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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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42 H . Losert<br />

Bei archäologischen Untersuchungen in kleineren <strong>Städte</strong>n gibt es gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

keine von der allgemeinen Stadtarchäologie abweichenden methodischen<br />

Ansätze .<br />

Die westlichen <strong>und</strong> südlichen Teile Süddeutschlands waren während der römischen<br />

Kaiserzeit Bestandteil des Imperium Romanum. Die städtische Kultur<br />

der Spätantike fand nur punktuell eine Fortsetzung im frühen Mittelalter .<br />

Hinweise auf Kontinuität in kulturellen Teilbereichen sowie Wiederbesiedlung<br />

sind aber nicht nur in den bedeutensten spätantiken Zentren, wie Augsburg,<br />

Regensburg (Gauer 1987) oder Passau (Christlein 1979), sondern auch in<br />

kleineren Orten, wie etwa in Künzing (Quintanis), Ldkr. Deggendorf an der<br />

Donau (Christlein, Fischer 1981) nachzuweisen . Archäologische Hinweise auf<br />

Aspekte kultureller Kontinuität zwischen Spätantike <strong>und</strong> frühem Mittelalter<br />

werden zwar auch in Süddeutschland immer häufiger, die Frage, ob es in<br />

Süddeutschland eine wirklich als städtisch zu bezeichnende Kontinuität gab,<br />

ist jedoch beim jetzigen Kenntnisstand nicht eindeutig zu beantworten, zumindest<br />

für Augsburg aber denkbar (verschiedene Autoren (1985) : Die Römer<br />

in Schwaben, S . 290-299) . Die provinzialrömische »städtische« Kultur wurde<br />

im Verlauf der Völkerwanderungszeit vielleicht nicht vollständig, aber doch in<br />

sehr beträchtlichen Teilen zerstört. In merowingischer <strong>und</strong> karolingischer Zeit<br />

sind als <strong>Städte</strong> zumindest in kirchenrechtlicher Hinsicht die Bischofssitze zu<br />

bezeichnen. Von einer flächendeckenden Urbanisierung kann im frühen Mittelalter<br />

in Süddeutschland freilich nicht die Rede sein . Unter den Ottonen<br />

waren es die <strong>Entwicklung</strong> des Marktrechts (Ennen 1979, S . 79-81, Schlesinger<br />

1975), aber auch die Gründungen neuer Bistümer, die Keimzellen von <strong>Städte</strong>n<br />

auch außerhalb der ehemaligen römischen Provinzen bildeten . Seit dem 12 .<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert kam es in fast allen Gebieten Süddeutschlands zu einer starken<br />

Verdichtung des <strong>Städte</strong>netzes (Engel 1993, S . 35-36) . Die <strong>Städte</strong> wurden dabei<br />

bewußt als wirtschaftliches <strong>und</strong> politisches Werkzeug der untereinander <strong>und</strong><br />

gegen das Königtum konkurrierenden Territorialherren, aber auch vom König<br />

selbst genutzt (Störmer 1973, Stoob 1985, S . 144) . Die Stadtgründungen entsprachen<br />

nicht nur dem gewachsenen Bedürfnis der Selbstdarstellung der Territorialherren,<br />

besonders die kleineren <strong>Städte</strong> übernahmen nicht selten die<br />

Rolle der für die Landesherren teueren Burgen (Störmer 1973, S . 585) . Auch<br />

die kleine Stadt ist Ausdruck der vielschichtigen Emanzipationsbestrebungen<br />

von Bürgern <strong>und</strong> Territorialherren . Ab dem Ende des hohen Mittelalters wurden<br />

wegen zunehmender Verdichtung des <strong>Städte</strong>netzes vermehrt Kleinstädte<br />

gegründet (Eggert 1976, Stoob 1985, S. 145) . Im späten Mittelalter werden sie<br />

kennzeichnend für den Abschluß des Landesausbaus (Engel 1993, S . 37) . Zum<br />

Teil dienten diese auch zur Vervollkommnung einer planmäßig angelegten<br />

Infrastruktur (Störmer 1973, S . 571) . Es kam zum Teil zur Ausbildung von<br />

verschiedenen »Kümmerformen«, wie »Zwerg-« oder »Minderstädten« . Bei<br />

diesen ist der Übergang zwischen Stadt- <strong>und</strong> Landgemeinde fließend (Stoob<br />

1985, S . 152) . Die spätmittelalterliche Wüstungsphase im Umland von <strong>Städte</strong>n<br />

führte ohnehin zu einer teilweisen »Agrarisierung« der kleineren <strong>Städte</strong> zu<br />

Akerbürgerstädten . Zu einer Massierung <strong>kleinerer</strong> <strong>Städte</strong> kam es im schwä-

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