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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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<strong>Städte</strong>landschaft der Basse-Gruyere 185<br />

D. Der Untergang der mittelalterlichen <strong>Städte</strong>landschaft<br />

Wüstungsprozess<br />

Um 1350 rangen in der Basse-Gruyere auf einer Distanz von knapp 18 Kilometer<br />

zehn Stadtanlagen um ihre Daseinsberechtigung. Diese Häufung engte<br />

den Marktbereich <strong>und</strong> damit die Lebensgr<strong>und</strong>lage einer jeden von ihnen bedeutend<br />

ein ; das vernünftige Verhältnis zum benötigten Wirtschaftsraum ging<br />

völlig verloren . Es kann deshalb nicht erstaunen, dass bereits kurz nach 1500<br />

ein radikaler Rückbildungsprozess einsetzte, dem bis heute acht von diesen<br />

<strong>Städte</strong>n zum Opfer gefallen sind.<br />

Zu Beginn des 14. Jahrh<strong>und</strong>erts brachen die ersten Krisen über die seit dem<br />

11 . Jahrh<strong>und</strong>ert unaufhaltsam expandierende Wirtschaft herein : In den Jahren<br />

1309-18 grassierten in ganz Mittel- <strong>und</strong> Nordeuropa die ersten Hungersnöte,<br />

ausgelöst durch harte <strong>und</strong> lange Winter, regnerische Sommer, Hagel <strong>und</strong><br />

Ueberschwemmungen . Die Preise für Brotgetreide schnellten dadurch in<br />

schwindelnde Höhen ; auf dem Höhepunkt dieser Krise wurde in Strassburg<br />

ein 150-facher Weizenpreis erzielt. Missernten, Hungersnöte <strong>und</strong> Teuerungen<br />

jagten sich in den folgenden Jahren, Münzverschlechterungen <strong>und</strong> ein Missverhältnis<br />

zwischen Gold- <strong>und</strong> Silberwährungen zwangen die Wirtschaft in<br />

die Knie (ABEL 1976). Im Jahre 1342 ereignete sich das wohl schwerste Hochwasser<br />

dieses Jahrtausends in unseren Alpen . Zudem wird das Klima der Jahre<br />

1342 - 1347 in den neusten Untersuchungen aus schweizerischer Sicht als die<br />

vielleicht härteste ökologische Belastungsprobe des letzten Jahrtausends bezeichnet<br />

(GILOMEN 1991) . Der Adelsstand blieb von dieser wirtschaftlichen<br />

Talfahrt nicht verschont . Viele Grafen- <strong>und</strong> Freiherrengeschlechter verarmten<br />

oder verschwanden während dieser Zeit gänzlich von der politischen Bühne,<br />

so die Grafen von Froburg, die Grafen von Buchegg oder die Freien von<br />

Strättligen . Einige adelige Ritter versuchten, die ausbleibenden Einnahmen<br />

durch Raubzüge auszugleichen .<br />

Ueber den in wirtschaftlicher Hinsicht sich kaum mehr entwickelnden<br />

Kontinent brach kurz vor 1350, mit genuesischen Schiffen aus Asien eingeschleppt,<br />

die Beulenpest herein . Sie verbreitete sich von Italien aus nach Norden<br />

<strong>und</strong> Westen über alle Länder Westeuropas. In jener Zeit starb in vielen<br />

Gegenden bis zur Hälfte der damaligen Bevölkerung <strong>und</strong> die Einwohnerzahlen<br />

der <strong>Städte</strong> zu Beginn des 14 . Jahrh<strong>und</strong>erts wurden oft erst wieder nach<br />

1500 erreicht .<br />

Die Pest muss auch im engeren Kreis der Basse-Gruyere den entscheidenden<br />

Impuls zum wirtschaftlichen Abstieg verliehen haben, denn kurz zuvor<br />

lässt sich ein intaktes Bild dieser <strong>Städte</strong>landschaft zusammenstellen . Die in<br />

der ersten Hälfte des 14. Jahrh<strong>und</strong>erts entstandenen drei neuen Stadtanlagen<br />

erfreuten sich vorerst eines regen Zustroms von neuen Bürgern . Am Urbar<br />

von 1355 lässt sich errechnen, dass die ganze fast 400 Meter lange Stadtanlage<br />

von Vaulruz vor dem Pestzug fast lückenlos bewohnt gewesen sein musste . In<br />

Pont-en-Ogoz zeigt das einzige Urbar, das in der Basse-Gruyere vor 1350 zurückreicht,<br />

eine mit Bewohnern angefüllte lebendige Stadtanlage . Aber auch

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