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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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50 H . Losert<br />

Innern der kleinen Anlage ein turmartiges Gebäude mit ca . 2,3 m dicken<br />

Mauern errichtet (Abb . 2 ; 4, Wamser 1990 : Abb . 114) . Im Bereich der antiken<br />

Badeanlagen entstand im 11 . oder 12. Jahrh<strong>und</strong>ert eine Eigenkirche . Die Bauten<br />

waren Teil eines Ansitzes staufischer Ministerialen, den Edelfreien »de<br />

Walehusen« . In der Folge wurden die Reste der antiken Kastellmauern abgebrochen<br />

<strong>und</strong> mit neu gebrochenen Steinen eine Umwehrung angelegt, die die<br />

planmäßige städtische Gründung schützen sollte. 1229 wird Wallhausen als<br />

»civitas«, 1231 als »oppidum« genannt. Von dieser kleinen Stadt (Abb . 2 ; 5)<br />

sind bisher eine südlich <strong>und</strong> südöstlich der Umwehrung gelegene Vorstadt, im<br />

Innern zum Teil an die Stadtmauer angelehnte Häuser, Hinweise auf Wirtschaftsgebäude<br />

<strong>und</strong> Handwerkerhäuser, Brunnen sowie die Kirche mit frühgotischer<br />

Ausstattung <strong>und</strong> der zugehörige Friedhof belegt . Weiterhin gehörte<br />

dazu ein durch stärkere F<strong>und</strong>amente <strong>und</strong> durch reichere architektonische<br />

Ausstattung gekennzeichneter Baukomplex südöstlich der Kirche, der wohl<br />

als »Wohnsitz des Repräsentanten der weltlichen Macht <strong>und</strong> seines Anhangs<br />

angesprochen werden darf« (zitiert nach Wamser 1990, S . 166). Die kleine<br />

Stadt gehörte zu dieser Zeit den Wittelsbacher Pfalzgrafen . 1237 wurde Wallhausen<br />

im Verlauf der Auseinandersetzungen zwischen den Wittelsbachern<br />

<strong>und</strong> den Mainzer Erzbischöfen zerstört . Die Konkurrenz der beiden benachbarten<br />

Stadtgründungen endete mit dem Sieg des etwa 2 km entfernten kurmainzischen<br />

Miltenberg . Es kam zu einer der in Süddeutschland seltenen<br />

Stadtwüstungen . Rechtlich blieb der Platz wohl noch wittelsbachisch . Als wittelsbachisches<br />

Lehen ist vielleicht der in der nördlichen Ecke des ehemaligen<br />

Kastells nachgewiesene Herrensitz (Abb . 2 ; 6) zu bezeichnen .<br />

Während hier sehr interessante Erkenntnisse zunächst über die Nutzung<br />

eines antiken Kastells im frühen Mittelalter <strong>und</strong> eine erfolglose Stadtgründung<br />

aus dem 13 . Jahrh<strong>und</strong>ert vorliegen, fehlen konkrete archäologische Erkenntnisse<br />

über die Stadtentwicklung von Miltenberg.<br />

Das »Templerschlößchen« in Amorbach . Archäologie in einer kleinen Stadt<br />

klösterlichen Urprungs (Abb . 3) .<br />

Die Stadt Amorbach im Odenwald gehört zum Kreis Miltenberg <strong>und</strong> hat ca .<br />

4500 Einwohner.<br />

Im frühen B . Jahrh<strong>und</strong>ert wurde hier eine Benedektinerabtei gegründet .<br />

1253 erhob der damalige Klostervogt die Siedlung von einer »villa« zur »civitas«<br />

. Von 1272 bis 1803 war der Ort mainzisch . Obwohl immer stark an das<br />

Kloster geb<strong>und</strong>en, gewann Amorbach im späten Mittelalter eine gewisse Eigenständigkeit,<br />

die es 1528 im Gefolge des Bauernkrieges allerdings wieder<br />

verlor . Die dem Kloster benachbarte obere oder Centstadt erhielt im 14 . Jahr<strong>und</strong>ert<br />

Wall <strong>und</strong> Graben <strong>und</strong> im 15 . Jahrh<strong>und</strong>ert eine teilweise noch erhaltene<br />

Befestigungsmauer mit drei Toren. Die untere Stadt, an dessen Rand<br />

das »Templerschlößchen« liegt, blieb unbefestigt (Schmidt [Hrsg .] 1991, S . 9).<br />

In den Jahren von 1981 bis 1988 wurden hier aufwendige kombinierte archäologische<br />

(Stanzl 1991, Heyse, Wintergerst 1991) <strong>und</strong> baugeschichtliche<br />

Untersuchungen durchgeführt . Noch vor Beginn der eigentlichen Untersuchungen<br />

wurden Teile der Holzkonstruktion dendrochronologisch auf das

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