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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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Archäologische Erforschung von Stadtwüstungen des 13. Jahrh<strong>und</strong>erts in Böhmen 9 1<br />

folgt, daß die Siedlung bei Hradigt'ko höchstens einige Jahrzehnte existierte,<br />

kaum länger als die Lebenszeit einer Generation ihrer Bewohner. Sie scheint<br />

die unruhige Zeit nach dem Tod König Premysl Otakar II . nicht überlebt zu<br />

haben. Die zeitgenössische böhmische Chronik erwähnt beträchtliche Schäden,<br />

Ausplünderung <strong>und</strong> Brandschatzung des Ostrov-Klosters zu dieser Zeit .<br />

Die Siedlung bei Hradigt'ko wird jedoch in den Schriftquellen nicht erwähnt,<br />

<strong>und</strong> ohne die Archäologie hätten wir von ihrer Existenz keine Ahnung . Die<br />

Beziehung der Siedlung zum Kloster <strong>und</strong> ihr Charakter einer Handwerker<strong>und</strong><br />

Marktsiedlung im Rahmen des Klosterbesitzes läßt darauf schließen, daß<br />

Hradigt'ko bei Davle eine Frühform der kleinen Gründungsstädte repräsentierte<br />

(Richter 1982) .<br />

Zu dem anderen Städtchen in klösterlichem Besitz liegen wenigstens gr<strong>und</strong>legende<br />

historische Angaben vor . Im Zuge der Kolonisation von Üeskomoravskä<br />

vysocina (Böhmisch-mährische Höhe) wurde im Jahre 1252 an der<br />

Grenze zwischen Böhmen <strong>und</strong> Mähren das Zisterzienserkloster Zd'är gegründet<br />

(Richter 1974 <strong>und</strong> 1989) . Die Chronica domus Sarensis (die Annalen des<br />

Klosters, verfaßt um das Jahr 1300) beschreibt sehr ausführlich die Anfänge<br />

der Gemeinschaft der Mönche <strong>und</strong> die Verschiebungen in der Siedlungstopographie,<br />

die die Gründung des Klosters zur Folge hatte (Abb . 6) . Zunächst<br />

wurde ein Provisorium aus Holz in der Nähe eines Dorfes errichtet, später<br />

wurde die Siedlung 1,5 km weiter verlegt, <strong>und</strong> dort gründete der Lokator Ditvin<br />

in den Jahren 1254-1255 das Forum. In den Bereich des Marktes wurde<br />

eine Holzkapelle einbezogen, die man schon früher an dem Fernwege, dem<br />

sog . Libicer Steig, erbaut hatte . Für die Wahl des Platzes zur Errichtung des<br />

Städtchens dürfte der Verlauf des Weges ausschlaggebend gewesen sein . Etwa<br />

15 Jahre später wurde aber die Siedlung von neuem verlegt, <strong>und</strong> zwar in das<br />

Areal des nachmaligen Stadtkernes von Mär.<br />

Durch Untersuchungen im Gelände konnte die ursprüngliche Lage <strong>und</strong><br />

Ausdehnung des Forums im Bereich der Flur An der Altstadt genau festgestellt<br />

werden (Abb . 7) . Die kleine Probegrabung gab die Möglichkeit, die Bebauung<br />

einiger Gr<strong>und</strong>stücke zu erkennen . Ihre Breite war wahrscheinlich<br />

wiederum 10 m. Der Umfang der Bebauung wurde durch tiefe Rinnen mit<br />

Spuren von Holzpfosten gekennzeichnet, die M. Richter ursprünglich als<br />

mögliche Reste eines ebenerdigen Ständerbaus interpretierte . Man kann jedoch<br />

nicht ausschließen, daß sie möglicherweise die Spuren der massiven palisadenartigen<br />

Umzäunung waren, die die Grenzen eines Gehöftes darstellen .<br />

In dem durch Rinnen umgrenzten Raum befanden sich wieder ein Grubenhaus<br />

mit Eingangstreppe, diesmal von ziemlich kleinen Ausmaßen (Fläche<br />

um 9 qm) <strong>und</strong> auch weitere schwach vertiefte Objekte von rechtwinkligem<br />

Gr<strong>und</strong>riß, aber auch unregelmäßige Gruben . Weitere Nebenbauten mit Feuerstellen,<br />

Pfostenlöcher, die Spuren von ebenerdigen Bauten oder auch von der<br />

weiteren inneren Gliederung des Gr<strong>und</strong>stückes, Eisenschlacke <strong>und</strong> selbverständlich<br />

Keramik, die der zeitgenössischen Tonware des mährischen Kreises<br />

sehr nahe steht, sind zu nennen . Obwohl sich aus den Daten der Klosterchronik<br />

eindeutig ergibt, daß an der Gründung des Städtchens die deutschsprechenden<br />

Neusiedler den entscheidenden Anteil hatten, bezeugen im

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