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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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22 K. Fehn<br />

ßerordentlich wichtige Rolle zugedacht hatten . W. Christaller, von dem die<br />

Hauptideen für die als vorbildhaft angesehenen Planungen für den sogenannten<br />

Neuen Deutschen Osten nach dem Ende des Polenfeldzugs stammten<br />

(1941, 1944), unterschied zwischen der Kreisstadt mit ca . 20 000 Einwohnern<br />

<strong>und</strong> der Landstadt von ca. 3-4 000 Einwohnern . Diese Landstadt sollte die<br />

»Brücke zwischen Stadt <strong>und</strong> Land, eine Synthese zwischen den leider noch<br />

stark divergierenden Lebenskreisen« herstellen . Seine Hauptbedeutung sollte<br />

sie als zentraler Ort haben, aber auch als Standort von landwirtschaftsbezogener<br />

Industrie . Unterhalb der Landstadt war das sogenannte Hauptdorf<br />

vorgesehen, das wiederum eine Gruppe von Dörfern zu versorgen hatte . Die<br />

Landstadt wird von Christaller eigens als gehobenes Hauptdorf bezeichnet,<br />

wodurch der große Abstand zur Kreisstadt deutlich wird, die für den Kreis<br />

den beherrschenden Mittelpunkt bilden sollte <strong>und</strong> eigentlich eher als Mittelstadt<br />

zu verstehen ist . Auf die zahlreichen weiteren aufschlußreichen Einzelheiten<br />

dieses NS-Konzepts kann an dieser Stelle aus Raumgründen nicht<br />

eingegangen werden (vgl. dazu Fehn 1991) .<br />

Viele der heute noch bestehenden kleineren <strong>Städte</strong> sind in ein<strong>und</strong>derselben<br />

Periode unter ähnlich gelagerten <strong>Entstehung</strong>s- <strong>und</strong> Gestaltungsumständen<br />

entstanden . Sie können deshalb zu genetischen Typen zusammengefaßt werden<br />

. Schwieriger wird es schon, wenn man die <strong>Entwicklung</strong> seit ihrer <strong>Entstehung</strong><br />

mit hinzunimmt, da vor allem im 19 . <strong>und</strong> im 20 . Jahrh<strong>und</strong>ert die einzelnen<br />

<strong>Städte</strong> ganz unterschiedlich in Wert gesetzt wurden . Die meisten<br />

kleineren <strong>Städte</strong> wurden im Spätmittelalter gegründet . Vor allem für diese Zeit<br />

gilt es also, ein zeitspezifisches Kriterienbündel zur Beurteilung der Vielfalt<br />

innerhalb dieser <strong>Städte</strong>gruppe zu finden . Es gab Groß- <strong>und</strong> Mittelstädte, echte<br />

Kleinstädte mit Handel <strong>und</strong> Gewerbe <strong>und</strong> zentralörtlicher Bedeutung, Zwergstädte,<br />

denen diese Funktionen weitgehend fehlten, aber als geplante Kleinstformen<br />

zu betrachten sind, Kümmerstädte, die an Bedeutung verloren haben<br />

oder diese trotz eines Privilegs nie gehabt haben, Minderstädte als Siedlungen<br />

mit gemindertem Stadtrecht, aber städtischen Funktionen, kleine offene<br />

Marktflecken mit geringen städtischen Funktionen . In der frühen Neuzeit<br />

verloren viele der kleineren <strong>Städte</strong> einen Teil ihrer städtischen Funktionen . L.<br />

Enders (1990) spricht für die Uckermark vom Wüstfallen der eigentlichen<br />

städtischen Funktionen, Gewerbe <strong>und</strong> vor allem Handel, was für die einzelne<br />

Siedlung Stagnation bedeutete . Die Bedeutung als Nahmarkt <strong>und</strong> als Handwerkszentrum<br />

blieb jedoch erhalten . In dieser Zeit stiegen aber auch kleinere<br />

<strong>Städte</strong> zu Amtssitzen auf, nachdem die Verwaltung die Burgen verlassen hatte .<br />

Die hierarchische Abstufung innerhalb des zentralörtlichen Systems beruhte<br />

in dieser Zeit weitgehend auf der Stellung innerhalb der landesherrlichen Verwaltung<br />

. Als ein Beispiel für das Gesamtspektrum der <strong>Städte</strong> in der Frühneuzeit<br />

seien die Typisierungen von A. Scheuerbrandt (1972) für Württemberg<br />

genannt : Ackerbürgerstadt, Weinbau- <strong>und</strong> Weinhandelsstadt, Marktstadt, Gewerbestadt,<br />

Handels- <strong>und</strong> Verkehrsstadt, Amtsstadt, Festungsstadt, Stadt mit<br />

Sonderfunktionen wie z.B . Bäderstadt . Vom 15.-19 . Jahrh<strong>und</strong>ert kam es nur<br />

zu vereinzelten Neugründungen von <strong>Städte</strong>n ; viel häufiger waren Marktrechtsverleihungen<br />

. Die kleineren <strong>Städte</strong> erlebten in der absolutistischen Zeit

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