Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

Probleme der Bodendenkmalpflege in kleineren und mittleren Städten Westfalens 8 1
Allerdings hat diese Bestandserhebung ein entscheidendes Defizit, auf das
weiter oben schon in anderem Zusammenhang hingewiesen worden ist . Sie
reicht, weil es ihre Ausgangsbasis nicht anders erlaubt, nicht weiter zurück als
ins Spätmittelalter . Die Frühgeschichte einer Stadt und die Periode der Stadtwerdung
sind damit in vielen Fällen nicht abgedeckt . Hier ist bei fortschreitender
archäologischer Arbeit vor allem in den frühen Städten immer wieder
mit Überraschungen zu rechnen, so daß die Bestandserhebung auf keinen Fall
in einen Denkmalpflegeplan, schon gar nicht in einen Rahmenplan einmünden
sollte . Denn der Freibrief, den die Städte damit für die Archäologie in
ihren Grenzen erhielten, wäre aus besagtem Grund der Tod jeglicher wissenschaftlichen
Erforschung der Stadtgeschichte .
Unter Anerkennung der Grenzen einer solchen Bestandserhebung profitieren
davon aber vor allem die kleinen und mittleren, weil jüngeren, erst im
Spätmittelalter entstandenen Städte . Da sich Problemzonen und Sonderentwicklungen
eben wegen der späten Entstehung mit größerer Sicherheit ausweisen
lassen, können festere Vorgaben für die archäologische Arbeit gemacht
und damit das Interesse an ihr geweckt werden . Lediglich in Bezug auf das
praeurbane Siedlungsbild dürften die meisten Unsicherheiten bleiben . Je präziser
auf der Grundlage der Bestandserhebung einzelne Fragestellungen formuliert
werden können, umso eher gelingt es naturgemäß auch, die große
Anzahl- der Städte in den Griff zu bekommen .
Die archäologische Bestandserhebung hat sich bereits in Ansätzen auf die
historische Erforschung bisher vernachlässigter kleiner und mittlerer Städte
förderlich ausgewirkt. Da die Tendenz zur Einrichtung kommunaler Stadtarchäologien
bei größeren Städten mit gut erhaltener Bodendenkmalsubstanz
steigend ist und vom Fachamt kräftig mitgefördert wird, dürfte in Zukunft
ohnehin mehr Konzentration auf dessen Betreuung stadtarchäologischer Aktivitäten
bei kleineren Anlagen möglich sein, sei es, daß kleinere Projekte in
Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Helfern und Arbeitsgemeinschaften
durchgeführt werden, sei es, daß das Fachamt größere Grabungen selbst in die
Hand nimmt . Gelingt es auf diesem Wege auch, den kleinen und mittleren
Städten gerecht zu werden, tut sich für den Archäologen gleich ein weiteres
Arbeitsfeld auf, das in enger Verbindung mit eben diesen späten Gründungen
steht . Es geht um die archäologische Beobachtung des Wüstungsvorgangs auf
dem Lande, dem viele der oben angesprochenen Städte ihre Entstehung mittelbar
oder unmittelbar verdanken . Damit soll nur gesagt sein, daß es für den
Archäologen keine wissenschaftlich vertretbare Begrenzung seines Arbeitsfeldes
gibt . Diese kann nur praktischer Natur und vom Zwang der Verhältnisse
diktiert sein .
Summary
Problems of rescue archaeology in small and medium-sized towns in
Westphalia . Inventory - monument protection - excavation