23.11.2013 Aufrufe

Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

70 H.-G . Stephan<br />

Ergebnisse bei vielen Stadtarchäologen zu beobachten ist <strong>und</strong> durch die Kommunen<br />

geradezu verlangt oder gefördert wird .<br />

Eine weitere Chance für die Archäologie der ehemals kleineren Stadt sehe<br />

ich dort, wo sich diese zu mittleren oder größeren <strong>Städte</strong>n entwickelt haben.<br />

Beispiele sind vor allem in den industriellen Ballungsräumen des Ruhr- <strong>und</strong><br />

Rhein-Main-Gebietes, Mitteldeutschlands oder Baden-Württembergs recht<br />

zahlreich vorhanden. Zwar ist dort von einem höheren Zerstörungsgrad der<br />

Quellensubstanz auszugehen, jedoch sollte es selbst unter derzeitigen Verhältnissen<br />

möglich sein in derartigen Orten (wie Essen, Düsseldorf, Stuttgart,<br />

München, Dresden oder Berlin) Stadtarchäologien einzurichten .<br />

Gewiß ist es sinnvoll, planerische Hilfen wie Kellerkataster zu erstellen, um<br />

mutmaßlich in ihrer Substanz erheblich gestörte Flächen zu erfassen . Ebenfalls<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich sinnvoll, aber problematischer erscheinen mir Relevanzzonen,<br />

wie für Baden-Württemberg vorgeschlagen . Die Hauptschwierigkeit,<br />

liegt m.E . in den Entscheidungskriterien, die beim derzeitigen Forschungsstand<br />

in der Regel dürftig sind <strong>und</strong> vielfach auf fatale Weise auf fragwürdige<br />

historische Hypothesen <strong>und</strong> die subjektive Schwerpunktsetzung der Bearbeiter<br />

gründen . Gerade Randgebiete von <strong>Städte</strong>n haben z.T. unverhoffte Erkenntnisse<br />

zur Frühgeschichte erbracht (z.B. in Göttingen <strong>und</strong> Höxter) oder<br />

hervorragende Bef<strong>und</strong>e zur Gewerbetätigkeit <strong>und</strong> zur Sachkultur (z.B . Töpfereien<br />

in Hann . Münden, Straubing, Dresden).<br />

Aus der Sicht der Forschung erscheint es mir besonders dringlich, die vielen<br />

durch Baumaßnahmen erforderlichen Untersuchungen in ausgewählten Orten<br />

durch langfristige Forschungsgrabungen interdisziplinärer Zielrichtung zu<br />

ergänzen. Gerade kleinere <strong>Städte</strong> <strong>und</strong> in topographischer Hinsicht mehr noch<br />

die Stadtwüstungen bieten hinlängliche Ansatzpunkte dazu . Es geht nicht an,<br />

daß allein die Arbeit vor dem Bagger unser archäologisches Bild der alten<br />

Stadt prägt wie es heute weitgehend der Fall ist. In der Bodendenkmalpflege<br />

ist die Tendenz zu beobachten, Forschungsgrabungen zu verhindern oder zu<br />

erschweren, soweit es sich nicht um hauseigene Vorhaben handelt. Dabei wird<br />

höchst fadenscheinig das konservatorische Moment betont, obgleich andererseits<br />

gerade die Denkmalpflege in mehreren B<strong>und</strong>esländern zunehmend auf<br />

prestigeträchtige »Schwerpunktgrabungen« setzt <strong>und</strong> dabei die eigentliche<br />

breite Schutzfunktion für alle Denkmäler immer mehr vernachlässigt, ganz zu<br />

schweigen von denen, wo Stadtarchäologie noch nie nachdrücklich betrieben<br />

wurde . Aus meinem engeren Arbeitsgebiet halte ich derartige Projekte in der<br />

Stadtwüstung Corvey <strong>und</strong> in Höxter für vordringlich, wo durch langjährige<br />

Voruntersuchungen günstige Voraussetzungen vorliegen, außerdem in den<br />

Stadtwüstungen Landsberg bei Wolfhagen <strong>und</strong> Alt-Cölln bei Helmarshausen .<br />

In kleineren <strong>Städte</strong>n mit ihrem noch nicht völlig zersiedelten Umland bieten<br />

sich weiterhin hervorragende Aussichten für die in der Stadtarchäologie<br />

angesichts von Tagesaufgaben, in größeren Orten auch wegen der Zerstörung<br />

durch Überbauung weitgehend vernachlässigte Stadt-Umland-Forschung . Die<br />

Genese <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong> der meisten hoch- <strong>und</strong> spätmittelalterlichen <strong>Städte</strong><br />

wird nur dann verständlich, wenn sie ergänzt wird durch eine Wüstungs- <strong>und</strong><br />

Dorfkernforschung . Ich nenne hier nur als Stichwort Synoikismus . In Regio-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!