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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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Die <strong>Entwicklung</strong> der historischen KleinsUidte des Paderborner Landes 249<br />

Die Architektur der reinen Neubausiedlungen des 20. lahrh<strong>und</strong>erts kniipft<br />

zunachst an die regionalen Haustypen <strong>und</strong> Baumaterialien an (steiles Satteldach,<br />

Verwendung von Naturstein, weiBer Wandputz). Die Siedlungen bzw.<br />

Hauser der 60er bis 80er Jahre sind zunehmend an den wechselnden Trends<br />

eines ubiquiUiren Stils zu unterscheiden (u.a. Bungalowstil mit breiten »liegenden«<br />

Fenstern <strong>und</strong> Klinker-Verkleidung, Flachdachbauten, imitierte Fachwerkgebaude<br />

<strong>und</strong> neuerdings postmoderne Stilformen).<br />

3. Stadtebauliche Sanierung <strong>und</strong> Denkmalpf1ege im 20. lahrh<strong>und</strong>ert<br />

Ohne Zweifel kam es in den Kleinstadten des Paderborner Landes vor allem<br />

seit dem Zweiten Weltkrieg zu vielfachen Verbesserungen der Wohn-, Verkehrs-<br />

<strong>und</strong> Wirschaftsverhaltnisse. Dennoch wird die zuriickliegende stadtebauliche<br />

<strong>Entwicklung</strong> heute iiberwiegend kritisch beurteilt. In den alten Stadtkernen<br />

sind zahllose Abgange der iiberlieferten Bausubstanz zu beobachten.<br />

Die Verlustrate betrug in den 60er <strong>und</strong> 70er Jahren nach amtlichen Schatzungen<br />

zwischen 5 <strong>und</strong> 10 % jahrlich. Durch den AbriB kulturhistorisch wertvoller<br />

Gebaude <strong>und</strong> die Beseitigung von Plantzanlagen <strong>und</strong> Ortsgr<strong>und</strong>rissen wurde<br />

ein GroBteil der Individualitat <strong>und</strong> Identitat zerstort. Eine weitere groBe<br />

Gefahr lag in der zunehmenden sozialen, wirtschaftlichen <strong>und</strong> baulichen Verodung<br />

der alten Stadtbereiche (Abb. 11). Leerstehende oder nur teilgenutzte<br />

Hauser <strong>und</strong> verlassene Platze anstelle abgerissener Gebaude kennzeichneten<br />

mehr <strong>und</strong> mehr die Stadtkerne.<br />

Die Modernisierungen von Altbauten <strong>und</strong> auch die eubauten der 60er bis<br />

80er Jahre haben nach GroBe, Form, Baumaterial <strong>und</strong> Gestaltung haufig keine<br />

Beziehung zum iiberlieferten Ortsbild. Die traditionellen regionalen Hauslandschaften<br />

wurden durch einen ubiquitaren »Bausparkasseneinheitsstil«<br />

abgelost. Die Kleinstadte - wie auch die Dorfer - kamen mehr <strong>und</strong> nlehr in<br />

den GenuB von »Weltarchitektur«, sie wurden nach groBstadtischen Standards<br />

modernisiert.<br />

Die Ursachen fiir die Verstadterung bzw. Verodung sind vielfaltig. Fiir die<br />

iiberlieferten Bausubstanzen bestanden oft nur schwierige, kostspielige <strong>und</strong><br />

haufig fehlende Nutzungsmoglichkeiten. Die alten Bauernhauser wurden, von<br />

wenigen Ausnahmen abgesehen, den gehobenen Wohnanspriichen nicht mehr<br />

gerecht. GeschoBhohe, Zuschnitt <strong>und</strong> Zuordnung der Raume, sanitare <strong>und</strong><br />

technische Ausstattung sowie Belichtung, Besonnung <strong>und</strong> Beliiftung konnten<br />

mit den Neubauwohnungen am Stadtrand nicht konkurrieren. Die modernen<br />

Wohnanspriiche sowie die Erfordernisse der sich ausbreitenden Landwirtschaft<br />

schufen standig neue Zielkonflikte mit dem iiberlieferten Ortsbild. Fiir<br />

viele Bewohner wurde der Neubau am Ortsrand ein Traumziel.<br />

Von den diversen staatlichen Planungsbehorden wurde der »Wert« der alten<br />

Kleinstadtkerne relativ spat wahrgenommen. Ein erster Vorwurf gilt der klassischen<br />

Denkmalschutzpolitik, die bis 1975/ 1980 fast ausschlieBlich die attraktiveren<br />

Schlosser <strong>und</strong> historischen Kerne mittlerer oder groBerer Stadte<br />

beriicksichtigte <strong>und</strong> die Kultursubstanz auf dem Lande vernachlassigte <strong>und</strong><br />

sich selbst iiberlieB. Die Kleinstadte entgingen der Wachsamkeit, da die Bau-

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