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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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Archäologie in kleineren <strong>Städte</strong>n - von Buxtehude bis Düsseldorf 7 1<br />

nalstudien kam ich für Ostwestfalen <strong>und</strong> Niedersachsen mehrfach zu dem<br />

Ergebnis, daß dieser zumeist ohne hinreichende Anhaltspunkte in der historisch-geographischen<br />

Forschung vielfach <strong>und</strong>ifferenziert <strong>und</strong> überspitzt postuliert<br />

wurde . Die Überprüfung mit archäologischen Feldmethoden ergab in<br />

der Regel höchst komplexe zeitlich-räumliche Prozesse, die nicht oder nicht<br />

allein zur Stadtentstehungszeit, sondern erst sukzessive, Generationen später<br />

zu verstärkten Wüstungsbildungen in städtischen Gemarkungen führten .<br />

In den letzten Jahren ergaben sich jedoch auch überraschende Ergebnisse<br />

zu einer rasanten Wüstungsbildung im Umfeld von Stadtgründungen <strong>und</strong><br />

Flecken in den ersten Jahrzehnten des 13 . Jahrh<strong>und</strong>erts . Dies vor allem in<br />

Nordhessen, wo die Landgrafen von Thüringen offenbar eine enerigsche <strong>und</strong><br />

gezielte <strong>Städte</strong>gründungspolitik verfolgten (z.B . Hedemünden, Witzenhausen,<br />

Wolfhagen) . Unter diesen Ortswüstungen befinden sich alle Typen mittelalterlicher<br />

Siedlungen, auch große, alte zentrale Orte, die sonst selten verlassen<br />

wurden <strong>und</strong> ein hochinteressantes Forschungsgebiet auch für die Frühgeschichte<br />

eröffnen . Vereinzelte Ergebnisse dieser Art liegen aus nahezu allen<br />

Regionen des deutschen Sprachraumes vor .<br />

Ähnlich aussichtsreiche Perspektiven ergeben sich durch auf diese Weise<br />

gut datierbare hochmittelalterliche Wüstungen für die Haus- <strong>und</strong> Sachkulturforschung<br />

mit Einschluß der Keramik der Stadtgründungszeit <strong>und</strong> ihrer ersten<br />

Ausbauphasen, die für unsere Vorstellungen von der <strong>Entwicklung</strong> der<br />

hochmittelalterlichen Stadt <strong>und</strong> der Intensität ihrer Erschließung von erheblicher<br />

Bedeutung ist .<br />

Ebenso gilt für die »Alten Dörfer« <strong>und</strong> »Altstädte« als Vorgängersiedlungen<br />

späterer <strong>Städte</strong>, die jedoch nicht selten noch Generationen nach der Stadtgründung<br />

als Restsiedlung fortbestanden <strong>und</strong> immer erst archäologisch belegt<br />

werden müssen . Für derartige Phänomene dürften gr<strong>und</strong>herrschaftliche Verhältnisse<br />

eine wichtige Rolle gespielt haben . Weiterhin sei angemerkt, daß bei<br />

manchen <strong>Städte</strong>n, die Namen älterer (zumeist frühmittelalterlicher) Siedlungen<br />

übernahmen <strong>und</strong> für die keine Anhaltspunkte zur Siedlungsverlegung<br />

überliefert sind, dennoch eine Verlegung <strong>und</strong> völlige Umstrukturierung anläßlich<br />

der Neuanlage erfolgte . Vielfach wurde, wie negative Bef<strong>und</strong>e in den<br />

vermuteten präurbanen Siedlungsbereichen lehren, nicht der alte Platz beibehalten,<br />

oder dieser nur peripher mit einbezogen.<br />

Bebauungsdichte <strong>und</strong> Parzellierung, einphasig geplantes oder sukzessive<br />

nach Bedarf erweitertes Straßennetz, Art der Bebauung <strong>und</strong> Gestalt von Straßen,<br />

Brücken <strong>und</strong> sonstigen öffentlichen Einrichtungen, all dies sind Fragenkreise,<br />

die mit archäologischen Methoden für die alte Stadt weitgehend noch<br />

zu erhellen sind .<br />

Die Verankerung der Archäologie als wichtige bewahrende Aufgabe der<br />

Öffentlichkeit im breiten Bewußtsein <strong>und</strong> die Verbesserung der rechtlichen<br />

<strong>und</strong> finanziellen Basis erscheinen dringlich. Es bleibt sehr zu wünschen, daß<br />

die Archäologie der kleineren <strong>Städte</strong> zukünftig mehr Beachtung findet als<br />

bisher, zumal dort ein erhebliches, außerordentlich vielfältiges Forschungspotential<br />

<strong>und</strong> Präsentationsmaterial zur Stadtgeschichte, an dem es vielerorts<br />

ansonsten mangelt, seiner Aktivierung harrt . Unkonventionelle Initiativen

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