Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

Anfänge der kleineren Städte im früheren Herzogtum Luxemburg vor 1500 149
Gründungsstädten sollte man jedoch - außer bei Grevenmacher und vielleicht
Remich` - besser auch nicht reden, eher von der Ausstattung eines
Ortes mit zentralen Funktionen durch den Herrn '°6. Erst wenn primäre zentrale
Funktionen, die der Landesherr dem Ort zugewiesen hatte, Wirkung
zeigten, kamen sekundäre, vom Stadt- und Landesherrn unabhängige Funktionen
hinzu, die dann verstärkend auf Zentralität und Urbanität des Ortes
wirkten, wie z.B . die Niederlassung von Bettelorden oder Lombarden oder die
Stiftung von Spitälern oder die Gründung von Schulen durch Bürger . Da aber
die Vasallen der Grafen von Luxemburg wie die Herren von Vianden, Salm,
Wiltz, Fels usw . ihre Orte nicht einmal mit administrativen Zentralfunktionen
ausstatten konnten, war hier an keine echte urbane Entwicklung zu denken"'.
Sicher hing insofern die Entwicklung der Städte auch an den finanziellen
und politischen Möglichkeiten des Landesherrn . Gegenüber großen urbanen
Zentren in direkter Nachbarschaft wie Trier, Metz, Lüttich, eventuell auch
Namür und die Enklave Saint-Hubert, die sie der Reihe nach, insbesondere im
11 .-13 . Jahrhundert, erfolglos zu erobern suchten`, gelang es den Grafen von
Luxemburg nicht, eigene Wirtschaftszentren von größerer Bedeutung aufzubauen.
Wer die Handelstätigkeit der Luxemburger aber genau analysiert, erhält
den Eindruck, daß ihre Stärke eher in der vollen Nutzung der Lagevorteile
bestand, die durch die Nachbarschaft solcher Zentren und darüber hinaus
von Brabant, Flandern, dem Rheintal gegeben waren . Die Präsenz Luxemburger
Tuche auf auswärtigen Märkten' °9,
der Verkauf Luxemburger Weine
nach Brabann 2' ° oder die Reisen von Bastnacher Fuhrleuten ins Elsaß` bezeugen
einen regen Aktivhandel, der nicht über eigene große Städte verfügte .
Summary
The beginnings of small towns in the former Duchy of Luxemburg before
1500
Within the batch of criteria that are being drawn upon to define a medieval
town, a decisive importance devolves upon the central functions of the places .
Of 37 localities, all of which may claim one or another urban characteristic,
the localities of Luxemburg, Ivoix, Marville, Arlon, Echternach, Bastogne and
Thionville thus reveal themselves as being the most important towns of the
z°s MARGUE, Prümer Klosterbesitz, sieht in Remich die planmäßige Gründung einer Siedlung
am Moselübergang durch Heinrich V. (parallel zu Grevenmacher), während das Zentrum des
Maximiner Besitzes auf der Anhöhe bei der Kirche lag .
z°6 Vgl . SYDOW, Klein- und Mittelstadt, S. 27. EGGERT, Städtenetz, kommt zu durchaus ähnlichen
Ergebnissen, hält jedoch am Begriff 'Stadtgründungen' fest, weil er m .E. die Rolle der
Städte im Netz, insbesondere ihre differenzierten zentralen Funktionen ungenügend berücksichtigt.
z °' MARGUE, Chäteaux et peuplement ; WENSKY, Eifelraum .
z °8 Vgl. GOEDERT, La formation territoriale ; MARGUE/PAULY, Luxemburg vor und nach
Worringen, S . 144ff .
z°9 PAULY, Die luxemburgischen Städte, Karte 6.
PAULY, Luxemburg 11, 3 .10 .
z" VANNERUS, L'importance commerciale, S . 7f.