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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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220 M. Stercken<br />

Ais offenbar ausgebildete, kleine Stadt bis zum Ende des 14. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

<strong>und</strong> als Siedlung mit stadtischem Charakter vom ausgehenden Mittelalter bis<br />

ins 18. Jahrh<strong>und</strong>ert scheint Weesen geeignetes Beispiel zu sein, urn am Einzelfall<br />

Fragen urn Klein-, Minder- <strong>und</strong> Kummerformen von Stadt aufzugreifen.<br />

Wie die jtingere stadtgeschichtliche Forschung gezeigt hat, reicht es dabei<br />

nicht, allein von den Siedlungsbezeichnungen, von Stadtrechtsverleihungen<br />

oder -erhebungen auszugehen 6 : Wesentliche Impulse auf dem Weg, die Vielfalt<br />

von Erscheinungen stadtischer Kleinformen <strong>und</strong> Siedlungen aus der Grauzone<br />

zwischen Stadt <strong>und</strong> Dorf, in ihrem <strong>Entwicklung</strong>sprozess erfassen <strong>und</strong><br />

typisieren zu konnen, hat zum einen der ideale, alle stadtischen Qualitaten in<br />

sich vereinende, kombinierte Stadtbegriff Carl Haases gebracht. Zum anderen<br />

sind es immer mehr geographische Modelle urn stadtische Raumfunktion <strong>und</strong><br />

Siedlungsnetz sowie Ueberlegungen zur Einbindung kleiner Stadte in tibergeordnete<br />

geographische, wirtschaftliche <strong>und</strong> politische Zusammenhange, die<br />

das Bild der Konditionen von Stadtentwicklung verdichten. In diesem Sinne<br />

tiber die Auspragung hinaus nach den Bedingungen ftir die besondere Genese<br />

von Weesen zu fragen, verspricht allgemeine Vorstellungen tiber die Auswirkungen<br />

von Territorialisierung auf die <strong>Entwicklung</strong> stadtischer Kleinformen<br />

im Uebergang von adeligen an eidgenossische Territorialherrn am bislang wenig<br />

untersuchten 7 Fallbeispiel prazisieren <strong>und</strong> damit zu einer spezifischen<br />

Fragestellung eidgenossischer Geschichte beitragen zu konnen 8 •<br />

Inwieweit ist die alte Stadt Weesen tatsachlich »ziemliche« Stadt gewesen ?<br />

Zwar wird mit der Wustlegung 1388 der Stadtwerdung abrupt ein Ende gesetzt,<br />

doch kann man davon ausgehen, dass Weesens <strong>Entwicklung</strong>spotential<br />

von vorneherein begrenzt gewesen ist. Seine <strong>Entstehung</strong> fallt namlich in die<br />

Periode des Stadtgrtindungsbooms im 13. Jahrh<strong>und</strong>ert, die zu einer Verstadterung<br />

einzelner Landschaften in der Westschweiz, im schweizerischen Mittelland<br />

<strong>und</strong> auch in der Nordostschweiz ftihrte 9 • In einem bereits besetzten<br />

<strong>und</strong> sich in dies em Jahrh<strong>und</strong>ert stark erweiternden Siedlungsnetz waren die<br />

Chancen fur Neugr<strong>und</strong>ungen, uber die Grosse von Kleinstadten hinauszuwachsen,<br />

gering. Ausser Weesen <strong>und</strong> Walenstadt am Walensee saumen im Abstand<br />

von zehn bis zwanzig Kilometern noch weitere Grtindungen des 13.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts, namlich Rapperswil, Uznach im Nordwesten oder im Osten<br />

Sargans, den Rhein entlang Werdenberg, Altstatten oder Rheineck die Verkehrswege<br />

von Ztirich Richtung B<strong>und</strong>nerpasse <strong>und</strong> Rheintal (vgl. Abb. 1). Der<br />

Talschaftshauptort des sich bei Weesen offnenden Glarner Tales, Glarus, der<br />

bereits im 13. Jahrh<strong>und</strong>ert als Markt bezeugt ist, hat wohl auch eine gewisse<br />

Konkurrenz fur die Stadte in der Umgebung dargestelleo.<br />

6 Vgl. etwa Les petites villes; Press, Stadt- <strong>und</strong> Dorfgemeinden; Ennen, Minderstadte; Radeff,<br />

Reseau urbain; Blaschke, Qualitat; Denecke, Stadtbegriff; Stoob, Minderstadte; Haase, Stadtbegriff.<br />

7 Vgl. etwa Gubser, Gaster; Gmiir, Rechtsgeschichte, Ortschronik: Rimensberger, Beitrage.<br />

8 Vgl. Schwarz, Stadte; Gmiir, Stadte, S. 57ff.; Raiser, Territorialpolitik; Peyer, Verfassungsgeschichte,<br />

S. 116ff.<br />

9 Ammann, Kleinstadt; ders., Stadtewesen; ders. Thesen; Hofer, Stadtgriindungen.<br />

10 Keller, Grafen von Kyburg, S. 94; vgl. Ammann, Talschaftshauptorte.

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