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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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7s G . Isenberg<br />

Damit wären wir bei der Forderung nach einer erweiterten Form der Stadtarchäologie<br />

angelangt . Für diese ist in erster Linie der Bereich der ummauerten<br />

Stadt im Spätmittelalter im Blickfeld . Die oben formulierten Fehler sind<br />

dadurch zwar weitgehend zu vermeiden, jedoch auch diese Sichtweise ist nicht<br />

unproblematisch, da sie dem Wesen der Stadt nicht gerecht wird . Denn ohne<br />

das Umfeld, in dem für sie wichtige Versorgungs- <strong>und</strong> Entsorgungseinrichtungen<br />

vorhanden sind, <strong>und</strong> den ehemaligen Ortskranz, in dessen Hinterlassenschaften<br />

sich das unmittelbare Wechselspiel Stadt-Land am deutlichsten nachvollziehen<br />

läßt, ist das Phänomen »Stadt« nicht wirklich zu verstehen, ganz<br />

abgesehen davon, daß eine Chance vertan wird, anders gelagerte, praeurbane<br />

Siedlungselemente oder partielle Ortswüstungen zu erfassen .<br />

Aber nicht nur was die Fläche betrifft, ist das Blickfeld der einzelnen Stadtarchäologien<br />

unterschiedlich begrenzt, sondern auch, was die Auswahl der<br />

Objekte angeht. So konzentriert sich vielerorts die stadtarchäologische Arbeit<br />

nahezu ausschließlich auf die Untersuchung von Brunnen <strong>und</strong> Kloaken, was<br />

immer wieder mit der Zielsetzung, sozialgeschichtliche Fragestellungen im<br />

Gegensatz zur traditionellen Herrschaftsgeschichte zu fördern, legitimiert<br />

wird . Eine ganz ähnliche Attraktion übt die mittelalterliche Stadtbefestigung<br />

auf den Stadtarchäologen aus . Nur allzu gerne <strong>und</strong> allzu ausgiebig beschäftigt<br />

er sich mit der Stadtmauer, den Wällen <strong>und</strong> den Gräben, bleibt aber bemerkenswert<br />

zurückhaltend bei der Untersuchung des stadtseitig hinter der<br />

Mauer gelegenen Bereichs, der im Ernstfall militärisches Operationsfeld wird .<br />

Er kümmert sich ebensowenig um die feldseitig vorgelagerten Areale <strong>und</strong> konzentriert<br />

seine Arbeit überdies meist nur auf kurze oder unzusammenhängende<br />

Abschnitte der Befestigung . Mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen<br />

dürfte er dem Großbauwerk »Stadtmauer« wohl kaum gerecht werden.<br />

Was die Erforschung der <strong>Entwicklung</strong> von Hausformen in einer Stadt betrifft,<br />

so läßt sich der Prozeß deshalb so schwer nachvollziehen, weil viele<br />

Archäologen immer noch gezielt auf die ältesten Häuser »hin graben«, den<br />

jüngeren Gebäuden aber kaum Beachtung schenken, auch dann nicht, wenn<br />

für diese noch kein Bildmaterial als Ersatz zur Verfügung steht . Ein frühmittelalterliches<br />

Grubenhaus übt bislang eine ungebrochene Faszination auf Ausgräber<br />

<strong>und</strong> Öffentlichkeit aus, während der nachfolgende hochmittelalterliche<br />

Ständerbau schon weitaus weniger Beachtung findet <strong>und</strong> das frühneuzeitliche<br />

Steinhaus nur noch durch Striche gekennzeichnet in der Dokumentation erscheint<br />

. Von einer sozialtopographischen Analyse der ergrabenen Bef<strong>und</strong>e ist<br />

man ohnehin meilenweit entfernt.<br />

Noch negativer ist die Bilanz, wenn man die stadtarchäologische Arbeit im<br />

Hinblick auf ihr eigentliches Ziel, die Erforschung der Siedlungsentwicklung,<br />

die Ausbildung der Parzellenstruktur, die Einrichtung eines Straßennetzes, die<br />

Auswahl der Bereiche für die Befestigung etc. betrachtet . Für die Beantwortung<br />

solcher Fragen liegen bisher nur wenige, wirklich verwertbare, methodisch<br />

gründlich abgesicherte Ergebnisse vor .<br />

Gerade diese sind aber nur dann zu gewinnen, wenn die Bedingungen stimmen<br />

. Dazu gehören einerseits geeignete Areale mit gut erhaltener Bodendenkmalsubstanz,<br />

die aber in den Altstädten zunehmend rar werden, <strong>und</strong> anderer-

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