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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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314 K.Aerni<br />

Kulturlandschaft entwickelt. Die Meliorationen vedinderten zunachst die<br />

landwirtschaftlichen Vorzugsgebiete des Mittellandes. Gleichzeitig entstanden<br />

im hochalpinen Raum zur Verbesserung der Energieversorgung die Infrastrukturen<br />

der Wasserkraftwerke, we1che weite Taler unter Wasser setzten <strong>und</strong><br />

neue Verkehrsanlagen erforderten. Spater verlagerte sich der U mbau der<br />

Landschaft auf die Walder der tieferen Regionen sowie des Gebirges, die im<br />

Zeitalter des sogenannten Waldsterbens zur Verbesserung der Pflege <strong>und</strong> der<br />

Nutzung kleinraumig erschlossen wurden. In den letzten Jahren entstanden<br />

neue Wege vor aHem auf der Stufe der Alpweiden, womit der individueHe<br />

Motorfahrzeugverkehr als Ausfliigler- <strong>und</strong> Touristikverkehr auch die okologisch<br />

empfindlichsten Raume erreichen konnte. Sowohl die Forst- wie die<br />

Landwirtschaftspolitik der Schweiz sind he ute nicht mehr zeitgemass!<br />

Einige Fakten zum Flachenverbrauch nach Flachen <strong>und</strong> Linienelementen:<br />

Fiir die Jahre 1942 - 1967 hat Haberli (1975) nachgewiesen, dass der jahrliche<br />

Kulturlandverlust zugunsten der Siedlungsflache r<strong>und</strong> 35 km 2 oder pro<br />

Sek<strong>und</strong>e 1 m 2 betrug. Untersuchungen fiir die Jahre 1972 - 1983 ergaben einen<br />

Wert von 29 km 2 (BRP <strong>und</strong> BUWAL 1991, S. 105).Davon beanspruchen<br />

Siedlungen, Bauten <strong>und</strong> Anlagen 12 km 2 , iiberortliche Wege 10 km 2 <strong>und</strong> die<br />

jahrlich ersteHten 1500 km Strassen r<strong>und</strong> 7 km 2 • Die Gesamtflache entspricht<br />

einem jahrlichen Schw<strong>und</strong> des Kulturlandes in der Grosse des Brienzersees!<br />

Besonders die Forststrassen bewirkten eine starke Zerschneidung der natiirlichen<br />

Lebensraume. 39% des Waldes liegen naher als 100 m zu einer Strasse,<br />

zwei Drittel der Waldflache befinden sich weniger als 300 m <strong>und</strong> nur 1 % iiber<br />

1 000 m von einer Erschliessungsstrasse entfernt (EAV 1988, S. 297).<br />

Zusammenfassend zeigt sich als Problem der modernen Landesentwicklung,<br />

dass unserer Landschaft eine Verarmung <strong>und</strong> zunehmende Gleichformigkeit<br />

droht. In den vergangenen Jahrzehnten verschwanden vor aHem die<br />

aus der Zeit vor der Motorisierung stammenden Wege, die Feldwege, Hohlwege,<br />

gemauerten Wege <strong>und</strong> Wegbegleiter (die Mauern, Hecken, Baumreihen,<br />

Wegkreuze, Kapellen etc.). Sie steHten in ihrer Anlage <strong>und</strong> individuellen Auspragung<br />

ein charakteristisches Merkmal der Erholungslandschaft dar. Mit der<br />

Zerstorung dieser Kleinobjekte <strong>und</strong> der sichtbaren Gelandespuren in der offenen<br />

Landschaft haben wir damit in vie len Raumen den Dialog mit unserer<br />

Geschichte <strong>und</strong> unserer Ueberlieferung fiir uns <strong>und</strong> unsere Nachfahren abgebrochen.<br />

Der Verlust der Identitat <strong>und</strong> damit der Verwurzelung in unserer<br />

Vergangenheit sowie die Verschlechterung der Umweltqualitat im weitgefassten<br />

Sinn sind wohl die schwerwiegendsten Folgen. Damit ist die Frage gesteHt,<br />

wie wir dem als Problem erkannten Substanzverlust in der Landschaft engegentreten<br />

konnen.<br />

Das »Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz« ist Teil einer Gegenstrategie.<br />

Dabei kommt ihm eine doppelte Aufgabe zu. Einerseits ermoglicht<br />

es durch das Aufzeigen des historischen Verkehrsnetzes <strong>und</strong> der zugehorigen<br />

Bauten, das Werden der Gegenwart nachzuerleben <strong>und</strong> mit der Vergangenheit<br />

einen Dialog zu fiihren. Ein Denkmal sagt aber nur so viel, wie wir<br />

von ihm wissen! Anderseits erlaubt das Inventar, Wege als gewachsene histo-

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