Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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Es erfolgte aber in der Regel keine Weiterentwicklung der bestehenden Gewerbebetriebe
im 19. und 20. lahrhundert. Wahrend sich im 19. lahrhundert
in vie1en Gebieten Deutschlands die Industrie neu und rasch wachsend entwickelte,
erlebte gerade der sudliche Kreis Paderborn in dieser Zeit auf dem
industriegewerblichen Sektor eine Stagnation. Verantwortlich dafur waren in
erster Linie der allgemeine Rohstoffwechsel yom Holz zur Kohle sowie die
zunehmende Verkehrsungunst des Raumes gegenuber den neuen Industrieund
Ballungsgebieten an Rhein und Ruhr. Die moderne Eisenbahnerschlie­
Bung lieB das sudliche Paderborner Land im Abseits (Ausnahme Buren).
Gleichwohl waren die Kleinstadte des Paderborner Landes im 19. und fruhen
20. lahrhundert weitgehend aut ark durch Landwirtschaft, Handwerk und
Handel. AuBerdem besaBen sie eine beachtliche Infrastruktur. lede Kleinstadt
besaB ihre 6rtliche (Volks-)Schule, eine Kirchengemeinde, ein Burgermeisteramt
bzw. Rathaus und den Polizeiposten. AuBerdem gab es eine (im Vergleich
zu he ute ) relativ dichte Verbreitung von Krankenhausern, Amtsgerichten,
H6heren Schulen und Molkercien (jeweils in Buren, Furstenberg und Lichtenau).
Der moderne Strukturwandel von der Agrar- zur Industrie- bzw. Dienstleistungsgesellschaft
erfaBt seit dem Zweiten Weltkrieg schlieBlich auch die peripheren
Kleinstadte des Paderborner Landes. Nach permanenten Schrumpfungsprozessen
haben die lokalen Arbeitsplatze in Landwirtschaft, Forstwirtschaft
und Handwerk drastisch abgenommen. Ein GroBteil der Erwerbstatigen
ist heute zum Auspendeln gezwungen (meist in das Oberzentrum Paderborn).
Auch hinsichtlich ihrer Infrastruktur haben die Kleinstadte Verluste zu
verzeichnen. Alle Amtsgerichte wurden abgezogen, bis auf die Ausnahme Buren
auch die Krankenhauser, Polizeiposten und Molkereien, in Kleinenberg
gibt es heute keine lokale Schule me hr.
Durch die kommunale Gebietsreform 1975 verloren alle funf Kleinstadte
ihre kommunale Autonomie (mit Burgermeister und Gemeinderat) und wurden
neuen GroBgemeinden einverleibt (Buren, Lichtenau, Wunnenberg). Lediglich
Wunnenberg ist es in den letzten lahrzehnten gelungen, die Fremdenverkehrspotentiale
einer sch6nen Landschaft und gesunder Luft zu nutzen
und eine uber6rtlich bedeutende Fremdenverkehrsinfrastruktur aufzubauen,
z.B. Frei- und Hallenbad, Kneipptretbecken, Kurhaus, Kurpark.
Durch die Arbeitsplatz- und Infrastrukturverluste haben die Kleinstadte
gegenwartig eine hohe Auspendlerquote. Dies bedeutet auch, daB ein GroBteil
der lokalen Kaufkraft in die benachbarten Mittel- und Oberzentren abflieBt.
Ohne Zweifel profitieren alle Stadte und D6rfer des Paderborner Landes yom
wirtschaftsreichen Aufstieg des Oberzentrums Paderborn in den zuruckliegenden
30 lahren.
Seine Randlage im uberregionalen Verkehrsnetz hat der Untersuchungsraum
in den letzten 20 lahren etwas abbauen k6nnen. Hierzu hat vor allem
die Bundesautobahn Ruhrgebiet - Kassel (seit 1975) beigetragen, die das sudlie
he Kreisgebiet passiert und mit vier Auffahrten erschlieBt. Mit der Strecke
Bielefeld - Paderborn - Wunnenberg/Haaren (ab 1994) wird die erganzende
Nord-Sud-Verbindung des Raumes zum uberregionalen Autobahnnetz reali-