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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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180 R . Flückiger-Seiler<br />

Stadtanlage <strong>und</strong> Stadtgestalt<br />

In der Basse-Gruyere tritt in neun von elf Stadtgr<strong>und</strong>rissen das axiale Schema<br />

auf (Abb . 15) : sechsmal als eingassige Anlage mit zwei parallelen Häuserzeilen<br />

(Arconciel, Corbieres I <strong>und</strong> II, Vaulruz sowie Greyerz 1 <strong>und</strong> II), zweimal<br />

als eingassige Anlage mit zwei Längs- <strong>und</strong> einer Querzeile (Vuippens <strong>und</strong> La<br />

Tour-de-Treme, wobei Vuippens später noch um eine Häuserzeile erweitert<br />

wurde) <strong>und</strong> einmal als zweigassige Anlage mit vier Längs- <strong>und</strong> einer Querzeile<br />

(Bulle) . Das axiale Schema wurde während der ganzen <strong>Städte</strong>gründungszeit<br />

angewendet : im 12 . Jahrh<strong>und</strong>ert in Arconciel, Corbieres 1 <strong>und</strong> Greyerz I, im<br />

13 . Jahrh<strong>und</strong>ert in Vuippens, Bulle <strong>und</strong> Greyerz II sowie im 14. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

in Corbieres II, Vaulruz <strong>und</strong> La Tour-de-Treme. Als <strong>Städte</strong>gründer traten dabei<br />

sowohl mächtige Grafenhäuser (Grafen von Neuenburg-Aarberg, Grafen von<br />

Savoyen) als auch unbedeutende Freiherrengeschlechter auf (Herren von<br />

Vuippens) . Trotz der formalen Uebereinstimmung in der Typologie des Gründungsplanes<br />

sind im Massstab der einzelnen Anlagen sehr grosse Unterschiede<br />

festzustellen . Die Elemente, die das Stadtbild bestimmen, wurden jeweils<br />

nicht massstäblich von einer anderen Stadtanlage der Region übernommen,<br />

sondern das vorgegebene Baumuster ist gemäss der Analyse in den einzelnen<br />

Stadtanlagen durch die jeweiligen <strong>Städte</strong>gründer den gegebenen topografischen<br />

Gegebenheiten angepasst worden .<br />

Die Gasse hat als Gassenmarkt bei vielen mittelalterlichen Stadtanlagen<br />

eine zentrale Bedeutung (Abb . 16) . Die Breite der Marktgasse variiert in den<br />

untersuchten <strong>Städte</strong>n der Basse-Gruyere zwischen 50 <strong>und</strong> 90 Fuss . Zwei wichtige<br />

Gesetzmässigkeiten sind dabei zu erkennen : die trichterförmige Erweiterung<br />

der Gasse <strong>und</strong> das Gegenteil, die Kontraktion der Häuserfluchten auf<br />

das Gassenende hin . Keine dieser Gesetzmässigkeiten lässt sich aber nach<br />

dem bishergien Stand der Forschung als Datierungsmerkmal verwenden.<br />

Der beidseitig an die Gasse angrenzende Boden wurde nach zähringischem<br />

Stadtrechtstheorie in Hofstätten (areae) aufgeteilt <strong>und</strong> vom Stadtherrn an ein<br />

Konsortium von Beauftragten (wohl Ministeriale des Stadtgründers) zugeteilt,<br />

die diese wiederum in eine variable Zahl Hausplätze (casalia) unterteilten .<br />

Hofstätten nach zähringischem Vorbild nennt die Handfeste von Arconciel :<br />

ihr Längen-Tiefen-Verhältnis beträgt dort 5 :3, nämlich 100 Fuss in der Länge<br />

<strong>und</strong> 60 Fuss in der Tiefe . Nachgewiesen konnten diese Hofstätten mangels<br />

systematischer archäologischer Erforschung des ehemaligen Stadtgebietes allerdings<br />

bis heute noch nicht . Weitere Hofstätteneinteilungen sind hypothetisch<br />

in einigen Stadtgr<strong>und</strong>rissen zu finden, jedoch anhand der Analyse der<br />

Zahntpläne aus dem 18 . Jahrh<strong>und</strong>ert meist unsicher . Sie werden zudem in den<br />

bekannten Urk<strong>und</strong>en nicht erwähnt . Im savoyischen Gründungsplan ist die<br />

Aufteilung in Hofstätten unbekannt : der Zins wird hier pro teyse (Längenmass<br />

= 10 Fuss = etwa 3 meter) Fassadenanteil am Gassenraum entrichtet.<br />

Das die Stadt umgebende System der Verteidigungsanlage setzte sich im<br />

Normalfall zusammen aus der Stadtmauer mit Türmen <strong>und</strong> Toren sowie dem<br />

Stadtgraben . Auffallend ist die gute Sicherung der Anlagen durch die Wahl<br />

eines topografisch günstigen Standortes, wie z.B. für Greyerz (Abb. 7) oder

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