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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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<strong>Städte</strong>landschaft der Basse-Gruyere 183<br />

durch die Anlage eines breiten Stadtgrabens mit Maueranlage, wie z.B . in<br />

Vuippens (Abb. 5) . Die <strong>Entwicklung</strong> der Befestigungstechnik kann in der Basse-Gruyere<br />

anhand der Stadt Bulle beispielhaft nachgezeichnet werden . Die<br />

alte Anlage aus dem 12 . Jahrh<strong>und</strong>ert ist wohl noch mit Graben, Erdwall <strong>und</strong><br />

Palisaden geschützt. Die Gründung im 13 . Jahrh<strong>und</strong>ert wurde mit einer perfekten<br />

Befestigungsanlage umgeben : innere <strong>und</strong> äussere Stadtmauer mit dazwischenliegendem<br />

Zwinger, durchbrochen von zwei mit Tortürmen geschützten<br />

Hauptausgängen (Abb . 6). In den übrigen hier untersuchten Stadtanlagen<br />

werden Wehranlagen in den Urk<strong>und</strong>en selten genannt. Sie sind erst in den seit<br />

dem 14. Jahrh<strong>und</strong>ert erstellten Urbaren, dann allerdings lückenlos, nachzuweisen.<br />

Stadttore sind in den Urk<strong>und</strong>en bereits sehr früh genannt : 1159/62 in Arconciel,<br />

1221 in Greyerz . Die Urk<strong>und</strong>e von Arconciel ist in der Westschweiz<br />

die absolut älteste bisher bekannte Nennung eines Stadttores . Das von Paul<br />

Hofer (HOFER 1963) aus dem zähringischen Gründungsschema abgeleitete<br />

innere Pomerium ( = Freihaltezone innerhalb der Stadtmauer) ist aus den<br />

erhaltenen Zehntplänen nur schwer zu erkennen, zudem stellen die neusten<br />

Resultate von archäologischen Untersuchungen zu mittelalterlichen Kleinstädten<br />

diese Theorie ernsthaft in Frage (GUTSCHER, UELTSCHI 1986,<br />

S.59) .<br />

Die beiden einzigen Anlagen, deren Gr<strong>und</strong>risstyp sich nicht dem axialen<br />

Schema unterorden lässt, sind Pont-en-Ogoz (Abb . 2) <strong>und</strong> Montsalvens . Sie<br />

gehören einem konzentrischen Gr<strong>und</strong>risstyp an, der in der Schweiz nach der<br />

bisherigen Forschung nur durch vereinzelte, lokal isolierte Beispiele bekannt<br />

ist : im Zentrum liegt hier ein von einer Häuserreihe umschlossener geräumiger<br />

rechteckiger oder trapezförmiger Stadtplatz . Zonen dichter Häufungen<br />

solcher Stadtanlagen finden sich in Südwestfrankreich <strong>und</strong> Osteuropa (HO-<br />

FER 1963) .<br />

Im untersuchten Gebiet treten die Dimensionen der Gründungsstädte äusserst<br />

uneinheitlich hervor . In der ältesten Gruppe (Gründungen vor 1218)<br />

sind die Längen nicht aussergewöhnlich : Corbieres I mit 180 meter <strong>und</strong><br />

Greyerz I mit 115 Meter ohne, 164 Meter mit Burganlage sowie Arconciel mit<br />

seinen nur andeutungsweise erschlossenen etwa 190 Meter liegen im Rahmen<br />

der aus der bisherigen Forschung bekannten Stadtlängen dieser Zeit . Auch in<br />

der zweiten <strong>und</strong> dritten Gründungswelle (nach 1218 <strong>und</strong> im 14 . Jahrh<strong>und</strong>ert)<br />

bewegen sich die Dimensionen zum grössten Teil innerhalb der bekannten<br />

Grössen : Vuippens markiert mit 205 Meter die obere Grenze, Greyerz II (170<br />

Meter) <strong>und</strong> La Tour-de-Treure (160 Meter) liegen im Mittelfeld, Corbieres II<br />

(135 Meter) <strong>und</strong> Pont-en-Ogoz (110 Meter) an der unteren Grenze . Völlig aus<br />

dem Rahmen fallen aber die Zwergstadt Montsalvens auf der einen, Bulle <strong>und</strong><br />

Vaulruz auf der anderen Seite . Letztere besitzen mit einer Länge von 400 <strong>und</strong><br />

360 Meter auch im schweizerischen Rahmen eine aussergewöhnliche Stellung<br />

(HOFER 1981, S. 76ff.) .

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