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überwinden, den Brand löschen, denn die Welt gestaltet sich in meiner Persönlichkeit. Wer die Ursache des Brennens kennt, der kennt auch das Mittel zur Löschung. Ich gedachte der Feuerpredigt des Buddha: „Sabbaṃ bhikkhave ādittaṃ“ – „alles, ihr Mönche, brennt“. „Und was alles, ihr Mönche, brennt? – Das Auge, ihr Mönche, brennt; die körperlichen Formen brennen, das Sehbewusstsein brennt; das durch das Auge ausgelöste Gefühl – sei es nun Lust-Gefühl, Unlust-Gefühl oder weder Lust-noch Unlust- Gefühl, auch dieses brennt. Und wodurch brennt das? Wahrlich, ich sage euch: es brennt durch das Feuer der Lust (taṇha), durch das Feuer des Hasses, durch das Feuer des Wahns; es brennt durch Geburt, Alter und Tod, durch Kummer, Jammer und Schmerz, durch Gram und Verzweiflung. Das Ohr und die Töne, die Nase und die Gerüche, die Zunge und der Geschmack, der Leib und die Berührungen, der Geist und die Erscheinungen brennen und ebenso alle aus diesen resultierenden Kontakte und Gefühle. Dies alles brennt durch das Feuer der Begierde, des Hasses und der Verblendung.“ 5 Wer aber solches durchschaut ist allen diesen Sinnenprozessen nicht mehr untertan und löst sich von den Begierden. Durch das Fernbleiben der Begierden wird er frei; freigeworden weiß er: „Befreit bin ich. Erschöpft hat sich die Wiedergeburt, gewirkt ist der heilige Wandel, getan das Zutuende, keine Rückkehr gibt es mehr zu dieser Welt“, so erkennt er. Immer leichter wird mir um´s Herz, als ob zentnerschwere Fesseln von mir fielen: eine große, unsagbare Ruhe steigt in mir empor, getragen von der Empfindung der Losgelöstheit. Um mich umher tobt der Weltentanz: feurige Gluten werden gen Himmel geschleudert: Welten und Wesen entstehen und vergehen im glühenden Odem des Weltalls. Ewig wechselnd eilt der Kreislauf des Lebens von Geburt zu Tod, von Tod zu Geburt, von Form zu Form. Doch ein Etwas in mir ist dem Kreislauf entronnen und geht den Weg des Entwerdens. Der Morgen graute. Der bisher blutrot erleuchtete Rauch über der Feuersäule verwandelte sich immer mehr in eine grau-weiße
Masse, die bisweilen gelbe und grünliche Töne annahm. Das alle Menschenmaße übersteigende Riesen-Amphitheater des Kraters, in dessen Mitte sich der von glühender Lava umflossene Eruptionskegel erhob, wurde jetzt erst in seiner ganzen Größe sichtbar. Jetzt auch bemerkte ich erst die aus den steilen Felswänden entsteigenden Dämpfe. Als der letzte Stern verblichen war, stieg ich auf die höchsten Zacken des Kraterrandes, um den Sonnenaufgang zu genießen. In der Tiefe herrschte noch die Dämmerung, und alle die Ortschaften lagen im friedlichen Schlaf zu Füßen des dräuenden Berges. – Ein Bild menschlicher Sorglosigkeit! Schritte talwärts: der heimatlichen Insel entgegen. (Capri, ca. 1923) Endlich erhob sich die Sonne über die Berge. Das Meer glänzte auf. Die Bergspitzen schimmerten wie goldene Kronen über den bläulichen Felswänden und über den Tälern lag ein zarter Duft. Die fernen Inseln waren ganz von Licht umflossen und winkten verheißungsvoll über das Meer. Da wandte ich den Blick <strong>zum</strong> letzten Mal rückwärts in den feuerspeienden Abgrund, gleichwie um mich von der Wirklichkeit der nächtlichen Erlebnisse zu überzeugen und lenkte meine 6
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