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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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Archäologische Erforschung von Stadtwüstungen des 13 . Jahrh<strong>und</strong>erts in Böhmen 87<br />

die zu den ersten kollektiven Privilegienbesitzern geworden sind (siehe die<br />

Statuten des Herzogs Sobeslav II. für Prager Deutsche aus den Jahren<br />

1174-1178) . Diese Privilegien nach Art der Kaufmannsrechte standen am Anfang<br />

der wirklichen Stadtrechte . Marktsiedlungen (fora) entstanden jedoch<br />

nicht nur in den frühen Siedlungsagglomerationen (Abb. 1), sondern auch in<br />

der Nähe wichtiger Klosterkonvente, Ordenshäuser oder bedeutender Feudalsitze<br />

(Manetin - Kuhov, Teplä, Magt'ov - Pätek, burgus Kadan, Hrabigin,<br />

Most usw . ; cf. Kejr 1987) . Durch eine Transformation der älteren Siedlungen<br />

sowie durch Gründung neuer Lokalitäten entstanden dann unter der Regierung<br />

des Königs Premysl Otakar I . (1198-1230) die ersten wirklichen hochmittelalterliche<br />

<strong>Städte</strong> im rechtlichen Sinne (cf. Zemlicka 1990) . Die ersten<br />

Belege sind leider ziemlich spät : in die Jahre 1219-1228 kann man die <strong>Entstehung</strong><br />

der Stadt Litomerice legen (Tomas 1983), zum Jahre 1225 Hradec<br />

Krälove (Richter - Vokolek 1977), <strong>und</strong> vor dem Jahr 1233 war auch die Siedlung<br />

beim Kloster Kladruby Stadt genannt, die jedoch später in der Konkurrenz<br />

mit der Bergstadt Stribro (Mies) nicht bestand (Richter 1982, S . 245) . In<br />

den 30er Jahren des 13 . Jahrh<strong>und</strong>erts verlief die entscheidende Veränderung<br />

der Prager Altstadt in eine hochmittelalterliche Stadt, die durch eine Vergrößerung<br />

mit einem neu gegründetem Stadtteil, der sog. St . Gallusstadt, verb<strong>und</strong>en<br />

wurde (Tomas 1984) .<br />

Der erste sichere Beleg einer Stadtgründung in Böhmen bleibt aber die Urk<strong>und</strong>e<br />

des Königs Väclav I . (1230-1253) zum Jahre 1232, in der er den Nonnen<br />

des Prämostrantenserkonvents in Doksany das Recht erteilte, eine Stadt in<br />

Kyngperk nad Ohri (Königsberg) zu gründen (Kejr 1969 ; Zemlieka 1979) .<br />

Unter der Regierung dieses Königs kann man schon eine ganze Reihe von<br />

Stadtgründungen verfolgen, die z.B . in West- <strong>und</strong> Nordwestböhmen F<strong>und</strong>amente<br />

des Stadtnetzes bildeten (Kyngperk, Loket, Ostrov - Slawkenwerde der<br />

Hrabigicer, Kadan, Zatec, Most, Üsti nad Labern) . Der Höhepunkt dieser planmäßigen<br />

Stadtgründungen fällt in den Zeitraum der Regierung des Königs<br />

Premysl Otakar II. (1253-1278) ; unter der Regierung seines Sohnes Väclav II .<br />

(1283-1305) kam es nur zu letzten, vereinzelten Stadtgründungen, die das bestehende<br />

Stadtnetz ergänzten <strong>und</strong> korrigierten (Plzeii, Novy Bydzov) . Der<br />

Aufschwung der Silbergewinnung war dann die Ursache der schnellen <strong>Entstehung</strong><br />

der Bergstadt Kutnä Hora (Zemlicka 1986) .<br />

Im folgenden ist der konkrete Beitrag der Archäologie zur Kenntnis der<br />

ältesten <strong>Entwicklung</strong> der böhmischen <strong>Städte</strong> des Hochmittelalters zu verfolgen<br />

. Für den Zeitraum der <strong>Entstehung</strong> der ersten hochmittelalterlichen <strong>Städte</strong><br />

wurden die meisten Kenntnisse durch Grabungen in den Arealen der frühen<br />

Siedlungsagglomerationen, vor allem in Prag, Hradec Krälove, Litomerice<br />

<strong>und</strong> Zatec gesammelt . Im Gegensatz dazu wissen wir fast nichts von der konkreten<br />

Gestalt jener frühen Märkte am Ende des 12 . <strong>und</strong> am Anfang des 13 .<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts .<br />

Die archäologische Erforschung der Gründungsstädte in Böhmen verläuft<br />

in zwei Hauptlinien . Die erste ist die Forschung in den historischen Kernen<br />

der weiterbestehenden <strong>Städte</strong>, veranlaßt meistens durch die Notwendigkeit<br />

der Rettung der archäologischen Quellenbasis bei ausgedehnten Sanierungen

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