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HERBST Lama Anagarika Govinda Der Herbst streut auf den Weg die letzten Blütenblätter Wie ein Versprechen für den Frühling, den Erretter: So ist der Lebensweg bestreut mit kleinen Freuden, Bevor wir in das Dunkel jenes Winters gleiten, Den wir durchschreiten und erleiden müssen, Eh uns die Sonnen eines neuen Frühlings küssen. Doch wer das Dunkel scheut, kann auch das Licht nicht sehen, Und wer den Schlaf verneint, kann auch nicht auferstehn. Was Licht uns ist in dieser Welt des Scheins, Mag Dunkelheit für andre Welten sein. Denn Licht und Dunkel sind vom gleichen Baum Des Lebens, das, der Zeit enthoben und dem Raum, Uns ewig trägt, wenn wir dem Fluss vertraun. (Kasar Devi Ashram, den 26. September 1976) 7
DIE SICHTWEISE DES BUDDHA Dieter Müller Nüchtern und wissenschaftlich formuliert, war das, was der Buddha uns hinterließ, nicht mehr und nicht weniger als eine Theorie des vereinheitlichten Feldes aller psychischen und physischen Phänomene. Was diese Theorie zur Religion macht, ist der Umstand, dass sie nur verstanden werden kann, wenn sie auch verinnerlicht, nachvollzogen und verkörpert wird. Indem er Gier, Hass und Wahn nicht nur als Verursacher aller psychischen Phänomene erkannte, sondern sie darüber hinaus auch für das In-Erscheinung- Treten einer stofflichen Welt verantwortlich machte, sich gleichzeitig aber von ihnen befreite, ließ der Buddha sowohl die psychische, wie auch die physikalische Dimension dessen, was er beschrieb, hinter sich und agierte fortan aus einem Kontinuum, das er als „ Leere“ bezeichnete. Die Worte, die hier benutzt werden, sind unvollkommene Hilfs mittel, denn: Weder ist Leere ein Kontinuum, noch ist sie leer, weil nur ihr Gegenteil, die Fülle, sie konstituiert. „Vorher“, so ein Zen Koan, „waren Berge nur Berge und Flüsse waren Flüsse. Dann waren sie es nicht mehr. Und nun sind sie es wieder, werden aber nie mehr die gleichen sein“. Leere, bzw. deren alles transformierende Erfahrung, ist somit das, was zwischen den Bergen liegt, die nur Berge waren, und jenen anderen Bergen, die es noch immer sind, obwohl sie den Erstgenannten in nichts mehr gleichen. Nach dieser Erfahrung, die von kausal bedingter Fülle über die Bewusstheit der Leere zu akausaler Fülle geführt hatte, bemühte sich der Buddha für den Rest seines Lebens darum, seinen Schülern die Sichtweise zu erläutern, die er gewonnen hatte. Und genau das tut er heute noch, weil die Leere, die er verkörperte, 8
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