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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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16 K . Fehn<br />

telalter nicht in Systemen dachte, sondern sich an den konkreten Einzelfällen<br />

orientierte . Deshalb steckt in folgenden Stadtdefinitionen auch ein gehöriges<br />

Maß an Resignation : 1 . »Stadt ist, was Stadt heißt, was die Bezeichnung Stadt<br />

trägt« . 2 . »Stadt ist das, was vom Stadtherrn gegründet wird, in der Absicht,<br />

eine Stadt zu gründen" . 3 . »Stadt ist eine Siedlung, deren Bürger sich in ihrem<br />

Selbstbewußtsein als Stadtbürger empfinden« .<br />

Einleitend wurde ausgeführt, daß die Größenabstufungen zwischen kleineren,<br />

mittleren <strong>und</strong> größeren <strong>Städte</strong>n zeitlichen Wandlungen unterliegen . Es<br />

gibt einige Versuche für das Mittelalter <strong>und</strong> die frühe Neuzeit, ein Zahlensystem<br />

zu bestimmen . Darauf kann hier nicht im einzelnen eingegangen werden<br />

. Es genügt die Dimension gegenüber den im 19 . Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> heute<br />

verwendeten Zahlen zu kennzeichnen . A . Scheuerbrandt (1972) schrieb die<br />

von H . Ammann (1956) erarbeiteten Zahlen fort, wodurch folgendes Bild für<br />

1300 bzw . 1600 zustandekam : Zwergstadt unter 200 (unter 300) ; kleine Kleinstadt<br />

200-1000 (300-1500) ; ansehnliche Kleinstadt 1000-2 000 (1500-3 000) ;<br />

kleinere Mittelstadt 2 000-5 000 (3 000-7 500) . Die Zahlen für das späte 19 .<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert lauten : Zwergstadt 2-5 000 ; Kleinstadt 5-20 000 ; Mittelstadt<br />

20-100 000 . A . Scheuerbrandt (1972) bezweifelt die Gültigkeit dieser Zahlen<br />

für die Gegenwart <strong>und</strong> unterbreitet folgenden Vorschlag : Zwergstädte : unter<br />

4 000 ; kleinere Kleinstädte : 4-20 000 ; größere Kleinstädte : 20-40 000 ; kleinere<br />

Mittelstädte : 40-100 000 .<br />

Im Zusammenhang mit der Bevölkerungszahl ist von der genetischen Siedlungsforschung<br />

vor allem zu fragen, ob es eine regelhafte Verbindung zwischen<br />

der demographischen Größenordnung <strong>und</strong> der inneren Stadtstruktur<br />

gibt . Im Rahmen der historischen Zentralitätsforschung wird darauf hingewiesen,<br />

daß eine bestimmte Mindestgröße nötig sei, damit eine Siedlung zentrale<br />

Funktionen erfüllen könne . Ein gravierendes Problem bei der Bestimmung<br />

der Bevölkerungszahlen ist die übliche Orientierung auf das Verwaltungsgebiet<br />

als Bezugseinheit . Viel wichtiger wäre es in unserem Zusammenhang,<br />

eine Verbindung zur städtischen Siedlungsfläche herzustellen . Die mittelalterlichen<br />

<strong>Städte</strong> wurden in ganz unterschiedlichen Flächendimensionen<br />

gegründet ; dabei gingen die Hektarzahlen im Laufe der Jahrh<strong>und</strong>erte kontinuierlich<br />

zurück <strong>und</strong> lagen schließlich unter 10, häufig sogar unter 5 Hektar .<br />

Im Gegensatz zu vielen größeren <strong>Städte</strong>n wurde die Stadtfläche in der Folgezeit<br />

bis zum Ende des Alten Reiches meist auch nicht erweitert, wodurch<br />

der Unterschied noch größer wurde . Bei diesen Vergleichen darf natürlich<br />

nicht außer acht gelassen werden, daß bei den größeren <strong>Städte</strong>n gewisse, teilweise<br />

durchaus ansehnliche Flächen innerhalb der Stadtmauern nicht bebaut<br />

waren . Eine zuverlässige Quelle stellen für die Erfassung der Ausgangsgröße<br />

der ostdeutschen Gründungsstadt die sogenannten »Erben« dar, die in den<br />

östlichen Teilen Deutschlands ähnlich wie die Hufen bei ländlichen Siedlungen<br />

die Gr<strong>und</strong>einheiten darstellten . Diese wurden zwar im Laufe der Zeit<br />

geteilt, woraus sich dann Bruchteile der Einheit ergaben ; die Gesamtsumme<br />

wurde dadurch aber nicht verändert. (Lewerenz 1976)<br />

Die kleineren <strong>Städte</strong> entstanden durch die Hochstufung einer schon vorhandenen<br />

älteren Siedlung, durch die Verlegung <strong>und</strong> Umorientierung einer

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