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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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Siedlungsforschung. Archaologie-Geschichte-Geographie 11, 1993, S. 219-236<br />

Martina Stercken<br />

Stadt status <strong>und</strong> zentra16rtliche Funktion - Weesen am Walensee<br />

als habsburgische Kleinstadt <strong>und</strong> Flecken unter schwyzerischer<br />

<strong>und</strong> glarnerischer Herrschaft<br />

Mit 2 Abbildungen<br />

Mitte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts veraffentlicht Hans Jakob Leu in Ziirich ein allgemeines<br />

Lexikon, das Orte, wichtige Geschlechter <strong>und</strong> Personen in der Eidgenossenschaft<br />

auffiihrt. Darin wird Weesen als ein »ziemlich grosser Flekken«<br />

unter schwyzerisch- glarnerischer Herrschaft beschrieben, durch welchen<br />

sich »ein starker Pass von Leuthen <strong>und</strong> Kaufmanns = Wahren« bewegt l .<br />

Nicht nur wegen seiner aktuellen Bedeutung im Fernverkehr iiber den Walensee<br />

erscheint Wee sen auf Landkarten des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts unter der<br />

Stadtsignatur 2 : Der Flecken Weesen ist Nachfolgesiedlung einer 1388 im Nafelser<br />

Krieg gewiisteten, habsburgischen Griindungsstadt Wee sen, die Leu eine<br />

»ziemliche« Stadt nennt.<br />

Leus Siedlungsbezeichnungen sind nicht zufallig gewahlt, sondern umschreiben<br />

offensichtlich eine hierarchische Ordnung von Siedlungstypen.<br />

Mehr oder minder systematisch 3 fasst er die vielfaltigen Siedlungsformen im<br />

Wesentlichen unter den Begriffen 'Stadt', 'Stadtlein' oder 'kleine Stadte' <strong>und</strong><br />

'Flecken' sowie 'Darfer' zusammen. Was Meinrad Schaab fiir Siidwestdeutschland<br />

beobachtet hat, namlich dass es bis ins 18. Jahrh<strong>und</strong>ert ublich wird, stadtische<br />

Kleinformen unter Verkleinerungsformen des Begriffs Stadt oder unter<br />

dem Begriff Flecken zu subsumieren, scheint auch fiir die eidgenassischen<br />

Lande zuzutreffen 4 • Von den Stadtgriindungen des 13. <strong>und</strong> 14. Jahrh<strong>und</strong>erts in<br />

der heutigen Region Nordostschweiz 5 zahlt Leu lediglich Wi I, Rapperswil, Bischofszell,<br />

Diessenhofen, Frauenfeld, Stein <strong>und</strong> Winterthur zu den 'Stadten',<br />

das Gros wird zu den 'Stadtchen' gerechnet. Unter den Griindungen, die den<br />

Titel 'Stadt' verloren haben, heissen neben Weesen noch Kyburg, Elgg <strong>und</strong><br />

Gottlieben 'Flecken', eine Bezeichnung, die Leu ebenso fur Siedlungstypen<br />

wie Rorschach verwendet, also fiir solche Orte, die nie zur Stadt erhoben<br />

worden sind, jedoch stadtisches Geprage <strong>und</strong> stadtische Funktionen besitzen.<br />

1 Leu, Lexicon Bd. XIX, S. 361.<br />

2 Staatsarchiv Schwyz, Kartensammlung 57ff.; s. etwa Gabriel Walser, Canton Glarus sive Pagus<br />

Helvetiae Glaronensis cum Satrapia Werdenberg, 1768.<br />

3 Bei einigen Orten ist sich Leu uber den Status der Siedlung nicht im Klaren, so etwa bei<br />

Kyburg, das er als »Vorburg, oder SUidtlein <strong>und</strong> Flecken« bezeichnet; Leu, Lexicon Bd. XI,<br />

S.264f.<br />

4 Schaab, SHidtlein, S. 223.<br />

5 zu der wir hier die Kantone Schaffhausen, Zurich, Thurgau <strong>und</strong> St. Gallen ziihlen.

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