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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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56 H. Losert<br />

Die Grabungen erbrachten tatsächlich den Nachweis einer frühmittelalterlichen<br />

Siedlung mit einfachen Grubenhäusern (Abb . 5 ; 1) . Die zugehörigen<br />

Keramikf<strong>und</strong>e entsprechen völlig denen vom Bamberger Domberg <strong>und</strong> datieren<br />

die Siedlungsreste in spätmerowingisch-frühkarolingische Zeit (Losert<br />

1981, Losert 1993 : Kat . Nr. 22 . 4, Abb . 48-49, Taf. 147-166) . Außer einigen<br />

Gruben <strong>und</strong> einer homogenen Kulturschicht fehlen Bef<strong>und</strong>e aus dem hohen<br />

Mittelalter . Die Funktion eines Grabens (Abb. 5 ; 1), der mit spätmittelalterlicher<br />

<strong>und</strong> frühneuzeitlicher Keramik verfüllt war, konnte nicht eindeutig<br />

geklärt werden . Möglicherweise diente er zur Markierung bzw . Eingrenzung<br />

von Besitzverhältnissen . Bis in die fünfziger Jahre stand hier die 1724<br />

errichtete Zehntscheune (Abb . 5 ; 1), ein Fachwerkbau auf massiv gemauertem<br />

Sockel.<br />

Obwohl hier interessante Erkenntnisse zur frühen Ortsgeschichte gewonnen<br />

wurden <strong>und</strong> der Nachweis einer frühmittelalterlichen Siedlung gelang,<br />

sind diese zu gering, um genauere Angaben zum Aussehen des frühkarolingischen<br />

Königshofes zu machen. Zur Orts- <strong>und</strong> Bebauungsgeschichte seit dem<br />

hohen Mittelalter gibt es bisher so gut wie keine archäologischen Informationen.<br />

Eichstätt . Stadtarchäologie in einer alten Bischofsstadt (Abb . 6) .<br />

Die Kreisstadt Eichstätt liegt in dem steil in die Fränkische Alb eingeschnittenen<br />

mittleren Altmühltal . Eichstädt mit heute etwa 13 000 Einwohnern ist<br />

ein Beispiel für eine Siedlung, deren <strong>Entwicklung</strong> seit dem späten Mittelalter<br />

weitgehend stagnierte . Im Jahre 740 wurde die »regio Eihstat« von Suidger aus<br />

dem bayrischen Nordgau dem heiligen Bonifatius geschenkt. Bonifatius berief<br />

seinen Verwandten Willibald (700-787) aus dem Kloster Monte Cassino, um<br />

hier ein Benedektinerkloster zu errichten . Dieser fand bei seiner Ankunft eine<br />

niedergebrannte Siedlung vor . Der Platz hatte offensichtlich bereits zentralörtliche<br />

Funktionen <strong>und</strong> eignete sich daher zur Gründung eines Bistums, die<br />

bald darauf, vielleicht schon 745, erfolgte . 908 erhielt Eichstätt das Markt- <strong>und</strong><br />

Befestigungsrecht, 1042 erfolgte die erste Erwähnung als Stadt . Seit 1305 übten<br />

die Bischöfe die gesamte Herrschaft über die Stadt aus (Jacobsen, Schaefer,<br />

Sennhauser 1991, S . 107-110, zuletzt Sage 1992) .<br />

Die ersten umfangreicheren archäologischen Untersuchungen zielten auf<br />

die stark mit der kirchlichen Organistaion verb<strong>und</strong>ene Frühgeschichte . In den<br />

Jahren 1970 bis 1972 wurden im Dom (Abb . 6 ; 1) umfangreiche Grabungen<br />

durchgeführt, die die Baugeschichte vom frühen über das hohe Mittelalter bis<br />

zum jetzigen Zustand weitgehend klären konnten (Sage 1978, 1992). Unter<br />

dem Eichstätter Dom wurden entsprechend der historischen Überlieferung<br />

ältere frühmittelalterliche Siedlungsreste gef<strong>und</strong>en, die eine genauere Beurteilung<br />

der vorbistumszeitlichen Bedeutung dieses Platzes erlauben. Offensichtlich<br />

war dieser Ort seit der späten Kaiserzeit bis in das frühe Mittelalter besiedelt<br />

<strong>und</strong> wurde kurz vor der Ankunft des hl . Willibald durch eine Brandkatastrophe<br />

zerstört. Die F<strong>und</strong>e aus den vorbistumszeitlichen <strong>und</strong> jüngeren<br />

Kulturschichten wurden mittlerweile vollständig aufgearbeitet (Blenk 1989,<br />

1992 <strong>und</strong> Keßler 1990, 1992).

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