit der<br />

des Betons gleichgesetzt werden kann, bestehen<br />

Luftkalkmörtel <strong>und</strong> hydraulische Kalkmörtel im wesentlichen<br />

aus karbonatischem Bindemittel <strong>und</strong> sind nur bei geringen<br />

Beanspruchungen <strong>für</strong> Außenbauteile anwendbar<br />

(siehe DIN 18550, Außenputz).<br />

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Kalksandstein ist wegen seiner hohen Dichte nur langsam<br />

angreifbar <strong>und</strong> wird von Wässern mit üblicher Zusammensetzung<br />

nicht angegriffen. Stark <strong>und</strong> sehr stark angreifende Medien führen<br />

zu Absandungen an den Steinoberflächen <strong>und</strong> nach längerem<br />

Einwirken zur Festigkeitsminderung.<br />

Für Außenbauteile kommen Kalksandstein-Vormauerziegel zur<br />

Anwendung, die aufgr<strong>und</strong> ihrer hohen Festigkeit sehr beständig<br />

sind.<br />

Alle vorgenannten Baustoffe sind empfindlich gegen über der<br />

zerstörerischen Wirkung von Tausalzen; sie lassen sich aber ebenso<br />

wie Beton wirksam durch Schutzanstriche <strong>und</strong> Beschichtungen<br />

schützen, z.B. gegen stark <strong>und</strong> sehr stark angreifende Medien in<br />

Landwirtschaft <strong>und</strong> Industrie.<br />

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4.2.7 Putz <strong>und</strong> Mauerwerk<br />

Putz <strong>und</strong> Mauerwerk sind gefährdet durch eindringende<br />

Feuchtigkeit aus dem Boden oder durch Schlagregen.<br />

Aus dem Boden können gelöste Salze in das Mauerwerk<br />

hinein diff<strong>und</strong>ieren.<br />

Schlagregen kann im Bauwerk vorhandene Salze lösen.<br />

Bei Austrocknung der Mauer entstehen an der Oberfläche<br />

Ausblühungen; weiße bis graue oder gelbe Belagschichten,<br />

kristallin oder mehlfein, die besonders auf farbigem oder<br />

dunkelgrauem Untergr<strong>und</strong> auffallen.<br />

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Neben der optischen Beeinträchtigung sind sie oft erste Anzeichen einer<br />

Bauwerkschädigung, entweder weil zusätzlich Bindemittel herausgelöst<br />

wird, oder die Oberflächenschicht durch kristallisierende Salze<br />

abgesprengt werden kann.<br />

Eine Übersicht über Arten <strong>und</strong> Vorkommen der häufigsten Ausblühungen<br />

gibt Tabelle 4.2-7.<br />

Die meisten Ausblühungen lassen sich nur schwer vollständig beseitigen.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich sollen sie nur trocken mit einer Drahtbürste usw.<br />

abgebürstet werden, da beim Abwaschen die entstehende Salzlösung<br />

erneut ins Mauerwerk gesaugt wird.<br />

Mit Ausnahme des Mauersalpeters werden die meisten Ausblühungen im<br />

Laufe der Zeit vom Regen abgewaschen.<br />

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Tabelle 4.2-7: Übersicht über Ursachen, Arten u. Vorkommen der häufigsten Ausblühungen<br />

Vorkommen Aussehen Entstehung Zusammensetzung<br />

Ziegelmauerwerk<br />

(Sicht- oder<br />

Verblendmauerwerk)<br />

Putz- <strong>und</strong><br />

Betonoberflächen<br />

Oberfläche<br />

gleichmäßig mit<br />

weißem Belag<br />

bedeckt<br />

weiße Krusten, oft in<br />

Zapfen- oder<br />

Tropfenform „weiße<br />

Bärte“-<br />

Kalksinteauswitterungen<br />

an<br />

Arbeitsfugen, Rissen<br />

oder nicht<br />

abgedichteten<br />

Bauteilen<br />

(Brückenunterseiten)<br />

Alkali des Tones reagieren<br />

beim Brennen mit dem SO 2<br />

der<br />

Rauchgase:<br />

Na 2<br />

O+SO 2<br />

+ 1 / 2<br />

O 2<br />

+10H 2<br />

O=<br />

Na 2<br />

SO 4.<br />

10H 2<br />

O<br />

diff<strong>und</strong>ierendes<br />

kohlensäurehaltiges Wasser<br />

löst CaO aus dem Bindemittel:<br />

CaCO 3<br />

+H 2<br />

O=Ca(HCO 3<br />

) 2<br />

An der Oberfläche:<br />

Ca(HCO 3<br />

) 2<br />

=CaCO 3<br />

+H 2<br />

O+CO 2<br />

Ca(OH) 2<br />

u. CaCO 3<br />

Auslaugung von<br />

Calciumhydroxid mit<br />

anschleißender<br />

Karbonatisierung<br />

Na 2<br />

SO 4.<br />

10H 2<br />

O<br />

Natriumsulfat<br />

CaCO 3<br />

Calciumkarbonat<br />

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Fortsetzung Tabelle 4.2-7: Übersicht über Ursachen, Arten u. Vorkommen u.s.w.<br />

Ziegelmauerwer<br />

k, Putz,<br />

Naturstein-,<br />

Betonflächen<br />

schmale Streifen in<br />

Fugennähe auf dem<br />

Stein; horizontalartige<br />

Steifen in Bodennähe<br />

mit Treibrissen; bei<br />

Natursteinen<br />

Abblättern in dünnen<br />

Schichten<br />

Reaktion des CaO <strong>und</strong><br />

MgO im Bindemittel mit<br />

Sulfat des Ziegels;<br />

aufsteigende<br />

Bodenfeuchtigkeit<br />

SO 2<br />

aus Rauchgasen<br />

CaSO 4.<br />

2H 2<br />

O<br />

Calciumsulfatdihydrat=<br />

Gips<br />

MgSO 4.<br />

7H 2<br />

O<br />

=Epsomit<br />

Stallwände<br />

ältere<br />

Toilettanlagen<br />

Oberflächen<br />

gleichmäßig oder<br />

streifenartig mit<br />

weißem Belag<br />

bedeckt,<br />

oberflächliche<br />

Abplatzungen<br />

Eiweißabbauprodukte<br />

werden an der Luft<br />

oxidiert. Bildung von<br />

Salpetersäure HNO 3<br />

;<br />

Säure reagiert mit dem<br />

CaO des Bindemittels;<br />

Bildung kristallwasser<br />

haltiger Salze<br />

Ca(NO) 3.<br />

4H 2<br />

O<br />

Calciumnitrat =<br />

Mauersalpeter<br />

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Abb. 4.2-3: Auswirkung von Nitratbelastung (Calciumnitrat /Mauersalpeter)<br />

an Stallgebäude<br />

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Ausblühungen die aus der Umgebung ständig nachgeliefert<br />

werden, z.B. Mauersalpeter, aufsteigende Salzlösungen aus<br />

dem Boden usw. lassen sich nur dann einigermaßen mit<br />

Erfolg bekämpfen, wenn zuerst das Mauerwerk vollständig<br />

gegen die Feuchtigkeit abgesperrt wird. Horizontale<br />

Sperrschichten von Teer- oder Bitumenpappe im<br />

Mauerwerk, Bohrlochtränkungen, äußere Absperrung mit<br />

Teer- oder Bitumenanstrichen usw..<br />

Dazu gehören auch das Anwerfen bzw. Aufziehen eines<br />

Sperrputzes.<br />

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Daneben kommen in neuer Zeit auch elektro-osmotische<br />

Feuchtigkeitssperren zur Anwendung.<br />

Man benutzt dabei den Effekt, dass innerhalb von porösen<br />

Körpern vorhandenes Wasser unter der Wirkung eines<br />

elektrischen Gleichspannungsfeldes zur Kathode wandert.<br />

Die Aussagen über die Wirksamkeit dieses Verfahrens sind<br />

derzeit noch widersprüchlich.<br />

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Eine nachträgliche Oberflächenbehandlung von Außenputzflächen<br />

oder durchfeuchtetem Mauerwerk gegen Schlagregen ist wegen<br />

der möglichen größeren Rissbreiten (>0,1mm) selten erfolgreich.<br />

Ähnlich verhält es sich mit der Einarbeitung von Dichtungsmitteln<br />

bei der Putzherstellung. Einmal wird die Putzschicht gegen<br />

flüssiges Wasser abgesperrt, so dass durch breite Risse im<br />

Bereich von Fensterleibungen, Fugen usw. zwar Wasser<br />

eindringen, aber nicht wieder in vertretbaren Zeiträumen aus der<br />

Wand entweichen kann.<br />

Zusätzlich wird durch hydrophobierende Oberflächenbehandlungen<br />

der Wasserdiffusionswiderstand, wenn auch<br />

geringfügig, erhöht, so dass die Wasserverdunstung aus dem<br />

Bauteilinneren damit ebenfalls gebremst wird.<br />

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4.2.8 Glas <strong>und</strong> Keramik<br />

Die chemische Zusammensetzung dieser Stoffgruppen ist<br />

ähnlich.<br />

Sie bestehen vorwiegend aus Aluminiumsilikaten bzw.<br />

entsprechend zusammengesetzten festen Lösungen.<br />

Die chemische Widerstandsfähigkeit von Keramik gegen<br />

Säuren (ausser Flußsäure) ist gut, gegen Laugen gering: Sie<br />

entspricht damit annähernd derjenigen von Glas.<br />

Die Widerstandsfähigkeit keramischer Produkte ist vor allem<br />

abhängig von der Brenntemperatur: je höher, desto dichter<br />

ist der Scherben.<br />

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Ein poröser Scherben bedeutet eine große innere Oberfläche<br />

mit einem entsprechende stärkeren chemischen Angriff <strong>und</strong><br />

einer geringeren Festigkeit. Damit sinkt aber auch die<br />

Widerstandsfähigkeit gegen Druck kristallisierender Salze.<br />

Für keramische Produkte ergeben sich bei der Herstellung<br />

besonderer Anforderungen: Die Rohstoffe sollen frei sein von<br />

Kalkknollen <strong>und</strong> anderen, zum Abblättern oder Treiben<br />

neigenden Bestandteilen (MgSO 4 ) sowie frei von löslichen,<br />

ausblühfähigen Salzen.<br />

Grenzwerte sind <strong>für</strong> hochfeste Ziegel:<br />

0,06% MgSO 4 <strong>und</strong> 0,4% Na 2 SO 4 + K 2 SO 4 .<br />

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Bei Keramikklinkern, Kanalklinkern <strong>und</strong> keramischen Spaltplatten <strong>und</strong><br />

Steinzeugrohren wird zusätzlich auf Säure- <strong>und</strong> Laugenbeständigkeit<br />

geprüft.<br />

Produkte mit porösem Scherben bzw. solche mit hoher Beständigkeit<br />

gegen starken Angriff werden zusätzlich mit einer Glasur versehen wie<br />

z.B. Wandinnenfliesen, Sanitärporzellan <strong>und</strong> emaillierte Badewannen.<br />

Von den Oberflächen aller drei genannten Produkte wird eine<br />

weitgehende Beständigkeit gegen Haus-Chemikalien gefordert.<br />

Dennoch ist Vorsicht geboten bei zu langer Laugeneinwirkung höherer<br />

Konzentrationen. „Selbsttätig reinigende“ Mittel führen dabei unter<br />

Umständen nach kurzer Zeit zu einem Anlösen der Glasur.<br />

Desgleichen ist vor einer Oberflächenzerstörung durch sehr harte <strong>und</strong><br />

stark abrassiv wirkende Scheuermittel zu warnen.<br />

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Bauglas wird mit trockenen Papierzwischenlagen<br />

angeliefert, um ein Mattwerden der Oberflächen bei einer<br />

Feuchtigkeitseinwirkung <strong>und</strong> die dadurch bewirkte Bildung<br />

angelöster Oberflächen bei Feuchtigkeitseinwirkung <strong>und</strong><br />

dadurch bewirkte Bildung löslicher Hydroxide zu verhindern.<br />

Es ist gegen biologische Einflüsse weitgehend<br />

unempfindlich, besondere Korrosionsschutzmaßnahmen<br />

sind im Bauwesen <strong>für</strong> Glas nicht üblich.<br />

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4.2.9 Baugipse <strong>und</strong> Anhydridbinder<br />

In allen Räumen, die entweder trocken bleiben oder in denen nur<br />

zeitweise eine hohe Luftfeuchtigkeit auftritt, d.h. also auch in<br />

häuslichen Küchen <strong>und</strong> Bädern, lassen sich beide Bindemittel sicher<br />

verbauen.<br />

CaSO 4 . 2H 2 O ist wasserlöslich. Ständig durchfeuchtete Gipsbauteile<br />

führen zum Auflösen der Gipskristalle, die Gipslösung sinkt im<br />

Bauteil nach unten <strong>und</strong> kristallisiert beim Austrocknen unter<br />

Volumensausdehnung.<br />

Es kommt zum Abblättern von Gipsschichten (als „Faulen“ des<br />

Gipses bekannt). Dies gilt <strong>für</strong> Gipsbauteile oder Gipsputz in<br />

Duschräumen, Schwimmhallen oder auch im Spritzwasserbereich<br />

von Küchen <strong>und</strong> Bädern.<br />

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Gerade an den letztgenannten Stellen ist eine absolut sichere<br />

Imprägnierung von Gipsuntergründen in den seltensten<br />

Fällen möglich.<br />

Baugipse lassen Eisen rosten, deshalb sollten Metallputzträger<br />

(Streckmetall) am besten verzinkt sein.<br />

Eine Vermischung von Gips (Anhydritbinder) mit<br />

Normenzement oder hydraulischen Kalken führt zu<br />

Schnellbindern (siehe Zementerhärtung).<br />

Die aus Gipsbauteilen herausgelösten Sulfationen können in<br />

angrenzenden Betonbauteilen oder Zementmörteln zu<br />

Sulfattreiben führen.<br />

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4.2.10 Magnesiabinder<br />

Estriche die mit diesem Bindemittel hergestellt sind, neigen<br />

bei Austrocknung zu Schwindrissen <strong>und</strong> sind hygroskopisch.<br />

Sie sollten deshalb mit wasserabweisend machenden<br />

Bodenpflegemitteln behandelt werden.<br />

Zur Vermeidung von Beton- <strong>und</strong> Stahlkorrosion infolge von<br />

Chloriden sollte vorher auf den Beton ein<br />

Bitumensperranstrich aufgebracht werden.<br />

Magnesiabinder ist auf Spannbetonbauteilen gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

nicht zulässig.<br />

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Magnesiabinder ist ein guter elektrischer Leiter, daraus<br />

ergeben sich zusätzliche Sicherheitsprobleme beim Umgang<br />

mit elektrischen Geräten in derartigen Räumen.<br />

Erhärteter Magnesiabinder quillt bei<br />

Feuchtigkeitseinwirkung. Beim Wiederaustrocknen<br />

schwindet das Bindemittel wieder.<br />

Durch Reibung am Untergr<strong>und</strong> kann das Zusammenziehen<br />

behindert werden, so dass Risse entstehen.<br />

Feuchtigkeit führt bei längerer Einwirkung zum Auflösen des<br />

Magnesiabinders.<br />

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4.2.11 Anstrichschäden<br />

Farb- <strong>und</strong> Schutzanstriche müssen von Zeit zu Zeit erneuert<br />

werden, da sie durch chemische (Luft, Wasser, Untergr<strong>und</strong>),<br />

physikalische (Temperaturschwankungen, Licht) <strong>und</strong><br />

mechanische Einflüsse (Staub, Rissbildung) früher oder<br />

später zerstört werden.<br />

Neben diesen unvermeidlichen Schädigungen, gibt es eine<br />

Reihe von Schäden die auf mangelhaftes Material,<br />

unsachgemäße Verarbeitung oder falsche<br />

Materialkombinationen zurückzuführen sind.<br />

Solche Schäden lassen sich nicht ausschließen <strong>und</strong> sollen<br />

daher an dieser Stelle besprochen werden.<br />

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• Abkreiden ist auf eine zu geringe Bindemittelmenge oder<br />

auf ein zu starkes Absaugen durch den Untergr<strong>und</strong><br />

zurückzuführen. Vor Aufbringen des Anstriches ist daher<br />

der Untergr<strong>und</strong> zu prüfen <strong>und</strong> ggf. geeignet<br />

vorzubehandeln.<br />

• Schimmelbildung ist auf zu starke Feuchtigkeitseinwirkung<br />

zurückzuführen, insbesondere wenn der Anstrich zu wenig<br />

fungizide Zusätze enthält.<br />

• Tritt die Feuchtigkeit fleckenartig auf (Stockflecken), so ist<br />

das Kondenswasser die Ursache.<br />

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• Blasenbildung kann durch Wasserdampfdruck aus dem<br />

Untergr<strong>und</strong> oder auch durch Temperaturschwankungen<br />

entstehen, wenn die thermischen Ausdehnungskoeffizienten von<br />

Anstrich <strong>und</strong> Untergr<strong>und</strong> zu stark verschieden sind.<br />

Auch Sonneneinstrahlung auf frisch aufgetragenen Anstrich kann<br />

durch zu schnelle Verdunstung des Lösemittels des Anstrichs zu<br />

Blasenbildung führen.<br />

• Risse können durch schnelles Verdunsten des Lösungsmittels<br />

sowie durch mangelnde Elastizität des Anstriches gegenüber<br />

Bewegungen des Untergr<strong>und</strong>es entstehen.<br />

• Abblätterungen entstehen entweder, nachdem zuerst Risse<br />

aufgetreten sind, oder bei einer zu geringen Haftfestigkeit des<br />

Anstriches auf dem Untergr<strong>und</strong>.<br />

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Herzlichen Dank<br />

<strong>für</strong> Ihre Aufmerksamkeit!<br />

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