Entstehung und Entwicklung kleinerer Städte

132 M. Pauly
Remicher Weinmaße seit 1346 im ganzen Hof Remich in Gebrauch waren",
1449 ein Jude namens Moses dort wohnteH, erreichte es um 1500 etwa dieselbe
Zahl von acht Zentralitätsmerkmalen . Doch Remich erhielt erst 1537 einen
Wochenmarkt, nachdem wahrscheinliche, frühere Versuche gescheitert waren,
1544 ein Spital, 1546 eine neue Halle 79 und zählte im letzten Viertel des 15 .
Jahrhunderts zwischen 40 und 60 Feuerstätten $°, während Grevenmacher
rund 100 zählte und in den betreffenden Listen auch im Gegensatz zu Remich
als Stadt betitelt wurde" . Die Förderung der Stadtwerdung durch den Grafen
war wohl auch deswegen in Grevenmacher einfacher, weil er dort alleiniger
Grundherr war, während er in Remich die Grundherrschaft mit Prüm und
Sankt-Maximin teilen mußteg2 .
Für Laroche und Durbuy lassen sich bis 1500 je neun bzw . acht zentrale
Funktionen nachweisen, und doch war Laroche sicher bedeutender als Durbuy,
wie nicht nur die Haushaltszahlen zeigen, sondern auch die regelmäßige
Präsenz der Stadtvertreter von Laroche bei landständischen Versammlungen
im 14 . Jahrhundert 83 . Doch durch den Hof, den Gerhard von Luxemburg, der
jüngere Sohn der Gräfin Ermesinde, in Durbuy führte, ist es quellenmäßig
besser ausgewiesen als Laroche, das aber lange Zeit Zentrum der ausgedehnten
Ardennenpropstei war, bevor es deren Sitz an Bastnach und Marche abgeben
mußte, die auch wirtschaftlich zweifellos günstiger gelegen waren 8 '. Laroche
und Durbuy spielten sicher im 13 . und 14. Jahrhundert eine wichtigere Rolle
als im 15 . Nunmehr übernahm offenbar Marche die führende Rolle im Westen
der Grafschaft . Im 14 . Jahrhundert stieg die Zahl von dessen zentralen
Funktionen von zwei auf sieben und im 15 . Jahrhundert auf elf. 1483 bestand
hier gar eine Schule" und seine Bevölkerung nahm als einer der wenigen Orte
zwischen 1495 und 1501 kräftig zu g6 . Laroche nahm im 15 . Jahrhundert nicht
mehr an Städtetagen teil, wohl aber Marchh g ' .
Krasser noch ist der Gegensatz zwischen Bitburg und Chiny : Beide Orte
kommen um 1500 auf sieben bzw . neun Zentralitätsmerkmale . Doch während
" YANTE, Fonction commerciale, S . 400.
''Ebd ., S. 401 .
'9 Ebd ., S. 400ff.
s° GROB/VANNERUS, Denombrements, S . 18, 58, 129 .
8 ' Ebd ., S . 18, 68, 126 .
az Vgl . MARGUE, Prümer Klosterbesitz .
83 DESPY, Villes, bourgades, S . 10 . Vgl . auch oben zu Anm . 30 .
84 Laroche ist 1205 erstmals als Propsteivorort belegt (WAMPACH, UQB II, 16), während 1299
ein Propst von Laroche und Bastnach erwähnt wird (UQB VI, 755 ; ebenso 1308 und 1318) ; die
Sitzverlegung aus dem alten Grafschaftszentrum Laroche in den aufstrebenden Marktort Bastnach
dürfte auf die Zeit Heinrichs von Bastnach (1285) zurückgehen, der gleichzeitig Erbmeier
in Bastnach und Ardennenpropst war. Ein Siegel der Propstei Bastnach ist erst 1329 belegt . Ab
1343 wird derselbe Propst dann als Propst von Bastnach und Marche bezeichnet, ohne daß der
Auasdruck 'Propst von Laroche' völlig verschwindet (TANDEL, Communes IV, S . 45 ; LE-
FEBVRE, Bastogne, S . 324 ; REICHERT, Raumerfassung, S . 268 ; demnächst MARGUE, Prümer
Klosterbesitz).
85 BOURGUIGNON, Marche, S . 253 .
86 GROB/VANNERUS, Denombrements, S . 86 (100 Haushalte), 157 (140) .
s' DESPY, Villes, Bourgades, S . 10 .