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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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<strong>Städte</strong>landschaft der Basse-Gruyere 187<br />

sank die Zahl der Zinspflichtigen im folgenden Jahrh<strong>und</strong>ert unter 50, in<br />

Pont-en-Ogoz verminderte sich die Einwohnerzahl innerhalb von 70 Jahren<br />

um zwei Drittel (Abb . 17) . In Pont-en-Ogoz kann anhand der erhaltenen Urbare<br />

eine völlige Umstrukturierung der Bevölkerung zwischen 1318 <strong>und</strong> 1379<br />

nachgewiesen werden. Einige Urk<strong>und</strong>en weisen auch direkt auf die verheerenden<br />

Folgen der Pest hin . Im Archiv von Corbieres zum Beispiel ist in<br />

den Jahren 1349/50 eine besonders auffällige Häufung von Schenkungen an<br />

die dortige Kirche festzustellen <strong>und</strong> im Urbar von Pont-en-Ogoz aus dem<br />

Jahre 1385 zählt der Schreiber eine grosse Anzahl Gr<strong>und</strong>stücke auf, deren<br />

frühere Besitzer an der Pest gestorben seien .<br />

Die direkten Auswirkungen dieser wirtschaftlichen Erschütterung sind eindrücklich<br />

: Die meisten der dichtgedrängten kleinen Stadtanlagen verloren<br />

ihre Stadtfunktion, einige verschwanden für immer von der Landkarte, andere<br />

wiederum entwickelten sich zur ländlichen Dorfsiedlung .<br />

Umwandlungsphasen<br />

Der Umwandlungsprozess einer Stadt zum Dorf kann in zwei voneinander<br />

direkt abhängige Phasen gegliedert werden : erstens in die Umstrukturierung<br />

der ursprünglichen Bevölkerungsschicht <strong>und</strong> zweitens in die bauliche Veränderung<br />

von geschlossener zu offener Bauweise . (Abb . 18) .<br />

Der erste Prozess ist in der Basse-Gruyere zeitlich ziemlich genau einzugrenzen<br />

. Er wurde ausgelöst durch die oben beschriebenen Phänomene seit<br />

der Mitte des 14. Jahrh<strong>und</strong>erts . Bedingt durch den darauffolgenden rapiden<br />

Rückgang der Bevölkerung entleerten sich weite Teile des ehemals dicht bewohnten<br />

landwirtschaftlichen Siedlungsgebietes . Dadurch wurden aber die<br />

Handwerker der Kleinstädte ihrer eigentlichen Arbeitsbasis beraubt. Auf einen<br />

spezialisierten Handwerker in der Stadt entfiel nach den Krisenjahren<br />

nur noch knapp die Hälfte des früheren landwirtschaftlichen <strong>und</strong> städtischen<br />

K<strong>und</strong>enkreises . Der grösste Teil der Handwerkerschaft in den kleineren Stadtanlagen<br />

wurde dadurch zur Auswanderung in eine nahegelegene grössere<br />

Stadt gezwungen, wo sie sich beträchtlich bessere Verdienstmöglichkeiten erhofften<br />

. Selten wurden Handwerker zu Bauern, denn das dazu notwendige<br />

Land fehlte ihnen . Zudem verliessen in dieser Zeit viele Bauern ihre Höfe <strong>und</strong><br />

zogen in die nahegelegenen Kleinstädte, wo sie sich bessere Lebensbedingungen<br />

erhofften . Sie füllten dort die Lücken teilweise wieder auf, die durch die<br />

Abwanderung der Handwerker in die grossen <strong>Städte</strong> entstanden waren. So<br />

wurde die Kleinstadt des ausgehenden 14 . <strong>und</strong> des beginnenden 15 . Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

zum vorwiegend von bäuerlicher Bevölkerung bewohnten Zentrum .<br />

Der zweite Prozess im Umwandlungsvorgang einer Stadtanlage zum Dorf<br />

folgte mit grösserer oder <strong>kleinerer</strong> Verzögerung auf den ersten . Entsprach die<br />

bauliche Gestalt der mittelalterlichen Stadtanlage dem Bedürfnis des Handwerkers<br />

nach Vereinigung all seiner Tätigkeiten unter einem Dach, so veränderten<br />

die Bedürfnisse der Bauern die bauliche Gestalt der <strong>Städte</strong> in entscheidender<br />

Weise . Aus der ehemals geschlossenen Reihenbauweise der mittelalterlichen<br />

Handwerkerstadt entstand deshalb eine oft durch Baulücken ge-

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