Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

134 M. Pauly
zählte 1343 mindestens vier Webrahmen und durfte sie als einziger Ort außerhalb
der Hauptstadt behalten" . 1348 wurde Fels vom Burg- und Ortsherrn
befreit" . Zur echten Stadtentwicklung kam es trotzdem nicht ; dazu fehlten
dem Kleinadel die Mittel . Mit welchen Zentralfunktionen hätte er auch seine
Burgsiedlungen ausstatten sollen? Diese Kleinformen der adligen Siedlungen
zeigen ihrerseits die Bedeutung der landesherrlichen Förderung für die Stadtwerdung
der von ihnen beherrschten Orte . Der Graf hätte auch kaum die
Entwicklung von Städten höherer Stufe auf dem Boden seiner Vasallen geduldet
.
Die Bedeutung der Fördermaßnahmen der Grafen von Luxemburg für die
städtische Entwicklung geht schließlich a contrario aus der sinkenden Ausstrahlungskraft
der meisten Städte im 15 .-16 . Jahrhundert hervor. Luxemburg
war seit der Mitte des 14 . Jahrhunderts nicht mehr Residenz eines Landesherrn,
auch wenn von der Mitte des 15 . Jahrhunderts an ein Gouverneur und
ein Provinzialrat hier residierten . Dadurch konnte der Schaden, den der Verlust
der politischen Selbständigkeit mit sich brachte, wahrscheinlich in Grenzen
gehalten werden"' . Für die kleinen Städte bedeutete diese Entwicklung
aber eine viel dramatischere Rangminderung : vom zweiten Rang fielen sie
sozusagen ins dritte Glied zurück . Auch wenn rund fünfzehn von ihnen als
»bonnes villes« mehr oder weniger regelmäßig zu den Beratungen der Landstände
hinzugezogen wurden` und damit ihre Rolle als Mittelpunkte einer
Landschaft in politischer Hinsicht unterstrichen wurde, kann am Rückgang
der Stadtqualität von Orten wie Durbuy, Laroche, Virton, Ivoix, die nicht wie
andere bewußt nur als »kleine Städte« oder dörfliche Stadtrechtsorte ä la
Beaumont angelegt waren, in der Frühen Neuzeit trotz fehlender Untersuchungen
kein Zweifel bestehen .
Nachdem die Wichtigkeit der zentralen Funktionen politischer Natur und
landesherrlichen Ursprungs für die Stadtwerdung einer ganzen Reihe von
Orten hervorgestrichen wurde, muß die Frage gestellt werden, ob die Grafen
nicht solche Orte als Amtssitze auswählten, die schon durch andere zentrale
Funktionen städtischen Charakter hatten oder zumindest auf dem Weg zur
Stadtwerdung waren . Und es ist zu untersuchen, inwieweit etwa kommerzielle
oder kirchliche Zentralfunktionen vor der herrschaftlichen Förderung bestanden
oder die Verkehrslage die Städtepolitik beeinflußte .
Die Karte 2 der Marktorte zeigt eindeutig, daß sie nicht mit den Städten
übereinstimmen' 12. Wohl sind in den meisten Städten Jahr- und sogar Wo-
98 HOLBACH/PAULY, »Lützelburger Duch«, S . 94, 106 .
"RIES, Affranchissement ; DASBURG, Abriss, S . 112-113 .
`Zumindest in der Stadt Luxemburg läßt sich kein wirtschaftlicher Einbruch, wohl aber ein
eindeutiger demographischer Rückgang in der zweiten Jahrhunderthälfte feststellen ; vgl. PAU-
LY, Luxemburg 11, Anhang : Tabelle 1 .2 .
'°' DESPY, Villes, bourgades, S . 9f .
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PAULY, Foires.