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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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Archäologische Erforschung von Stadtwüstungen des 13 . Jahrh<strong>und</strong>erts in Böhmen 97<br />

Verbindung zwischen Böhmen <strong>und</strong> Mähren sicherte (Abb . 11-13) . Wie die<br />

archäologischen Grabungen gezeigt haben, waren entlang dieser durchgehenden<br />

Kommunikation in Abständen von je 10 m relativ regelmäßig angeordnete<br />

Grubenhäuser mit unterschiedlicher Wandzurichtung (Auszimmerung,<br />

Steinblenden <strong>und</strong> Kombination beider Arten) aufgereiht, die wieder von Eingangstreppen<br />

begleitet wurden. Einige paarweise eingetiefte Grubenhäuser<br />

lassen darauf schließen, daß kleinere Objekte im Paar, die auch ohne Feuerstellen<br />

geblieben sind, als Keller verwendet worden sein konnten . In den Baulücken<br />

ist das Bestehen vereinzelter ebenerdiger Pfostenbauten nicht auszuschließen<br />

.<br />

Um eine Vorstellung von der gesamten Bauanlage dieser Siedlung zu erhalten,<br />

wird die geophysikalische Prospektion verwendet. Die Prospektionsergebnisse<br />

werden durch Bohrungen <strong>und</strong> stellenweise durch weitere archäologische<br />

Ausgrabungen beglaubigt . Es wird dabei immer deutlicher, daß der Verbindungsweg<br />

ins Freie, auf einen Platz mündete, der mehr als 60 m breit <strong>und</strong><br />

mehr als 150 m lang war . Neben den Grubenhäusern, die auf allen vier Seiten<br />

diesen Marktplatz säumten, wurde in der Südostecke eine Kirche entdeckt .<br />

Über diese Kirche <strong>und</strong> ihres Nikolaus-Patrozinium informieren uns auch die<br />

Schriftquellen . Die Ausgrabungen entdeckten den Gr<strong>und</strong>riß der Kirche . Der<br />

mehr als 23 m lange Bau hatte einen Rechteckchor <strong>und</strong> eine Trennwand . Über<br />

die verhältismäßig breite, jedoch nur in einer Tiefe von etwa 40 cm angelegte<br />

Untermauerung aus Plänerkalkstein ragte allem Anschein nach eine Holzkonstruktion<br />

empor . Bemerkenswert ist die Freilegung eines noch älteren hölzernen<br />

Kirchenbaues, wahrscheinlich einer Stabkirche, mit einem Rechteckchor<br />

<strong>und</strong> einem kurzen Schiff ausgestattet (Gesamtlänge 9,5 m) .<br />

Noch nicht ganz klar ist, ob die Siedlung befestigt oder umhegt war. In<br />

ihrem Umkreis wurden die Spuren von tiefen Rinnen festgestellt, die als Relikte<br />

von Zäunen oder Palisaden angesehen werden könnten . Erst unlängst<br />

wurden auf der Nord- <strong>und</strong> Südseite des Siedlungskernes zwei weitere selbständige<br />

Siedlungsräume mit deutlichen Belegen von Produktionstätigkeit festgestellt,<br />

die für Vorstädte charakteristisch ist. Am nördlichen Rand von Stare<br />

Myto wurden Spuren der Eisen- <strong>und</strong> Buntmetallerzeugung entdeckt, am südlichen<br />

Rand waren es die Töpfer . Es ist interessant, daß in einem Töpferofen<br />

heimische Irdenware, die der mährischen Produktion nahe steht, gemeinsam<br />

mit Kolonisationskeramik hergestellt wurde .<br />

Das F<strong>und</strong>gut aus dieser Lokalität entspricht dem relativ engen Zeitraum<br />

ihres Bestehens . Die <strong>Entstehung</strong> der Siedlung kann man in die Zeit um den<br />

Übergang vom 1 . zum 2 . Drittel des 13 . Jahrh<strong>und</strong>erts legen, das Ende hängt<br />

offensichtlich mit der schon erwähnten Stadtgründung von Vysoke Myto in<br />

den 60er Jahren des 13 . Jahrh<strong>und</strong>erts zusammen . Die Fläche des Platzes betrug<br />

r<strong>und</strong> 6 ha, die Zahl der Wohnobjekte 60 bis 80, <strong>und</strong> wahrscheinlich auch<br />

der Bewohner mehr als die Hälfte der neu gegründeten Stadt Vysoke Myto.<br />

Man kann annehmen, daß der Gründer der Siedlung von Stare Myto auch der<br />

König gewesen sein könnte, in diesem Falle Väclav I ., in dessen Händen sich<br />

die Gegend von Myto befand . Die Gründung von Stare Myto wurde am ehesten<br />

durch die Bestrebungen des Königs nach weiterer Verbreitung der Besied-

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