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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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192 R . Flückiger-Seiler<br />

ter in Corbieres II <strong>und</strong> Vuippens, wo in den Zehntplänen des 18 . Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

noch mehrheitlich eine geschlossene Bauweise feststellbar ist . In La Tour-de-<br />

Treme ist der Uebergang zur offener Bebauung durch die Grossbrände von<br />

1603 <strong>und</strong> vor allem von 1852 beeinflußt worden (Abb . 18) .<br />

Die Gründe, die zu diesem Rückbildungsprozess geführt haben, sind vor<br />

allem wirtschaftlicher Natur (siehe dazu : ABEL 1976 ; GUYAN 1946). Wohl<br />

können auch andere Gründe mit im Spiel sein : Feuer, Kriegsereignisse oder<br />

ungünstige Standortwahl (Fehlsiedlungstheorie) . Ihnen ist aber nur sek<strong>und</strong>äre<br />

Bedeutung zuzumessen. Primär ist die Aenderung der wirtschaftlichen Gesamtstruktur<br />

im Spätmittelalter verantwortlich für die zahlreichen Wüstungen<br />

in ganz Europa . Beim Umstrukturierungsprozess von der Stadt zum Dorf<br />

oder zur totalen Wüstung hatten vor allem die ältesten <strong>und</strong> die an verkehrspolitisch<br />

<strong>und</strong> wirtschaftlich günstiger Stelle erbauten <strong>Städte</strong> die grössten Ueberlebenschancen<br />

: die als Stadt weiterlebenden Anlagen von Bulle <strong>und</strong><br />

Greyerz sind Gründungen aus dem 12 . Jahrh<strong>und</strong>ert . Weitere allgemeingültige<br />

Zusammenhänge zwischen Anzahl <strong>und</strong> Verteilung der städtebestimmenden<br />

Faktoren <strong>und</strong> dem Wüstungsvorgang der einzelnen Anlagen lassen sich anhand<br />

der analysierten <strong>Städte</strong>beispiele in der Basse-Gruyere keine erkennen .<br />

Das Bild ist -unklar : Sowohl Anlagen mit einem wenig ausgeprägten Stadtcharakter<br />

(Pont-en-Ogoz, Vuippens <strong>und</strong> Montsalvens) als auch vollentwickelte<br />

Stadtanlagen (Corbieres <strong>und</strong> Vaulruz) entging dem Wüstungsvorgang nicht .<br />

Gr<strong>und</strong>legend für den Untergang ist also die übergeordnete Wirtschaftsstruktur,<br />

auslösend sind für den Einzelfall aber Charakter, Aufbau <strong>und</strong> Zustand der<br />

einzelnen Anlage sowie die Dynamik der Stadtherren im Zeitpunkt dieser<br />

tiefgreifenden wirtschaftlichen Aenderungen .<br />

Exkurs : Zehntpläne als zentrale Elemente der mittelalterlichen <strong>Städte</strong>bauforschung<br />

Für die Analyse der mittelalterlichen Gründungsstädte kann im Kanton Freiburg<br />

auf ein äusserst wertvolles Planwerk zurückgegriffen werden : auf die<br />

Zehntpläne (GMÜR 1954, S.94, 120) . Dieses weite Teile des heutigen<br />

Kantonsgebietes umfassende Vermessungswerk wurde im 18 . Jahrh<strong>und</strong>ert von<br />

einigen in Frankreich ausgebildeten Geometern, sogenannten »commissaires«<br />

erstellt . Auftraggeber war in erster Linie die Freiburger Regierung (»Leurs<br />

Excellens de Frebourg . . .«), aber auch der kirchliche Gr<strong>und</strong>besitz wurde weitgehend<br />

erfasst . Die Idee der Landvermessung zum Zweck des Steuereinzuges<br />

wurde 1601 von Savoyen erstmals umgesetzt . Der erste systematische Kataster<br />

entstand zwischen 1697 <strong>und</strong> 1731 in Biemont, 1728-38 der berühmte »cadastre<br />

de savoie« (BRUCHET 1896 - LE CADASTRE SARDE. . . 1981).<br />

Das ganze Planwerk aus dem Kanton Freiburg wird noch heute beinahe<br />

lückenlos im Staatsarchiv aufbewahrt . Die in Leder geb<strong>und</strong>enen Bände bilden<br />

eine unschätzbare, bisher von der Forschung nur wenig beachtete Quelle .<br />

Kein anderes Planwerk erfasst den mittelalterlichen Baubestand mit einer solchen<br />

Genauigkeit . Da im 18 . Jahrh<strong>und</strong>ert etliche Gründungsstädte noch in<br />

ihrer ursprünglichen Anlage vermessen wurden, sind die Aussagen der Zehnt-

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