Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

KleinsHidte in Ostwestfalen-Lippe 285
Die Gruppe der kleineren SHidte (statistischen KleinsHidte) findet sich nun
zweifellos in den unteren zentralortlichen Stufen wieder, und zwar als sog.
Grundzentren der ersten oder zweiten Stufe, d.h. mit unter 10000 bzw. 10000
bis unter 25 000 Ew. im Versorgungsbereich, hier aber jeweils gemischt mit
nichtstadtischen Gemeinden, die in ihrer Versorgungsleistung als gleichwertig
angesehen werden.
Wenn man dann etwa die Kleinstadt Nieheim als funktionsschwachen
Stadtrechtsort in der Steinheimer Borde (Kr. Hoxter) und den Luftkurort Rodinghausen
als Landgemeinde im Kr. Minden- Liibbecke vergleicht - mit beiden
hat sich Adolf SCHUTILER in jiingster Zeit ausfiihrlicher beschaftigt
(1990) -, dann wird man feststellen, daB beide recht verwandt sind: namlich
daB gleichermaBen noch ein gewisser landlicher Charakter hinsichtlich des
physiognomischen Erscheinungsbildes existiert, ansonsten aber die Mehrheit
der in den 6rtlichen Arbeitsstatten Tatigen im tertiaren Sektor, insb. im
Fremdenverkehr arbeitet, und daB insg. Fremdenverkehrsinfrastruktur und
Dienstleistungsgewerbe sehr gef6rdert worden sind (Realschule, Altenpflegeheim,
Museum, Haus des Gastes, Beherbergungsbetriebe, Wanderwegenetz
usw.). Nieheim hat als ehemals befestigter Ort freilich einen geschlossenen
Ortskern, Rodinghausen geht demgegeniiber auf verdichtete Drubbel mit
Langstreifeneschen zuriick.
Fiir die Landesplanung und die sie konkretisierende Regionalplanung folgt
aus der funktionsanalogen Ausstattung, daB fiir sie v611ig unerheblich ist, ob
eine Gemeinde Stadtrechtsort und damit Kleinstadt im Sinne unserer Tagung
ist oder ob sie einfache Gemeinde ohne Stadtrecht ist.
Weil Gr6Benklassen und funktionale Range sich iiberlagern, wird die
Geographische Kommission fiir Westfalen die Folge »Die Stadte in Westfalen«
von 1965 in einer 2. Auflage auch erweitert als geographisch-kartographisches
Handbuch unter dem Titel »Die SHidte und Gemeinden« in den Kreisen
Westfalens herausbringen (Bd. 1: Kreis Steinfurt, 1994); die Separierung der
einwohnerstarken Landgemeinden von den funktionsschwachen TitularsHidten
erscheint durch nichts mehr gerechtfertigt, z.B. was ihre Funktion und die
Sozialstruktur der Bev61kerung anbetrifft.
Anders sind haufig noch heute das bauliche Ortsbild bzw. die physiognomische
Struktur und auch die Existenz von historischen Sehenswiirdigkeiten
bzw. von Kulturdenkmalern, aber auch fiir diesen Aspekt kann in nichtstadtischen
Gemeinden z.B. durch andere Baudenkmaler ein Ausgleich vorliegen
(z.B. eine Wasserburg, ein zum Museum gewordener Speicher usw.).
Landes- und Regionalplanung sind eher darauf bedacht, bei allen Siedlungen
- auch bei KleinsHidten im landlichen Raum - Tragfahigkeiten und
Mindeststandards zu garantieren, dam it diese - wenn schon nicht vorhanden -
so doch wenigstens in absehbarer Zeit sichergestellt werden konnen. So wird
kleineren Gemeinden (z.B. der Stadt Schieder-Schwalenberg/Lippe oder der
Gemeinde H6velhof/Kreis Paderborn) eher eine gr6Bere Wohnungsbauflachenreserve
oder Gewerbeflachenreserve bewilligt, damit die Einwohnerzahl
fiir die Auslastung der Infrastruktur erh6ht oder die Arbeitsplatzzentralitat
verbessert werden kann. Ferner werden eher von den Regierungsprasidenten