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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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Siedlungsforschung . Archäologie-Geschichte-Geographie 11, 1993, S . 83-110<br />

Miroslav Richter <strong>und</strong> Tomäs Velimsky<br />

Die archäologische Erforschung von Stadtwüstungen des 13 .<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts in Böhmen'<br />

Mit 18 Abbildungen<br />

Der Begriff kleinere Stadt des Hochmittelalters muß auf dem Gebiet des Königreichs<br />

Böhmen etwas anders bestimmt werden als in den übrigen Teilen des<br />

Reiches (cf . Novy 1973 ; Richter 1982). Die untere Grenze wird zweifellos<br />

durch die kleinen Städtchen <strong>und</strong> Marktsiedlungen definiert, die den in der<br />

deutschen Historiographie verwendeten Begriffen Minderstadt oder Zwergstadt<br />

entsprechen (Stoob 1970) . Es bereitet jedoch Schwierigkeiten, die obere<br />

Grenze zu bestimmen. In Böhmen existierte nur eine einzige Großstadt -<br />

Praha (Prag) . Sie war in Wirklichkeit eine Doppelstadt, umfassend ursprünglich<br />

die Prager Altstadt <strong>und</strong> die sog . Prager Kleinere Stadt (heute Kleinseite),<br />

seit dem 14 . Jahrh<strong>und</strong>erts vergrößert noch um der Prager Neustadt, gegründet<br />

von Kaiser Karl IV ., <strong>und</strong> um Hradeany (Hradschin), das von königlichen<br />

Beamten - dem Burggraf der Prager Burg - verwaltet wurde (Archaeologica<br />

Pragensia 1984 ; Frolik - Kläpste 1991 ; Huml - Dragoun - Novy 1991). Nur<br />

wenige böhmische <strong>Städte</strong> überstiegen vom Ausmaß des befestigten Kernes die<br />

Fläche von 20 ha (Ceske Budejovice, Plzen, Kutnä Hora) ; in Nordwestböhmen<br />

zum Beispiel war die größte Stadt Most (Brüx) mit 16 ha .<br />

Die böhmischen <strong>Städte</strong> können also nur aufgr<strong>und</strong> ihrer besonderen ökonomischen<br />

Bedeutung klassifiziert werden, denn ihre politische Bedeutung<br />

steigerte sich erst im Zeitraum der hussitischen Revolution . Weitere Kriterien<br />

sind das Maß an Rechten <strong>und</strong> Privilegien <strong>und</strong> vor allem ihre Rolle in der<br />

Gesamtstruktur der hochmittelalterlichen Besiedlung, wobei bei einer ganzen<br />

Reihe von Lokalitäten die Einordnung schwierig ist, denn nach einigen Kriterien<br />

könnten wir sie als größere <strong>Städte</strong>, nach anderen als kleinere ansehen .<br />

In die Kategorie der größeren <strong>Städte</strong> reihen wir vor allem die sog. freien<br />

königlichen <strong>Städte</strong> ein (Abb . 2) . Im Jahr 1306, d.h . zur Zeit des Aussterbens<br />

der premyslidischen Dynastie, betrug ihre Zahl ungefähr 37, einschließlich<br />

der Bergstädte <strong>und</strong> die Mitgiftstädte, deren Stadtherrinnen, die königlichen<br />

Gattinnen oder Witwen waren (cf . Velimsky 1990, Hoffmann 1992) .<br />

In die Kategorie der kleineren <strong>Städte</strong>n gehören im Gegensatz dazu die sog .<br />

Kammerstädte, verwaltet unmittelbar durch die königlichen Beamten . Das<br />

' Dem Beitrag liegt der Vortrag zugr<strong>und</strong>e, der auf der 19. Tagung des Arbeitskreises für genetische<br />

Siedlungsforschung in Mitteleuropa (Paderborn, 23 .-26 . September 1992) gehalten wurde .<br />

Vergleiche dazu auch den Tagungsbericht von K. Fehn in diesem Bande!

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