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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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222 M. Stercken<br />

Als Stadt tritt Weesen erstmals 1288 in Erscheinung: Ein Privileg fur den<br />

Schwesternkonvent »in Wyden« (im heutigen Siedlungszentrum von Weesen)<br />

beschreibt die Lage des Klosters erstmals mit »extra muros civitatis Weesen«l1.<br />

Mit aller Vorsicht nimmt Hektor Ammann an, Weesen sei eine Gr<strong>und</strong>ung der<br />

Grafen von Kyburg aus der ersten Halfte des 13. lahrh<strong>und</strong>erts gewesen 12 • Eine<br />

genaue Zuschreibung zu einem Gr<strong>und</strong>ungsgeschlecht fallt fur Weesen nicht<br />

leicht, denn, wie fur die meisten anderen Stadtgr<strong>und</strong>ungen dieser Epoche,<br />

liegt kein Stadtgr<strong>und</strong>ungsprivileg vor, sondern der Stadtstatus wird mit der<br />

Erwahnung als Stadt, mit der Ueberlieferung stadtischer Rechte <strong>und</strong> Privilegien<br />

sowie Nachrichten zur zentra16rtlichen Funktion belegt. Weesen, das<br />

geographisch exponiert am Fusse eines Gebirgsmassivs, am Ausfluss der Weesener<br />

Linth (oder Maag) aus dem See gegenuber der Oeffnung des breiten<br />

Glarner Talbodens <strong>und</strong> an wichtigen Verbindungen zu Wasser im Verkehr<br />

uber B<strong>und</strong>nerpasse, Rheintal <strong>und</strong> Zurichsee liegt, ist fruh besiedelt <strong>und</strong> als<br />

Zollstelle bezeugt 13 • Die Gemengelage von Herrschaftsrechten l4 <strong>und</strong> einige,<br />

bereits in die Zeit vor der Stadtgr<strong>und</strong>ung datierte Burganlagen 15 dokumentieren<br />

die strategische Bedeutung des Ortes.<br />

Die Kyburger werden fur die Stadtgr<strong>und</strong>er gehalten, da sich die verstreuten<br />

kyburgischen Besitzungen am Walensee in Weesen konzentrieren. 1232 verfugen<br />

sie uber die Zollstelle l6 • Dass die Erhebung von Zollen an einem viel<br />

frequentierten Ort wesentlicher Impuls fur eine Stadtgr<strong>und</strong>ung sein kann,<br />

scheint sich damit einmal mehr zu bestatigen 17. Die Ansiedlung »villa Obirinwesin«<br />

geht 1264 als kyburgisches Erbe in den Besitz Rudolfs von Habsburg<br />

uber l8 • Rechte an Niederwesen gelangen Mitte des 13. lahrh<strong>und</strong>erts aus dem<br />

Erbe des Herzogs von Meran an die Grafen von Rapperswil l9 • Neben Ober<strong>und</strong><br />

Niederweesen tritt in den Quellen seit 1232 immer ofter die Siedlungsbezeichnung<br />

Weesen in Erscheinung 20 •<br />

11 VB St.Gallen Sud Bd. 1 Nr. 790, S. 24; Aegidius Tschudis Angaben zu einer Vrk<strong>und</strong>e von 1265,<br />

in der Weesen als Stadt bezeichnet wird, ist nicht korrekt wiedergegeben: vgl. Tschudi, Chronicon,<br />

Bd. 2, S. 213, s. Anm. v. B. Stettler; vgl. schon Gubser, Gaster, S. 124.<br />

12 Ammann, SHidte der Waadt, S. 76; Keller, Grafen von Kyburg; Paul Hofers Kartierungen der<br />

SUidte einzelner Gr<strong>und</strong>ungsgeschlechter fiihrt Weesen nicht auf: vgl. ders., Stadtgr<strong>und</strong>ungen,<br />

S.97, 100.<br />

13 Gubser, Gaster, S. 113ff.; seit dem 9. lahrh<strong>und</strong>ert sind eine Basilika in Wyden, Hafen <strong>und</strong><br />

Zollstatte nachgewiesen; B<strong>und</strong>ner VB Bd. 1, S. 387; vgl. Gmur, Rechtsgeschichte, S. 188.<br />

14 zum Beispiel auch Rechte <strong>und</strong> Besitzungen der Kloster prafers <strong>und</strong> Schanis sowie des Bischofs<br />

von Chur in Weesen: VB St.Gallen Sud Bd. 1, Nr. 124, S. 123f., Nr. 749, S. 509f.; Nr. 348,<br />

S. 265f.; Nr. 599, S. 423, Nr. 592, S. 419.<br />

15 Vgl. Regesten Nr. 128, Nr. 519; VB St. Gallen Sud, Bd. 1, Nr. 441; Gruninger, Forschungsbericht,<br />

S. 97, Anderes, Kunstdenkmiiler, S. 373ff.; Gubser, Gaster S. 453.<br />

16Vgl. VB St. Gallen Sud Bd. 1, Nr. 348, S. 265f., Nr. 315, S. 244f.; Anderes, Kunstdenkmiiler,<br />

S.379.<br />

17 Vgl. Literatur unter Anm. 9; Schnyder, Zolltarife, Ammann, Zolltarife.<br />

18 VB St. Gallen Sud Bd. 1, Nr. 348, S. 265f.<br />

19 Vgl. Gmur, Rechtsgeschichte, S. 6ff.; Gubser, Gaster, S. 177.<br />

20 VB St. Gallen Sud Bd. 1, Nr. 348, S. 265f., Nr. 504, S. 365, Nr. 450, S. 388, Nr. 599, S. 423, Nr.<br />

592, S. 419; VB Abtei St. Gallen Bd. 3, Nr. 975, S. 173; Quellenwerk Bd. 1, Nr. 1156. S. 521f.

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