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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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80 G . Isenberg<br />

wird nicht nur der alte Ortskranz erfaßt, sondern Adelssitze, Einzelhöfe,<br />

Flurstrukturen, Verkehrswege, Mühlen, Landwehren etc . Die Inventarisation<br />

besteht aus drei Teilen . Zunächst erfolgte eine historisch-topographische Betrachtung<br />

des Stadtgebiets, in die alles aufgenommen wurde, was die archivalische<br />

Überlieferung zur Topographie einer Anlage hergibt <strong>und</strong> zur historischen<br />

Bedeutung der einzelnen Objekte vermittelt. Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage<br />

konnte eine <strong>Entwicklung</strong>stheorie formuliert werden, die dann in einem zweiten<br />

Schritt der Bestandserhebung mit dem konfrontiert wurde, was bereits auf<br />

archäologischem Wege über die Stadtgeschichte zu erfahren gewesen war .<br />

Mit dieser Konfrontation ließen sich die <strong>Entwicklung</strong>stheorien teilweise bestätigen,<br />

teilweise modifizieren ; häufiger aber noch taten sich Gegensätze auf,<br />

die nicht aufgelöst werden konnten <strong>und</strong> einer weiteren Klärung durch die<br />

Archäologie bedürfen . Denn die Schriftüberlieferung wird sich durch Neuf<strong>und</strong>e<br />

oder veränderte methodische Ansätze erwartungsgemäß weitaus weniger<br />

an der Problemlösung beteiligen können als die Archäologie mit ihrem<br />

stetigen Erkenntniszuwachs durch fortlaufende Neuentdeckungen .<br />

In einem dritten noch nicht ganz vollzogenen Schritt werden nun, soweit sie<br />

faßbar sind, alle tiefgehenden Bodeneingriffe im Stadtgebiet kartiert, durch<br />

die städtische Bodendenkmalsubstanz vollständig oder teilweise ausgelöscht<br />

wurde. Denn was hilft das schönste Bodendenkmal oder die aufregendste Fragestellung,<br />

wenn die Möglichkeiten zur Untersuchung ein für alle mal genommen<br />

worden sind . Dieses Bodeneingriffskataster wird im Augenblick mit Hilfe<br />

des Ministeriums für <strong>Städte</strong>bau <strong>und</strong> Verkehr/NRW durch eine Arbeitsgruppe<br />

der Fachhochschule Köln erstellt .<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage einer solchen Bestandserhebung läßt sich die archäologische<br />

Arbeit in den <strong>Städte</strong>n weitaus gezielter gestalten. Der individuelle <strong>Entwicklung</strong>sprozeß<br />

tritt wesentlich deutlicher hervor . Damit können Fragen <strong>und</strong><br />

Probleme schärfer formuliert <strong>und</strong> somit das archäologische Blickfeld besser<br />

beeinflußt <strong>und</strong> auf Wichtiges gerichtet werden . Auf diesem Wege wäre von<br />

fachlicher Seite ein einheitlicherer Standard stadtarchäologischer Aktivitäten<br />

zu erreichen . Und überdies ist die Chance gegeben, von einer rein reaktiven<br />

zu einer vorausschauenden, in die Stadtplanung eingeb<strong>und</strong>enen Stadtarchäologie<br />

zu kommen, also zu einer echten Bodendenkmalpflege in der Stadt .<br />

Mit anderen Worten, nicht die Ausgrabung um jeden Preis stände im Vordergr<strong>und</strong><br />

stadtarchäologischer Arbeit, sondern in erster Linie der Denkmalschutz,<br />

mit dessen Hilfe sich Zonen mit bedeutenden Denkmälern oder wichtigen<br />

Fragestellungen solange schützen lassen, bis eine archäologische Untersuchung<br />

unter optimalen Bedingungen erfolgen kann <strong>und</strong> sei es auch erst<br />

mehrere Generationen später . Es kann also der Zeitpunkt abgewartet werden,<br />

an dem die Problemlösung nach bestem Wissen möglich erscheint, z.B . aufgr<strong>und</strong><br />

von besonderen Fortschritten bei naturwissenschaftlichen Untersuchungsmethoden.<br />

Das bedeutet aber, daß Stadtarchäologie <strong>und</strong> Stadterneuerung<br />

Hand in Hand arbeiten müssen, eine Arbeit jedoch, die kaum vorstellbar<br />

wäre ohne eine vorhergehende gründliche archäologische Bestandserhebung<br />

im Stadtgebiet .

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