Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

136 M. Pauly
chenmärkte nachgewiesen, aber in den seltesten Fällen sind die Belege älter
als die herrschaftlichen Initiativen zur Stadtwerdung .
Am ehesten noch ist eine Stadtwerdung vor dem Eingreifen der Grafen bei
Bastnach anzunehmen, dessen Jahrmarkt im 9 . Jahrhundert nachgewiesen ist,
dessen günstige Lage im Verkehrsnetz auch der kommerziellen Rolle der Stadt
bis in die Neuzeit förderlich war . Seine Entwickelung zur Stadt ist schon deutlich
im 13 . Jahrhundert zu erkennen, als die Grafen von Luxemburg den Ort
noch nicht in seiner Gesamtheit besaßen . Trotzdem ist 1299 deren Propst belegt'
°3 . 1332 vereinigten die Grafen die ganze Stadt in ihrer Hand und vereinheitlichten
sie rechtlich in Form eines Freiheitsbriefes"' .
In Königsmacher hingegen sind Markt und Zoll wohl 1065 belegt' 05 und die
günstige Lage an der Mosel war dem Handel sicher förderlich . Doch ein Propsteisitz
ist erst nach dem Erwerb durch König Wenzel bezeugt"' . Der Jahrmarkt
ist erst wieder in der zweiten Hälfte des 15 . Jahrhunderts belegt"' ; 1449
sind auch Juden nachgewiesen` . Außer der Befestigung, deren Ursprung -
allerdings ohne Beweis - auf Johann den Blinden zurückgeführt wird`, sind
also vorher kaum Anzeichen einer herrschaftlichen Förderung zu erkennen .
Die Stadt zählte gegen Ende des 15 . Jahrhunderts zwischen 119 und 85 Feuerstellen"'.
Für Sankt-Vith, dessen Markt 1157 erstmals erwähnt wird, ist eine ähnliche
Entwicklung zu vermuten '
1 1 .
In anderen Städten geht der Markt nachweisbar auf eine Privilegierung
durch den Stadt- und Landesherrn zurück, ist also ebenfalls als Merkmal gesetzter,
primärer Zentralität zu verstehen : In Durbuy sind in der Neuzeit zwei
Märkte belegt : am Tag nach Drei Königen und an St . Martin . Da der heilige
Martin Patron der Pfarrkirche in Tohogne war, nimmt Ninane an, daß dieser
Markt im Rahmen der Zentralisationspolitik Gerhards, Herrn von Durbuy
(1247-1300), vom Pfarrzentrum in den Grafschaftsvorort verlegt wurde`. In
Houffalize erlaubte Graf Johann der Blinde 1338 Thierry, dem Herrn von
Houffalize, zwei Jahrmärkte zu gründen" 3 . Selbst in Orten, die nicht Amtssitz
waren, griffen die Grafen stadtfördernd ein. Der Gertrudismarkt in Diekirch
wird auf Johanns Initiative zurückgeführt, der mit dessen Erlös den Bau der
Stadtmauer durch die Bürger fördern wollte ' 14 . In Grevenmacher wurde der
Wochenmarkt 1358 von Herzog Wenzel I . konzediert, mit der Auflage, die
'o Siehe oben Anm. 84 .
104
LEFEVBRE, Bastogne, S . 193-212 ; demnächst MARGUE, Prümer Klosterbesitz.
pos MGH, DD Heinrich IV ., 144.
'ob
DICOP, Franchise, S . 27 .
Archives nationales, Luxemburg, Conseil provincial, Reg. 1491, fol. 225v-230v; ALTSCHU-
LER, Foires, S . 94f .
' °8 YANTE, Les Juifs, S . 31 .
'o WORTH-PAQUET, Tables chronologiques, PSH 18, Nr. 317 .
"° GROB/VANNERUS, Denombrements, S. 25/719, 63, 117 .
"' REINERS, Kunstdenkmäler, S. 448-452 .
"z NINANE, Structuration paroissiale, S . 95 ; PIROTTE/BERNARD, Durbuy, S . 130, 226f .
"3
TANDEL, Communes IV, S . 228, 348ff.
114
HERR, Freiheit und Verfassung, S. 14