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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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74 G . Isenberg<br />

Die Bewertung des individuellen Wachstumsprozesses einer Stadt hängt jedoch<br />

wiederum von der Größe <strong>und</strong> dem Alter der jeweiligen Anlage einerseits<br />

<strong>und</strong> dem Standpunkt des Betrachters andererseits ab. Je größer <strong>und</strong> bevölkerungsreicher<br />

eine Stadt ist, umso komplexer erscheint ihre Gestalt <strong>und</strong> bietet<br />

mehr Raum für individuelle <strong>Entwicklung</strong>en <strong>und</strong> Veränderungen . Je älter eine<br />

Stadt ist, umso weniger bestand in einer ursprünglich bäuerlich geprägten,<br />

stadtlosen Landschaft, wie sie Westfalen als Teil des nichtrömischen Germaniens<br />

darstellte, die Möglichkeit, sich an bestehenden Typen zu orientieren .<br />

Damit dürften die jeweiligen naturräumlichen Gegebenheiten, die Verkehrssituation<br />

<strong>und</strong> die Gestalt der praeurbanen Siedlung weitaus prägenderen Einfluß<br />

als von außen herangetragene Vorstellungen von städtischen Formen<br />

ausgeübt haben . Überdies bestand auch mehr Gelegenheit, verschiedene Antworten<br />

auf ganz unterschiedliche zeitliche Probleme in der topographischen<br />

<strong>Entwicklung</strong> umzusetzen (Isenberg 1992, 4ff.).<br />

Betrachtet man die westfälische <strong>Städte</strong>landschaft von einem übergeordneten<br />

Aspekt aus, so treten vor allem die größeren <strong>und</strong> älteren <strong>Städte</strong> als individuelle<br />

Erscheinungen aus der Masse heraus . Die Erforschung städtischer<br />

Sonderentwicklungen scheint nun, mustert man die stadtgeschichtliche Literatur<br />

für Westfalen durch, allemal lohnenswerter <strong>und</strong> attraktiver zu sein als<br />

die Beschäftigung mit <strong>Städte</strong>n, denen stärker zu typisierende Züge bei Gründung<br />

<strong>und</strong> Wachstumsprozeß zu eigen sind . Diese faßt man in der Regel unter<br />

Betonung der Gemeinsamkeiten als Gruppe zusammen, während die Unterschiede<br />

eher nebensächlich behandelt werden . Lediglich die lokale Geschichtsschreibung,<br />

deren Anliegen es auch ist, die Besonderheiten der eigenen<br />

Stadt zur Hervorhebung von deren Bedeutung gegenüber der Umgebung<br />

aufzuzeigen, arbeitet in der Regel stärker die Individualität des städtischen<br />

Wachstumsprozesses auch dort heraus, wo eine übergeordnete Betrachtungsweise<br />

eher das Typische betont .<br />

Ganz ähnliche Beobachtungen lassen sich bei der Beurteilung der historischen<br />

Bedeutung der <strong>Städte</strong> machen. Je älter eine städtische Gründung ist,<br />

umso höher steht sie ganz offenbar im Ansehen . Allerdings ist das Ansehen<br />

nicht allein im höheren Alter begründet . Vielfach erreichten diese <strong>Städte</strong>, die<br />

sich in der Regel um geistliche oder weltliche Herrschaftszentren entwickelten,<br />

deren Gewicht durch die Verbindung mit besonderen Verkehrsknotenpunkten<br />

oder Stätten außergewöhnlicher Rohstoffgewinnung noch wesentlich<br />

gesteigert wurde, früh zentralörtliche Bedeutung.<br />

Den politischen <strong>und</strong> kirchlichen Strukturen des frühen <strong>und</strong> hohen Mittelalters<br />

entsprechend, war die Ausstrahlung solcher Zentren sehr weitreichend.<br />

Diese überregionale Ausstrahlung hatte nun umgekehrt zur Folge, daß Handel,<br />

Verkehr <strong>und</strong> Handwerk angezogen wurden, wodurch sich der Stadtwerdungsprozeß<br />

beschleunigte . Auch die spätere städtische <strong>Entwicklung</strong> profitierte<br />

noch von der Wirkung, sogar dann, als die ursprünglichen Stadtherrn bereits<br />

weitgehend an Macht verloren hatten. Auf diese Weise blieben die älteren<br />

Gründungen auch noch im Spätmittelalter <strong>und</strong> in der Neuzeit ohne Verlust<br />

ihrer zentralörtlichen Stellung <strong>und</strong> wirkten über den kirchlich-politischen<br />

Bereich hinaus in Handelsbünde, Geldwesen, Stadtrechtsfragen, <strong>Städte</strong>bau-

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