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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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Stadtstatus <strong>und</strong> zentralOrtliche Funktion - Weesen am Walensee 225<br />

sind, dann hat die Stadt zumindest einen Markt von regionaler Bedeutung<br />

besessen, ahnlich wie Uznach, das Zentrum der gleichnamigen Grafschaft,<br />

oder das st. gallische AltsUi.tten im Rheintal 41 •<br />

Die Privilegierung Weesens als Stadt spiegelt die Absicht der Habsburger<br />

wider, hier eine stategisch wichtige Position an iiberregionalen Verkehrswegen<br />

iiber die Gewasser, also Walensee, Maag, Linth <strong>und</strong> Ztirichsee auszubauen.<br />

Mit vergleichbarer Zielsetzung wird Walenstadt gefordert, das, auf der gegeniiberliegenden<br />

Seeseite gelegen, immer Pendant zu Weesen im Verkehr<br />

iiber den Walensee gewesen ist 42 • Weesens Ausstattung zur Stadt ist auch im<br />

Zusammenhang mit einer habsburgischen Erwerbungs- <strong>und</strong> Siedlungspolitik<br />

zu sehen, die sich im Raume Nordostschweiz deutlich mit der Griindung <strong>und</strong><br />

Forderung von SUi.dten manifestierte: Schwarzenbach nahe beim abtisch-st.<br />

gallischen Wil, Rheineck an der Miindung des Rheins in den Bodensee im 13.<br />

lahrh<strong>und</strong>ert, Elgg <strong>und</strong> Biilach oder - ausserhalb der Grenzen der heutigen<br />

Schweiz - Feldkirch sind Beispiele dafiir 43 • Die Privilegisierung Weesens als<br />

Stadt vor allem in der zweiten HaUte des 14. lahrh<strong>und</strong>erts lasst sich ferner als<br />

politisches Programm in einer Krisensituation verstehen, denn mit dem<br />

Beitritt von Glarus zum eidgenossischen B<strong>und</strong> 1352 wird die Stadt ein strategisch<br />

wichtiger Vorort 44 •<br />

Dass Stadterhebungen, Stadtrechtsverleihungen <strong>und</strong> Privilegien nicht notwendig<br />

auch zur Stadtwerdung fiihrten, ist bekannt 45 • Inwieweit das alte Weesen<br />

nicht nur von der normativen Rechtslage her, sondern tatsachlich eine<br />

»ziemliche Stadt« geworden ist, lasst sich nicht leicht fassen. Quellen, die ein<br />

detailliertes Bild tiber die Sozial- <strong>und</strong> Wirtschaftstruktur der Stadt vor 1388<br />

vermitteln wiirden, liegen nicht vor. Die Vorstellung verdichtet sich, wenn wir<br />

Nachrichten zur baulichen Gestalt der Stadt einbeziehen (Abb. 2): Unl 1288,<br />

als Weesen erstmals »civitas« genannt wird, hat man mit dem Stadtmauerbau<br />

zumindest begonnen. In den dreissiger lahren des 14. lahrh<strong>und</strong>erts werden<br />

Weesener Hauser erwahnt 46 • Wie das gr<strong>und</strong>satzlich fiir viele Bereiche mittelalterlicher<br />

Stadttopographie gilt, so ist man bei der Frage nach der Auspragung<br />

der Stadt Weesen in besonderem Masse auf Grabungen angewiesen 47 •<br />

Zwar ist das alte Stadtareal nur locker iiberbaut worden, jedoch konnten bislang<br />

nur Stichgrabungen unternommen werden. In den letzten dreissig lahren<br />

41 Stercken, SHidtische Kleinformen, S. 198ff.<br />

42 Gubser, Gaster, S. 120ff.<br />

43 Zu den habsburgischen Griindungen im 13. lahrh<strong>und</strong>ert werden ferner Bremgarten, Meggenhorn,<br />

Meienberg, Sempach, Willisau, Biberstein, Siickingen, Laufenburg, Waldshut, Brugg, Baden,<br />

sowie als letzte Stadterhebungen in der Region Nordostschweiz auch Eigg (1371) <strong>und</strong><br />

Biilach (1384) gerechnet; vgl. Hofer, StiidtegrUndungen, S. 97; Ammann, Kleinstadt, S. 163ff.;<br />

vgl. Martin, Stiidtepolitik, S. 122ff.; im Habsburgischen Urbar werden insgesamt 28 Stiidte<br />

unter habsburgischer Herrschaft verzeichnet, vgl. Meyer, Verwaltungsorganisation, S. 43.<br />

44 Vgl. GmUr, Rechtsgeschichte, S. 9f.<br />

45 Vgl. Literatur unter Anm. 6; Hildebrandt, Biilach, S. 225, 229; Mietlich, EIgg, S. 138; Eisener,<br />

Stadtrecht, S. 104.<br />

46 UB St. Gallen SUd Bd. 2, Nr. 1312, S.438, Nr. 1329, S. 447f.; vgl. auch Zeugnisse nach der<br />

ZerstOrung der Stadt: Thommen, Urk<strong>und</strong>en Bd. 3, Nr. 67, S. 62ff.<br />

47 Vgl. nur zum Teil Uberholte allgemeine Zusammenstellung bei Ammann, Spaten, S. 1ff.

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