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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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44 H . Losert<br />

lassenschaften galt . Ähnliches gilt auch für Orte, die sehr früh im Mittelalter<br />

urk<strong>und</strong>lich genannt wurden <strong>und</strong> damit häufig eine übergeordnete historische<br />

Rolle spielten . So sind es die alten administrativen <strong>und</strong> kirchlichen Zentren,<br />

die auch unter den kleineren <strong>Städte</strong>n vergleichsweise gut erforscht sind . Ohne<br />

Anspruch auf Vollständigkeit wären für Nordbayern etwa die frühmittelalterlichen<br />

Zentren von Karlstadt, Ldkr . Main-Spessart (Ettel 1992, Wamser 1992),<br />

Bamberg-Hallstadt (Schwarz 1975, S. 394-401, Geschichte aus Gruben <strong>und</strong><br />

Scherben 1993, Losert 1993 : Kat . Nr . 2, 22 .4, siehe unten), Geldersheim, Ldkr .<br />

Schweinfurt (Sage 1983, Heyse 1992), Ammerthal bei Amberg <strong>und</strong> Roßthal<br />

bei Fürth (Schwarz 1975, S . 397-407) oder Neustadt an der Saale, Ldkr . Main-<br />

Spessart (Jansen, Wamser 1983) zu nennen. Für die <strong>Entwicklung</strong> dieser Orte in<br />

jüngerer Zeit gibt es bis jetzt dagegen, mit der Ausnahme von Bamberg, nur<br />

wenige archäologische Anhaltspunkte, die über den Beleg ihres Bestehens hinausgehen.<br />

Dies gilt ebenso für eine Reihe weiterer Beispiele, so etwa für Amberg<br />

in der Oberpfalz (Koch 1985, Lore 1992, Vogl 1989), Coburg (Wessels<br />

1992), Haßfurt, Ldkr . Schweinfurt (Herrmann 1992), Ludwigstadt, Ldkr . Kronach<br />

(Haberstroh 1989) oder Neunkirchen am Brand, Ldkr . Forchheim (Vetterling<br />

1991) . Die seit wenigen Jahren laufenden archäologische Projekte des<br />

Lehrstuhls für Archäologie des Mittelalters <strong>und</strong> der Neuzeit der Universität<br />

Bamberg in Forchheim (Ammon [Hrsg .] 1992) <strong>und</strong> Kronach sind bisher erst in<br />

der Anfangsphase . Die stellvertretend für ganz Bayern genannten Ansätze zu<br />

einer Archäologie in kleineren <strong>Städte</strong>n aus Nordbayern sind allenfalls punktuell<br />

. Es handelt sich in erster Linie um Notbergungen, die unter dem Termindruck<br />

anstehender <strong>und</strong> oft genug ungezügelter Baumaßnahmen standen.<br />

Konsequente Maßnahmen mit mittel- oder gar langfristiger Planung in interdisziplinärer<br />

Zusammenarbeit zwischen Bau- <strong>und</strong> Bodendenkmalpflege<br />

<strong>und</strong> den verwandten historischen sowie den naturwissenschaftlichen Fächern<br />

sind selbst in den wichtigsten städtischen Zentren Bayerns bisher eine absolute<br />

Seltenheit. Die Aktivitäten orientierten sich aus diesen Gründen fast zwangsweise<br />

mehr an den getrennten Interessen der einzelnen Disziplinen nach<br />

kurzfristigen, möglichst spektakulären Einzelergebnissen . Erkenntnisse zur<br />

<strong>Entwicklung</strong> von Stadtquartieren, die Aussagen über die Sozialstruktur, Infrastrukturen<br />

für Handel sowie Ver- <strong>und</strong> Entsorgung, über Umweltprobleme<br />

oder die Beziehungen von kleineren <strong>Städte</strong>n zum Umland erlauben würden,<br />

sind allenfalls zufällig <strong>und</strong> erlauben selten Verallgemeinerungen. Die Frage<br />

nach den Unterschieden der Lebensverhältnisse zwischen kleineren <strong>und</strong> größeren<br />

<strong>Städte</strong>n ist von archäologischer Seite bislang kaum zu beurteilen . Ebenso<br />

gering sind archäologische Erkenntnisse über die Genese <strong>und</strong> Bedeutung<br />

<strong>kleinerer</strong> <strong>Städte</strong> im Rahmen des mittelalterlichen Landesausbaus <strong>und</strong> deren<br />

Infrastruktur. So können bislang regionale oder überregionale Gemeinsamkeiten<br />

bzw. Unterschiede kaum formuliert werden . Die Gründe dazu sind<br />

vielfältig. Es ist vor allem die mangelhafte finanzielle <strong>und</strong> personelle Ausstattung<br />

der bayerischen Bodendenkmalpflege, die ohne einen Referenten für das<br />

Mittelalter <strong>und</strong> die Neuzeit auskommen muß (ausführlich dazu Sage 1988,<br />

S . 43-45). Eine flächendeckende Ausstattung mit Stadtarchäologen, die diesen<br />

Mißstand abhelfen könnte, ist in Bayern in den Kinderschuhen stecken ge-

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