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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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48 H. Losert<br />

Untersuchung einer großen Fäkaliengrube mit den Maßen 3,8m x 6m (Abb . 1 ;<br />

1) <strong>und</strong> einem umfangreichen Bestand von Keramik, Glas, Holz, Leder <strong>und</strong><br />

Gegenständen aus Bein (Abb. 1 ; 2) sowie botanischen Resten (Kornemann<br />

1984, Janssen 1987a) . Der F<strong>und</strong> enthielt 300 verschiedene Keramikgefäße,<br />

davon waren mehr als 150 Gefäße vollständig erhalten. Bei den Gefäßen aus<br />

Keramik <strong>und</strong> Holz handelte es sich um normales Haushaltsgeschirr aus einheimischer<br />

Produktion . Ein nicht unbeträchtlicher Teil davon war offenbar<br />

unbenutzt . Ein Rechenpfennig des frühen 16 . Jahrh<strong>und</strong>erts sowie ein Meßbecher<br />

aus Zinn mit Windsheimer Beschaumarke ermöglichen eine recht genaue<br />

zeitliche Einordnung des F<strong>und</strong>es . Das Hl.-Geist-Spital entstand kurz<br />

nach 1300 <strong>und</strong> war zunächst für die Versorgung von ca . 20 bis 30 Personen<br />

ausgerichtet . Die Deutung des Bef<strong>und</strong>es ist schwierig, Janssen (1987a, S . 149)<br />

interpretiert ihn als in unruhigen Zeiten niedergelegten Gesamtbestand des<br />

Geschirrs aus dem Spital .<br />

Hier handelt es sich um eine archäologische Untersuchung, die zwar zu sehr<br />

interessanten Einzelergebnissen führte <strong>und</strong> auch Rückschlüsse auf die Lebensbedingungen<br />

der Insassen eines Spitals erlaubt, aber, da weitere Ausgrabungen<br />

größeren Ausmaßes im Stadtbereich bisher unterblieben, noch isoliert<br />

dasteht . Es lassen sich allenfalls einzelne Analogien zu entsprechenden F<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> Bef<strong>und</strong>en aus anderen <strong>Städte</strong>n Süddeutschlands feststellen .<br />

Wallhausen bei Miltenberg . Eine mißglückte Stadtgründung auf antiken Wurzeln<br />

(Abb . 2) .<br />

Die Stadtwüstung Wallhausen liegt in unmittelbarer Nähe der Kreisstadt<br />

Miltenberg in Unterfranken zwischen Odenwald <strong>und</strong> Spessart am Main . In<br />

der frühen römischen Kaiserzeit wurden hier wohl schon um 150 zwei Kastelle<br />

errichtet (Abb . 2 ; 1-2), die im Verlauf der Alamannenkriege um 259/60<br />

aufgegeben wurden (im folgenden nach Wamser 1990) . Der Ort ist sicher nicht<br />

verdächtig, kontinuierlich von der Antike bis in das frühe Mittelalter »städtische<br />

Strukturen« bewahrt zu haben, wurde doch das Kastell schon um 259<br />

aufgegeben. Einige spätrömische F<strong>und</strong>e belegen aber wie auch anderenorts<br />

eine zumindest sporadische Anwesenheit von Menschen . Nach älteren Untersuchungen<br />

im Bereich des »Altstadtkastells«, die bis in das Jahr 1837 zurückreichen,<br />

wurden hier 1989 anläßlich von Bauarbeiten neue Untersuchungen<br />

durchgeführt, die außergewöhnliche Erkenntnisse zur nachrömischen<br />

Geschichte des Kastellareals erbrachten . Die Franken errichteten vielleicht<br />

noch im 6 ., sicher aber im 7 . Jahrh<strong>und</strong>ert in einer Ecke des ehemaligen Kastells<br />

einen kleinen befestigten Stützpunkt (Abb . 2 ; 3, Wamser 1990 :<br />

Abb . 114) . Diese Anlage, die sich noch aufrecht stehende Teile des römischen<br />

Kastells zunutze machte, entsprach mit einer Innenfläche von ca . 0,06ha etwa<br />

der Größe spätantiker Kleinkastelle . Eine Bastion im Nordwesten mit den<br />

Maßen 6,3m x 4,lm gehörte wohl zu einer Toranlage . Der Stützpunkt nahm<br />

offensichtlich auf die Verkehrsverbindungen zwischen dem Rhein-Main-<br />

Gebiet <strong>und</strong> dem Main-Tauber-Gebiet Bezug .<br />

Über die Nutzung in spätkarolingischer <strong>und</strong> ottonischer Zeit gibt es bisher<br />

keine sehr konkreten Anhaltspunkte . Im späteren 12 . Jahrh<strong>und</strong>ert wurde im

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