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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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Stadtstatus <strong>und</strong> zentralortliche Funktion - Weesen am Walensee 223<br />

Als Weesen 1288 erstmals als Stadt genannt wird, ist Rudolf von Habsburg,<br />

der nach dem Aussterben der Kyburger 1264 <strong>und</strong> der Rapperswiler 1283 deren<br />

Rechte an den beiden alten Siedlungen Nieder- <strong>und</strong> Oberwesen an sich ziehen<br />

kann, Herr uber die junge Stadet. 1m Habsburger Urbar aus dem ersten Viertel<br />

des 14. Jahrh<strong>und</strong>erts werden Niederweesen <strong>und</strong> die Meranschen Giiter mit<br />

dem Harwenhof, die Stadt Weesen, Martinskirche, Martinshof, Rechte an<br />

Leuten in Oberweesen, Zwing <strong>und</strong> Bann sowie der Zoll in Weesen unter dem<br />

herrschaftlichen Eigen im Amte Glarus aufgefuhre 2 • Weesens Erwahnung als<br />

»civitas, »stat« oder »oppidum«, seiner Burger als »cives« oder »burger« seit<br />

dem letzten Viertel des 13. Jahrh<strong>und</strong>erts zeigen an, dass hier ein Ort mit<br />

besonderem Status entstanden ise 3 •<br />

Zieht man zum einen in Betracht, dass im ausgehenden Mittelalter eine<br />

Vielfalt unterschiedlicher Siedlungsformen 'Stadt' genannt wird <strong>und</strong> zum anderen,<br />

dass Stadtwerdung sich in einem »gestreckten Prozess« vollzieht, so<br />

sagt der Stadttitel <strong>und</strong> die Erwahnung der Stadtbewohner als Burger zunachst<br />

nicht viel aus 24 • Wie we it konnte Weesen stadtische Rechte erwerben? Aus<br />

dem Habsburger Urbar yom Beginn des 14. Jahrh<strong>und</strong>erts geht hervor, dass die<br />

habsburgischen Stadtherrn Eigenleute in Weesen besassen, die den Fall <strong>und</strong><br />

damit bei ihrem Ableben der Herrschaft eine Abgabe, leisten mussten 2S • Weesen<br />

galt als eine Tagwe 26 , war also ein eigenstandiger Distrikt innerhalb der<br />

habsburgischen Verwaltungsorganisation. Es war Zentrum fur die Landschaft<br />

Gaster <strong>und</strong> das Niedere Amt, das seit Mitte des 14. Jahrh<strong>und</strong>erts zusammen<br />

mit dem oberen Amt Glarus durch einen gemeinsamen Landvogt verwaltet<br />

wurde 27 • Fur die Lokalverwaltung waren Untervagte eingesetzt.<br />

Erste gemeindliche Befugnisse der Weesener Burger werden 1313 schriftlich<br />

niederlegt: Herzog Leopold von Osterreich erteilt ihnen das Recht, den Leutpriester<br />

an der Pfarrkirche St. Martin in Autis selbst zu bestimmen 28 • Mit<br />

dieser Urk<strong>und</strong>e ist erstmals umrissen, dass die Stadt nun einen eigenen Friedensbereich<br />

darstellt, denn der habsburgische Amtmann darf bei Rechtsverstassen<br />

nur nach einer bestimmten Frist <strong>und</strong> wenn die stadtischen Instanzen<br />

iiberfordert sind, eingreifen 29 • Ein Stadtrat, dem auch niedergerichtliche Kompetenzen<br />

zukamen 30 , hat schon vor 1369 getagt. Dieser war allerdings von der<br />

21 Vgl. Gmlir, Rechtsgeschichte, S. 6ff.; Maag, Habsburgisches Urbar Bd. 1, S. 515ff.<br />

22 A.a.O.<br />

23 Rechtsquellen Nr. 287ff.; UB St. Gallen Slid Bd. 2, Nr. 1115, 1135, 1161, 1200, 1312.<br />

24 Ennen, MindersHidte, S. 70; vgl. Literatur unter Anm. 6, Schaab, SHidtlein, S. 219ff.; Sydow,<br />

Stadte, S. 248; Stercken, Stadtische Kleinformen, passim.<br />

25 Vgl. Anm. 21.<br />

26Tagwe bedeutet Tagwerk, d.h. die Fronarbeit eines Tages: zu Tagwen werden mehrere Gliter<br />

zusammengefasst, die am gleichen Tag Fronarbeit leisten mlissen: vgl. Maag, Habsburgisches<br />

Urbar Bd.l, S. 503, Anm. 5.<br />

27Vgl. Blumer, Urk<strong>und</strong>ensammlung Bd. I, Nr. 48, 61, 62, 74; UB St. Gallen Slid II, Nr. 1185,<br />

S.320f., vgl. Nr. 1135, S. 277f.; Gubser, Gaster, S. 125; Meyer, Verwaltungsorganisation,<br />

S. 103ff.<br />

28 Rechtsquellen Nr. 283, S. 398, Nr. 288, S. 401; UB St. Gallen Slid Bd. 2 Nr. 818, S. 42f., Nr. 928,<br />

S. 120f., Nr. 1192, S. 325f.<br />

29 Rechtsquellen, Nr. 287, S. 400f., vgl. Nr. 290, S. 403; vgl. Gmlir, Rechtsgeschichte, S. 61 f.<br />

30 Blumer, Urk<strong>und</strong>ensammlung Bd. 1 Nr. 84, 97, 98; Rechtsquellen Nr. 293, S. 405; Nr. 294,<br />

S. 406; vgl. Gmlir, Rechtsgeschichte, S. 61.

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