Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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hinaus einen optimalen Zuschnitt fiir die Umsetzung der kommunalen Bauleitplanung.
Eine der kleinsten SHidte Gesamtwestfalens und die kleinste in
OWL ist Marienmiinster, entstanden aus den urn ein Kloster gleichen Namens
gelegenen ZwergsHidten Varden und Bredenborn sowie weiteren Bauerschaften.
Die territoriale Verwaltungsreform in NRW wurde durch drei Gesetze zur
Funktionalreform erganzt, die wiederum auch die Stellung der Kleinstadte
betrafen. So veranlaBte das 1. Funktionalreformgesetz (1. FRG) 1978 zahlreiche
Zustandigkeitsverlagerungen auf untere Verwaltungsebenen, und das 2.
FRG machte Mindestausstattungsstandards fiir Stadte bindend. Stadte mit
iiber 60000 Einwohnern wurden zu sogenannten GroBen kreisangehorigen
Stadten ernannt, Stadte mit 25 000-60 000 Einwohnern zu sogenannten Mittleren
kreisangehorigen Stadten, wobei die von der iiblichen Kategorisierung
abweichenden statistischen Schwellenwerte mit Erfahrungen der Kommunalpraxis
begriindet wurden. Mittlere kreisangehorige Stadte miissen nunmehr
Volksbildungswerke und Feuerwehren mit hauptberuflichen Kdiften unterhalten,
sie sind untere Bauaufsichts- und Jugendhilfebehorden geworden, Gro­
Be kreisangeharige SHidte haben ferner eigene Fiirsorgestellen und Auslanderamter
von den Kreisen iibernommen. AIle Gemeinden ab 25 000 Einwohnern
aufwarts erhielten dariiber hinaus 1978 den Stadttitel. Derartige Stadterhebungen
erfolgten im rheinischen Landesteil recht zahlreich, in Westfalen
seltener; in Ostwestfalen wurden Lohne und Rahden zu Stadten ernannt.
Der Fiihrung des Rechtstitels Stadt und der veranderten Stellung der Kleinstadte
seien einige weitere Gedanken gewidmet (vgl. MAYR 1990, S. 51 f.).
Erfolgte die Stadtwerdung friiher durch Privileg des Landesherrn oder selbst
im 20. Jahrhundert als behordlicher Akt dann, wenn ein Ort nach GroBe,
Siedlungsform, Struktur und anderen die soziale und kulturelle Eigenart der
ortlichen Gemeinschaft bestimmenden Merkmalen stadtisches Gepdige aufwies,
so wird als Folge der Funktionalreform in NRW heute eine Art Automatismus
praktiziert.
Noch frappierender waren die Stadtrechtsverleihungspraktiken unmittelbar
bei der Gebietsreform. Zum einen hat jede Altgemeinde mit einem Stadtrechtstitel
dieses Recht per Neugliederungs-Gesetz auf die Folgegemeinde vererbt.
So haben die zwei schon ofter erwahnten Zwergstadte ohne echte Stadtfunktionen
Varden und Bredenborn ihre Rechte an »Marienmiinster« weitergegeben,
die einwohnerschwachste Gemeinde in ganz OWL. Landesherrliche
Titularrechte wirken also fort.
Zum zweiten hat bei der Gebietsreform nicht nur eine gravierende kommunale
Flurbereinigung stattgefunden; mit der betrachtlichen Ausweitung
zahlreicher Stadte in ihr Umland ist es auch zu einer verwirrenden Ausweitung
des Begriffs »Stadt« im administrativen Sinne gekommen. Dorfliche
Vororte im AuBenbereich sind plotzlich Stadtteile geworden, SHidte - darunter
auch Kleinstadte - groBflachig ausgeweitet worden. 1m Grunde hat somit eine
Pseudoverstadterung stattgefunden, ohne daB titelmaBig aufgewertete Siedlungen
sich funktional vedindert hatten.