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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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266 A. Mayr<br />

2. das durch ein besonderes RegionalbewuBtsein gepdigte Lipperland als<br />

Nachfolger des friiheren Fiirstentums bzw. Freistaats Lippe sowie<br />

3. die ehemaligen Territorien der Grafschaft Ravensberg <strong>und</strong> des Furstentums<br />

Minden sind noch heute namengebend fiir die groBen historischen<br />

Landschaften in Ostwestfalen. Ihnen ist westlich als ein vierter Teilraum<br />

der ehemalige Kreis Wiedenbriick vorgelagert, ein aus zwei friiheren<br />

Kleinterritorien <strong>und</strong> einer AuBenbesitzung (Grafschaft Rietberg, Herrschaft<br />

Rheda, Amt Reckenberg des Fiirstbistums Osnabriick) zusammengefugter<br />

Verwaltungsraum, der heute im Kreis Gutersloh aufgegangen ist<br />

(vgl. fur die Situation urn 1801 bzw. 1816 WREDE 1953, LAHRKAMP<br />

1981 oder KOHL 1986). In allen vier Teildiumen war bereits bis etwa 1240<br />

eine Anzahl von SHidten entstanden, die zumeist als MuttersHidte <strong>und</strong> fruhe<br />

GriindungssUidte bezeichnet werden konnen (HAASE 1963). Die meisten<br />

von ihnen sind heute herausgehobene, zumindest aber wichtige Zentralorte,<br />

andere haben allerdings auch ihr Stadtrecht schon fruh wieder<br />

verloren wie die mittelalterliche Wiistung Corvey an der Weser oder die in<br />

Grenzlage errichtete Bergsiedlung Padberg bei Marsberg (WALTER 1979).<br />

In den folgenden Stadtentstehungsphasen bis 1520 spielte die Erhebung zu<br />

oder die Anlage von meist kleinen SUidten ein wichtiges Mittel der Territorialpolitik,<br />

das nicht nur von den Paderborner, Lipper, Ravensberger <strong>und</strong><br />

Mindener Landesfiirsten, sondern dariiber hinaus auch von den Herren<br />

<strong>und</strong> Grafen von Schwalenberg, Sternberg u.a. sowie in Grenzriiumen von<br />

Kolnern, Arnsbergern, Calenbergern <strong>und</strong> anderen praktiziert wurde. Dabei<br />

wurden hiiufig auf kleiner Gemarkungsfliiche (oft unter 10 ha) Stadtrechtsorte<br />

geschaffen, deren wirtschaftliche <strong>Entwicklung</strong>sbedingungen sehr begrenzt<br />

waren <strong>und</strong> die kaum zu echten Stadtfunktionsorten aufsteigen<br />

konnten. Die Vielzahl der fruhen Stiidte <strong>und</strong> ihrer Herren ist von L.<br />

SCHUTTE, die GroBe dieser Stiidte einschlieBlich derer in Nachbarriiumen<br />

fiir die drei Zeitschnitte 1550, 1775 <strong>und</strong> 1858 von H. DITT fur den<br />

Geschichtlichen Handatlas von Westfalen dokumentiert worden (SCHUT­<br />

TE 1982, DITT 1982). Gerade im Flankenraum siidostlich der Rhein­<br />

Weser-Achse, d.h. im Furstbistum Paderborn, partiell aber auch in Lippe<br />

<strong>und</strong> im Mindener Land, war die Vielzahl so1cher Stiidte hochst bemerkenswert,<br />

aber auch das AusmaB an »Fehlentwicklungen«, wie es sich in Stadtrechtsverlusten<br />

<strong>und</strong> Wiistungen ausdriickt (vgl. GORKI 1976, Abb. 1 <strong>und</strong><br />

Abb. 4). Wiihrend die Stiidte im Raum der Rhein-Weser-Achse 1976 zu 67%<br />

wirtschaftliche Stadtfunktionen im Range von Mittelzentren aufweisen<br />

konnten, traf dies fiir diejenigen im nordwestlichen Flankenraum nur zu<br />

42%, fur die im Siidosten sogar nur zu 33% zu (ebd., S. 260). In diesen<br />

Zahlen dokumentiert sich das groBe Ubergewicht der zahlreich entstandenen<br />

Titularstiidte der GroBenklassen Klein-, Land- <strong>und</strong> Zwergstiidte, die<br />

nicht durch Industrialisierung, VerkehrserschlieBung <strong>und</strong> moderne Versorgungsfunktionen<br />

einen Aufschwung erlebten, sondern weiterhin vor allem<br />

in schwach besiedelten Riiumen lagen <strong>und</strong> agrarwirtschaftlich bestimmt<br />

waren. Zwei weitere Abbildungen von GORKI demonstrieren fiir den Anfang<br />

des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts eindringlich die Unterschiede von StadtgroBe

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