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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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Im folgenden sollen nun die Aufgaben der interdisziplinären genetischen<br />

Siedlungsforschung bei der Erforschung von <strong>Entstehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

<strong>kleinerer</strong> <strong>Städte</strong> zusammengestellt werden. Dabei stehen folgende Fragen im<br />

Mittelpunkt des Interesses : Welche Typen gab es im Laufe der Zeiten? Welche<br />

Rolle spielten sie in den einzelnen Perioden? Gab es gr<strong>und</strong>legende regionale<br />

Unterschiede? H. Schultz bezeichnet die vergleichende Kleinstadtforschung<br />

für das 17./18 . Jahrh<strong>und</strong>ert ebenso als eine wichtige Forschungsaufgabe wie<br />

die Mitarbeiter an dem Sammelband über die <strong>Städte</strong> in Lotharingien für das<br />

Mittelalter (H.-W . Herrmann, M . Pauly, M . Wensky u.a.) <strong>und</strong> A . Scheuerbrandt<br />

(1972), P . Schöller (1973) u .a . für das 19 . <strong>und</strong> 20 . Jahrh<strong>und</strong>ert. Insgesamt<br />

gesehen gibt es nach wie vor viel zu wenige Untersuchungen, die sich<br />

direkt <strong>und</strong> ausschließlich mit den Kleinstädten <strong>und</strong> Minderstädten befassen.<br />

Noch negativer wird das Bild, wenn man feststellen muß, daß auch viele umfassende<br />

Darstellungen zur Stadtentwicklung die kleineren <strong>Städte</strong> gegenüber<br />

den mittleren <strong>und</strong> größeren sträflich vernachlässigen. Wenn auch L . Schütte<br />

(1993) recht hat mit seiner Feststellung, daß »eine bloße Quantifizierung <strong>und</strong><br />

Formenanalyse, allenfalls noch begleitet von einer Funktionsuntersuchung<br />

dem Historiker <strong>und</strong> auch dem genetisch (diachron) arbeitenden Geographen<br />

nicht ausreicht«, so muß doch nochmals betont werden, daß die genetische<br />

Siedlungsforschung aus dem Gesamtbereich der Stadtgeschichte nur einen<br />

Teilausschnitt betreuen kann <strong>und</strong> will. Im Mittelpunkt steht die Stadt als Siedlung<br />

<strong>und</strong> nicht als Rechtskörper, als Wirtschaftsgemeinschaft oder als demographische<br />

Einheit . Je nach Bedarf müssen zur Klärung der Prozesse <strong>und</strong><br />

Strukturen die Rahmenbedingungen <strong>und</strong> die Kräfte hinter den Prozessen erforscht<br />

werden, womit von Fall zu Fall ein unterschiedlich tiefes Eindringen<br />

in die Nachbargebiete der Politik, des Rechts, der Verfassung, der Wirtschaft,<br />

der Gesellschaft, der Kirche etc. nötig sind. So betrachtet ist auch hier dem<br />

Stadthistoriker L . Schütte (1993) voll zuzustimmen, wenn er darauf hinweist,<br />

daß »die nicht ortsgeb<strong>und</strong>enen Überbaukategorien Recht, Verfassung <strong>und</strong><br />

auch Politik sich unmittelbar auf das Siedlungsbild <strong>und</strong> die Siedlungsfunktion<br />

auswirken können« . Aus der Sicht der genetischen Siedlungsforschung <strong>und</strong><br />

vor allem der Historischen Geographie liegt der Hauptakzent hier auf dem<br />

Wort »können« .<br />

Gerade für die Erforschung der <strong>Entstehung</strong> der kleineren <strong>Städte</strong> im Spätmittelalter<br />

<strong>und</strong> in der frühen Neuzeit ist die genaue Kenntnis der Territorialverhältnisse<br />

unbedingt notwendig . Wenn auch kein Zweifel daran bestehen<br />

kann, daß in dieser Zeit die politisch-militärischen Gesichtspunkte bei der<br />

Gründung von <strong>Städte</strong>n eindeutig gegenüber den wirtschaftlichen überwogen,<br />

so muß doch von Fall zu Fall überprüft werden, inwieweit der betreffende<br />

Herrschaftsträger tatsächlich nach den Maßstäben der damaligen Zeit unvernünftig<br />

<strong>und</strong> planlos gehandelt hat . Wenn man größere Landschaften betrachtet,<br />

drängt sich einem sicherlich die Vorstellung auf, daß es wegen der Fülle<br />

kleiner <strong>und</strong> kleinster Herrschaften, die alle eigene Zentren haben wollten, zu<br />

einer Übersetzung mit <strong>Städte</strong>n <strong>und</strong> städtischen Siedlungen gekommen ist . In<br />

diese Vorstellung sind aber in erheblichem Maße Kenntnisse von der späteren<br />

<strong>Entwicklung</strong> eingegangen, die einerseits die Herrschaftsstrukturen teilweise

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