23.11.2013 Aufrufe

Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

66 H .-G. Stephan<br />

Stadt in ihrem Umfeld auch für nicht hinreichend durch Schriftzeugnisse<br />

abgedeckte Zeiträume gewonnen werden können, wie z.B. Stadtumfang, Zahl<br />

von Kirchen, Adels- <strong>und</strong> Klosterhöfen, wirtschaftlichem Einzugsbereich, administrativen<br />

Funktionen . Aus heutiger Sicht möchte ich die obere Grenze<br />

der kleineren <strong>Städte</strong> bei etwa 50 000 Einwohnern ziehen. Auf diese Gruppe<br />

beziehe ich mich im wesentlichen, wobei allerdings das entscheidende Kriterium<br />

die historische Größe vor 1500 bzw . 1850 bleibt <strong>und</strong> letztlich manche<br />

heutige Großstadt als ehemalige Kleinstadt mit zu berücksichtigen ist .<br />

Damit sind zugleich mehrere zentrale Aspekte angesprochen, für die die<br />

Archäologie wichtige Beiträge zur Stadtgeschichtsforschung leisten kann : zur<br />

Datierung vielfach erst nach längerer Bestehenszeit schriftlich nachweisbarer<br />

topographischer Elemente, aber auch zu strittigen Fragen der Lokalisierung,<br />

zur Sachkultur, Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialgeschichte, wobei letzteres das schwierigste<br />

Arbeitsfeld darstellt. Es soll hier nicht näher darauf eingegangen werden,<br />

zumal dieses Problemfeld im Rahmen der Siedlungsgeschichte eher indirekt<br />

von Belang ist .<br />

Gemäß ihrer großen Bedeutung für die Geschichte der vorindustriellen<br />

Gesellschaft sollten die kleinen <strong>Städte</strong> eine zentrale Rolle in der archäologischen<br />

Denkmalpflege <strong>und</strong> Forschung spielen . Bisher ist dies jedoch nicht der<br />

Fall, ganz im Gegenteil . Die Ursachen dafür sind vielschichtig. Als wichtigste<br />

nenne ich : fehlendes Problembewußtsein, relativ geringe Attraktivität einschlägiger<br />

Ergebnisse im überregionalen Rahmen bei z.T . spröder Quellenbasis<br />

<strong>und</strong> schwieriger Finanzierung vor allem größerer oder gar längerfristiger<br />

Arbeiten .<br />

Ich will dies konkretisieren. Die archäologische Mittelalterforschung hat in<br />

denkmalpflegerischer Hinsicht vornehmlich zwei Wurzeln : Ur- <strong>und</strong> Frühgeschichte<br />

<strong>und</strong> Baugeschichte . Letzterer Disziplin verdanken wir zahlreiche,<br />

aber immer punktuelle, auf sakrale, weitaus seltener profane Baudenkmale<br />

ausgerichtete Untersuchungen in kleineren <strong>Städte</strong>n . Dabei stehen neben traditionell<br />

bevorzugten früh- <strong>und</strong> hoch- auch spätmittelalterliche <strong>und</strong> frühneuzeitliche<br />

Bodenbef<strong>und</strong>e in letzter Zeit gelegentlich mit im Blickpunkt des Interesses<br />

. Wenig professionell wirkt auf diesem Arbeitsfeld vielfach der Umgang<br />

mit dem zugehörigen F<strong>und</strong>gut, das im günstigsten Fall an einen einschlägigen<br />

Experten abgegeben wird. Ähnliches gilt häufig für die Auswertung<br />

von Schriftzeugnissen, gerade in kleineren <strong>Städte</strong>n ohne versierte <strong>und</strong><br />

kooperationsbereite Historiker. Dennoch kann man froh sein, daß ausgehend<br />

von dem in kleineren <strong>Städte</strong>n z.T. immer noch relativ reichhaltigen Baudenkmälerbestand<br />

überhaupt archäologische Untersuchungen, wenngleich mit zumeist<br />

spezieller Fragestellung, durchgeführt wurden <strong>und</strong> werden.<br />

Von der amtlichen Bodendenkmalpflege wurde die Archäologie der kleineren<br />

<strong>Städte</strong> bislang stark vernachlässigt . Ausnahmen sind vor allem dort festzustellen,<br />

wo eine Kooperation zwischen Bau- <strong>und</strong> Bodendenkmalpflege stattfand,<br />

wo Politiker <strong>und</strong> kommunale Spitzenbeamte sich für die Archäologie<br />

einsetzten, oder wo engagierte Museumsleute, Forscher oder Laien Initiativen<br />

ergriffen. Vor allem in der ehemaligen DDR wurde auf der Basis der dort

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!