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Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

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Anfänge der kleineren <strong>Städte</strong> im früheren Herzogtum Luxemburg vor 1500 137<br />

Einnahmen zum Mauerbau zu verwenden . Vierzig umliegende Dörfer wurden<br />

zum Marktbesuch verpflichtet : ein eindeutiges Beispiel, wie der Stadtherr die<br />

Zentralität seiner Stadt künstlich herstellen konnte` . Über den Erfolg der<br />

Maßnahme ist nichts bekannt, doch spätestens ab Ende des 14 . Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

muß Grevenmacher als Städtchen bezeichnet werden . Ob der von Michel<br />

Margue postulierte gr<strong>und</strong>herrschaftliche Sammelmarkt aus dem 9. Jahrh<strong>und</strong>ert`<br />

sich in Remich halten konnte, darf angesichts des Schweigens der Quellen<br />

bezweifelt werden, auch wenn im 14. Jahrh<strong>und</strong>ert im gesamten Hof Remich<br />

das Remicher Ohmmaß für Wein Gültigkeit hatte <strong>und</strong> im 15 . Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

ein Marktplatz genannt wird ; denn erst 1537 verlieh Kaiser Karl V. dem<br />

Ort das Marktrecht, damit die Bürger nicht mehr ins lothringische Sierck zum<br />

Markt gehen mußten' 17 . Diese späte Verleihung bestätigt die späte Stadtwerdung<br />

von Remich.<br />

Die Karte der Marktorte zeigt allerdings, daß das Vorhandensein einer<br />

Marktgelegenheit allein keinen Ort zur Stadt machte . Neben den Jahrmärkten<br />

auf freiem Feld bzw . neben einer Kultstätte" 8 gab es zahlreiche Märkte in<br />

Orten, die nur spät, wenn überhaupt, andere zentrale Funktionen erhielten .<br />

Insofern bezweifele ich Despys Definition der kleinen <strong>Städte</strong>, die er als reine<br />

Markt-<strong>Städte</strong> bezeichnet, ohne produktiven Gewerbesektor"' . Irsigler <strong>und</strong><br />

Reichert haben im übrigen nachgewiesen, daß auch das Vorhandensein von<br />

Juden oder Lombarden kein typisches Stadtmerkmal war, da viele Geldwechsler<br />

in kleineren Orten angesiedelt waren, insbesondere bei Zoll- oder Geleiterhebungsstellen'<br />

2o .<br />

Auch das Straßennetz allein erklärt keine Stadtwerdung. Bonenfant hat dies<br />

bekanntlich am Beispiel der Handelsroute zwischen Brügge <strong>und</strong> Köln, auf die<br />

Pirenne eine ganze Reihe von <strong>Städte</strong>n zurückführen wollte, eindeutig aufgezeigt"'<br />

. Das gilt in wohl noch stärkerem Maß in einer Landschaft, die völlig<br />

abseits von allen großen Handelsströmen lag <strong>und</strong> als eher unwegsam galt . Erst<br />

zu Beginn des 14 . Jahrh<strong>und</strong>erts, nach dem Absterben der Messen der Champagne,<br />

sollte die Verschiebung der Lampartischen Straße die Verbindung Luxemburgs<br />

mit Brabant <strong>und</strong> Flandern bzw . mit dem Elsaß <strong>und</strong> Norditalien<br />

aufwerten` . Aus dieser Zeit stammt denn auch die erfolgreiche Gründung<br />

einer achttägigen Messe in Luxemburg sowie mehrerer Jahrmärkte in Marche,<br />

Ivoix, Etalle, Houffalize <strong>und</strong> vielleicht Laroche'" . Aber eine neue Stadt entsteht<br />

nicht mehr .<br />

1'5<br />

PAULY, Die luxemburgischen <strong>Städte</strong>, S. 136f. <strong>und</strong> Karte 3 ; vgl. TRAUFFLER, Markt <strong>und</strong><br />

Gewerbe, S . 125, 130 ; MARGUE/PAULY, Leben, S. 41f.<br />

'16<br />

MARGUE, Prümer Klosterbesitz .<br />

l` YANTE, Fonction commerciale, S . 400-404 .<br />

" 8 So z.B. in Helpert, Einelter, St .Johannisberg, Zolver, Mont-Saint-Rahy, Mont-Saint-Walfroy,<br />

Les Bizeux ; vgl. PAULY, Foires.<br />

"9<br />

DESPY, Villes, bourgades, S. 12f. ; ders ., Reperes pour une definition, S . 15 .<br />

'z° IRSIGLER, Juden <strong>und</strong> Lombarden, S . 135 . REICHERT, Lombarden, S. 193f., betont zu sehr<br />

die zentralen Funktionen, die selbst kleine Orte ausgeübt haben sollen. Vgl . auch FRAY, Communautes<br />

juives, S . 94 .<br />

'z' BONENFANT, L'origine des villes brabangonnes .<br />

'ZZ<br />

MARGUE/PAULY, Vom Altmarkt, S . 38 .<br />

123<br />

PAULY, Foires .

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